Der höchste Berg Norddeutschlands, von Urwald bewachsen, sagenumwoben als Hexentanzplatz: Seit Jahren habe ich davon geträumt, in den Nationalpark Harz zu reisen und auf den Brocken zu wandern. Jetzt habe ich es endlich geschafft. Zusammen mit meiner guten Freundin Anne habe ich über Pfingsten ein Wochenende im Nationalpark Harz verbracht.
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NATIONALPARK HARZ: SCHON DIE ALTEN DICHTER WAREN FASZINIERT VON DER UNBERÜHRTEN NATUR
Seit Jahrhunderten übt der Brocken eine riesige Faszination auf die Menschen aus. 1824 schrieb Heinrich Heine im Prolog seiner „Harzreise“:„Auf die Berge will ich steigen, wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen, und die stolzen Wolken jagen“. Zuvor hatte bereits Goethe den Berg 1777 erklommen, neben Heine folgten berühmte Dichter, wie Joseph von Eichendorff und Hermann Löns.
Der Brocken ist von dichten Fichtenwäldern bewachsen, die unter Naturschutz stehen.
Zwar werden sie damals noch nicht – vom unablässigen Stadtlärm genervt wie ich – auf der Suche nach absoluter Stille gewesen sein. Warum sie von der Landschaft schwärmten, kann ich aber nachvollziehen: Unberührte Wälder und unglaublich frische Luft machen die Wanderung auf den 1142 Meter hohen Brocken zu einem einmaligen Erlebnis. Wenn ihr gern draußen in der Natur unterwegs seid, kann ich euch diesen Ausflug nur empfehlen. Alles, was ihr dafür braucht, sind ein paar Wanderschuhe, warme Kleidung und ein Tag Zeit für den Nationalpark Harz.
NATIONALPARK HARZ: DER WANDEREG „TEUFELSSTIEG“
Als Ausgangspunkt für die Wanderung haben Anne und ich das kleine Örtchen Schierke gewählt, am südöstlichen Fuß des Brockens. Der Ort ist mit Bus, Bahn und mit dem Auto erreichbar. Praktisch für Autofahrer ist das Parkhaus am Winterbergtor. Dort könnt ihr für acht Euro pro Tag euren Wagen abstellen und direkt loslaufen. Auf die Brockenkuppe führen verschiedene Wanderwege. Wir haben uns für den Teufelsstieg entschieden. Der Name ist eine Hommage an Goethes „Faust“, in dem die Hauptfigur Faust und der Teufel Mephisto in der Walpurgisnacht auf den Berg steigen.
Eine kleine Holztafel mit einem Vers aus Goethes Faust am Teufelsstieg
Der Teufelsstieg steigt langsam, aber kontinuierlich an und ist deshalb nicht der leichteste Wanderweg auf den Gipfel. Dafür ist die Strecke kürzer (wir haben gut zwei Stunden gebraucht) und unterwegs trefft ihr nicht so viele Wanderer wie auf den anderen Wegen, wie etwa auf der asphaltierten Brockenstraße. Holzkreuze kennzeichnen den Weg, der durch dichten Fichtenwald nach oben führt. Dabei geht es immer wieder über felsige Granitblöcke und verzweigte Wurzeln. Wenn ihr plötzlich ein unbekanntes Pfeifen und Tuten hört, wundert euch nicht: Das Geräusch stammt von der Brockenbahn, für die noch echte Dampfloks eingesetzt werden. Die Schienen der Brockenbahn kreuzen immer wieder die Wanderwege rund um den Gipfel. Beliebt ist die Fahrt mit der Eisenbahn bei Familien mit Kindern und Senioren, also eher bei allen, die nicht so gut zu Fuß sind.
Je höher man auf den Brocken steigt, nähert man sich der Baumgrenze.
NATIONALPARK HARZ: EINE GRANDIOSE AUSSICHT
Je höher ihr auf den Berg steigt, desto mehr ändert sich die Landschaft. Die Brockenkuppe liegt oberhalb der natürlichen Baumgrenze, so dass die Zahl der Fichten kurz vor dem Ziel abnimmt. Auf dem Gipfel selbst wachsen keine Bäume, denn die subalpine Vegetation ist vergleichbar mit derjenigen Nordskandinaviens und der Alpen. Dass das Klima dort oben ein anderes ist, merkt ihr besonders daran, dass hier auch im Sommer ein frischer Wind weht und es merklich kälter ist als im Tal. Bei unserem Besuch Mitte Mai herrschten auf der Brockenkuppe nur drei Grad Celsius. Eine warme Jacke sollte daher jeder Wanderer dabei haben.
Die kühlen Temperaturen haben durch den baumfreien Gipfel aber auch einen praktischen Vorteil für alle Wanderer: Oben angekommen habt ihr bei sonnigem, klarem Wetter eine fantastische Sicht und könnt kilometerweit auf die umliegenden Berge, Wälder und Dörfer blicken.
Dieses Schild auf der Brockenkuppe erinnert an die DDR-Zeit als der Gipfel militärisches Sperrgebiet war.
Aussicht vom Brockengipfel auf die umliegende Landschaft
Das war nicht immer so: Durch das Mittelgebirge Harz verlief vor wenigen Jahrzehnten die ehemalige innerdeutsche Grenze. Der Brockengipfel lag auf dem Staatsgebiet der DDR und war als militärisches Sperrgebiet durch eine drei Meter hohe Mauer unzugänglich für die Bewohner der Region und natürlich auch für Touristen. Besonders nahe kommt ihr der Geschichte des Berges bei einem Besuch im so genannten Brockenhaus. Früher befand sich darin eine Abhörzentrale der Stasi, heute wird das Gebäude als Museum genutzt. Auf drei Etagen erfahrt ihr für den Eintritt von fünf Euro zum Beispiel mehr über die Hexensagen, die sich um den Blocksberg ranken, welche Pflanzen und Tiere auf dem Berg leben und ihr könnt euch ein original erhaltenes Teilstück der Brockenmauer anschauen. Durch die ehemalige Abhörkuppel gelangt ihr auf eine Aussichtsterrasse, von der aus ihr euch einen guten Überblick verschaffen könnt.
Falls ihr euch oben auf dem Berg vor dem Abstieg stärken wollt, zum Beispiel mit Kaffee und Kuchen, empfehle ich euch das Café Hexenflug in der dritten Etage des Brockenhauses. Es steht nur den Museumsbesuchern offen und ist deshalb nicht so überfüllt wie die anderen Gaststuben.
Abstieg vom Berg durch Fichtenwald
Kurz bevor man wieder am Fuß des Berges ankommt, lichtet sich der Wald.
So schön die Aussicht oben auf dem Gipfel ist, irgendwann muss jeder Wanderer den Rückweg antreten. Wir haben dafür bewusst nicht die gleiche Strecke gewählt, um noch andere Ecken des Berges kennen zu lernen. Etwas aufpassen muss man, nicht von Mountainbikern umgenietet zu werden, die zahlreich und relativ lautlos die Wege heruntergedüst kommen. Unser Wanderweg endete schließlich wieder in dem verschlafenen Nest Schierke. In dem Ort ist zwar nichts los, für eine Spezialität ist er dennoch bekannt: den Schierker Feuerstein. Das Rezept für den Kräuterlikör wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Apotheker Willy Drube entwickelt und bis heute wird der Halbbitter in der Apotheke „Zum Roten Fingerhut“ an der Brockenstraße in Schierke verkauft.
Vom Ortszentrum sind es nur wenige Gehminuten zurück zum Parkhaus am Winterbergtor. Wir hatten Glück: Gerade als wir uns ins Auto gesetzt hatten, kam ein Regenschauer runter. Er machte mir den Abschied vom Brocken auf jeden Fall leichter. Und so fuhren wir zurück zu unserer Ferienwohnung, im Kopf hatte ich die 200 Jahre alten Zeilen von Heinrich Heine: „Auf die Berge will ich steigen, wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen, und die stolzen Wolken jagen“ und träumte schon mal von meiner nächsten Reise in den Harz.
MEHR FOTOS:
Der Brocken besteht aus Granitgestein. Die verwitterten Felsblöcke sehen so aus, als habe sie ein Riese einfach aufeinandergestapelt.
Durchgeknickter Baumstamm: Die Kraft der Natur ist auf dem Brocken allgegenwärtig.
Wegweiser aus Holz sorgen dafür, dass sich die Wanderer im Harz nicht im Wald verirren.
Text und Fotos: Katharina Klöber
8 Kommentare
Ach jaaa. Liebe Liebe Liebe <3
Schöner Artikel, der Lust auf Entdecken macht!
Ich selbst war dort noch nicht unterwegs – nun steht es aber auf jeden Fall auf meiner Wander-Liste. Bin eher im Norden und Weste unterwegs – oder derzeit weiter östlich ;)
Wie schön, unsere Heimat <3 Toller Bericht.
Liebste Grüße,
Maria & Linda
Wunderschöner Harz. Jeder Weg hat seine Reize. Ein Höhepunkt ist natürlich den Brocken zu besteigen.
Schöne Bilder.
Dankeschön!!!
Danke für den schönen Blogpost und die tollen Bilder! Wer von Schierke aus nur eine kurze Wanderung machen möchte, dem kann ich die Schnarcherklippen empfehlen. Man ist in weniger als einer Stunde dort, kann über eine Eisenleiter eine der 25 Meter hohen Klippen besteigen und hat dort einen tollen Blick auf Schierke und den Wurmberg.
Vielen, lieben Dank für deinen Tipp!
Bin gerade das Wochenende im Harz zum Rodeln gewesen, da stand der Brocken auch auf unserer Liste. Wunderschön, dick verschneit und Natur pur!!!
Mein Tipp: Von Schierke rechtzeitig losgehen und vor allem im Winter – nach oben!!! wandern, abwärts ist es teilweise sehr rutschig.
Rechtzeitig, damit man auch mal eine Pause einlegen kann und damit genügend Zeit auch für das Museum bleibt, was uns empfohlen wurde. Zur Belohnung geht es dann mit Harzer Brockenbahn zurück nach Schierke.
Wir sind natürlich wieder mal zu spät los und kamen im Nebel (leider sehr oft der Fall!) auf dem Gipfel an, haben nix gesehen und mussten sofort mit der letzten Bahn ins Tal fahren. Egal – wir kommen wieder!
Leider sind die Unterkünfte wegen des Superwetters alle ausgebucht gewesen, daher waren wir weit ab in Thale im Bodetal gelandet. Stelle immer wieder fest, dass die Pensionen und Hotels vor allem im Westen (Braunlage und Umgebung) in den 70ern stehen geblieben sind.
Weiß jemand eine tolle frische Unterkunft in und um den Oberharz herum? Dieses Mal möchte ich rechtzeitig buchen.
Liebe Grüße
Rebecca
Liebe Rebecca, vielen, vielen Dank für deine Tipps! Toll! Freut mich :)