Lanzarote war bisher von meinen Erinnerungen an einen Urlaub mit meinen Eltern als kleines Mädchen geprägt. Umso gespannter war ich auf all die Naturschönheiten, die es höchstens noch als blasses Abbild in meinem Kopf gab.
Als ich beim Hinflug die verschiedenen Abstufungen der grauen Haare in den Sitzreihen vor mir betrachtete und feststellte, dass ich den Altersschnitt um Jahrzehnte verfehlte, befielen mich schlimmste Befürchtungen. Als nach der Landung tatsächlich geklatscht wurde, stellten sich mir die Nackenhaare auf, war das nicht in den 90ern ausgestorben? Nein, es gibt ihn noch, den deutschen Pauschalurlauber mit Goldkettchen und weißen Socken, die Ehefrau mit blauem Lidschatten und kurzer blondierter Dauerwelle. Ich bin beinahe beeindruckt. Traditionell bleibt der deutsche Pauschaltourist aber anscheinend auch entweder am Hotelpool oder wird in Busladungen an den Hot Spots der Insel ausgeschüttet, so dass er mir in den kommenden Tagen eher selten begegnet.
Lanzarote Reisetipps: Arrecife – back to the 90s
Unser Hotel befindet sich in Arrecife, was zwar Hauptstadt der Insel ist, vom Tourismus allerdings relativ unberührt. Zu großen Teilen ist Arrecife einfach „eine Stadt“, in der die Anwohner sich kennen und jeder ruhig und entspannt seiner Wege geht. Nichts ist besonders aufregend, es gibt keine hippen Shops oder Cafés, am Samstag gibt es einen Markt vor der Kirche und unabhängig von Uhrzeit oder Wochentag ist der „El Charco“, eine Salzwasser-Lagune, the place to be, sei es für einen guten Kaffee oder alles, was kulinarisch über ein Sandwich am Strand hinausgeht. Abends trifft sich hier tatsächlich „jung und alt“ und an der Promenade finden erste Dates statt, während die Altherrenrunde über Politik debattiert. Es mag sich wie ein Klischee anhören, und es hat sich auch wahnsinnig aus der Zeit gefallen angefühlt, gleichzeitig aber auch sehr entspannt und echt.
Die Meerwasserlagune “El Charco” in Arrecife bei Tag…
…und bei Nacht. Und auch am Strand von Arrecife tobt das Leben.
Lanzarote Reisetipps: Naturschönheiten noch und nöcher
So beeindruckend das unhippe Stadtleben von Arrecife auch ist, noch beeindruckender sind die Landschaften, die man auf einer Vulkaninsel wie Lanzarote findet. Dass es hier schwarze Strände gibt – der berühmteste liegt südlich des Fischerdorfes „El Golfo“ und ist Teil eines versunkenen Vulkankraters – wusste ich, auch von den Feuerbergen hatte ich gehört. Dass diese kargen Mond- und Berglandschaften allerdings so große Teile der Insel bedecken und ich über Kilometer hinweg von schwarzem oder rotem Sand und Gestein umgeben sein würde, war mir nicht bewusst. Teilweise türmen sich die Gesteinsbrocken meterhoch links und rechts am Straßenrand oder bilden imposante Steilküsten. Die Vulkankrater auf Lanzarote sind lange erloschen, aber die Erzählungen über die Veränderungen der Insel bei jedem Ausbruch im Laufe der Jahrhunderte und wie sich die Küste teilweise um mehrere hundert Meter verschoben oder das Land um einige Höhenmeter verändert hat, lässt mich nicht unbeeindruckt zurück.
Lava bedeckte große Teile der Insel und formte imposante Küsten und die Lagune “El Golfo”
Lanzarote Reisetipps: Respekt vor der Natur in Lanzarote
Beinahe hätte ich geschrieben „im Einklang mit der Natur“, was auch richtig wäre, jedoch empfand ich auf Lanzarote in erster Linie Respekt der Einwohner gegenüber ihrer Insel. Die Naturgewalten werden zwar stolz präsentiert, aber gleichzeitig wird auch wahnsinnig darauf geachtet, dass sorglose Touristen ihr den gleichen Respekt zollen und möglichst keine Zerstörung anrichten können.
Die Feuerberge in Lanzarote („Montañas del Fuego“) können zum Beispiel nicht auf eigene Faust befahren werden, sondern nur in geführten Bustouren. Und was mich erst ein wenig nervte, sorgt, wie mir recht schnell klar wurde, dafür, dass die Feuerberge in ihrer ursprünglichen Schönheit erhalten bleiben. Auf den geführten Touren ist es sogar untersagt den Bus zu verlassen. Natürlich ist dies das Resultat von Jahren, in denen weniger respektvolle „Entdecker“ in Wüsten und auf Hügeln herumkletterten, Steine abbrachen und Pflanzen zertrampelten. So sehr mich Touribusse auch gruseln, so sehr hat mich die Fahrt durch die engen Serpentinen der Feuerberge beglückt. Mit rauem, ungehübschtem Charme und Einsamkeit kriegt man mich aber auch immer wieder!
Die “Montañas del Fuego” in ihrer Farbenpracht und Weite
Eine Mischung aus Demut, Freiheit und Freude.
Lanzarote Reisetipps: Feuer, Erde, Wind und Wasser
Lanzarote ist eine Insel der Elemente. Aus dem Feuer geboren, heutzutage über Kilometer von staubiger Erde und Asche bedeckt, von den rauen Passatwinden gepeitscht und vom wilden Atlantik umgeben, ist die ganze Insel von herber Schönheit und strahlt eine wahnsinnige Ursprünglichkeit aus. Sofort fühle ich mich mit der Erde verbunden und verliere meine innere Rastlosigkeit, wenn ich auf die wüstenartigen Sandflächen auf „La Graciosa“ blicke oder durch den feinen Sprühnebel hindurch den Surfern am Strand von Famara zusehe, wie sie sich vor den dunklen Klippen durch die gischtgeschmückten Wellen kämpfen. Beide Kulissen könnte ich mir schweigend und einsam stundenlang ansehen und würde statt Langeweile einfach nur Zufriedenheit empfinden.
Lanzarote Reisetipps: César Manrique – Visionär & „Kultur-Diktator“
Dass Lanzarote seine Ursprünglichkeit und Rauheit nicht verloren hat, dass aus der imposanten Kanareninsel nicht schon längst ein Touri-Paradies, sprich eine überlaufene Betonhölle geworden ist, verdankt sie zu nicht unbeträchtlichen Teilen einem ihrer exzentrischsten Kinder: César Manrique.
Seiner Zeit und den Gepflogenheiten der Ära weit voraus, war er nicht nur ein Künstler, der die Insel mit Skulpturen versah und Bilder für wohlhabende internationale Kunden anfertigte, sondern auch diverse Gesetze forderte und durchsetzte, die man rückblickend als visionär bezeichnen kann.
Manrique hatte nicht nur gestalterische Gesetze im Sinn (alle Häuser mussten weiß gestrichen sein, kein Haus durfte mehr als zwei Stockwerke haben), sondern war auch Pionier des Ecotourismus. In der Produktion von Wein und anderen Gütern, setzte er auf Qualität und Zeit, anstelle von Quantität und Profit. Sein Ziel war es Lanzarote zu einem der schönsten Orte der Welt zu machen. Bis heute gibt es auf Lanzarotes Straßen keine Werbeplakate. Lanzarote verlieh Manrique posthum den Titel „bevorzugter Sohn“ der Insel und verpflichtete sich seinen Ideen weiter zu folgen.
Mein Fazit über Lanzarote:
Lanzarote hat mich überrascht. Mit Langsamkeit und Unaufgeregtheit, mit Bewohnern, die ihre Insel lieben ohne einen angeberischen Stolz zu entwickeln, mit dieser unfassbaren Schönheit der Natur, die vielleicht sowohl Einwohner als auch Besucher ein wenig Demut lehrt.
Übrigens gibt es auf Lanzarote keinen wirklichen Winter, wer also irgendwann in ein paar Monaten genug von der dunklen Jahreszeit in Deutschland hat, dem lege ich Lanzarote wärmstens ans Herz.
Top 5 Lanzarote Highlights:
Lanzarote Reisetipps: 1. La Graciosa / die Anmutige
In „Orzola“ im Norden Lanzarotes nimmt man die Fähre und erreicht in knapp 30 Minuten das kleine Fischerdorf „Caleta de Sebo“ auf La Graciosa, eigentlich das einzige richtige Dorf der „Anmutigen“. Knapp 600 Menschen bewohnen die Insel, auf der man sich am besten per Jeep über die staubigen Schotterpisten bewegt. An den Nordstrand, den Playa de las Conchas gelangt man alternativ auch mit dem Mountainbike, was dank besagtem Schotter, Staub und dezentem Wind einfacher klingt als es ist. Persönlich mag ich staubumwirbelte und eher wacklige und unbequeme Jeeptouren sehr gerne und als am Ende der Fahrt türkisblaues Meer, wilde Wellen und windgegärbte Fischer auf schwarzen Lavasteinen auf mich warteten, war ich bereits in die Anmutige verliebt.
Dass auf der anderen Seite der Insel ein rotgelber Vulkan, blaue Lagunen und menschenleere wüstenähnliche Strände auf mich warten, wusste ich da noch gar nicht.
La Graciosa sieht manchmal aus als wäre man in der Karibik…
…oder auf dem roten Kontinent.
Lanzarote Reisetipps: 2. Timanfaya / Feuerberge „Montañas del Fuego“
Weiter oben habe ich ja schon ausführlich über die Imposanz der Steinberge und -hügel berichtet. Die Ruhe, die sie ausstrahlen und die ungewohnten Farbkontraste, die ich auf Lanzarote so oft sehen durfte, haben mich einfach sofort in ihren Bann gezogen. Eine Magie, die keinen Filter braucht und die kein Foto widergeben kann. Ihr müsst also selbst hinfahren. :)
Schattenspiele auf dem Sand und Wasser-Experimente auf dem Berg
Ach ja, Dromedare gibt es auch auf Lanzarote
Lanzarote Reisetipps: 3. „Surferstown“ Famara
Auch in Famara ist es ein Gefühl, das vorherrscht: die Ehrfurcht vor Gewalt und Schönheit der Elemente. Die schwarzen, wolkenverhangenen Klippen, das aufgewirbelte Meer mit den gischtschäumenden Wellen und der Wassernebel, der dank tosendem Wind meterhoch über allem hängt… schön und wild, sicherlich, aber das richtige Wort fehlt mir auch hier.
Dutzende Surfer, die sich durch das aufgepeitschte Meer kämpfen und ihre Spiegelung im glatten feuchten Strand während die Ebbe einherzieht… im Dorf unterhalten sich Hausfrauen beim Aufhängen der Wäsche über die schmale Straße hinweg, während ein Fischer einsam an seinem Boot werkelt.
In das Raue, die Gischt und die Wolken auf Famara habe ich mich besonders verliebt.
Lanzarote Reisetipps: 4. Konzertsaal Jameos del Agua
Eigentlich handelt es sich bei Jameos del Agua um ein Restaurant, welches in eine Steinhöhle gebaut wurde. Ja, das ist an sich schon beeindruckend, schön und besonders, allerdings gab es einen Ort, der mich besonders berührt hat: den Konzertsaal. Komplett im Inneren der Höhle, geht es hier Richtung Bühne immer tiefer ins Gestein. Kurz habe ich in einer der begehbaren hinteren Reihen Platz genommen und wurde sofort vom Frieden dieses Ortes gefangen genommen. Mein einziger Gedanke war „würde ich hier wohnen, wäre dies mein Schlafzimmer“, völlig absurd, ich weiß, aber die innere Ruhe, die ich dort empfunden habe, war überwältigend. Dabei war es nicht einmal völlig still, es lief eine leise akustische Gitarrenmelodie. Durch die Akustik in der Höhle wirkte das jedoch eher wie aus einer anderen Welt oder als würde die Musik nur in meinem Kopf existieren.
Ja, ja, ich weiß, ich und meine Magie. Aber trotzdem: Magie. Schon wieder.
Die Akustik beim Konzert + die absolute Stille sind hier ähnlich beeindruckend.
Lanzarote Reisetipps: 5. Fahrradtour an der Küste entlang
Insgesamt gibt es fast 400km Fahrradrouten auf der Insel. Während einige hügelige Strecken selbst für trainierte Biker eine Herausforderung sind, Serpentinen und Passatwinde inklusive, eignet sich der Küstenstreifen hervorragend für Einsamkeitsradler wie mich. Vorbei an Ortschaften, Trimm-Dich-Pfaden und dem Flughafen (inklusive einem astreinen Aussichtspunkt direkt in der Einflugschneise und dieser inklusive Sensationstouristen mit Picknickdecke und Fernglas), geht es kilometerlang die Küste entlang. Zugegeben in meinem Fall mit etwa 80% der Strecke gegen den Wind, was zwar meinem meckernden Sprunggelenk nicht so gefiel, dem Kopf zum Abschalten dafür aber umso mehr.
Fischerdörfer und viel Gegenwind, aber auch eine Menge Glück.
Dieser Post ist in Zusammenarbeit zu den Lanzarote Reisetipps mit Turismo Lanzarote entstanden.
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Text und Fotos: Laura Droße
10 comments
Finde deinen Post richtig super :) Und die Bilder erst! Je mehr ich deinen Blog durchschaue, desto mehr Orte muss ich noch besuchen :)
Danke liebe Anni!
Ja, es gibt so viele Orte, die wahnsinnig unterschätzt werden.
Und irgendwie wird die Liste an Orten, die man noch sehen will niemals kürzer :)
Die Insel hat eine super faszinierende Landschaft!
Faszinierend ist das richtige Wort. Und total intensiv mit dem Wind und der brennenden Sonne.
Einfach noch echte Natur und die Elemente!
Toller Beitrag,macht Lust auf nochmal Lanzarote..auf La Graciosa kann man auch bis zu einer Woche campen. Man muss sich aber vorher bei der Naturschutzbehörde anmelden. Die Seite gibts auch auf Deutsch. Kann ich nur empfehlen, jedenfalls für Low Budget Reisende und ruhesuchende Naturverliebte ein Muss !
Danke für den Tipp!