Ich renne. Während mich die strahlende Sonne blendet, tauchen meine Füße immer wieder in das kühle Nass. Ein Sprung über eine heran spülende Welle. Und weiter. Schneller. Die funkelnden Wassertropfen springen in alle Richtungen. Ich bin überglücklich. Endlich habe ich ihn wieder. Den wilden, weiten Atlantik. Ein Gefühl von Freiheit durchfährt meinen ganzen Körper und treibt mich weiter an. Wäre meine Kondition besser, könnte ich vor lauter sprühender Energie die 8 Kilometer des weiten Sandstrandes von St. Jean de Monts glatt hin und zurück sprinten.
Tipps für Pays de la Loire: 1. Der Urlaubsort Saint-Jean-de-Monts
Meine Reise an der abenteuerlichen Atlantikküste beginnt hier. Die überschaubare Kleinstadt Saint-Jean-de-Monts gehört zu einem der beliebtesten Urlaubsgebiete des französischen Atlantiks und der Region Vendée. Und trotzdem habe ich den Strand, wenige Tage vor dem Start der Hochsaison, komplett für mich.
Nach einer erfrischenden Abkühlung in den wilden Wellen des Atlantiks geht es für einen Spaziergang an die Strandpromenade. Für einen Perspektivwechsel und ersten Überblick geht es hoch hinaus. Direkt am Wasser gelegen, wartet hier das “La Roue Panoramique“ auf mich. Mit seinen kleinen, weißen Gondeln lässt das Riesenrad euch auf eine Höhe von 40 Metern schweben. Genießt hier oben die friedliche Aussicht auf die Weiten des feinen Sandstrandes und die glitzernden Wellen des Ozeans.
St. Jean kann jedoch nicht nur Ruhe und Erholung. Hier trifft Entspannung auf Action, denn die Küstenregion bietet eine Menge Möglichkeiten für Wassersport wie Kiten und Strandsegeln. Für einen Adrenalinkick schaut ihr am besten beim Explora Park vorbei, der mit unzähligen Ziplines, verschiedenen Parkouren sowie Laser- und Archery Tag das volle Programm auffährt. Mein persönliches Highlight, bei dem ich das Kind in mir völlig rauslassen konnte: Das Trampolinnetz mit Bällebad, das zwischen den Bäumen auf 10 Meter Höhe gespannt ist!
Direkt nebenan findet ihr das Glück der Erde, und zwar, genau – auf dem Rücken der Pferde! Für mich hat eine Urlaubsdestination immer schon gewonnen, wenn ich weiß, dass ich mich irgendwo auf einen Sattel schwingen und an den Strand galoppieren kann. Über „Nelly’s Ranch“ könnt ihr in Saint-Jean-de-Monts genau diese Ausritte buchen. Durch den Schatten des Waldes geht es zunächst in Richtung Küste. Dabei ist für jede Könnerstufe gesorgt und selbst wenn es euer erstes Mal auf einem Pferd sein sollte, stellen sich die Guides vom Ecuries du Prégraslon entsprechend darauf ein. Das Highlight kommt dann, wenn ihr die Dünen überquert und sich der weite Sandstrand vor euren Augen erstreckt. Ab geht es zum Meeresufer, um mit den Pferden im Wasser zu plantschen!
Mein Tipp für eure Unterkunft in Saint-Jean-de-Monts ist der Campingplatz La Pomme de Pin. Ob im Zelt oder mit Camper – ihr habt die Wahl. Alternativ könnt ihr euch für eine der kleinen Lodges und Cottages entscheiden, wahlweise habt ihr hier sogar einen eigenen Whirlpool auf der Terrasse! Der Campingplatz liegt nur 200 Meter vom Strand entfernt und hat einen direkten Zugang. Außerdem bietet La Pomme de Pin seinen Besuchern den Genuss eines eigenen Schwimmbades und einer Vielzahl von Aktivitäten.
Tipps für Pays de la Loire: 2. Für Feinschmecker – St-Gilles-Croix-de-Vie
Nur wenige Kilometer weiter südlich wartet die kleine Hafenstadt und kulinarische Hochburg St-Gilles-Croix-de-Vie. Die „Hauptstadt der Sardine“ ist geprägt von ihrem urigen Fischerhafen. Alte Fischkutter treiben hier nebeneinander, während ihre bunten Fahnen sich langsam in der frühmorgendlichen Brise wiegen. Neben neugierigen Möwen erwarten am Kai vor allem die einheimischen Frühaufsteher hier die heimkehrenden Fischerboote. Der Fang wird nämlich direkt vom Boot aus frisch an die Kunden am Pier verkauft.
Nach eurem Besuch lädt der kleine Wochenmarkt am Place du Vieux Port zu einer Kostprobe der frischen Ernte der Region ein. Während sich reger Trubel um den Marktplatz an der Kirche bildet, liegt ein Geruch von mediterranen Kräutern und reifen Tomaten in der Luft. Neben den Ständen voller Sardinen, Käse und Salz, laden kleine Cafés und Restaurants zu einer Rast ein.
Besonders charmant sind hier im Zentrum von St-Gilles-Croix-de-Vie die kleinen, verwinkelten Gassen, die den Marktplatz umringen. Abseits des lebhaften Treibens schlängeln sich diese hier ganz verwunschen in alle Richtungen. Die weißen Fassaden der kleinen, dicht an dicht stehenden Häuschen harmonieren wunderschön mit ihren roten, gelben und blauen Türen und Fensterläden. Das Bild vollenden die farbenprächtigen Blumen und der frische Lavendel, die die Seiten der kleinen Gassen säumen.
Für ein besonders leckeres Mittagessen ist im Le Boisvinet gesorgt. Küchenchef Sylvain Maran zaubert nicht nur innovative Kreationen aus frischen Sardinen und Meeresfrüchten auf die Teller, sondern versteht es auch, mit vegetarischen Zutaten echte Geschmacksexplosionen zu entwerfen.
Wem daraufhin nach ein bisschen Bewegung ist, kann sich bei Roulavelo, in den Nähe des Fischerhafens, ein Rad (oder auf Wunsch auch E-Bike) schnappen und sich auf die Vélodyssée begeben. Der ausgeschriebene, idyllische Radweg verzeichnet insgesamt stolze 1.200 Kilometer und zieht sich entlang der gesamten Atlantikküste Frankreichs. Als Streckenabschnitt der EuroVelo1, die sich von Norwegen bis Portugal zieht, zählt die Vélodyssée zu einem der malerischsten und längsten Radfernwege Europas.
Im nördlichen Teil um St-Gilles-Croix-de-Vie könnt ihr die Küste mit ihren schroffen Felsen bewundern, einen Stopp beim „Feu de Grosse Terre“ einlegen, einem Leuchtturm vor traumhafter Kulisse, oder euch eine der kleinen Buchten zum Sonnenbaden suchen.
Tipps für Pays de la Loire: 3. Das Inselparadies Ile de Noirmoutier
Ein kleines idyllisches Paradies, das fast ausschließlich von Locals besucht wird, befindet sich vor der französischen Atlantikküste ebenfalls in der Region Vendée. Hier, umgeben von den Weiten des Ozeans, verbirgt sich der kleine Schatz Noirmoutier.
Bereits die Anfahrt ist ein Spektakel für sich: Denn über die Zufahrtsstraße gelangt ihr lediglich zur richtigen Tageszeit. Wo sich zuvor tiefblaue Wellen gewogen haben, eröffnet sich mit dem schwindenden Wasser bei Ebbe eine gepflasterte Straße! Diese trägt ihre Besucher nur für eine begrenzte Zeit über das Watt hinweg zur Insel, während der Ozean rechts und links an einem vorbeizieht. Bereits wenige Stunden später ist von ihr nichts mehr zu erahnen. Lediglich ein paar verwaiste Straßenschilder, die halb im Wasser versinken, lassen darauf schließen, dass sich hier ein Weg unter dem Meer versteckt. Okay, zugegebener Maßen gibt es mittlerweile auch eine Brücke, die den Inselbesuchern einen ganztägigen Zugang zur Insel sichert, aber wer will schon reizlos wenn’s auch abenteuerlich geht?
Die Île de Noirmoutier selbst ist ein Ruhepol, der gekennzeichnet ist durch dichte Wälder und süßen Badebuchten im Osten, den kleinen Jachthafen im Norden und weite Sandstränden im Westen. Das Innere der Insel zieren zahlreiche Salzgärten und das Stadtzentrum Noirmoutiers mit seiner mittelalterlichen Burg aus dem 12. Jahrhundert.
Besonders angetan bin ich von den wunderschönen Sandstränden, die gerade in der Nebensaison menschenleer sind. Besonders schön sind im Osten der Insel die beiden Strände Plage de l’Anse Rouge und Plage des Dames. Geziert werden diese von kleinen weißen Hüttchen, die als Umkleidekabinen dienen. Außerdem gibt es hier an der Ostküste wieder unzählige Möglichkeiten, um euch im Wasser auszutoben, sei es per Wasserski oder lieber gemütlich auf einem Stand-Up Paddelboard. Sogar tauchen könnt ihr an diversen Spots der Insel!
Nicht entgehen lassen solltet ihr euch einen Besuch des Hafens von L’Herbaudière. Hier laden gemütliche Cafés und Restaurants sowie Souvenirläden zu einem gemütlichen Bummel mit Blick auf die zahlreichen Fischerboote ein. Lasst euch die frische Seeluft um die Nase wehen, während ihr den Hafenkai entlang spaziert.
Mein persönliches Must-Do hier oben im Norden Noirmoutiers ist das Restaurant La Table d’Elise. Der mit dem Michelin-Stern ausgezeichnete Koch Alexandre Couillon verzaubert seine Besucher nach allen Regeln der Kochkunst. In maritimen Ambiente angelegt, empfängt das Restaurant seine Besucher in dem kleinen blauen Haus direkt an der Hafenpromenade. Alte Seefahrtsutensilien, Kompasse und Steuerräder verleihen dem in Holz ausgekleideten Innenraum sein authentisches Flair. Die Speisekarte ist zum Großteil auf Meeresfrüchte und frische Fische der Region ausgelegt, doch es gibt es auch vegetarische Alternativen. Die Kreationen Alexandres punkten mit Originalität und elegant-intensivem Geschmack. Diese Form der kulinarischen Offenbarung solltet ihr euch definitiv nicht entgehen lassen.
Tipps für Pays de la Loire: 4. Maritimes Flair in Pornic
Es wird Zeit für neue Ufer. Zurück auf dem Festland arbeite ich mich weiter Richtung Norden vor. Das nächste Ziel liegt in der Region Loire-Atlantique und nennt sich Pornic. Die kleine Hafenstadt zieht Besucher durch ihren charmanten Mix aus idyllischer Ortslage und wertvollem Kulturerbe an. In den kleinen Gassen von Pornic liefern sich alte, bretonisch angehauchte Steinhäuser mit Schieferdächern ein Wechselspiel mit den typisch kleinen weißen, südfranzösischen Residenzen. Die mittelalterliche Altstadt gliedert sich mit malerischem Blick direkt an den Jacht- und Fischereihafen an, auf dem sich alte, antiquarische Segelboote mit neuen Flitzern die Liegeplätze teilen. Über diesem Anblick thront das Schloss von Pornic, das mit seiner Architektur aus dem 12. Jahrhundert besticht.
Seinen besonderen Reiz bezieht Pornic für mich durch seine Küstenlage. Hier verstecken sich kleine Buchten zwischen felsigen Steilküsten. Eines charakterisiert dieses Bild ganz stark: die Fischerhäuser auf Stelzen. Über einen langen Holzsteg ziehen diese sich in die Fluten des Atlantischen Ozeans und überblicken mit ihrem großen Fenster zur Meerseite die unendlichen Weiten. Ein quadratisches Netz, einige Pfähle zur Stabilisierung und fertig ist die rudimentäre Architektur dieser kleinen Hüttchen, die dem Küstenbild sein unverkennbares Bild verleihen.
Kajaktour durch Pornic
Für den besten Überblick empfehle ich euch hier in Pornic eine Kajaktour zu machen. Gestartet wird am Hafen der Kleinstadt, wo euch euer Guide Florent von Kayak Nomade eine kurze Einführung in die Wasseraktivität gibt. Die Tour gibt euch anschließend die Möglichkeit, den Hafen von der Wasserseite aus zu bewundern, unter den Mauern des Schlosses entlang zu gleiten und schließlich auf das offene Meer zu treiben. Über die Dauer von zwei Stunden können sich Sportbegeisterte, Abenteurer und Naturliebhaber hier einen einmaligen Eindruck der Küste von Pornic machen, der Côte de Jade.
Kayak Nomade | Ansprechpartner: Florent | Telefon: +33 (0)6 72 88 18 54 | Mail: florent@kayaknomade.fr
Unterkunft in Pornic
Natürlich gibt es auch bei der Suche nach Unterkünften wie immer die Qual der Wahl. Wer ein wenig Ruhe und trotzdem Stadtnähe sucht, dem lege ich das Gästezimmer „Au fil de l’eau“ nahe. Nur wenige Minuten vom Zentrum Pornics entfernt, liegt dieses kleine Idyll inmitten der grünen, baumbestandenen Umgebung direkt am Canal de Haute Perche. Das liebevoll zubereitete Frühstück wird in dem riesigen blühenden Garten in einer geschützten Gartenlaube serviert. Der gesamte, eigens von den Inhabern angelegte Garten lädt zur Erholung ein und alternativ zum Gästezimmer habt ihr sogar die Möglichkeit, in einem der Tipis zu übernachten!
AU FIL DE L’EAU | Adresse: 46 La Bourrelière, 44210 Pornic | Tel.: + 33(0)6 21 44 52 15
Tipps für Pays de la Loire: 5. Exkursion ins Thema “Seefahrt” in Saint-Nazaire
Eine halbe Stunde nördlich von Pornic liegt der nächste Ort auf der Route: Saint-Nazaire. Über die Pont de Saint-Nazaire, die über drei Kilometer misst, überquert ihr zunächst die Loire, die an dieser Stelle in den Atlantischen Ozean mündet.
Saint-Nazaire selbst steht unschwer zu erkennen im Zeichen der Seefahrt. Im 19. Jahrhundert hat die Schiffsbauindustrie hier einen gigantischen Schub erlebt und bis heute werden in dem viertgrößten Hafen Frankreichs große Seefahrtsschiffe aller Art gewartet und gebaut. Der große U-Boot Bunker, der seit den 40er Jahren inmitten der Stadt ruht, erinnert heute als Schifffahrtsmuseum den Anfängen des maritimen Booms seiner Stadt.
Wer jetzt bei dem Wort Museum innerlich schon abschaltet, dem sei gesagt: warte ab! Denn was sich hier in dieser gigantischen Schleuse verbirgt, habe ich so auch noch nicht erlebt. An Bord der Escal’Atlantique , einem Nachbau eines alten Kreuzfahrtdampfers, habt ihr die Möglichkeit, euch zurück ins Jahr 1935 zu versetzen, als die Kreuzfahrt Ära in voller Blühte stand. Auch wenn sich heute eine Kreuzfahrt aus nachhaltigen Gründen schon lange nicht mehr empfehlen lässt, trägt einen dieses Museum auf nostalgische Art in eine Zeit zurück, in der diese Form von Transport ein irrer Mix aus absolutem Privileg und gleichzeitiger Not und Suche nach neuen Ufern für Emigranten war.
Auf immersive und interaktive Art und Weise versteht es dieses Museum, seine Besucher in die Geschichte zu integrieren. Die Tour leitet euch durch zwanzig verschiedene Räume und Bereiche, vom Speisesaal, dem Musikzimmer, Kabinen aller Klassen bis hin zum Deck. Da sich dieser Nachbau des alten Cruisers innerhalb der Schleuse befindet, sorgen nicht nur riesige Projektionen des offenen Meeres für das richtige Ambiente, sondern es werden alle Sinne gleichzeitig stimuliert. Der Wind, der über Turbinen gepustet wird, mimt die frische Meeresbrise und das Rauschen der Wellen klingt sachte in den Ohren. Nach einem Besuch der Brücke und des Motorenraumes wartet der ganz besondere Abgang: Ihr werdet über ein echtes Rettungsboot an der Seite des Escal’Atlantique hinab ins Wasser gelassen!
Die Region Loire-Atlantique legt gesteigerten Wert auf erneuerbare Energien und investiert seit Jahren in Offshore-Windenergie. Das Museum EOL, das sich ebenfalls an der Schleuse von Saint-Nazaire befindet, bietet eine interaktive Annäherung an dieses wichtige Thema. In dem Besucherzentrum bekommt ihr einen lebendigen Eindruck, da auch hier wieder dafür gesorgt ist, dass alle eure Sinne angesprochen werden. Die Installation und Gestaltung bringt dabei spielerisch bei, wie der Mensch die natürliche Kraft des Windes effizient nutzen kann, wie Windparks eigentlich funktionieren und nimmt seine Besucher mit auf eine virtuelle Reise über den Ozean.
Neben der Schifffahrt hält Saint-Nazaire aber auch noch ein paar Fleckchen Land in petto, für die Industrialisierung ein Fremdwort ist. Vorbei an den Kränen, Werften und Werkhallen geht es in den Westen der Stadt. Hinter Pinien und zwischen felsigen Steilküsten werden Besucher mit wilden Ständen belohnt. Hier ist die Natur rein und pur, die wilden Wellen des Atlantiks treiben gegen die schroffen Felsen und die Steilklippen bergen Überraschungen wie kleine, verstecke Höhlen.
Eine von ihnen hat sogar, zumindest unter Filmkennern, in den 50er Jahren Ruhm erlangt. Für „Die Ferien des Monsieur Hulot“, hatte Jaques Tati mit der Bucht von Saint-Marc eine Traumkulisse gefunden. Der feine Sandstrand, die schwarzen Felsen, der einsame Pier, der in die Fluten ragt und das alte Hôtel de la Plage, das heute noch steht, lassen nachvollziehen, weshalb Tati diese Szenerie als Filmkulisse taugte. Der Strand erhielt seitdem ebendiesen Namen „La Plage de Monsieur Hulot“. An diesem Küstenabschnitt führt der berühmte Fernwanderweg GR34, der “Zöllnerpfad”, entlang, auf dessen Route ihr dieses ganze Areal entdecken könnt.
Tipps für Pays de la Loire: 6. Die mittelalterliche Stadt Guérande
Nun bewegen wir uns zur Abwechslung abseits der wilden Küste, der Wellen, der bunten Boote und des Wassersports. Hier gibt es keine Hotels mit Meerblick oder Stand-Up-Paddels. Stattdessen erwartet euch hier in Guérande eine mittelalterliche Stadt, die ihren ganz eigenen Zauber versprüht.
Guérande strotzt regelrecht vor künstlerischem Handwerk und historischem Erbe. Umringt ist der alte Kern von einer über 1,4 kilometerlangen Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die nur durch eine der vier Tore passierbar ist. Am eindrucksvollsten gelangt ihr durch das Stadttor Porte St. Michel an der Ostseite. Empfangen werden ihr dann von kleinen verwunschenen Gassen mit Kopfsteinpflaster, an deren Seiten sich süße Malerateliers und köstlich riechende Crêperien aneinanderreihen. Die verzierten alten Steinhäuser reihen sich hier dicht an dicht mit Fachwerkhäusern und all diese mit prächtigen Blumen gezierten Gassen geleiten euch zum Hauptplatz. Hier thront die zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert entstandene Stiftskirche St. Aubin und macht das mittelalterliche Stadtbild komplett.
Seit dem Mittelalter war der Handel und das Geschäft der Region ausgelegt und bestimmt von dem Meersalz der Salzgärten in und um Guérande. Die Geschichte der Salzarbeit reicht darüber hinaus sogar bis ins 9. Jahrhundert zurück, wodurch der heutige Abbau geprägt ist durch hunderte jahrelange Erfahrung und Tradition. Natürlich kommt ihr in Guérande auch an einem der kleinen Läden vorbei, die das „weiße Gold“ aus lokalem Anbau verkaufen und den Restaurants, die mit ebendiesem das Beste an Geschmack aus ihren Kreationen hervorbringen.
Tipps für Pays de la Loire: 7. Ausflug in die Salzgärten von Guérande
Die angelegten Salinen bedecken in Guérande eine Fläche von rund 1,500 Hektar Land. Bei einer Reise durch Loire-Atlantique kommt man an einem Besuch der Salzgärten dementsprechend kaum vorbei. Um die Region, ihre Kulinarik, den Handel und die Tradition zu verstehen, bietet sich eine Tour durch eine der zahlreichen Salinen geradezu an.
Auf der Suche nach dem „weißen Gold“ verschlägt es mich nach Mesquer, nördlich von Guérande. Hier besitzt und pflegt der Salzbauer Nicolas Arnould seine eigene Saline mit direkter Anbindung an das Meer. In solchen Meerwassersalinen wird das Salz durch die Verdunstung des Meerwassers in angelegten Salzgärten gewonnen. Und erst hier wird mir klar, was für eine akribische Arbeit hinter der Salzgewinnung steckt. Die Salinen bestehen dabei aus einem äußerst komplexen Kreislaufsystem, das bis ins letzte Detail akkurat berechnet sein muss. In jeder Stufe erhöht sich dabei der Sättigungsgrad der Sole, wobei als letzter Schritt die Kristallisierbecken dienen, in denen das Salz endgültig „geerntet“ wird.
„Fleur de Sel“ ist euch bestimmt ein Begriff, denn es ist bekannt als das reinste und wertvollste Meersalz mit vielen Mineralien. Wie dieses aber gewonnen wird, zeigt mir Nicolas vor Ort. In den Kristallisierbecken formt sich nämlich an der Wasseroberfläche eine zarte Schicht an Kristallen, die behutsam in traditioneller Handarbeit abgeschöpft wird.
Die rund zweistündige Tour führt euch durch alle Etappen der Salzgewinnung. Folgt dem Wasserlauf des Meeres bis hin zur Saline und erfahrt alles über deren Funktionsweise, über die ungewöhnlichen Werkzeuge und die präzise Handarbeit der Salzbauern.
In der Region Pays de la Loire findet ihr einen idealen Mix aus Erholung und Action. Ob relaxen am Traumstrand von Noirmoutier oder mit dem Strandbuggy über die breiten Sandstände der Loire-Atlantique düsen. Ob die Küsten per Kajak erkunden oder eher in einem der traditionellen Restaurants zurücklehnen und einen köstlichen Chardonnay schlürfen. Oder einfach alles – ihr habt die Wahl. Denn wenn die Küste eines kann, dann ist es Vielfalt und Abwechslung. Bis bald, du wilder, wunderschöner Atlantik!
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