„Dein Leben hätte ich gerne“. Ein Satz, den ich immer wieder höre. Ein Satz, über den ich viel nachdenke. Ein Satz, der von vielen einfach so in den Raum geworfen wird. Doch wissen sie, was es wirklich heißt, so ein Leben zu führen wie ich es tue?
Bevor ich anfange näher darauf einzugehen, möchte ich erst einmal ganz klar sagen – ich liebe mein Leben. Ich habe es mit ausgesucht und genau so wollte ich es. Mit allen Vorteilen und auch Nachteilen. Was? Mein Leben hat Nachteile? Ich mache doch nur 365 Tage Urlaub im Jahr und bin ständig an den schönsten Orten dieser Welt. Ja, aber man kann eben nicht alles im Leben haben und was der Preis ist, so viel zu verreisen und so ein Leben zu führen, das möchte ich euch heute mal zeigen.
1. Man kann nicht alles haben im Leben – Ich lebe in einer anderen Welt
Wie bestimmt schon jedem aufgefallen ist, ich führe kein „normales“ Leben, wie ungefähr 80% der Menschheit. Ich habe keinen festen 9 to 5 Job und ich sehe meine Wohnung so oft im Jahr, wie andere den Strand. Ich bin ein digitaler Halbnomade. Wenn ich Wifi und Strom habe, kann ich von überall aus auf der Welt arbeiten. Wenn mich Leute fragen, was ich beruflich mache, komme ich jedoch ins Stocken. Ich bin Autorin? Ich bin Moderatorin? Ich bin Kamerafrau und Cutterin? Arbeite im Marketing und als Social Media Managerin und habe eben meinen Blog. Das hört sich alle sehr verwirrend an und das ist es auch. Noch mehr, wenn die Frage aufkommt, wie ich mein Geld verdiene, denn das passiert in 10 unterschiedlichen Wegen. Ich glaube, ich konnte noch nie wirklich gut erklären, was ich beruflich mache. Mein gegenüber schaut mich danach meistens noch verwirrter an als vorher und beendet die Diskussion mit einem „Aha“. Aber ich glaube auch meine Familie, Freunde und meine Eltern verstehen mein Leben und meinen Beruf nicht so wirklich. Ich schreibe da was im Internet und bin meistens nicht da und wenn ich sie besuche, dann schaue ich meistens in meinen kleinen, flimmernden Kasten namens Smartphone und ich habe Angst, dass sie denken ich will nicht mit ihnen reden. Aber genau das ist eben mein Job. Ich bin frei, ich kann sie jeder Zeit und auch länger als ein Wochenende besuchen, aber ich muss eben in mein Handy schauen. Ich muss Mails beantworten, Sachen schreiben, posten und korrigieren und eben online sein. Klar könnte ich auch sagen ich schalte jetzt mal drei Tage mein Handy aus, aber das wäre dann im Nachhinein, wenn ich mein Handy wieder anschalte, der pure Stress, weil ich eine vierstellige Anzahl an Mails in meinem Postfach hätte. Und ich mag es ja auch. Ich bin gerne online, ich teile gerne, ich schaue gerne, was auf Facebook und Co abgeht, doch merke ich oft, dass es auf Unverständnis trifft, dass es Menschen irgendwie persönlich nehmen, wenn ich eben immer online bin und das da so eine Kluft entsteht, weil ich eben nicht Lehrerin oder Ärztin bin, sondern was ganz eigenes, was ich mir eigentlich selbst so zusammengebaut habe.
2. Man kann nicht alles haben im Leben – Kennt ihr mich noch?
Ich war letzte Woche in Ibiza, mit all den Mädels, die ich noch von der Schule kenne. Wir alle haben zusammen Abi gemacht und treffen uns mindestens 2 Mal im Jahr. Es war eine wunderschöne Woche, wir haben uns super verstanden und waren alle ganz stolz, dass wir es geschafft haben diese Woche alle zusammen nach Ibiza zu kommen. Doch irgendwie hat es mich auch traurig gemacht, weil ich eben nicht mehr schaffe, als diese zwei Treffen im Jahr. Ich bin die schlechteste Telefoniererin auf diesem Planeten, noch schaffe ich es wenigsten einmal im Monat eine Mail zu schicken, oder kurz bei Whats App zu schreiben. Es macht mich traurig, dass ich viele Sachen einfach vergesse oder vernachlässige, weil ich einfach nicht da bin. Deswegen muss ich mir auch ganz ehrlich eingestehen, dass ich zwar gute Freunde habe, ihnen aber oft nicht so nahe stehe, wie ich es mir wünschen würde. Es gibt niemanden, denn ich 2 bis 3 Mal die Woche sehe. Meistens bin ich schon stolz, wenn ich meine guten Freunde in Berlin einmal im Monat sehe. Neben dem Reisen kommen eben noch all die Networkingveranstaltungen dazu, die so viel Zeit beanspruchen, aber eben super wichtig für mich sind. Ich habe mir oft vorgenommen, das zu ändern. Jeden Tag eine Person anzurufen, bei der ich mich sonst nicht melde. Doch ganz ehrlich, ich glaube sie würden ziemlich erschrecken, wenn ich plötzlich am anderen Ende des Hörers bin. Es ist normal geworden, dass man mich eben selten sieht und hört. Einerseits traurig, aber auch andererseits toll, dass mich eben meine Freunde so nehmen, wie ich bin.
3. Man kann nicht alles haben im Leben – Sorry, ich bin nicht da
Sorry, ich bin nicht da, ein Satz, der mich mittlerweile schon selber ab und zu ankotzt, denn ich bin immer nicht da, wenn ich mal erwünscht oder gebraucht werde. Ich habe schon bei unzähligen Geburtstagen und Hochzeiten und Familienfeiern absagen müssen, weil ich eben nicht da war. Weil da irgendein guter Job am Ende der Welt auf mich gewartet hat, den ich natürlich auch angenommen habe, weil man ja nie weiß, wie es weiter läuft. Ein großer Nachteil des Selbstständig sein ist eben die Angst, dass man nicht weiß, wie die Auftragslage in ein paar Monaten aussieht. Deswegen nimmt man alles an und scheißt eben mal drauf, dass man den Geburtstag, die Hochzeit oder die Familienfeier verpasst. Richtig schlimm wird das Gefühl des „immer nicht da seins“ jedoch erst, wenn schlimme Sachen passieren. Wenn Menschen in diesem Moment deinen Trost, dein offenes Ohr oder deine Schulter bräuchten und du bist nicht da. Das macht mich oft ziemlich fertig.
4. Man kann nicht alles haben im Leben – Routine, was ist das?
Manchmal wünschte ich mir, dass ich ein Hobby hätte. Das fällt jedoch irgendwie total flach, wenn man sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Manchmal wünschte ich mir, dass ich ein bisschen mehr Routine in meinem Leben hätte. Das ich wüsste, dass sich jeden Dienstagabend zum Yoga gehe. Dass ich wüsste, dass ich jeden Sonntag zum Kaffee und Kuchen verabredet bin. Ich würde mir ein bisschen mehr Routine wünschen, weil ich manchmal, das muss ich ganz ehrlich sagen, ein bisschen verloren in meiner eigenen Welt bin. Ich lebe manchmal ohne Zeit und Raum, weiß nicht welcher Monat ist und in welchem Land ich gerade aufgewacht bin. Ich liebe das gleichzeitig, weil es jeden Tag ein neues Abenteuer gibt, doch da ich ständig unterwegs bin, muss ich die Tage, die ich in Berlin bin eigentlich dazu nutzen um zu Arbeiten und deswegen gibt es keinen Samstag, keinen Sonntag und kein Wochenende. Wenn andere zum See fahren, dann bearbeite ich Videos und Fotos. Schreibe Texte und plane neue Reisen. Selbstständig, dass setzt sich aus selbst und ständig zusammen und so sieht mein Leben auch gerade aus. Wenn ich reise, bin ich im Endorphinenrausch, wenn ich zu Hause bin, am Arbeiten. Doch mittlerweile merke ich, dass mir ein bisschen Ruhe und Routine auch nicht schlecht tun würden.
5. Man kann nicht alles haben im Leben – Du bekommst alles in den Arsch geschoben
Man kann nicht alles im Leben haben. Man kann nicht die Welt bereisen und seine Routine haben, nicht ständig unterwegs und für alle da sein. Man kann nicht ein Traumleben führen und davon ausgehen, dass es nicht Leute gibt, die schlecht über einen reden und neidisch sind. Doch das passiert leider oft, wenn die Leute mein Leben eben nicht verstehen. Wenn sie nicht wissen, dass ich weder einen reichen Mann habe, noch ein fettes Erbe, sondern mir dass alles selber erarbeitet habe. Wenn sie nicht wissen, dass eben auch ein Traumleben seine Nachteile hat. Deswegen wollte ich einmal ganz offen und ehrlich aussprechen, wie die Sache ist. Ich hoffe der Artikel kam nicht so rüber, als würde ich mich beschweren oder jammern. Ich wollte eben nur mal die Seite zeigen, die keiner sieht. Ich liebe mein Leben, ich habe es mir so ausgesucht und ich weiß auch, dass wenn ich irgendwann unglücklich mit diesem Lebensmodell bin, ich es jederzeit ändern kann. Was nämlich viele vergessen – jeder hat sein Leben selber in der Hand und kann es jederzeit ändern. Man kann nicht alles im Leben haben, doch man kann sich aussuchen, was man am liebsten möchte.