Ich nehme meinen Geldbeutel, die Schlüssel, die neben der Tür auf dem Fensterbrett liegen und verlasse den Raum. Es ist ein morgentliches Frückstücks-Ritual. Ich gehe zum Kiosk um die Ecke um einen Automatenkaffee im Plastikbecher zu kaufen. Petra steht in der Küche und bereitet das Frühstück vor. Sie deckt den Tisch mit einem kleinen Teller, einem Messer und einem Löffel für den Joghurt, toastet das Vollkornbrot, schneidet Tomaten in Fetzen und Paprika in Streifen, drapiert alles liebevoll auf einem Holzbrett mit dem Käse und der Butter. Wenn ich wieder kommt steht schon alles bereit. Wir essen jeden Morgen das Gleiche. Ich mag das. Besonders mag ich das Holzbrett. Es erinnert mich an meine Kindheit. Für besondere Anlässe hat meine Mutter die gleichen runden Holzbretter mit der Einkerbung am Rand aus dem Eichenschrank geholt. Es kam nicht oft vor. Ich beobachtete, wie sie mit ihrer flachen Hand über jedes Brett einmal drüber streichte um eine dünne Staubschicht zu entfernen. Beim Essen saßen wir in unserem Esszimmer. Das gibt es so nicht mehr.
Wir saßen an einem ovalen Tisch mit einer weißen Tischdecke und aßen saure Gurken, frisches Brot, Radischen, Butterkäse und Eingelegten. Damals war ich noch kein Vegetarier. Damals wusste ich auch noch nicht, dass Rotgelegter geronnenes Blut mit Fleischstücken darin ist. Damals wusste ich soviel nicht. Oft wünsche ich mich zurück in diese Zeit. Den Zustand des nicht-wissen. Petra beißt in ihr Käsebrot und wischt sich einen Krümmel von der Backe. Ich mag ihre Art zu essen. Ich mag es jede Minute mit ihr zu verbringen aber trotzdem für mich allein zu sein. Die längste Zeit waren wir getrennt, als sie auf die Toilette musste und ich mir eine Tasche bei Mango gekauft habe. Wie es sein wird, wenn sie morgen plötzlich nicht mehr da ist? Ich weiß es nicht.