Es geschehen noch Zeichen und Wunder, dachte ich, als die Einladung zum Kunstpilgern kam. Vierzig Stationen auf vier Reiserouten zu den kulturellen Neuentdeckungen Nordrhein-Westfalens: Vier Tage lang sollten wir uns die Fersen blutig laufen. Allein? Nicht zu machen. Ich fragte also Hildi, die schlaue Schildkröte, und Elmar, den gleichmütigen Elefant, ob sie mitpilgern wollten. Sie befreiten die Jesuslatschen vom Staub und willigten ein. Gemeinsam begaben wir uns auf eine Reise ins Diesseits und auf die Suche nach Gott. Mit dabei: Die Göttin Kamadchi im größten Hindutempel auf europäischem Festland, das Viertel der Guten Werke, der Dildo einer Äbtissin, Orakel und begrabene Katzen, die Sieben Todsünden natürlich und ein Fitzelchen Jakobsweg. Das Santiago des Kunstpilgern war die Ausstellung “The Problem of God” im Ständehaus Düsseldorf, nicht nur wegen der kühnen Hochseilakte im Spinnennetz. Eine Tour wie gemacht für angehende Tippelbrüder und Möchtegern-Nomadinnen.
Wer hätte gedacht, dass wir in der Fußgängerpassage von Recklinghausen über unser Pilger-Motto stolpern? Mit Krim ist natürlich nicht die Halbinsel gemeint, um die sich die Ukraine und Russland streiten, sondern das Altstadtquartier mit den verwinkelten Gassen und charmanten Fachwerkhäusern.
Auf dem Weg ins Diesseits: Die Kunstpilgern-Route
- Wegstation 1: Lasterhafte Exponate – “Die Sieben Todsünden” im Kloster Dalheim
- Wegstation 2: “Caritas” im Diözesanmuseum Paderborn ezählt die Geschichte des Helfens
- Wegstation 3: Hildi und Elmar am Ort der Guten (Kunst-)Werke | Bethel in Bielefeld
- Wegstation 4: Götterwelten und Industriecharme | Hindutempel in Hamm
- Wegstation 5: Schmachtlappen im Wallfahrtsort Telgte | RELíGIO-Museum
- Wegstation 6: Elmar und Hildi starren auf Glanz und Wunder | Das Ikonenmuseum Recklinghausen
- Wegstation 7: Aber oder Glaube – Archäologie zum Leben erweckt | LWL-Museum für Archäologie in Herne
- Wegstation 8: The Problem of God | Kunstsammlung NRW im Ständehaus Düsseldorf
Wegstation 1 beim Kunstpilgern: Lasterhafte Exponate – “Die Sieben Todsünden” im Kloster Dalheim
Zusammengekniffene Augen, ein spitzes Kinn, eine Nase, die hinter jeder Ecke Benachteiligung wittert: So sieht er aus, der Neid. Die Bronze-Köpfe der Schweizerin Eva Aeppli zeigen die “Physiognomie der Laster” und bilden den Abschluss der Ausstellung “Die Sieben Todsünden” im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau. Angekommen im Kellergemäuer des Klosters haben Besucher wie Hilmi und Elmar bereits mehr als 1.500 Jahre Kulturgeschichte hinter sich gebracht und sind erstaunt über den Wandel, den die menschlichen Laster vollzogen haben.
All-you-can-eat-Buffets, Schnäppchenjagd oder Selbstinszenierung via Selfie: Die einstigen Todsünden haben längst ihren tödlichen Schrecken verloren und stellen unser Gewissen heute kaum noch auf die Probe. Hildi fielen anfangs nicht einmal alle Sieben Todsünden auf einen Schlag ein. Deshalb zur Erinnerung: Hochmut und Habgier, Wollust und Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit.
Einst tabu, heute salonfähig: “Das Portal der sieben Sünden” zeigt, wie sich einstige Laster heute manifestieren.
Früher lauerte die Versuchung überall. Ständig wurden die Menschen daran erinnert, ihr zu widerstehen. Mönche bekämpften die fiesesten Dämonen in der Wüste, Kirchenväter verfassten Regeln und Gesetze, die die Wurzel allen Übels im Zaum halten sollten. Die mittelalterlichen Schnabelschuhe durften nicht zu lang sein, das Dekoltée nicht zu tief sitzen, die Nase nicht zu hoch getragen werden. Auf die Erfüllung ihrer Wünsche mussten die einfachen Leute warten und zwar lebenslang. Erst im Paradies sollten Verzicht und diesseitige Mühen belohnt werden.
Elmar empfiehlt “Luft ablassen”. Hulk so: “Mach mich nicht wütend, sonst wirst du zum Antistressball!”
Doch auch damals war das Diesseits zu verlockend. Das wohl skurrilste Exponat der Ausstellung stammt aus dem 16. Jahrhundert: der gläserne Dildo einer Äbtissin aus dem Damenstift Herford. Außerdem begegneten Hildi und Elmar wahren Asketen und Abzockern, Wichtigtuern und Geizhälsen, Fresssäcken und Lustmolchen, Neidhammeln und Streithähnen. Immer wieder spannend, wie uns das Laster lockt. Darum überwindet Eure Trägheit und fahrt ins Kloster. Ein Besuch, der sich lohnt und uns immer wieder den Spiegel vorhält.
Vollkasko fürs Jenseits: Elmar zahlt Ablass und kauft sich nach der Beichte von seinen (kleinen) Sünden frei.
Tanz mit der Weltkugel: Der Globus stammt aus dem Führerbau in München. Die Position Deutschlands markiert ein Bajonett-Einstich, vermutlich durch einen alliierten Soldaten. Im Hintergrund tanzt Charlie Chaplin als “Anton Hynkel” mit der Weltkugel im Film “Der große Diktator” (1940).
Bevor Ihr am Ende der Austellung Eure eigenen Gedanken an die Wand heften könnt, sammeln die dreidimensionalen Schautaufeln Fundstücke zu den Lastern des Diesseits.
Wegstation 2 beim Kunstpilgern: “Caritas” im Diözesanmuseum Paderborn ezählt die Geschichte des Helfens
Wenn Ihr nach dem Klosterbesuch genug der Laster gesehen habt, lohnt ein Abstecher auf den Paderborner Markt. Im Diözesanmuseum schildert eine fabelhafte Ausstellung die 2.000 Jahre alte Kulturgeschichte der Nächstenliebe. Eine willkommene Abwechslung fanden Elmar und Hildi.
“Caritas” von Lucas Cranach d. Ä., nach 1536, Leihgabe aus dem Musée national d‘histoire et d‘art, Luxemburg
Prunkvolle – zum Teil noch nie gezeigte – Schätze haben Christiane Ruhmann und ihr Team aus allen Ecken der Welt zusammengetragen: Antike Sarkophage, Wandmalereien aus römischen Katakomben, mittelalterliche Buchmalerei sowie Gemälde von Künstlern wie Raffael, Eugène Delacroix, Ernst Ludwig Kirchner und Käthe Kollwitz.
Empfangen wurden die neugierigen Kunstpilger Hilmi und Elmar vom berühmten Paulusbrief, der für “Glaube, Liebe und Hoffnung” wirbt. Die einzigartige Papyrusabschrift in griechischer Sprache ist beinahe 2.000 Jahre alt, wurde aber zum Glück digitalisiert und kann jetzt mit einer einzigen Berührung des Touchscreens ins Deutsche übersetzt werden. Pure Magie!
Packend auch die zeitgenössischen Fotografien der schwarzen Muttergottes/Mother Africa von Vanessa Beecroft.
Wegstation 3 beim Kunstpilgern: Hildi und Elmar am Ort der Guten (Kunst-)Werke | Bethel in Bielefeld
Die Häuser heißen “Zuversicht”, die Straßen “Missionsweg”, Bibelsprüche zieren die Wände: Seit über 140 Jahren ist Bethel ein Ort, an dem Menschen geholfen wird. Anfangs betreuten gottesfürchtige Schwestern Tausende Kranke in Heimen und Hospitälern. So erfolgreich, dass das karitative Konzept mittlerweile in acht Bundesländer exportiert und Bethel zum größten Arbeitgeber in Bielefeld wurde.
Die Ortschaft ist aber weit mehr als ein Viertel der Nächstenliebe. Bethel betreibt eine eigene Tischlerei, eine Buchbinderei und eine Posaunenwerkstatt, in denen Menschen mit und ohne Behinderung lernen, arbeiten und ihr eigenes Geld verdienen. Mit dem Bethel-Euro gibt es sogar eine Währung, die die Arbeitsplätze vor Ort sichert und das bereits seit 1908. Hildi und Elmar waren zu Gast im Atelier Lydda, in dem 150 Künstler*innen malen, zeichnen und bildhauen. Geht mit Ihnen auf Tauchgang ins Farbenmeer:
Hildi und Elmar trafen den ehemaligen Meisterschüler Michael Möller und durften durch seine Welt fliegen.
Wegstation 4 beim Kunstpilgern: Götterwelten und Industriecharme
10 Uhr morgens, Gewerbegebiet Hamm-Uentrop: Vor der Kulisse des Kohlekraftwerks käme wohl niemand auf die Idee, an Göttliches zu denken. Von weitem erinnert unser nächstes Etappenziel mit seinen weiß-roten Längsstreifen und dem angrenzenden Parkplatz eher an eine Pommesbude. Weit gefehlt! Das quietschbunte Portal, das zum Himmel aufragt, thront auf Europas zweitgrößtem Hindutempel. Den hätten Hildi und Elmar nicht zwischen Autobahn und Datteln-Hamm-Kanal vermutet. Wie wir pilgern einmal im Jahr 20.000 Hindus aus ganz Europa nach Westfalen, um im Sri Kamadchi Ampal Tempel die Puja, eine Andacht, zu halten.
Sie verehren hier die Göttin Sri Kamadchi Ampal, die Göttin mit den “Augen der Liebe”. Der Tempelgöttin huldigen die Gläubigen in der Mitte des komplett gefliesten Raumes, allerdings dürfen sich der Statue nur Priester nähern. Während der Weihungen wird sie gewaschen, angekleidet und ausgiebig besungen. Elmar war allerdings besonders hingerissen von einem Artverwandten, dem naschhaften Elefantengott Ganesha. Der Herr der Hindernisse hat wie andere Gottheiten auch einen Schrein im bonbonbunten Tempel.
Um mehr über den Hindutempel im Gewerbegebiet zu erfahren, empfehlen wir die angebotene Führung.
Hildi bekam im Hindutempel ihr erstes Bindi auf die Stirn. Die Region zwischen den Augenbrauen gilt im hinduistischen Glauben als sechstes Chakra und Sitz des geheimen Wissens.
Wegstation 5 beim Kunstpilgern: Schmachtlappen im Wallfahrtsort Telgte
Bevor wir uns selbst auf die Socken machten, um dem Jakobsweg folgend die 12 Kilometer nach Münster zu laufen, erkundeten wir den Wallfahrtsort Telgte. Ein waschechter Pilgermagnet. Zu Tausenden kommen die Gläubigen jedes Jahr aus Osnabrück, dem Umland und sogar aus dem fernen Frankreich, um den beschaulichen Ort und die Marienkapelle zu besuchen. Vor der Skulptur der sitzenden Maria mit dem toten Jesu im Arm enden die berühmten Telgter Wallfahrten. Vermutlich vergessen die Pilger vor dem Gnadenbild die eigenen Schmerzen. Hildi und Elmar wurden jedenfalls ganz ehrfürchtig.
Hildi und Elmar nagen wie es sich für echte Pilger gehört am (Telgter) Hungertuch. Der so genannte „Smachtlappen“ von 1623 verhüllte früher zur Fastenzeit den Altar
Fasten für die Augen: Das muss man im Westfälischen Museum für religiöse Kunst-RELíGIO zum Glück nicht. Hier gibt es nicht nur Schmachtlappen und regionale Glaubenslandschaften. Der Tisch der Religionen offenbart, wie facettenreich die Menschen in Nordrhein-Westfalen – als dem mithin zuwanderungsstärksten Bundesland- glauben.
Museumsleiter Dr. Thomas Ostendorf adelte das Tagebuch von Elmar und Hildi mit einem echten Pilgerstempel. Von nun an führt kein Weg vorbei an Santiago de Compostela!
Geh-Sünder pilgern: Das “Diesseits”-Team auf dem Weg von Telgte nach Münster. 12 Kilometer vorbei an Feldern und Wäldern. Die reinste Wohltat! Hildi und Elmar bummeln wie immer hinterher.
Wegstation 6: Elmar und Hildi starren auf Glanz und Gloria | Das Ikonenmuseum Recklinghausen
In Recklinghausen badeten Elmar und Hildi in einem Meer aus Farben und Gold. Das Ikonen-Museum versammelt die bedeutendsten Schätze orthodoxer Kunst außerhalb der orthodoxen Welt. Von Museumsleiterin Dr. Eva Haustein-Bartsch haben wir gelernt, dass Ikonen sogar Wunder vollbringen können. Und die, die tatsächlich schon einmal Wunder vollbrachten “abrakadabra”, wurden dann kopiert und kopiert und kopiert…
Kein Wunder: Hildi und Elmar warten und waaaaaarten und …
Wegstation 7: Aber oder Glaube – Archäologie zum Leben erweckt
Nur noch eine Woche, dann ist der Spuk vorbei. In der Nacht zwischen Halloween und Allerheiligen: passender könnte die extrem sehenswerte Sonderausstellung “Aberglaube” im Museum für Archäologie | Herne nicht enden. Darum sputet Euch und begegnet Alchemie und Hausdrachen, “waschechten” Reliquien, Totenritualen, Orakelonkel und Handtaschen in Hexen, äh verflucht, Hexen in Handtaschen natürlich.
Die 200 Arbeiten der Kölner Künstlerinnen Ines Braun und Iris Stephan treffen auf oft Jahrtausende alte archäologische Funde (für die wir leider keine Fotoerlaubnis bekamen). Olle Knochen neu zusammengewürfelt, klingt nach Orakel, beschreibt aber treffend das Konzept der Ausstellung.
Antike Suchmaschine: Der Orakelpriester wartet auf (leicht-) gläubige Kundschaft. Die hat hoffentlich nicht nur Ungewissheiten im Gepäck sondern auch gleich die passenden Antworten. Denn der Orakelfrosch hat schon lange ausgequakt. Iris Stephan, 2012
Opus alchemicum, Installation von Ines Braun. Die Alchemie gilt als Vorläufer moderner Chemie und Arzneimittelkunde. Alchemisten erforschten die Wandelbarkeit der Elemente und ebneten den Weg zu moderner Labortechnik – mit höchst obskuren Methoden, meinen wir heute. Allerdings verfolgten Alchemisten hehre Ziele, suchten sie doch nach dem ultimativen Allheilmittel. Jedenfalls immer dann, wenn sie nicht beim Versuch scheiterten, Blei in Gold zu transformieren.
Aberglaube muss bekanntlich immer dann herhalten, wenn wir uns etwas nicht erklären können. Wissenschaft oder Hokuspokus, Dichtung oder Wahrheit, Ritual oder Reflexion: Iris Stephan und Ines Braun lassen die Grenzen verschwimmen und Fragen aufsteigen. Am Ende dachten Elmar und Hildi jedenfalls: Aberglaube ist vielleicht Unsinn, hilft aber sehr. Zumindest dann, wenn wir nach Halt suchen und Orientierung brauchen.
Furchterregend? Ein Hausdrache im Vogelkäfig: Elmar lässt sich davon nicht bange machen, sagt kurz “Grüß Gott” und rückt die Häkeldecke zurecht. Iris Stephan 2014
Heute machen wir uns Gedanken statt Abendmahl? “Das letzte Abendmahl” von Iris Stephan, 2010
Eine Frage des Glaubens: Echter Kreuznagel
Hexensabbat, Besenritte und Flugsalbe aus Säuglingshaut (igitt!): Hexen warf man den Pakt mit dem Teufel vor. Die aufgeschnittenen Handtaschen erzählen die Geschichten von Mädchen und Frauen, deren Privatleben an die Öffentlichkeit gezerrt wurde, bevor sie nach langer Folter auf dem Scheiterhaufen verbrannten. In Memoriam: Zum Gedenken an die Opfer von Hexenprozessen. Definitiv unser Lieblingsstück.
Was kommt nach dem Tod? Das Paradies, das Nirwana, die ewigen Jagdgründe? Die Jenseitsmaschine findet die Antwort. Sie empfängt über ein Mikro Stimmen von der anderen Seite, verarbeitet diese wertvollen Informationen und spuckt Unmengen an Daten aus. Der schlaue Fuchs daneben hilft bei der Auswertung. Falls das Projekt scheitert, können wir ja immer noch googlen.
Dämon aus der Grube: “Das Haupt des Zerberus” von Ines Braun (im Hintergrund), 2005. Der Höllenhund bewacht laut griechischer Mythologie den Eingang zur Unterwelt, damit kein Toter herauskommt und kein Lebender eindringt. Sonst verlöre die Jenseits ja jede Berechtigung.
Nach Hause telefonieren: Elmar und Hildi zapfen die Leitung nach ganz oben an. Iris Stephan, 2014.
Am Ende der Ausstellung entscheidet Ihr selbst, ob sie Euch eine Spende wert ist. Was danach noch passieren soll, verrät zur Not der Pechkeks im Museumsshop. Bloß keinen Spaß beim Knuspern, Pechvögel und Glückspilze!
Wegstation 8: The Problem of God | Kunstsammlung NRW im Ständehaus Düsseldorf
Schwindelfrei solltet Ihr sein, falls Ihr das Ständehaus besucht. Über der Piazza des K21 schwebt in mehr als 25 Meter Höhe die riesige Rauminstallation in orbit des Künstlers Tomás Saraceno. Ein Netz aus Stahl mit luftgefüllten Kugeln, das in drei Ebenen unter die lichtdurchflutete Glaskuppel gespannt ist.
Seit vielen Jahren studiert der argentinische Künstler die Netzbautechnik unterschiedlicher Spinnenarten und hat seine Erkenntnisse zusammen mit Ingenieuren, Architekten und Biologen in dieser aufwendigen Konstruktion begehbar gemacht. Hildi und Elmar tasteten sich wie (ungeübte) Spinnen auf dem schwingenden Netz voran, bevor sie die Angst vor dem Abgrund überwanden. Selten hat ein Museumsbesuch so gefetzt!
Good vibrations: Die vernetzte Welt in orbit von Tomás Saraceno lehrt Hasenfüße das Fürchten und Mutige den butterfly effect. Kleine Bewegungen schaukeln sich zu großem Spaß auf!
Elmar und Hildi sind von den Socken: Bevor sie Saracenos Stahlkonstruktion unter der riesigen Glaskuppel erklimmen, müssen sie die Hosentaschen leeren, in Overalls schlüpfen und robuste Schuhe anziehen. Nervenkitzel pur!
Schwebende Gallaxien: Parallel zu in orbit zeigt die Kunstsammlung einen lebenden Modellversuch von Tomás Saraceno. Zur Vorbereitung seiner spektakulären Netzkonstruktion unter der Kuppel des Ständehauses setzte Saraceno verschiedene Spinnenarten nacheinander in Vitrinen und beobachtete ihre filigranen Bauarbeiten. Seid gewarnt: Haltet genug Abstand von den Spinnentieren, sonst ist Euch das Museumspersonal am Ende spinnefeind.
Gott auf der Spur: Die Ausstellung The Problem of God verzichtet auf Lösungen
Gleich über der Treppe zum ersten Teil der Schau hängt eine imposante Glocke, die immer zur vollen Stunde “schlägt”. Glockengeläut ertönt allerdings nicht, denn die Glocke kommt ganz ohne Schlegel aus. Wie in der Installation „For Whom“ des belgischen Künstlers Kris Martin ruft im Ständehaus nichts zum Gebet. Gott sei Dank!
Hildis Lieblingsstück: Das groteske Video “Looking for Jesus” von Katarzyna Kozyra. In der Heiligen Stadt interviewt die polnische Künstlerin Menschen, die sich für Jesus oder andere wiedergeborene Heilande halten. Das Jerusalem-Syndrom gibt es wirklich. Jährlich sind etwa 100 Menschen – Touristen und Einheimische gleichermaßen- von dieser psychischen Störung betroffen.
Ein totgeborenes Fohlen: „Lost III“ heißt die (ausgestopfte) Skulptur der Belgierin Berlinde De Bruyckere, die Hildi und Elmar gar nicht gruselig fanden. Kuratorin Isabelle Malz (im Hintergrund) scheut nicht zurück vor provokanten Themen. Die Auseinandersetzung mit unseren Ängsten, das Spiel mit Tabus und Symbolen macht die Ausstellung “The Problem of God” deshalb so extrem spannend und zeitnah.
Boris Mikhailov, Case History – Requiem, 1997 – 1998. Ende der 90er Jahre ließ der Fotokünstler Obdachlose in der Ukraine Szenen nachstellen, die von Krankheit, Armut und Elend künden und zugleich an den Leidensweg Christi erinnern.
Hildi und Elmar sagen “Herzlichen Dank” an alle beteiligten Museen für die tollen Führungen, an die reizende Türmerin Martje Salje, die direkt vom Lambertiturm bloggt und natürlich tutet, an Iris Stephan, Ines Braun und Frau Pingel, an die Schwestern vom Haus Emmaus, an Familie Kröger vom gleichnamigen Ferienhof, an Tourismus NRW und Kulturkenner, besonders an Paul und Jens, für die tolle Planung. Ausführliche Infos über alle übrigen #kunstpilgern-Routen findet ihr hier.