Es gibt Tage, an denen ich unfassbar schlechte Laune habe. Das sind Tage an denen ich das Haus am besten nicht verlassen sollte. Gestern noch himmelhochjauchzend und heute zu Tode betrübt. Warum? Verdammt nochmal warum? Ich sitze hier auf meiner Lieblingsinsel mit meinem Lieblingsmenschen und blase Trübsal. Die Nacht war schon scheisse. Ich habe irre viel Blödsinn geträumt und der Wecker hat mich aus dem Schlaf gerissen. Ich bin müde. Na ja, eben so müde, wie man sich nach 10 Stunden Schlaf fühlen kann. Erschlagen müde. Ja, ich fühle mich wie erschlagen. Mein Geist leicht vernebelt, den Blick nicht scharf und ein dumpfes Gefühl im Körper. Normalerweise mach ich dann weiter im Tagesablauf, versuche nicht zu böse zu meinen Mitmenschen zu sein und hoffe, dass drei Tassen Kaffee die Müdigkeit vertreiben. Heute setze ich mich mal hin und gebe der schlechten Laune meine Aufmerksamkeit. Ich schenke ihr Zeit, das höchste Gut, das ich besitze, und frage mich mit aufrichtigem Interesse: Was ist los mit mir? Was macht mir schlechte Laune? Was hat mir heute schlechte Laune gemacht?
Es war die Hektik am Morgen, über die ich mich geärgert habe, denn ich hätte einfach früher aufstehen sollen. Meine Kontaktlinse war einfach verschwunden und ich habe Paul verdächtig und ihn das auch spüren lassen. Meine Osmo Kamera hat rumgezickt und wenn ich mir etwas wünsche, dann wenigstens, dass technische Geräte funktionieren. Und schlechte Laune macht mir auch, dass ich Juist irgendwann wieder verlassen muss.
Doch am meisten regt mich auf, dass mich solche Sachen aufregen. Ich will die schlechte Laune gar nicht zulassen, weil es keinen Grund gibt, weil ich der glücklichste Mensch der Welt sein sollte, was ich auch sehr oft bin, aber manchmal eben auch nicht. So viele Male habe ich schon versucht dagegen anzutreten und der schlechten Laune meine Fäuste gezeigt. Doch vielleicht sollte ich mich einfach mal Ohrfeigen lassen? Ich versuche mich im Leben an zwei Regeln zu halten:
Wenn dich etwas aufregt dann…
- ändere es, wenn du es ändern kannst oder
- akzeptiere es.
Ich kann diese Tage nicht ändern. Je mehr ich es versuche, desto schlimmer wird es. Vielleicht würde es mir besser gehen, wenn ich es akzeptiere und mich gut behandle anstatt mich selbst dafür zu hassen. Es ist nicht nur schlechte Laune, es ist auch eine große Portion Traurigkeit an diesen Tagen dabei. „Melancholie, fick dich ins Knie“, singt Gisbert zu Knyphausen, doch irgendwie funktioniert das nicht immer. Vielleicht probiere ich es lieber mal so aus, wie Victor Hugo es sieht: „Melancholie ist das Vergnügen traurig zu sein. Ich akzeptiere die schlechte Laune, ich lade sie auf eine Tasse Tee ein und führe mit ihr ein gutes Gespräch. Ich gebe ihr einen Sinn. Wenn etwas einen Sinn hat, dann ist es auch berechtigt. Sie lässt mich fühlen. Hinterfragen. Reflektieren. Nachdenken. Ich will mich doch immer lebendig fühlen und dann gehört das eben dazu. Wie der Sommer seinen Winter hat, der Tag die Nacht und die Ebbe ihre Flut, so gehört die Melancholie zur Fröhlichkeit.“
Und morgen, morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Wie meine Woche sonst war, zeige ich euch jeden Samstag auf meiner Lilies Diary Facebook Seite und jeden Sonntag in meinem Gedankenpost.
3 Kommentare
Ach ich kenn das so gut mit der schlechten Laune aus dem Nichts, das nervt so dermaßen!
Was für ein schöner Post. Genau so ist es. Wenn man die miese Laune akzeptiert, ist sie schon halb wieder weg. „Meine“ Insel ist übrigens Baltrum, da möchte ich viel häufiger sein, als ich es bin. Aber von Schweden aus ist das eben ein ziemlicher Ritt. Und teuer dazu. Liebe Grüße nach Juist (schöne Fotos übrigens)!
Hi Christine,
Ohje, ich kenne diese Tage auch sehr gut…leider…
Eine ganze Zeit lang habe ich mich auch immer über die schlechte Laune aufgeregt und mich gefragt was das soll. Vor allem weil ich auch das Gefühl hatte, dass nur ich solche melancholischen Tage habe. Es tut also gut zu lesen, dass es auch dir und anderen manchmal so geht ;)
Und es tut auch gut, daran erinnert zu werden, dass man solche schlechten Tage einfach akzeptieren muss und das Beste daraus machen sollte. Sollte ich mich immer wieder daran erinnern… ;)
Jedenfalls, Danke für den schönen Post!
Liebe Grüße,
Maike