Memphis ist eine Stadt, die ich bisher nur aus Filmen wie „Die Firma“ oder „Cast Away“ kannte. Die wenigen Filmszenen und meine Unwissenheit formten in meinem Kopf ein Bild von einer Stadt nach dem Prototypen „amerikanische Großstadt“, mit vielen Wolkenkratzern und hektischem Verkehr.
Doch schon nach wenigen Minuten in Memphis stelle ich meinen Trugschluss fest. Memphis ist eine Stadt mit einem so angenehm leichten Flair, den man eigentlich nur so beschreiben kann: Es liegt Musik in der Luft. Was es auch tatsächlich tut, denn Memphis gilt als Home of the Blues and the Birthplace of Rock ‘n’ Roll. Auch wenn ihr euch eher nicht mit Musik auskennt oder euch kaum für Blues, Soul und Rock ‘n’ Roll interessiert – nach einem Besuch in Memphis tut ihr es.
Die Stadt hat mir Musik ein ganzes Stück näher gebracht. Und dabei geht es weniger um die Fakten, sondern eher um die Leidenschaft, die dahinter steckt. Und um einen ganz besonderen Spirit, der die Stadt am Mississippi umhüllt. Genau diese Atmosphäre und die Gastfreundlichkeit der Südstaatler macht Memphis einmal mehr zu einem neuen Punkt auf eurer Bucketlist.
Von Berlin aus fliege ich mit United Airlines bequem in der Economy Plus (10 cm mehr Beinfreiheit machen echt was aus) und nur einem Zwischenstopp nach Memphis. Von dort aus geht es am besten mit einem Mietwagen nach Downtown. Aber auch ohne Auto ist es möglich, Memphis zu erleben. Welche Memphis Sehenswürdigkeiten ihr nicht verpassen solltet, erfahrt ihr jetzt:
Memphis Sehenswürdigkeiten – Beale Street
„Then I’m walking in Memphis. Walking with my feet ten feet off of Beale …“ – Diese Textzeilen aus Marc Cohns Hommage an Tennessees zweitgrößte Stadt laufen in Dauerschleife während meines 3-tägigen Aufenthaltes durch meinen Kopf. Und da ich nun selbst in Memphis walke, weiß ich auch endlich, was mit „Beale“ eigentlich gemeint ist. Die Beale Street ist die Bluesmeile von Memphis und gesäumt von Clubs, Bars, Restaurants, Shops und Plattenläden. Alles hier dreht sich um Musik. Die Straße ist ein absoluter Touristenmagnet und für Musiker eine echte Inspiration. In den Clubs dieser Straße entstand der Memphis Blues und auch heute noch wird er hier gefeiert und gelebt. Am ersten Mai-Wochenende jeden Jahres findet hier das Beale Street Music Festival statt. Aber auch ohne Festival ist hier gut was los.
Zum Sonnenuntergang ist die Stimmung hier richtig magisch, wenn die Lichter der Clubs die Straße erhellen, die sich immer mehr mit Menschen füllt. Ich setze mich eine Weile auf den Bürgersteig, lausche der Musik und schaue dem Treiben zu. Jeden Abend wirbeln die Beale Street Flippers über die gepflasterte Straße und zeigen ihre Flickflack- und Tanzkünste. Die Erlebnismeile Beale Street ist für Autos gesperrt.
Empfehlenswert ist ein Besuch im „A. Schwab“, ein Kuriositätengeschäft aus der vorletzten Jahrhundertwende. Der riesige Laden erstreckt sich über zwei Gebäude (die ältesten der Straße) und zwei Etagen. Ich könnte ewig über das knarzende Holz der alten Dielen wandern und die unzähligen Dinge anschauen, die hier zum Verkauf angeboten werden. Das sind hauptsächlich Touristensouvenirs, Vintageklamotten oder auch eine riesige Auswahl von allem, was man für einen guten Hoodoo Zauber braucht. Kleine Info: Das A. Schwab schließt bis auf Donnerstag (20 Uhr), Freitag und Samstag (21 Uhr) bereits um 18 Uhr.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Backbeat Tour
Die perfekte Möglichkeit die Stadt und ihre Musik gleichzeitig kennenzulernen, bietet die Backbeat Tour. Während der 90-minütigen Mojo-Bustour entdeckt ihr die wichtigsten musikalischen und geschichtsträchtigen Orte der Stadt, die euch mit viel Witz und Charme durch den Tourguide näher gebracht werden. Und nicht nur das: Die Tourguides sind allesamt Musiker und geben zu den Informationen und Anekdoten immer auch den passenden Song zum Besten. Und das ist wirklich toll. Denn wie oft hört man den Titel und Interpreten eines Liedes und denkt sich: „Mh. Sagt mir jetzt nichts.“ Dann wird der Song angespielt und plötzlich kannst du mitsingen, weil du ihn schon tausend Mal im Radio gehört hast. Mitsingen ist auf dieser Tour natürlich highly appreciated.
Backbeat Tours bieten verschiedenste Touren durch Memphis an. So könnt ihr auch die Big Mojo Tour buchen und bekommt eine Führung durch das Sun Studio inklusive. Eine weitere Tour bringt euch direkt zu Elvis Presley’s Graceland. Außerdem gibt es auch Walking Tours durch Memphis. Zum Beispiel die zweistündige „Ghost Tour“, denn offenbar hat Memphis eine ganze Menge an Spukgeschichten zu bieten. Die Tickets könnt ihr vorher im Internet buchen oder einfach spontan im B.B. King’s Company Store auf der Beale Street kaufen. Die Touren starten je nach Saison 2-3 Mal am Tag. Hier findet ihr alle Infos: Backbeat Tours
Die Mojo Tour ist perfekt, um einen ersten Überblick über die Memphis Sehenswürdigkeiten zu bekommen. Aber auch für den Ausklang eures Trips eignet sich die Tour hervorragend, um noch einmal alles im Schnelldurchlauf Revue passieren zu lassen und alle losen Enden zu verknüpfen.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Sun Studio
Im Sun Studio wurde der Rock’n‘Roll geboren. Das kleine Aufnahmestudio wurde 1950 von Sam Phillips gegründet und ist auch heute noch in Betrieb. Hier nahmen Künstler wie Roy Orbison, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash auf. In den 80ern waren es U2 und heutzutage sind es Bands wie Maroon 5, die auf die authentische Akustik des Aufnahmeraumes setzen. Nicht zu vergessen die Magie, die hier spürbar in der Luft liegt. Denn genau hier wurde Elvis Presley entdeckt.
Die Tour findet satte acht Mal am Tag statt und ist äußerst gut besucht. Ich muss eine Stunde auf die nächste Tour warten. Die Wartezeit lässt sich bei einem Kaffee im Sun Studio Cafe überbrücken, oder auch bei einem kleinen Plausch mit Robert, dem Besitzer der hiesigen Gitarrenwerkstatt St. Blues, die Straße runter. Robert baut und verkauft neben „normalen“ Gitarren auch welche aus alten Zigarrenkisten.
Die Sun Studio Tour beginnt in einem kleinen Ausstellungsraum mit verschiedensten Erinnerungsstücken aus knapp 70 Jahren Studiogeschichte. Sie reichen von Exponaten aus den unglamourösen Anfängen über alte Aufnahmegeräte und Fotografien der großen Stars des Studios, bis hin zu zahlreichen Plattencovern der großen Hits. Zunächst bereue ich es fast, die Tour gebucht zu haben, finde ich mich doch plötzlich eingepfercht mit 30 anderen Leuten wieder, die sich stumm und im Schneckentempo an den Ausstellungsstücken vorbei schieben.
Als aber plötzlich Tourguide Lana den Raum betritt, geht im Sun Studio die Sonne auf. Mit großem Enthusiasmus erweckt sie die Geschichte des Studios zum Leben, erzählt Anekdoten und spielt dazu immer wieder kleine Musikausschnitte ab, die das Erzählte untermalen. Mit der Besonderheit, dass diese Aufnahmen genau hier entstanden waren. Beziehungsweise dort, wo es als nächstes hingeht. In das Heiligtum: den Aufnahmeraum.
Eigentlich ein ziemlich gewöhnlicher Raum mit lädierter Wandisolierung und Linoleumboden. Doch hier in diesem Raum wurde Musikgeschichte geschrieben. Hier stehen die Instrumente, die auf tausenden von berühmten Musikaufnahmen zu hören sind. Sogar das alte Mikrophon, in das Elvis einst hineinraunte, steht noch an seinem Platz. Am Ende der Tour darf damit das ultimative Erinnerungsfoto gemacht werden.
Memphis Sehenswürdigkeiten – National Civil Rights Museum
Doch Memphis schrieb nicht nur musikalische Geschichte, sondern ging auch als Schauplatz eines sehr wichtigen historischen Ereignisses in die Geschichtsbücher ein. Das Motel Lorraine war einst eines der wenigen besseren Hotels der Stadt, in denen schwarze Bürger unbehelligt übernachten durften. Am 4. April 1968 wurde es zum Ort des Attentates auf Martin Luther King jr. Genau dort, wo er damals auf dem Balkon gestanden hat, als ihn die Kugel des Schützen vom Gebäude gegenüber traf, hängt heute ein Blumenkranz. Die Fassade des Motels blieb unangetastet. Auch Kings Zimmer im Inneren wirkt, als hätte er es gerade erst verlassen. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Der Rest des Gebäudes hinter der Fassade des Motels ist ein sehr modern eingerichtetes Museum, welches anschaulich und interaktiv die Geschichte der schwarzen Bevölkerung und ihres Kampfs um Gleichheit und Freiheit dokumentiert. Die Dauerausstellung „Slavery and a Culture of Resistance“ führt mit Hilfe eines nachgebauten Sklavenschiffes vor Augen, welche Torturen die Menschen bei der Verschleppung überstehen mussten und erzählt zahlreiche persönliche Lebensgeschichten.
Ein paar Räume weiter steige ich in einen Bus und finde mich inmitten einer der entscheidenden Momente der Bürgerrechtsbewegung wieder. In Dauerschleife ertönt die eindringliche Aufforderung des Busfahrers, die Rosa Parks befiehlt, ihren Sitzplatz für weiße Passagiere zu räumen. Mit diesem Mittendrin-Prinzip schafft es das wichtigste Museum der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, die Geschichte der schwarzen Bevölkerung sehr ergreifend darzustellen, und viel mehr noch, erlebbar zu machen.
Auch die weiteren Räume versetzen mich mit audiovisuellen Aufnahmen, persönlichen Erlebnisberichten und lebensgroßen Figuren in die Zeit der Protestmärsche und Demonstrationen. Am Ende finde ich mich quasi im Publikum der berühmten „I have a dream“ Rede wieder, gehalten von einem an die Wand projizierten Martin Luther King.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Legacy Building
Das gegenüberliegende Legacy Building beschäftigt sich auf zwei Ausstellungsebenen ausführlich mit der Ermordung Martin Luther Kings, den Ereignissen, die zum Attentat führten und den anschließenden Gerichtsverfahren. Auch die zahlreichen Verschwörungstheorien werden aufgeschlüsselt. Bei dem Gebäude handelt es sich um die ehemalige Pension, in der der Attentäter James Earl Ray zur damaligen Zeit wohnte. Schlaf-und Badezimmer des Schützen sind erhalten geblieben und somit auch das Fenster, aus dem der Schuss abgegeben wurde. Ein wirklich seltsames Gefühl einen solchen Ort aus dem direkten Blickwinkel eines Mörders zu betrachten.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Blues Hall of Fame
Wenn ihr das Legacy Building durch den Giftshop verlasst, steht ihr fast schon vor der Blues Hall of Fame. Während die Hall of Fame zuvor nur virtuell neue Mitglieder aufnahm, ehrt sie seit ihrer Eröffnung im Mai 2015 nun in diesem Gebäude die Künstler und Musiker des Blues. Ausgestellt werden zahlreiche Bühnenoutfits, Instrumente und Dokumente der musikalischen Laufbahn von Musikgrößen, wie Eric Clapton, B.B. King und Little Richard. An einem riesigen Touchscreen könnt ihr euch durch das gesamte Repertoire aller 149 geehrten Musiker klicken.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Rock’n’Soul Museum
Wer nur Zeit für ein Museum in Memphis hat, das sich mit Musikgeschichte beschäftigt, dem empfehle ich einen Besuch im Rock’n’Soul Museum am Ende der Beale Street.
Das Museum entstand mit Unterstützung der berühmten Smithsonian-Stiftung. Es erzählt die Geschichte der musikalischen Pioniere, die die Barrieren von Rasse und sozialem Stand überwanden und den Grundstein für die Musik setzten, die die ganze Welt prägen sollte. Ein Audioguide führt durch die verschiedenen Epochen, angefangen mit den Ursprüngen des Blues auf den Baumwollfeldern bis hin zu den Aufnahmesessions in den berühmten Studios der Stadt. Mit ihren Songs und Interviewsequenzen melden sich auch die Künstler zu Wort und erzählen ihre ganz persönliche Geschichte.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Gibson Guitars
In Memphis ist alles nur einen Katzensprung entfernt. Gleich gegenüber des Rock’n’Soul Museums befindet sich die Gibson Guitars Fabrik: Ein Muss für Musiker, besonders Gitarristen, und alle, die es mal werden wollen.
Von Montag bis Donnerstag finden hier stündlich zwischen 10 und 16 Uhr Führungen durch die Werkhallen statt. Während des laufenden Betriebes geht es bekleidet mit einer schicken Schutzbrille durch die lauten und staubigen Hallen. Vorbei an den verschiedenen Stationen, an denen die 80 Mitarbeiter mit viel Liebe zum Detail daran arbeiten, dass aus einem Stück Holz Schritt für Schritt ein Musikinstrument wird. Ganze drei Wochen dauert es vom Holzrohling bis zur Gibson Gitarre, die anschließend in alle Welt verkauft wird. Die Führung dauert circa 1 Stunde und kostet 10 Dollar.
Memphis Sehenswürdigkeiten – STAX Museum of Soul Music
Im Jahr 1960 mietete Jim Stewart für 150 Dollar im Monat ein ehemaliges Kino auf der East McLemore Avenue. Gemeinsam mit seiner Schwester Estelle Axton renovierte er den alten Saal. Entstehen sollte ein ganz besonderes Aufnahmestudio, welches aufgrund des geneigten Boden des Kinosaales, dessen Begradigung schlichtweg zu teuer war, eine ganz spezielle Akustik haben sollte. STAX Records galt in den 60er und 70er Jahren als wegweisend für die Entstehung der Soulmusik.
Das Museumserlebnis beginnt mit einem circa 20-minütigen Film, der den Besucher in die Glanzzeit der Soulmusik zurück versetzt. Neben fancy Bühnenoutfits ist im Museum auch der pfauenblaue Eldorado Caddilac von Isaac Hayes zu bewundern, der mit seinem hochflorigen weißen Teppich und den goldenen Felgen nicht minder fancy ist.
Zu den größten Künstlern der STAX Records zählen Aretha Franklin, Al Green, Otis Redding, Isaac Hayes und viele weitere Musiker, in deren Songs ihr an verschiedenen Stationen reinhören könnt. Begehbar ist auch der ehemalige Aufnahmesaal, der anhand von Fotografien und Erinnerungen originalgetreu nachgebaut wurde.
Neben dem Museum umfasst das Gebäude auch die Stax Music Academy, welche sich um die musikalische Förderung der Kinder aus dem umliegenden Problemviertel Soulsville kümmert. Gratis. Ein Teil der Einnahmen, die durch die Ticketverkäufe entstehen, wandern direkt in die Finanzierung dieses Bildungsangebotes.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Peabody Hotel
Das Peabody ist das beste Haus am Platze und versprüht den wunderbar alten Charme eines Grand Hotels. Ich lege jedem Memphis-Besucher ans Herz, eine Nacht hier zu verbringen oder zumindest bei gediegener Klaviermusik einen Drink an der Bar in der Hotellobby zu nehmen.
Mein Highlight im Peabody war vor allem das Dach, welches man (auch ohne Zimmerkarte) über die goldenen Fahrstühle erreicht. Im Sommer finden hier jeden Donnerstag rauschende Feste statt. Den Sonnenuntergang von hier aus zu betrachten, hat wirklich was Besonderes. Noch spezieller jedoch ist der Sonnenaufgang.
Ich rolle mich noch ganz verschlafen aus dem Bett, werfe schnell meine Jacke über und greife zur Kamera. Schnellen Schrittes laufe ich über die Hotelflure, in der Hoffnung, dass niemand mir und meiner Strubbelfrisur begegnet. Glück gehabt. Ich bin ganz allein auf dem Dach. Die Sonne geht langsam auf und der noch kühle Wind weht mir um die Nase. Es ist ganz still. Nur das Rauschen ein paar weniger Autos ist in der Ferne zu hören … naja und das Entengequake.
Bitte was? Okay, jetzt kommt die Entengeschichte. So ganz allein bin ich auf dem Dach eigentlich nicht, denn hier oben residieren die berühmten Peabody Ducks. Seit 1940 hält sich die Tradition, dass jeden Vormittag um 11 Uhr die fünf Enten über den Fahrstuhl vom Dach in die Lobby gefahren und auf einem roten Teppich zum Springbrunnen geleitet werden, wo sie den Tag verbringen. Jeden Nachmittag um 17 Uhr, watscheln sie zurück. Das alles passiert natürlich nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sondern ist ein absolutes Spektakel, was zweimal täglich hunderte von Touristen in die Lobby lockt. Um einen guten Blick auf den Entenmarsch zu bekommen, solltet ihr euch mindestens eine Stunde zuvor einen Platz sichern.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Memphis Riverboats Tour über den Mississippi
Der Mississippi Dampfer legt von März bis Oktober einmal täglich (im Sommer auch zwei Mal täglich) ab. Eine Stunde vor Abfahrt beginnt das Boarden, die man meiner Erfahrung nach, tatsächlich einhalten sollte, um einen guten Platz auf dem Deck zu ergattern. Ich erreiche den Dampfer eine halbe Stunde vor Abfahrt und überlege noch, wie ich die restliche Zeit totschlagen kann. Der Dampfer steht schon da und bei genauerem Hinsehen, erkenne ich, dass das obere Deck schon voll belegt ist.
Ich finde einen Platz im klimatisierten Innenbereich, wo es leider furchtbar kalt ist. Das ist übrigens kein Einzelfall. Sehr häufig sind in den USA die Klimaanlagen auf Anschlag gestellt. Tipp an alle Frostbeulen da draußen: Nehmt immer einen Pullover mit. Oder zwei. Hier auf dem Boot kann ich während der anderthalbstündigen Fahrt herumlaufen und mich auf dem Oberdeck an die Reling stellen. Über die Lautsprecher lausche ich den Geschichten über Memphis und den Mississippi, die der sympathische Tourguide zum Besten gibt. An Bord gibt es für kleines Geld auch Snacks.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Big River Crossing
Wer den Mississippi zu Fuß überqueren möchte, kann dies über die Fußgängerbrücke Big River Crossing tun. Gleich daneben donnern die Züge über die Schienen. Doch ganz an der Seite ist Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer. Die Brücke ist 1,5 km lang und bei den Memphians eine sehr beliebte Joggingstrecke. Die Überquerung ist kostenfrei, von 6 – 22 Uhr sind die Tore geöffnet. Ein Besuch lohnt sich besonders in den späten Nachmittagsstunden, wenn die Sonne durch das Stahlgestell der Brücke blitzt.
Von der Brücke aus habt ihr einen guten Überblick über den Mississippi River, die Stadt und ihre Skyline. Hier fällt ein Bauwerk ganz besonders auf: Die Pyramide.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Bass Pro Shop Pyramid
„In der Pyramide ist ein Geschäft für Angel- und Jagdsport.“ Mit diesem Wissen fahre ich zu dieser besonderen Memphis Sehenswürdigkeit, mit dem Ziel, den Sonnenuntergang von der Aussichtsplattform zu betrachten.
Ich erwarte nicht viel, als ich die Pyramide betrete. Irgendwie halt ein „Geschäft“. Doch als sich die Türen hinter mir schließen, durchströmt ein intensiver Holzgeruch meine Nase. Ich befinde mich plötzlich in einem überdimensionalen Jagdzimmer, mit riesigem Kamin, gemütlichen Sofas und unzähligen ausgestopften Hirschköpfen an der Wand, wieder. Ich bin in der Lobby der Big Cypress Logde gelandet.
Denn hier in der drittgrößten Pyramide der Welt befindet sich nicht nur ein schnöder Sportladen, der sich auf Angelsport und die Jagd spezialisiert hat, sondern auch ein Hotel, Restaurants, dreizehn Bowlingsbahnen, mehrere künstliche Teiche mit Alligatoren, riesige Salzwasser-Aquarien und der höchste freistehende Glasaufzug.
Das Ganze wirkt wie ein uriges Tropical Islands. Gegen 10 Dollar Gebühr fahre ich hinauf in das Skyrestaurant The Lookout mit der gläsernen Aussichtsplattform. Nichts für Menschen mit Höhenangst, was ich mehrmals beobachten kann. Von hier aus habt ihr einen tollen Blick über die Stadt und den Mississippi und könnt beobachten, wie langsam die Lichter der Stadt angehen.
Nach dem Sonnenuntergang, setze ich mich im Restaurant an die Bar, die rund um ein riesiges Aquarium gebaut ist. Darin schwimmt, neben vielen anderen kleinen Fischen, ein riesiger Catfish namens Lucy. Die Südstaaten sind berühmt für ihren Catfish. Ich hatte frittierten Wels bereits in einem Restaurant auf der Beale Street probiert, wo er ganz okay schmeckte. Wer wirklich guten Catfish probieren will, ist sicherlich hier im The Lookout an der richtigen Adresse. Während Lucy jedoch die ganze Zeit vor mir hin und her schwimmt, kann ich mich einfach nicht dazu durchringen Catfish zu bestellen und entscheide mich für einen Salat mit Lachs. Den ich dann aber auch nicht runter bekomme. Für mich persönlich also kein so gutes Konzept mit dem Aquarium. Meiner weniger empfindlichen Begleitung hat der Catfish jedoch sehr gut geschmeckt.
Eine weitere Empfehlung für guten Catfish ist das Soul Fish Cafe im Bezirk Cooper Young. Die Fahrt lohnt sich nicht nur für das Essen (das Cafe bietet auch eine großartige Auswahl an Desserts), sondern auch für die Architektur. Auf dem Weg nach Cooper Young fahrt ihr durch die wohlhabenden Nachbarschaften von Memphis mit tollen Häusern im viktorianischen Stil.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Charlie Vergos Rendezvous
Doch nicht nur der Catfish gehört auf den Tisch der guten Südstaatenküche, sondern auch Ribs. Das Rendezvouz ist eines der ältesten Restaurants in Memphis und damit eine echte Sehenswürdigkeit. Ihr solltet vorher unbedingt einen Tisch reservieren. Im Sommer kann die Warteschlange schon einmal bis um die Ecke gehen, obwohl das Restaurant eigentlich unglaubliche 750 Gäste verköstigen kann.
In unmittelbarer Nähe des Peabody Hotels versteckt sich das Rendezvous in einer engen Seitenstraße. Es geht hinab in den Keller. Die Luft ist Qualm verhangen. Gerade wird wieder ein neues Blech Ribs aus dem Holzkohleofen geholt. An den Backsteinwänden hängen unzählige Bilder und Erinnerungsstücke. Die Bestellung – das Rendesvouz ist vor allem berühmt für seine Dry Ribs nach speziellem Familienrezept – wird extrem schnell serviert, auf Papptellern und mit Plastikbesteck. Das Augenmerk liegt hier vor allem auf dem, was sich auf dem Teller befindet.
Doch für Charlie Vergo, dessen drei Kinder das Restaurant mittlerweile führen, war nicht nur die besondere Qualität und Zubereitung der Ribs wichtig, sondern auch wie und von wem sie serviert werden. Wer hier Kellner werden will, muss sich hocharbeiten. Vom Küchenjungen, zum Abräumer, zum Kellner. Die Kellner, die hier arbeiten, sind keine Studentenjobber, es sind gestandene Männer, die diesen Job seit 40 oder mehr Jahren ausüben. Und lieben.
Wer eher auf Wet Ribs mit viel BBQ Sauce steht, ist beim Central BBQ an der richtigen Adresse. Unweit vom Motel Lorraine befindet sich das Restaurant, in das vor allem auch die Locals gehen. Ihr bestellt am Counter, bekommt eine Nummer und zapft euch eurer Getränk selbst. Das Essen wird auch hier sehr schnell serviert und ist richtig gut. Die besten Wet Ribs, die ich bisher gegessen habe.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Overton Square
Auch eine Art Vergnügungsmeile, doch ganz anders als die Beale Street – um nicht zu sagen das Gegenteil – ist Overton Sqaure in Midtown. Hier reihen sich fancy Restaurants, Bars und coole Boutiquen aneinander. Es ist ein ganz anderes Memphis, doch auch hier ist der besondere Spirit der Stadt zu spüren.
Sehr zu empfehlen ist das Restaurant Babalu. Hier gibt es ausnahmsweise keine Ribs, sondern frisch am Tisch zubereitete Guacamole mit Nachos. Dazu verschiedene kleine Tapas, frische Salate und Suppen. Hier kommen auch Vegetarier und Veganer auf ihre Kosten.
Das BABALU befindet sich in der Madison Avenue.
Memphis Sehenswürdigkeiten – Graceland
Man sagt: Kein Aufenthalt in Memphis ist vollkommen ohne einen Besuch in Graceland. Graceland ist das ehemalige Domizil von Elvis Presley, welches er 1957 im Alter von 22 Jahren kaufte. Zwanzig Jahre lang lebte er hier mit seiner Familie und erfüllte sich jeden erdenklichen, noch so kitschigen Wohntraum.
Die ultimative Elvis-Experience beginnt aber auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Anwesens. Hier ist erst im März 2017 ein riesengroßer Graceland-Komplex entstanden, der in mehreren Hallen nahezu alles ausstellt, was Elvis je angefasst hat. Zahlreiche Ausstellungsstücke dokumentieren Elvis’ Kindheit und seine Zeit bei der Armee. Sogar seinem Einfluss auf andere Künstler ist ein kompletter Ausstellungsraum gewidmet. Nicht zu vergessen ist natürlich sein musikalisches und filmisches Schaffenswerk. Mit vielen alten Dokumenten und Fotografien und anderen Exponaten wird sein gesamter Werdegang nacherzählt.
Eine Halle präsentiert all seine Autos, eine weitere zeigt weiße Glitzeranzüge, so weit das Auge reicht.
Auf dem Gelände befinden sich außerdem ein Kino und zwei Restaurants, die nach Elvis’ Eltern benannt sind. Mit Vernon’s Smokehouse und Gladys’ Diner ist die typische Memphis-Küche abgedeckt, von rauchigen Rippchen über den Burger bis hin zu Elvis’ Liebling: Peanutbutter-Banana-Sandwich.
Auch Elvis’ beiden Flugzeuge “Lisa Marie” und “Hound Dog II” sind auf dem riesigen Areal zu besichtigen. Herzstück ist jedoch immer noch das ehemalige Wohnhaus. Mit einem Shuttlebus geht es auf die andere Straßenseite. Für die Führung durch das Anwesen bekommt jeder Besucher ein Tablet und Kopfhörer um den Hals gehängt. Ganz interaktiv und in eigener Geschwindigkeit könnt ihr damit durch die einzelnen Wohnräume laufen. Mit Hilfe des Tablets erfahrt ihr parallel Hintergrundinformationen und könnt alte Interviews und 360° Ansichten der einzelnen Wohnräume anschauen.
Das Innere von Graceland ist wie eine Zeitreise in die 70er Jahre. Die einzelnen Räume sind sehr – sagen wir – individuell eingerichtet. Vom ganz in weiß gehalteten, edlen Wohnzimmer mit der 4,6m langen Couch bis zum Jungle Room, der das komplette Gegenteil ausstrahlt. In seinem Dschungelzimmer nahm 1976 Elvis seine letzten beiden Alben auf.
Im Badezimmer des ersten Stocks erlitt Elvis im August 1977 einen Herzanfall. Das Obergeschoss ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Keller gibt es weitere Räume, wie den Billard- oder Fernsehraum, zu besichtigen. Ich verlasse das Haus über den Hinterausgang. Vorbei geht es an alten Büroräumen, weiter zum Trophy-Room, vorbei an der Ranch, wo auch heute noch ein paar Pferde stehen. Die Tour endet im Meditation Garden, wo Elvis neben seiner Familie begraben liegt.
Graceland ist seit 1982 als Museum geöffnet und zieht seither jährlich über 600.00 Besucher an. Jedes Jahr rund um Elvis Todestag am 16. August treffen sich die Fans zu Tausenden zur Elvis Week. Höhepunkt ist der Candlelight Vigil, eine Kerzenmahnwache, am Vorabend. Zum 40. Todestag im Sommer 2017 erwartet die Stadt eine Rekordzahl an Besuchern aus aller Welt.
Elvis liebte Memphis. Und ich verstehe nach meinem Besuch auch warum. Memphis hat eine ganz spezielle Atmosphäre. Eigentlich war ich bisher immer eher das “California Girl”, aber ich muss sagen, dass mich die Südstaaten mit ihrer Mentalität, dem Essen und vor allem den Menschen wirklich gekriegt haben. Das war mein erster Besuch in Memphis, aber hoffentlich nicht mein letzter.
Weitere Impressionen aus der wundervollen Stadt Memphis:
Fans vor der Graceland Mansion.
Vor den Toren von Graceland haben tausende Fans ihre Botschaft an den King of Rock ‘n’ Roll auf die Mauer geschrieben.
Memphis ist Home of the Blues and Birthplace of Rock’n’Roll
Der Backbeat Tourbus auf der Beale Street
Der Sonnenuntergang vom Dach des Peabody Hotels
Das Ducks Palace. Hier übernachten die berühmten Peabody Ducks.
Die Servietten des Peabody Hotels erzählen, wie es zu der Tradition mit dem Entenmarsch gekommen ist.
Im ehemaligen Motel Lorraine befindet sich das National Civil Rights Museum. Genau hier wurde Martin Luther King erschossen.
Der St. Blues Guitar Workshop in der Marshall Avenue nur wenige Gehminuten entfernt vom Sun Studio. Hier werden Gitarren angefertig. Sogar welche aus alten Zigarrenkisten.
Das Sun Studio in Memphis. Hier wurde Elvis Presley entdeckt.
Die Wände des Aufnahmeraumes zeigen Fotografien des berühmtesten Künstler des Sun Studios
Das STAX Museum of American Soul Music mit seinem lässigen Security-Guard
Das Innere der Pyramide gleicht einem wilden Outdoor-Trip mit viel Grün und gefährlichem Getier. In den künstlichen Gewässern schwimmen sogar Krokodile.
Der höchste freistehende Aufzug führt zum Restaurant und dem Skywalk.
Catfish im Aquarium und auf dem Teller im “The Lookout”, dem Restauraunt ganz oben in der Pyramide.
Der Sonnenuntergang von der einer der schönsten Memphis Sehenswürdigkeiten – der Aussichtsplattform der Pro Bass Pyramide.
Es war mir eine Freude euch mit zu meinen Memphis Sehenswürdigkeiten zu nehmen. Habt ihr auch noch Tipps, Anmerkungen oder Fragen? Dann schreibt sie unter diesen Post in die Kommentare.
Dieser Post zu den Memphis Sehenswürdigkeiten entstand in Kooperation mit dem Verkehrsbüro Memphis & Mississippi
Besucht für weitere Infos auch die Facebook Seite.
7 Kommentare
Hallo,
für mich und meinen Vater (wir sind große Elvis Fans) geht es im Mai nächsten Jahres nach Memphis.
Das hier ist wirklich ein super Bericht – der beste den ich bisher über Memphis finden konnte. Vielen Dank dafür. Ich hab schon viel gegoogelt über Memphis aber trotzdem habe ich hier viele neue Informationen sammeln können. Toll, weiter so. Großes Lob :)
Cool, das freut uns und viiiiieeeeellll Spaß nächstes Jahr!!!
Hallo!
Das ist eine tolle Seite mit vielen Infos!
Wie lange sollte man für Memphis einplanen…?
Gruß Manfred aus 36358
Hallo Manfred,
das ist natürlich eine sehr individuelle Entscheidung und kommt auf das Reiseprogramm drum herum an. 😉
Eine Woche ist sicher ein toller Anfang, um Memphis kennenzulernen.
Lieben Gruß
Pia vom Lilies Diary-Team
Wir sind gerade in Memphis und versuchen all deine tollen Empfehlung umzusetzen bzw. zu erleben.
Ins Peabody Hotel sind wir eingecheckt und wir lieben es!!!
Alleine diese Atmosphäre ist ganz genau wie du sie beschrieben hast.
Dein Beitrag finde ich wirklich lesenswert und besser als jeden bisher gelesene Reiseführer