Raus aus der Komfortzone! Ich hoffe, dass ihr euch überhaupt noch an meine Mission Possible erinnern könnt. Vor ein paar Wochen habe ich hier geschrieben, dass ich gerne meinen jahrelangen, ja fast schon jahrzehntelangen Traum in Angriff nehmen möchte: Es mit der Schauspielerei noch Mal zu versuchen. Jede Woche wollte ich mich melden und meinen Erfolg oder Misserfolg mitteilen. Doch jetzt sind schon wieder drei Wochen vorbei und nichts ist passiert. Außer, dass ich euer Feedback bekommen habe. Es waren sehr nette Mails von Lesern dabei, die auch diesen Traum haben. Einer hat mir vorgeschlagen, dass ich mal zum Actor Space gehen soll, ein anderer hat mir angeboten, mich zu seiner Agentenfreundin zu schicken. Doch dann kam dieser eine Satz, der mich schon auf dem halben Weg zurück in meine Komfortzone geschleudert hat: „Was bringt dich denn zu der Erkenntnis, dass du das könntest??“
Solche Sätze sind garantierte Genickbrecher für Träumende auf ihrem Weg raus aus der Komfortzone. Vor allem mit zwei Fragezeichen. Als hätte ich nicht schon genug Zweifel, nimmt man mir damit auch noch die Zuversicht und den einzige wahren Antrieb – meinen Mut.
Ich habe Menschen, die in ihrer schönen vertrauten Komfortzone leben immer ein bisschen verachtet. Angsthasen. Langweiler. Zeitverschwender. Doch jetzt kenn ich sie selber, die Zone. Hier kenne ich mich aus, ich weiß wie das Leben läuft. Es ist alles schön und vertraut. Doch jetzt habe ich diesen Traum, der mich ohne Weg und Pfad mitten durch ein Maisfeld führt. Und die Wahrscheinlichkeit verloren zu gehen ist ziemlich groß.
Die Komfortzone liegt für jeden wo anders. Die einen können nicht vor tausend Menschen sprechen, die anderen finden es schon schlimm öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Bei mir fängt sie an, wenn ich Sachen angehe, die mir wirklich am Herzen liegen, denn erst dann tut das Scheitern richtig weh. Doch dabei merke ich, dass die Komfortzone sich wie eine Zwangsjacke um meinen Körper legt. Immer wenn ich mich bewege, kommt jemand und zieht sie mit einem Satz wie „Was bringt dich denn zu der Erkenntnis, dass du das könntest??“ etwas enger zu. Und wenn es keine anderen Menschen sind, dann ist da dieser innere Schweinehund, der auch nicht seine Klappe halten kann und meint, es ist doch alles gut so, wie du es gerade hast. Du brauchst keine neue Herausforderung. Und dann behauptet er auch noch ich wäre nicht gut genug. Der Schweinehund.
Doch ich habe es schon einmal geschafft, eine Grenze zu überwinden, die so tief wie der Spalt zwischen den Kontinentalplatten war und so breit wie der Ozean. Mein Fallschirmsprung in Neuseeland. Hätte ich dieses Beweisvideo nicht: Gute Freunde, die mich kennen würden es mir immer noch nicht glauben, dass ich DAS gemacht habe, denn ich bin der größte „Höhenschisser“.
Jetzt sitze ich hier und muss mich endlich entscheiden. Will ich die Sicherheit? Oder will ich Erfahrung? Warum genieße ich nicht das Leben, wie es gerade ist? Warum will ich das denn überhaupt, Schauspielerin werden? Es ist doch gerade alles wunderbar, so wie es ist. Aber der Mensch braucht einfach Erfahrungen. Es macht ihn stärker als die Sicherheit. Die Komfortzone zu verlassen ist gut. Sie sollte nur ein Zufluchtsort sein, in der wir uns ab und zu bewegen, aber keinen Langzeitaufenthalt planen. Die Komfortzone zu verlassen heißt auch verletzlich zu werden. Ich kann unangenehme Erfahrungen machen, ich kann abgelehnt werden, aber ich kann mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht habe. Ja, es ist nicht einfach. Wir brauchen Mut. Mut zum losgehen. Aber auch Mut zur Verletzlichkeit. Außerdem dürfen wir nicht denken, unser innerer Schweinehund sei unsere Intuition! Unsere innere Stimme wird uns nie davon abraten, etwas zu tun. Sie wird uns nur sagen: Sei vorsichtig. Schmeiß nicht alles hin. Gehe Schritt für Schritt in die richtige Richtung und höre auf Ratschläge.
Albert Einstein sagte schon so schön: „Das Leben ist wie Fahrrad fahren, um das Gleichgewicht zu halten, musst du dich bewegen.“ Ich habe erst letzte Woche diesen Spruch gelesen, aber im Grunde Lebe ich schon jahrelang nach dieser Weisheit. Bei mir heißt es: „Man muss nur in Bewegung bleiben, dann tut sich auch etwas.“ Ich gebe zu, Einstein hat es etwas schöner ausgedrückt.
So, liebe Komfortzone. Es war sehr schön mit dir. Heimelig und bequem. Doch unsere Zeit ist vorbei. Raus aus der Komfortzone, Ahoi!
8 Kommentare
Sehr schön geschrieben! :) Und so wahr :)
Danke!
Hallo Christine,
ich bewundere deinen Mut und deine Hartnäckigkeit, diesen Traum zu verfolgen. Solche kritischen oder sogar verletzenden Worte wirst du nie ganz verhindern können, du musst es nur schaffen, damit umzugehen ohne sich in Rechtfertigung zu verlieren. Viele Menschen sind nur neidisch, dass du es in Angriff nimmst, vielleicht weil sie selbst einen Traum haben, den sie nicht umsetzen. Und Mosern, Meckern, Motzen ist ja auch einfacher, als Tipps zu geben oder einfach die Hoffnung und Zuversicht zu teilen. Ich bin schon gespannt, wie es mit deinem Traum weitergeht. Vielleicht bist du Ansporn genug, dass auch ich meine Komfortzone verlasse und mal etwas Neues wage. Andererseits ist da doch soooo gemütlich…
Gemütlich, aber nicht lebendig ;)
Hallo Christine!
Sehr schöner Beitrag und kann ich alles sehr gut nachvollziehen! Bin erst selber kürzlich ziemlich aus meiner Komfortzone rausgesprungen und weiß noch nicht wo mich das hinführt… Aber fühlt sich gut an und ich vertrau einfach drauf, dass mich diese Entscheidung zu schönen, neuen Ufern bringt. :)
Viel Glück dir bei deinem Sprung und vielleicht noch einen Spruch, den ich kürzlich gelesen habe: Everything will be fine in the end. If it’s not fine, it’s not the end yet!
Alles Liebe,
Steffi
Liebe Steffi, wo bist du denn hingesprungen?
Hey Christine,
ich bin gespannt was du über deine Erlebnisse außerhalb deiner Komfortzone noch so berichten wirst!
Vielleicht helfen dir ja meine erprobten Methoden und machen den Schritt ein wenig einfacher ( http://anti-uni.com/komfortzone/ ).
Viele Grüße!
Ben