Festivals sind beinahe so etwas wie kleine Städte auf Zeit, in denen die meisten leben um den Sommer zu zelebrieren, ihre liebsten Bands zu sehen, mit Freunden eine geile Zeit zu haben… so jung kommen wir nicht mehr zusammen.
Warsteiner hat mich dieses Jahr auf das Melt! eingeladen und ein wenig Coachella-Atmosphäre mitgebracht: So gab es im Warsteiner Backstage DJ-Sets direkt am Zeltplatz, Schwarzlicht-Neon-Paintings und goldene Tattoos von Streetartist “El Bocho” und einen Photo-Booth für ewige Erinnerungen ans Melt. Bei schwülen 35° war mein Highlight allerdings die Open Air Dusche, die wohl auch über drei Tage die am meisten besuchte Bühne des Festivals war :)
DJ-Sets direkt am Zeltplatz
Open Air Abkühlung bei 35° und ein wenig Liebe beim Warten auf’s Bier
Für Euch habe ich meine schönsten Momente auf dem Melt notiert, diesem Festival, das irgendwie alles mögliche durcheinander mischt. Das waren natürlich auch Bands und Konzertmomente, aber auch kleine zwischenmenschliche Anekdoten und die Gedanken, die manche dieser Momente auslösten.
Vom Miteinander:
Das Melt! ist nicht Metalfestival, ist nicht Rockfestival oder Electroveranstaltung. Das Melt ist die Sammlung von verschiedenen Musikstilen, von aktuellem hot shit, von Bands, die seit 20 Jahren existieren und sich für die Treue bedanken, von noch unbekannten Bands, die vielleicht in ein paar Jahren an Ihre Anfänge zurückdenken und sich dann ans Melt! erinnern werden.
Zeltplatz Romantik
Abendsonne auf Ferropolis
Auf dem Melt! treffen sich Fans all dieser und anderer Musikstile und sie kommen von überall. Erstaunlich viele Holländer, beinahe noch erstaunlicher viele Amerikaner – was für ein weiter Weg für ein Festival, wo sie doch Burning Man und Coachella vor der Tür haben -, Engländer, Spanier, Australier, geeint durch einen Grundkonsens, so schien es mir: dem völligen Fehlen von Schubladendenken, die Neugier auf Neues (Musik wie andere Menschen) und eine wahnsinnige Entspanntheit jedem seinen Bereich und seinen Geschmack zu lassen.
Bei all der Vielfalt eines meiner Highlights: London Grammar!
Von eben diesem Neuen:
So finde auch ich mich wieder wie ich Neues ausprobiere. Die Eisenungetüme gen Nachthimmel sitze ich auf Betonstufen und blicke völlig fasziniert ins Gemini-Zelt, wo sich die Massen ekstatisch zu Drum & Base bewegen. Und so sehr mir diese Musik fremd ist, so gut kann ich in diesem Moment nachempfinden wie man sich in ihr verlieren kann, spüre ich die Atmosphäre, die erhitzte Stimmung aus dem Zelt zu mir herüberschwappen und merke wie mein Kopf und meine Füße mit der Musik mitgehen.
Eisenstadt bei Nacht
Drum+Base auf der Gemini-Stage
Von bedingungslosem Optimismus:
Und inmitten dieses -man könnte es ebenso absurd nennen- Durcheinander aus Menschen, die sich wie Ameisen auf kleinstem Raum zappelnd versammeln, Boxen, die sich mit verschiedenster Musik gegenseitig übertönen, so dass man in stillen Momenten vor der Mainstage plötzlich Bassgewaber vom Nachbarzelt hört, das alles für drei Tage als Kulmulation aus einem Jahr Musikgeschichte, bevor Ferropolis wieder in Stille versinkt und die Ameisen in alle Richtungen entschwinden… inmitten dieses Durcheinander, das so wunderbar funktioniert und in dem alle sich so glücklich und sorglos und hippiesk frei fühlen, empfinde ich nichts absurder als dass sich in allen Ecken und Enden der Welt Menschen gegenseitig die Köpfe einschlagen und um erdachte Grenzen und Besitztümer streiten. Ganz banal und naiv ausgedrückt: Wenn alle wollten, verdammt, könnte doch alles so einfach sein. (natürlich ist an dieser Stelle kein Platz für eine umfassende Behandlung der menschlichen Psyche und Analyse warum was in dieser Welt schief läuft und wie die Lösung aussehen könnte, aber ja, ich bin ein wahnsinniger Optimist und ich glaube daran, dass alles eine Frage des Willens ist. Und der Infragestellung von Besitz und Egoismus. Aber das ist wirklich eine Diskussion für wann anders.)
Ganz viel Peace & Happiness
Ach ja, und Hasenohren. Und sagte ich schon Glitzer?
Von der Ruhe:
In aller Frühe (neben Schneewitchen) aufzuwachen, aus dem Fenster den Sonnenaufgang über den Zelten und Baumwipfeln zu beobachten, den Tau in den Grashalmen spüren als ich halb verschlafen meinen Morgenkaffee hole. Den Gestalten begegnen, die jetzt erst den letzten Tag beenden, während ich den neuen Tag begrüße und über allem diese unglaubliche Ruhe und die Gewissheit, dass diese Welt noch sein wird, wenn sich der Mensch schon lange von ihr verabschiedet hat.
Guten Morgen Melt!. Guten Morgen Welt.
Und vom Sturm:
Wenn dann plötzlich dunkle Wolken aufziehen, es windig wird, die schwüle Hitze in einem Regen- und Hagelschauer mündet, der Pavillons und Zelte durch die Luft wirbelt und unter Wasser setzt. Im Auto sicher und trocken dem Konzert der Hagelkörner lauschen und die Schönheit der Unberechenbarkeit entdecken. Sich im Anschluss über Menschen freuen, die die Verteidigung Ihrer Zelte gegenüber dem Wetter feiern anstatt in typischer deutscher Mentalität zu fluchen. Und die Hagelkörner sammeln um ihren nächsten Drink zu kühlen…
Warten auf den Sturm – und dann Genießen
Ach ja, und von der Zeit:
So meta, wie ich hier schon unterwegs bin, ist auch noch Zeit für die Zeit.
Und so waren zwei der besten Momente des Melt diejenigen, die Vergangenheit und Jetzt zusammen brachten. Neben einem geliebten Menschen aus der Vergangenheit stehen, der jetzt nur noch fern zum eigenen Leben gehört, aber diesen Moment teilen und wissen, dass aller Gram der Vergangenheit tatsächlich vergangen ist. Eine der liebsten Bands der Jugend hören, all die Erinnerungen vor dem inneren Auge sehen und zu wissen, dass man selbst kein „Fan bis aufs Blut“ mehr ist, sich aber über die Hardcore-Fans freuen, die jede Zeile mitbrüllen, die man selbst längst vergessen hat. Und in all dem Trubel und dem Lärm genau ein Gefühl zu empfinden. Dankbarkeit in genau diesem Moment genau hier zu sein.
Meta auf’m Melt! – Jetzt und hier ist’s schon ganz schön ok
Abendsonne + Begegnungen aus der Vergangenheit
Tocotronic – und die Euphorie der Fanliebe
In diesem Sinne, danke MELT!, es war mir eine Ehre und ein inneres Kirschenpflücken.
Adieu, Disco. Adieu, MELT.
Danke Warsteiner für die Einladung.
Text und Fotos: Laura Droße
1 Kommentar
Ich flame nur ungern Fehler, aber es heißt Drum´n´Bass. :)