Ich habe schon so einige Freunde an das sagenumwobene „neue Berlin“ verloren, deswegen wurde es Zeit, dass ich mir Hypezig endlich mal mit eigenen Augen anschaue. Der Butjer und ich haben ein Wochenende in der sächsischen Stadt verbracht, in der klassische Kultur, eine große alternative Szene, die Architektur des Barocks, des Jugendstils und der Vor- und Nachkriegsmoderne koexistieren.
Ich muss euch vorab sagen, dass ich mir Leipzig ganz anders vorgestellt habe. Meine Freunde, die in Leipzig studieren, haben mir von dem bunten Leben dort berichtet. Deswegen war ich doch etwas von dem teilweise kargen Stadtbild geschockt. Dazu möchte ich ganz kurz erklären, wie Leipzig und besonders die Bevölkerung sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.
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Leipzig mit Kind – Leere Straßen, leere Häuser
Kilometerlang bin ich mit Kinderwagen durch Leipziger Straßen gelaufen, vorbei an belebten Straßen und Cafés, aber auch an zerfallenden Häusern und verdreckten Ecken. Ich habe mich in der Tristesse stellenweise zerrissen gefühlt. Klar, es gibt diese grandiosen Straßen voller schöner Altbauten, aber es prägt eben auch sehr viel Leerstand und Zerstörung das Stadtbild. Diese Leere und die Unbelebtheit hat ihren Ursprung in den stark schwankenden Einwohnerzahlen. Um 1930 lebten in Leipzig etwas mehr als 700.000 Einwohner, Mitte 1990 kam es zum historischen Tiefstand der Einwohnerzahlen. Zu der Zeit lebten weniger als 440.000 Menschen hier.
Inzwischen wächst Leipzig schnell: Zwischen 2012 und 2014 war es die am stärksten wachsende Großstadt Deutschlands, 2005 wurde die Halbe-Million-Einwohner-Grenze wieder geknackt. Aber auch kämpft Leipzig darum, weiter zu wachsen. Denn der Wohnraum für mehr als 700.000 Menschen ist da und wartet nur darauf, noch mehr Leben in die Stadt zu bringen.
Dass in Leipzig nicht an jeder Ecke das Leben tobt, weckte für mich den besonderen Ehrgeiz, die schönsten Plätze zu finden. Hier kommen meine Highlights für ein Wochenende in Leipzig mit Kind:
Leipzig mit Kind: Entspannen im Clara-Zetkin-Park
Quasi im Stadtzentrum von Leipzig befindet sich der wunderschöne Clara-Zetkin-Park. Direkt nach der Ankunft in Leipzig war das unser erster Anlaufpunkt – und mit der Idee, dort einen entspannten, sonnigen Nachmittag zu verbringen waren wir nicht die einzigen. Im Clara-Zetkin-Park tobt das Leben – junge Leute, Familien, Radfahrer und einfach alle, die raus wollen, treffen sich hier auf den grünen Wiesen unter schattenspendenden Bäumen. Westlich neben dem Park verläuft das Elster-Flutbett und auch im Park gibt es den Inselteich, einen kleinen See, auf dem man mit Kind super Enten beobachten kann.
Für Muttis mit kleinen Babys gibt es nicht enden wollende, verschlungene Spazierwege. Ich habe wirklich einige Mütter-Gruppen gesehen, die Kinderwagen-schiebend durch den Park gelaufen sind. Für größere Kinder gibt es jede Menge Spielplätze und auch einen kleinen Schnullerbaum.
Für alle, die nicht wissen, was das ist: Die Idee des Schnullerbaums stammt ursprünglich aus Dänemark. Das ist ein Baum, an den die Kinder ihren Schnuller abgeben können, um sich leichter von ihm lösen zu können. Eine genaue Karte des Clara-Zetkin-Park mit allen Infos wie Standorte der Toiletten, Lage der Spielplätze etc. findet ihr hier: Karte vom Clara-Zetkin-Park
Leipzig mit Kind: Hummus in der “Beach Bar”
Nach unserem Besuch im Park waren wir auf der Suche nach ein wenig Schatten und einem guten Café, in dem man es auch mit Kind eine gute Weile aushalten kann. So sind wir durch Leipzigs Straßen geschlendert und haben die Augen offen gehalten. Wir wurden belohnt!
Die Hummus Bar Akko hat einen mega coolen Hinterhof, der mit Sand aufgeschüttet wurde und neben dem normalen Gartenmobiliar findet sich hier sogar eine Hollywoodschaukel. Wir haben den Kurzen in den Sand gesetzt, eine Portion Hummus bestellt und es uns gut gehen lassen. Bei den Leipzigern ist die Akko Hummus Bar scheinbar abends beliebter, denn nachmittags bei bestem Wetter waren wir die einzige und hatten somit einen riesigen Sandkasten für uns allein. Der Hummus Teller war wirklich lecker und reicht locker für zwei Personen plus ein snackwilliges Kind.
Hummus Bar Akko | Walter-Heinze-Straße 3, 04229 Leipzig | AKKO Hummus Bar bei Facebook
Leipzig mit Kind: Kaffee bei Jimmy
Das Café Jimmy Orpheus ist wirklich perfekt für das (doch manchmal anstrengende) Kaffee trinken mit Kind. Abgesehen von der Auswahl der Speisen gibt es hier nämlich auch Spielsachen, Malzeug und Bücher zum Angucken für die Kleinsten. Auf den Tisch kommt, was schmeckt: Mittagstisch mit Suppen und Quiche, verschiedene Suppen, frisch gepresste Säfte, hausgemachte Limonade und so viel mehr. Das Publikum ist recht gemischt, was ich immer super angenehm finde. Wir hatten Gemüse-Suppe mit Kartoffeln, Kürbis und Brokkoli, eine Quiche, die hausgemachte Limo und alles hat wunderbar geschmeckt.
Auch cool: Direkt gegenüber befindet sich ein Spielzeugladen. Vor der Tür steht ein Pustefix-Bär, der bei gutem Wetter alle (kleinen) Gäste des Cafés mit Seifenblasen beglückt.
Leipzig mit Kind: Die Karli
Ein Besuch der Karl-Liebknecht-Straße, von den Einwohnern liebevoll Karli genannt, gehört zum Standardprogramm in Leipzig. Hier reihen sich Restaurants, Cafés und Bars aneinander wie wohl sonst nirgendwo in Leipzig. Klar, dass es gerade deswegen auch viele junge und lebensfrohe Leute herzieht. Hier ist endlich mal was los auf den Straßen! Die Leute sitzen mit Kind und Kegel draußen in den Cafés und lassen es sich gut gehen. Herrlich!
Besonderes Highlight und auch Kulturdenkmal von Leipzig ist die Löffelfamilie. Die Leuchtreklame vom VEB Feinkost Leipzig wurde 1993 zum Kulturdenkmal erklärt und seitdem schon zweimal saniert. Die Familie ist tagsüber vielleicht nicht ganz so spektakulär, aber sobald es dunkel wird, löffeln alle Familienmitglieder artig ihre Suppe – immer und immer wieder. Der Name „Löffelfamilie“ ist inzwischen sogar markenrechtlich geschützt und ein Verein kümmert sich um die Instandhaltung der löffelnden Familie. Hier seht ihr die löffelnde Familie in voller Action: Löffelfamilie in Leipzig
FEINKOST LEIPZIG
Einen Katzensprung von der Löffelfamilie entfernt, findet ihr in einem Hinterhof das Gelände der Feinkost Leipzig. Feinkost Leipzig ist ein Gewerbehof, in dem viele Läden ihr Zuhause gefunden haben und der sich ständig weiterentwickelt.
Shoppen bei Mrs. Hippie
Richtig cool fand ich den Klamottenladen Mrs. Hippie – die Klamotten sind bunt und so einzigartig. Wirklich mal ein alternativer Klamottenladen! Mrs. Hippie produziert in ihrer eigenen Manufaktur Anziehsachen, die dann unter drei verschiedenen Labels im Laden verkauft werden. Es gibt auch zwei grüne Labels: The Green Potatoes und Adrett & Grün. Mrs. Hippie ist ein Direktverkäufer, das bedeutet, dass sie die Dinge, die sie produzieren lassen, direkt in den Laden holen bzw. dann unter den Standorten aufteilen. Es gibt keinen Zwischenhändler. Sie stehen zwar nicht unter dem Gütesiegel „fair“, aber sie stehen für die faire Lebenseinstellung, lassen ihre Sachen in Europa produzieren, beziehen ihre Mitarbeiter ein und, und, und … Die Atmosphäre dort ist wirklich etwas ganz Besonderes. Ihr Muttis da draußen solltet unbedingt vorbeischauen!
Wo? Karl- Liebknecht- Straße 36, 04107 Leipzig
Kinderbuchladen Serifee
Wunderschön illustrierte Bücher für Kinder von 0 bis 14 Jahren gibt es im Kinderbuchladen Serifee. Pappbücher, Bilderbücher,Vorlesebücher, Märchen und viele mehr könnt ihr hier entdecken, darin stöbern und sie mit nach Hause nehmen. Es finden auch unterschiedliche Veranstaltungen wie Lesungen und Theatervorführungen dort statt: Veranstaltungen Kinderbuchladen Serifee
Auf dem Feinkost Gelände gibt es auch verschiedene coole Events wie z.B. einen Streetfood Market am 26. August 2017 oder den beliebten Feinkostflohmarkt, bei dem Privatpersonen ihre Trödel an den Mann bringen wollen. Hier gibt’s die Termine: Feinkostflohmarkt Termine 2017
Leipzig mit Kind: Östliches Prenzlauer Berg
Ein bisschen mehr Großstadt-Vibes findet man auch in der Karl-Heine-Straße. Hier gibt es einige coole Möglichkeiten, einen schönen Nachmittag mit Kind zu verbringen.
Programmkino Cineding
Abends ein Anlaufpunkt für alle Cineasten – das Kino Cineding. Aber dass das Kino auch Vorstellungen für Kinder und Jugendliche anbietet ist vielen gar nicht klar. Tagsüber bespielt der „Filmklub Kassablanka“ das Kino und zeigt Kinderfilm-Klassiker wie „Amy und die Wildgänse“, „Janosch“ oder „Krabat“. Hier geht’s zum aktuellen Programm: Kinderprogramm Filmclub Kassablanka
Neben dem Kino findet ihr auf der Karl-Heine-Straße noch Restaurants, Cafés, eine sehr beliebte Eisdiele (Die Schlange ging bis auf die Straße!) und Bio- und Gemüseläden. Ich fand es schön, hier herumzuschlendern, da eindeutig mehr Familien auf den Straßen sind als in anderen Stadtteilen Leipzigs.
Leipzig mit Kind: Mein Übernachtungstipp
Richtig gut gefallen hat mir unsere Unterbringung – das arcona Hotel BACH14 in Leipzig. Hier haben wir zwei Nächte geschlafen und fanden es traumhaft schön. Das Hotel liegt mitten in der Innenstadt von Leipzig, aber im ruhigen Teil des denkmalgeschützten Thomaskirchhof. Von außen ist das Hotel mit der Weinwirtschaft schon ein absoluter Hingucker. Perfekt auch, dass die Weinwirtschaft direkt im Hause ist – gerade wenn man mit Kind reist. So habe ich abends einfach das Babyfon im Zimmer aktiviert, bin noch auf ein Getränk hinunter gegangen und haben den Blick auf die Thomaskirche und die Bach-Statue genossen, die hier tagtäglich für so viele Selfies mit Touristen herhalten muss.
Nur einer von Hunderten
Das Babyfon müsst ihr ins BACH14 zwar selbst mitbringen oder per App auf dem Handy bzw. Tablet haben, aber für Kinderstühle und Babybetten ist im Hotel gesorgt. Das Frühstück war super lecker und das Personal total kinderlieb, trotz herumrasendem Butjer. Die Zimmer sind auch sehr gemütlich, wir hatten eins mit Blick auf den Thomaskirchhof und trotzdem war es relativ ruhig, auch tagsüber. Thematisch greift das BACH14, wie der Name ja schon sagt, die Verbindung von Bach zu Leipzig auf – so findet man an den Wänden in jedem Zimmer ein anderes Musikstück von Bach.
Was ich auch cool fand: Hier wird Wert gelegt auf Nachhaltigkeit. In der Dusche und auf dem Waschbecken stehen fairtrade Seifen und im Willkommensflyer steht, dass man an der Rezeption gerne mitteilen kann, dass die Handtücher nicht jeden Tag gewechselt werden müssen, um Energie zu sparen. Wir haben uns hier wirklich richtig wohl gefühlt wie ihr auf diesem Beweisfoto unschwer erkennen könnt …
Leipzig mit Kind: Ideen für eine längere Reise
Ich habe mir vorab ein paar Tipps von Leipzigern geholt, was mit Leipzig noch so unternehmen kann. Leider hatten wir nicht so viel Zeit, aber ich möchte sie euch nicht vorenthalten:
- Zoo: Der Leipziger Zoo ist eine richtige Besonderheit in Europa. Gerade mit älteren Kindern kommt man um einen Besuch eigentlich gar nicht herum, wenn man in Leipzig ist. Besonders das Gondwanaland soll toll sein!
- Seen: Im Leipziger Umland gibt es relativ viele Badeseen, die im Sommer zu kleinen Ausflügen einladen. Wenn ihr mit dem Auto hinfahrt wäre z.B. der Cospudener See eine Idee.
- Wildpark: Der Wildpark ist eine gute und kostenlose Alternative zum Zoo. Hier gibt es eine Haustierfarm mit Pferden, Kühen, Schweinen und Hühnern, ansonsten sieht man dort auch Hirsche, Elche und Wildschweine.
- Indoor Spielplatz: Wenn es regnet und das Kind knartschig ist, macht ein Indoor Spielplatz manchmal Sinn. In der Südvorstadt gibt es KawiKids, hier gibt es auch Kaffee für müde Mütter.
- Café Yellow: Dieses Café wurde mir empfohlen. Es gibt eine große Spielecke für Kinder. Adresse: Steinstraße 18
Leipzig mit Kind … oder doch lieber ohne?
Ich muss abschließend sagen, dass ich Leipzig zwar schön, aber mit Kind auch wirklich sehr anstrengend fand. Klar, eine Städtereise ist immer eine besondere Herausforderung, auch wenn man allein reist, aber in Leipzig liegt halt nichts nah beieinander, es sind sehr weite Wege. Außerdem hat mich diese ganze „Rohheit“ der Stadt, der Zerfall und das alles ein wenig abgeschreckt und auch teilweise die Einwohner.
Mein Kurzer ist grad in einer so herzlichen und offenen Phase, winkt und lächelt so viele Menschen an und irgendwie standen die Leipziger dem nicht so freundlich gegenüber. Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen hier so ziemlich ihr eigenes Ding machen und ein großes harmonisches, freundliches Miteinander habe ich nur an einigen wenigen Ecken in der Stadt gefunden. Ich würde für einen Trip mit Kind vielleicht lieber eine andere Stadt auswählen und lieber noch einmal alleine herkommen, um die riesige Kunst- und Galerieszene, das Nachtleben und all diese Dinge in Leipzig zu entdecken, für die dieses Mal keine Zeit war.
Mehr Foto von meiner Reise nach Leipzig mit Kind:
Total entspannt im BACH14
Leipzigs Kargheit
Von den vollbeschmierten Häuserfronten Berlin wirklich nicht unähnlich
Im Clara Zetkin Park
Paddler im Clara Zetkin Park
Im Jimmy Orpheus
Fairtrade Seife im Hotel
Im Innenhof vom Feinkost Areal
:-)
Gemüsehändler auf der Karl-Heine-Straße
Leipziger Neubauten
Entspannte Atmosphäre in der Karl-Heine-Straße
Sommerkarte vom Jimmy Orpheus
Leipzigs Kinderstadtplan:
Im Innenhof von Feinkost & Mrs.Hippie
Im Park
Abendhimmel über Leipsch
Mein Lieblingsfotospot: Speedy Corner Kiosk
Vielen Dank an das arcona Hotel BACH14 für die Unterstützung.
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