Gibt es eigentlich ein Thema auf dieser Welt, über das noch mehr Ratgeber geschrieben wurden als über die Liebe? Über Beziehungen, Dating und den ganzen anderen Kram, der dazu gehört? Gebe ich beispielsweise bei Amazon den Suchbegriff „Ratgeber Beziehung“ ein, so erhalte ich fast 10.000 Treffer. Vielversprechende Titel leuchten mir entgegen, die ankündigen, mich zu einer Beziehungsexpertin oder aber zu einer besseren Liebhaberin zu machen. Ein solches Überangebot an Büchern muss es doch einfach jedem schwer machen sich zu entscheiden, welches Exemplar nun bestellt werden soll. Deswegen hier mein Tipp für eine genauso schnelle wie leichte Entscheidung: Gar keins!!! Denn wie soll ein anderer Mensch für dich entscheiden, wie du dein Glück in der Liebe findest?! Wir alle sind einzigartig – und das ist ja auch gut so!
Kaum etwas nervt mich mehr als das Befolgen vermeintlicher Dating-Regeln. Was soll dieser grandiose Mist? Man versucht Menschen glauben zu machen, dass es einheitliche Verhaltensstrategien gibt, die für alle passen, Regeln an die man sich einfach halten muss und schon klappt es perfekt mit den Männern und Frauen. Nehmen wir doch zum Beispiel die „Drei-Tage-Regel“. Ich weiß nicht wie lange sie schon existiert oder woher sie ursprünglich stammt. Doch irgendwie muss dieser Mythos ja entstanden sein, der besagt, dass es unschicklich, uncool, geradezu anbiedernd ist, sich vor dem Ablauf von drei Tagen nach einem Treffen zu melden. Und lange habe ich gedacht, dass nur wir Frauen solche Blödsinns-Regeln befolgen, doch dann musste ich feststellen, dass man sie auch den Männern mittlerweile eingeimpft hat. So erzählte mir z.B. ein Ex-Freund, dass er sich immer nach genau drei Tagen bei Frauen meldet – alles andere wäre zu früh, oder eben zu spät. Ein anderer sagte, dass er am Wochenende grundsätzlich keine Mails von Frauen beantwortet um wichtiger und beschäftigter zu wirken. Und als Krönung belauschte ich neulich ein Gespräch in der U-Bahn zwischen zwei ca. 16-jährigen Jungs, in dem der eine seinem Freund gehörig den Kopf gewaschen hat, weil dieser einem Mädchen immer sofort antwortete: „Ey Mann, schreib der nicht immer sofort zurück, Digger! Wie uncool!“ Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte lautstark protestiert.
Uncool ist es nämlich vielmehr, sich uninteressierter zu geben als man ist, irgendwelche Spielchen zu spielen, sich zu verstellen. Bei 16-Jährigen kann ich das vielleicht noch ein Stück weit verstehen, meinetwegen auch noch mit 20, aber mit fortschreitendem Alter scheint sich da ja mittlerweile auch nichts mehr zu ändern – das merke ich immer wieder.
Männlein wie Weiblein, glauben anscheinend weiterhin an das, was sie in all den vermeintlich schlauen Büchern gelesen oder von ihren Freunden gehört haben. Sie meinen, dass sie nur mit den richtigen IchMachMichRar-Strategien interessant sein können, ganz nach dem Motto: „Willst du gelten, mach dich selten“. So geht man nach den ersten Treffen meist auseinander ohne auch nur annähernd zu ahnen, wie die andere Person über das Treffen und einen selbst denkt, ob es ein Wiedersehen geben wird oder auch zwei. Die Zeit des Wartens und der Unsicherheit beginnt. Und mit ihr das permanente Starren auf das Handy oder den Computerbildschirm in der Hoffnung DIE erlösende Nachricht zu erhalten.
Wie leicht wäre es doch, sich einfach zu sagen ob man ein zweites Treffen will (oder eben auch nicht), dieses vielleicht sogar direkt zu vereinbaren, ein Telefonat für den kommenden Abend zu verabreden oder zumindest einen Facebook-Chat. Aber nein, Mann (oft auch Frau) gibt sich geheimnisvoll, lässt alles offen. Und häufig sind nicht nur die ersten Treffen von derartigem Verhalten geprägt, sondern es geht immer so weiter. Männer, habt ihr solche Angst vor ein bisschen Verbindlichkeit? Und mit Verbindlichkeit meine ich nicht die drei Hs, Hausbau, Heirat und Hund, denn die will ich ja selbst nicht. Mit Verbindlichkeit meine ich einfach das Abmachen und Einhalten von Terminen, sowie Antworten auf Nachrichten, die noch einigermaßen als „zeitnah“ durchgehen.
Und hört auf mit den Spielchen, über die ihr denkt, dass sie euch so unnahbar, cool und mysteriös wirken lassen. Ich habe diese Dating-Spiele fast 15 Jahre lang mitgespielt, bis ich mich ausgeklinkt und beschlossen habe, diesen Quatsch nicht mehr mitzumachen. Mir sind einfach meine Zeit und meine Energie zu schade, um diese mit Warten und mehrstündigen „Männer-Interpretations-Telefonaten“ zu verschwenden. Ich will keinen mysteriösen Mann, der mal einen Tag präsent ist, um dann eine Woche lang wieder in der (meldefreien) Versenkung zu verschwinden, sondern einfach einen, der ehrlich und verlässlich ist. Ach, und dass sich Handys nicht in Transformatoren verwandeln können, das weiß ich auch. Das war nämlich die beste Ausrede, die ein Mann bezüglich mehrtägigem Nicht-Meldens jemals gebracht hat, noch vor „Das Leben pflegt sich nicht von alleine“ und „Ich habe mein Handy verloren“.
Text & Fotos: Katharina Perlbach
1 Kommentar
Das habt ihr lieben Frauen uns doch so eingeimpft, dieses Verhalten. Wir spiegeln euch nur und eure unnahbarkeit.
Ich lasse mich jedenfalls von keiner Frau mehr verlassen oder abweisen.
Eher weise ich zuerst ab.
Und so lange gibt es Freunde, Sport und videospiele.
Cheers