Rajasthan entstand 1949 aus dem Zusammenschluss von bis dahin 22 herrschenden rajputischen Königreichen bzw. Fürstentümern und ist heute, gemessen an der Einwohnerzahl, der größte Staat Indiens. Rajasthan wird zu weiten Teilen von der Thar Wüste eingenommen.
Rajasthan Sehenswürdigkeiten: Die beste Reisezeit
Dementsprechend ist auch das Wetter in Rajasthan von den Extremen des Wüstenklimas geprägt. Im Sommer und bis in den September oder sogar Anfang Oktober kann es bis zu 45 Grad heiß werden. Ab Juli wird die Hitze zusätzlich von Monsunregen begleitet. Die beste Reisezeit für Rajasthan ist November bis Februar, wenn es tagsüber selten über angenehme 30 Grad hinausgeht.
Rajasthan Sehenswürdigkeiten: Indien in all seinen Farben
Die bedeutendsten und größten Städte Rajasthans unterscheiden sich nach Farben. Jodhpur, die blaue Stadt, Jaipur, die rosarote Stadt, Jaisalmer, die goldene Stadt und zuletzt Udaipur, die weiße Stadt. Trotz des boomenden Tourismus gehört Rajasthan zu den ärmsten Regionen Indiens – und zu den konservativsten. Zwangsehen sind hier immer noch an der Tagesordnung und das Kastensystem bestimmt den Alltag und das Zusammenleben der Menschen. Direkt bei unserer Ankunft am Flughafen in Jodhpur sagte unser Guide zu uns: „Jetzt werdet ihr das wirkliche Indien erleben“ – und ja, ich glaube, er hatte recht. Rajasthan, mit all seinen Facetten, bietet wohl tatsächlich Indien im „Miniformat“.
Dank der tollen Organisation und Konfiguration unserer Route durch unseren Operator Enchanting Travels hatten wir die Möglichkeit, Rajasthan und den Himalaya – diese beiden so unterschiedlichen Welten, diese so konträren Gegensätze Indiens – miteinander zu kombinieren und in einer Tour zu erleben. Wer mehr Zeit hat, sollte aber lieber zwei Touren machen. Es gibt so viel zu sehen, dass man locker in jeder der beiden Regionen zwei Wochen umher reisen kann.
Rajasthan hat mich vor allem durch seine Farbenpracht in den Städten und durch seine authentischen Menschen (Ich möchte fast sagen Bilderbuch-Inder) fasziniert und in seinen Bann gezogen. Jetzt möchte ich euch meine zwei Perlen der Rajasthan Sehenswürdigkeiten vorstellen:
Rajasthan Sehenswürdigkeiten: Jodhpur – Blau in allen Facetten
Jodhpur, die zweitgrößte Stadt Indiens mit rund einer Millionen Einwohner, dessen wuselige, labyrinthartige, in allen erdenklichen Blautönen gestrichene Altstadt sich am Fuße des Forts befindet, beeindruckt mich sofort mit seinen satten Farben, seinen bunt und traditionell gekleideten Menschen und der perfekten Symbiose aus indischem Treiben, Kultur und Zeitreise.
Der blaue Anstrich all der fast ausschließlich kubisch geformten Häuser in Jodhpur war ursprünglich mal Erkennungsmerkmal für Wohnsitze hochkastiger Brahmanen. Dem weißen Kalkanstrich der Häuser wurde Indigo (blauer Farbstoff aus der gleichnamigen Pflanze) beigemischt und half so als Schutz gegen Insekten und Sonneneinstrahlung.
Die Hauptattraktion in Jodhpur ist ohne Zweifel das Mehrangarh Fort. Die Stadt schmiegt sich an die imposante, eindrucksvolle und größte Bergfestung Indiens. Ein riesiges Bauwerk mit hohen, fensterlosen und meterdicken Mauern. Unheimlich und faszinierend zugleich. Eine so gut erhaltene und massive Festung habe ich noch nie gesehen. Reichhaltig verziert mit noch so kleinen Details reihen sich Torbögen, Säulengänge, Versammlungsplätze, Zimmer, Balkone und Statuen aneinander. Jede europäische Burg sieht daneben aus wie Lego.
Doch Jodhpur bietet mehr als nur seine gewaltige Festung. Viele kleine Märkte, auf denen es Früchte, Gewürze, Naschereien, Kunsthandwerk (Jodhpur ist bekannt für seine hochwertigen Antiquitätenreproduktionen), Textilien und Silberschmuck zu kaufen gibt, sammeln sich um den großen Hauptmarkt Sardar und den Uhrenturm Ghanta Ghar. Die Altstadt ist ein Wirrwarr aus engen Gassen und alten Häusern.
Irgendwann finden wir uns plötzliche vor dem kleinen See Gulab Sagar in der Altstadt wieder, an dem grade ein – ausschließlich von Männern besuchtes – Wasch- oder Reinigungsritual stattfindet. Dazu wird gebetet, gechanted und sich immer wieder mit Wasser übergossen. Ein spannender Einblick in alltäglich gelebten Hinduismus.
Jodhpur bietet alles, um das wirkliche Indien kennenzulernen – mit all seinen Farben, Märkten und Menschen, aber auch den Gerüchen in den Gassen, dem Verkehr, dem Lärm und dem Müll bietet die Stadt sozusagen Indien im Miniformat.
Hier hat man die Möglichkeit (Wie ich finde besser als in Delhi), alles zu spüren, zu riechen und zu schmecken was – zumindest der Norden Indiens – zu bieten hat.
Rajasthan Sehenswürdigkeiten – Hotel in Jodhpur: Rattan Villas
Ein wunderschönes Boutique Hotel, wie eine Reise in vergangene Zeiten. Zum Essen sitzt man im gepflegten Garten und lauscht dem Spießgeigenspieler. Die Zimmer sind mit Blick zum Innenhof, mit seinen hübschen Springbrunnen und auf den Garten verteilt. Das Gebäude war früher im Besitz der Königsfamilie und noch heute haben zwei Mitglieder ihren Wohnsitz dort.
Rajasthan Sehenswürdigkeiten – Restaurant in Jodhpur: Indique
Ein leckeres Restaurant auf einem Hoteldach mit überwältigendem Blick über ganz Jodhpur. UND: Hier gibt es auch eine Bar und leckere Drinks.
Rajasthan Sehenswürdigkeiten: Jaipur – Modernes Zentrum
Jaipur, die Hauptstadt der Region mit drei Millionen Einwohnern, wird auch die rosarote Stadt genannt. Die dreifache Größe im Vergleich zu Jodhpur merkt man sofort. Jaipur ist kulturelles, aber auch wirtschaftliches und politisches Zentrum der ganzen Region und wirkt teilweise sehr viel moderner. Viele sogenannte New-Tech Unternehmen haben hier ihren Sitz.
Die rosarote Farbe ist hier nicht ganz so prägnant und vorherrschend wie das Blau in Jodhpur. Seinen Anstrich erhielt Jaipur 1853 in Vorbereitung auf den Besuch von Prinz Albert von England. Rosarot ist in Rajasthan traditionell die Farbe der Gastlichkeit. Auffällig ist, dass alle Straßen rechtwinklig zu den Hauptstraßen und kerzengrade verlaufen. Vermutlich liegt das daran, dass die Stadt nach den genauen Vorstellungen von König Sawai Jai Singh (Singh heißt übrigens Löwe und gefühlt trägt jeder in Indien entweder Singh im Vor- oder Nachnamen) angelegt wurde.
Auch Jaipur hat eine beeindruckende Festung, das Amber Fort. Außerhalb der Stadt auf einem Hügel gelegen zeigt sich diese Festung völlig anderes als jene in Jodhpur. Zart, aus fast gold scheinendem Sandstein und irgendwie wie aus einem Märchen aus 1001 Nacht. Nicht annähernd so massig, massiv und fast furchteinflößend wie das Fort in Jodhpur. Innen findet man einen tollen Spiegelsaal, verzierte Tore und symmetrische Gärten. Viele Elemente erinnern daran, dass dieses Fort zu Zeiten der Mogulherrschaft entstand.
Das Fort erreicht man zu Fuß, per Rikscha oder – aber davon möchte ich euch abraten! – auf dem Rücken der Elefanten, die den ganzen Tag Besucher zum Fort und wieder zurücktragen müssen.
Inmitten der Stadt findet man außerdem den schon von weitem sichtbaren königlichen Stadtpalast. Noch heute bewohnen Nachfahren der Königsfamilie den Palast und finanzieren den komplett privaten Komplex durch die Einnahmen aus Eintrittsgeldern. Dafür aber kann man durch toll gestaltete Innenhöfe und Pavillons wandeln und sich von Prunk und Glanz in seinen Bann ziehen lassen. Ein Besuch lohnt sich wirklich, denn da der Palast noch bewohnt wird, hat man vielleicht Glück und trifft die Königsfamilie bei einer ihrer aufwendig abgehaltenen Prozessionen, zum Beispiel dem Durchschreiten des prunkvollen “Tripolia Gate“.
Wer Lust hat, stattet dem Govind Devji noch einen Besuch ab. In diesem Familientempel der Maharadschas von Jaipur befindet sich ein heiliges Bild Govindas, welches über 5.000 Jahre alt sein soll. Es zeigt den hinduistischen Gott Krishna in seiner Inkarnation als Govinda, dem Hirten bzw. Beschützer der Kühe (oder aber auch Beschützer der heiligen Schriften – wie so oft ist das Interpretations- oder Auslegungssache).
Auch in Jaipur gibt es zahlreiche Basare für Kunsthandwerk, allerlei Schmuck und Lebensmittel. Doch sind diese nicht ganz so heimelig und auf ihre Art besonders wie die in Jodhpur.
Rajasthan Sehenswürdigkeiten: Tipp für eure Rajasthan Rundreise
Wir haben das Himalaya, Delhi und Rajasthan in einer Tour gemacht. Ich würde euch raten – insofern ihr die Möglichkeit dazu habt – zumindest Ladakh bzw. den nördlichsten indischen Bundesstaat “Jammu und Kashmir“ als separate Tour zu machen. Indien ist so intensiv, die Eindrücke zu fesselnd, dass – zumindest mein Gehirn – irgendwann an die Grenze seiner (bewussten) Aufnahmefähigkeit gestoßen ist.
Da aber jeder Teil dieses unbeschreiblichen Landes so unverfälscht, pur und faszinierend ist, sollte man sich die Chance geben, alles zu 100 % genießen zu können. Es gibt überall so viel zu sehen und zu erleben, dass sich zwei Reisen allemal lohnen.
Die Reise mit Enchanting Travels war von Anfang bis Ende toll organisiert und die Route klug geplant. Das Beste daran war, dass wir die ganze Tour komplett im Vorfeld selbst ganz individuell gestalten und zusammenstellen konnten. Wir mussten nicht irgendwelche Sachen machen, auf die wir eigentlich keine Lust hatten. Wir konnten uns unsere persönlichen Highlights raussuchen und auch gemeinsam mit Enchanting planen, wo wir wieviel Zeit haben wollen. Denn Stress und ein einziges Abhaken von Rajasthan Sehenswürdigkeiten: ist ja das Letzte, was man auf so einer Tour möchte. Stets gab es dafür gutes Feedback oder Hinweise, wie man was optimal zusammenlegen könnte. Das war einfach nur fantastisch.
So sind wir zwar mit einem Operator gereist, hatten aber nie das Gefühl, eine Gruppenreise oder eine „geführte“ Reise zu machen. Eigentlich war es wie ein individueller Trip, bei dem immer jemand dabei war, der super über alles Bescheid wusste und uns mit Geheimtipps des jeweiligen Ortes versorgt hat, an die man sonst nur schwer oder mit viel Glück rankommt.
Unsere Guides waren nicht nur nett, sondern auch kompetent und wussten gefühlt alles über ihre jeweilige Gegend. Die Tour war also komplett flexibel und auf unsere Wünsche, zum Beispiel einfach mal für ein paar Stunden in einem Café zu sitzen, wurde immer eingegangen. Egal, ob wir zeitlich oder routentechnisch etwas verändern wollen – nie war irgendwas ein Problem. In einem Land wie Indien war das einfach eine optimale Kombination und ich habe richtig Lust darauf, das auch in anderen Städten und Ländern auszuprobieren. So habe ich immer noch Abenteuerfeeling, aber trotzdem eine gewisse Sicherheit und Expertise an meiner Seite. Nice!
Text & Fotos: Stefan König
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Ich muss lachen und möchte sagen: Fahr mal nach Indien #gedankengang
2 Kommentare
Hallo Christine, super tolle Bilder! Ich lese deinen Blog schon ewig,hab aber noch nie kommentiert. Mit enchanting travels waren wir 2014 in Bhutan und Thailand, auch eine super tolle Reise und eine gute Länderkombination. Viele Grüße!
Oh danke! Freut mich, dass ihr so eine schöne Reise hattet!