Hampi. Ich geben zu, als ich die ersten Fotos von dieser Region gesehen habe, fand ich sie eher ernüchternd. Viele Geröllhaufen und dazwischen ein paar Ruinen. Na toll. Mittlerweile schäme ich mich für meine ersten Gedanken. Ich musste mich auf der Reise entscheiden, ob ich lieber die Teeplantagen und Munnar in Kerala sehen möchte oder Hampi im Landesinneren. Die Entscheidung habe ich erst ein paar Tage vorher getroffen und der ausschlaggebende Punkt waren all die Reisenden, die wir getroffen haben und die uns erzählt haben: Hampi ist magisch! Ihr müsst nach Hampi. Sie hatten alle recht! Es ist wunderschön! Es ist zauberhaft.
Ganz ehrlich, so stelle ich mir das Paradies vor. Unwirklich und überirdisch liegen kilometerlang Felsbrocken und Gesteinshügel in der Landschaft, die von grünen Reisfeldern, Bananenplantagen und Palmenhainen umgeben sind. Den Müll, der einfach überall in Indien vorhanden ist und das Landschaftsbild prägt, kann ich mittlerweile ausblenden. Von oben sieht die Landschaft aus wie ein Stück Erde aus einer längst vergessenen Zeit. Leider haben wir nur drei Tage hier eingeplant, ich hätte aber gut auch eine Woche die Idylle genießen können. Was ihr alles entdecken könnt, beschreibe ich euch jetzt in meinen 7 Reisetipps für Hampi in Indien.
1. Reisetipps für Hampi – die zwei Viertel Hampi Bazaar und Virupaksha
Der Ort Hampi teilt sich in zwei Gebiete auf, die durch einen Fluss getrennt sind. Der Touri-Hotspot Hampi Bazaar, in dem sich auch der beeindruckende Viruspaksha Tempel befindet, ist ein quirliges, kleines Örtchen mit verwinkelten Gassen, jeder Menge Backpacker-Unterkünften und zahlreichen Shops. Ich bin hier ein bisschen dem Shoppingwahn verfallen, habe Kissenhüllen, selbst gedrehte Räucherstäbchen, zwei Kleider, Bilder, Türschmuck und Gewürze gekauft. Und dabei verhandelt, was das Zeug hält. Im Grunde könnt ihr fast immer die Hälfte vom Anfangspreis runterhandeln, wenn ihr gut seid und einen eisernen Willen habt. Ich habe es meistens nur bis zu 30 – 40 % günstiger geschafft, weil ich mir dann irgendwann dachte: Soll ich wegen 2 Euro jetzt wirklich so einen Aufstand machen?
Der Eintritt in den Viruspaksha Tempel hingegen ist spottbillig. Ihr zahlt 2 Rupie Eintritt und 2 Rupie einem Mann, der auf eure Schuhe aufpasst. Im Tempel werdet ihr dann sicher euren Spaß mit den zahlreichen Äffchen haben, die jedem Besucher alle Plastiktüten klauen. Was ich persönlich sehr traurig finde und euch bitte, es nicht zu unterstützen – es gibt dort eine Tempel-Elefantin, die jeden Morgen im Fluss gebadet wird und dann den Rest des Tages im Tempel steht und Besuchern gegen Geld den Rüssel auf den Kopf legt. Ich finde jede Attraktion, bei der man mit Tieren Geld verdient, nicht vertretbar und bitte euch, solche Sachen nicht zu unterstützen.
Etwas ruhiger als Hampi Bazaar ist das Viertel Virupapur Gaddi. Hier haben wir auch übernachtet. Im Grunde gibt es nur eine Straße mit Geschäften, Restaurants, Übernachtungsmöglichkeiten und Reisfelder!!!
2. Reisetipps für Hampi – Sonnenuntergang mit Sound Meditation
Unsere erste Station in Virupapur Gaddi war das Restaurant Laughing Buddha. Hier haben wir die ersten Langzeitbesucher mit Insider Tipps getroffen und den Musiker Gali. Er geht jeden Mittwoch und Sonntag um 6:30 Uhr auf den Berg zur Sound Meditation bei Sonnenaufgang. Zufällig hatte er an unserem Ankunftstag auch Lust zum Sonnenuntergang eine Sound Meditation zu veranstalten. Wir trafen uns an seinem Musikshop und sind mit Didgeridoo, Klangschale, Gitarre und Flöte bepackt auf den anliegenden Berg gepilgert. Dann hieß es: auf die Steine legen, ihre Wärme aufsaugen, der Musik lauschen und dann den Sonnenuntergang genießen. Als ich mich wieder aufrecht hingesetzt habe, sah ich eine Person ganz weit oben auf einem Felsen sitzen und fragte mich: Wie ist die denn da hoch gekommen? Das ist ein perfekter Fotospot für den Sonnenuntergang. Dann wunderte ich mich, dass die Person so einen runden Buckel hat und plötzlich, als ein langer Schwanz zum Vorschein kam, war alles klar. Das war kein Mensch, das war ein Affe! Verrückt.
Nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, kamen drei kleine Jungs aus dem Dorf, die uns Chai Masala verkauft haben und mit Gali zusammen ein paar Lieder gesungen haben. Es war so ein schöner Abend! Unglaublich schön. Und es war erst der Erste.
3. Reisetipps für Hampi -Tempel Tour
Wer in Hampi ist, der wird um eine Tempel Tour nicht rumkommen und ehrlich gesagt, sollte die auch auf jeder To Do-Liste stehen. Um all die 3.700 Monumente zu besichtigen, die sich auf 36 km verteilen, bräuchtet ihr wahrscheinlich eine Woche. Wir haben uns eine Tagestour gebucht. Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten: eine geführte Bustour, mit dem Roller oder Fahrrad auf eigene Faust oder eine Tuk Tuk-Tour. Wir wurden am Fluss angesprochen und fanden das Angebot echt gut.
Der Fahrer hat uns zu allen bekannten Tempeln gebracht, kurz etwas erzählt und dann alleine einwandern lassen. Fand ich klasse. Zum Mittagessen hat er uns in ein super einheimisches Restaurant gebracht, wo es köstliche Thali gibt und zum Sonnenuntergang einen Panoramablick. Es waren bei der Tour alle bekannten Tempel dabei:
- Vithala Temple Complex
- Group of Monuments at Hampi
- Virupaksha Temple
- Statue of Ugra Narsimha
- Elephant Stables
- Vijaya Vittala Temple
- Hazara Rama Temple
- Lotus Palace
- Stepped Tank
- Hemakuta Hill Temple Complex
- Shivlinga
- Sasivekalu Ganesha Temple
- Zanana Enclosure
- Queen’s Bath
- Achyutaraya Temple
- Balakrishna Temple
Am meisten beeindruckt hat mich das Royal Centre mit der Zenana Enclosure. Es ist eine kleine, grüne Oase mit dem Lotus Mahal, ein wunderschön filigran verziertes Haus, welches der König seiner Königin gebaut hat – inklusive Elefantenställe. Eine tolle Zeitreise.
Selbst wenn man “nur” einen Tempel besucht, weiß man nie, was einem passiert. Auf den Weg nach draußen haben wir Musik gehört und eine ganze Schar von Kindern gesehen, der wir gefolgt sind. Drei Minuten später standen wir auf dem Festplatz, auf dem gerade eine Ziege geschlachtet wurde, umgeben von allen Kindern, die ein Foto von sich haben wollten. Das ist Indien. Dafür liebe ich es. Man weiß nie, was im nächsten Moment passiert und meistens wartet eine zauberhafte Überraschung auf einen.
Es gibt eine Tempeltour mit und eine ohne Sonnenuntergang. Ich würde unbedingt die mit nehmen. Und keine Angst, ihr müsst in kein Reisebüro, um die Tour zu buchen. Ihr werdet an jeder Ecke von irgendeinem Tuk Tuk Fahrer angesprochen. Unser Auswahlkriterium war, dass er ein Englisch spricht, das wir verstehen und sympathisch ist. Die Tour hat 1.600 Rupie gekostet, man kann sie aber auf 1.300 runterhandeln. An diesem Tag hatten wir aber keine Kraft zum Verhandeln.
4. Reisetipps für Hampi – Monkey Tempel
Wer in Hampi unterwegs ist, der lernt auf jeden Fall viele andere Backpacker kennen. Von Russland über Israel bis Frankreich ist alles dabei. Das Lieblingsthema ist hier nicht das Wetter, das ist immer schön, sondern: Wo habt ihr den Sonnenuntergang verbracht? Den ersten Tag waren wir mit Gali bei der Sound Meditation, den zweiten Tag mit der Tempel Tour unterwegs und am dritten Tag haben wir endlich gemacht, was uns alle empfohlen haben – ihr müsst unbedingt zum Monkey Tempel.
Der Tempel liegt etwas außerhalb von Hampi. Theoretisch könnt ihr hin laufen, theoretisch auch ein Fahrrad leihen, aber denkt daran, dass es nach dem Sonnenuntergang total schnell dunkel wird und nehmt eine Taschenlampe mit. Die meisten leihen sich einen Roller, doch ich habe mich irgendwie nicht getraut und wir sind mit dem Tuk Tuk gefahren (ca. 850 Rupie). Der Fahrer hat uns hingefahren und dann bis zum Untergang gewartet und zurück gebracht. Nehmt euch auf jeden Fall ein Wasser mit, denn es warten 575 Stufen auf euch. Aber ihr werdet belohnt. Je höher ihr kommt, desto schöner wird die Aussicht.
Der Monkey Tempel wird eigentlich nur von den Touristen so genannt. Sein eigentlicher Name ist Anjana Matha Temple und man erkennt ihn schon von unten. Der Ort ist einfach magisch. Schaut unbedingt in den Tempel, folgt dann der Sunset Place Beschilderung und seid vorsichtig! Ein Affe kam direkt auf mich zugerannt und hat mir meine Tüte aus der Hand gerissen, in der sich Bananen befanden. Das habe ich mir ein bisschen romantischer vorgestellt. Ich wollte dem Affen die Bananen feierlich übergeben und sie mir nicht undankbar aus der Hand reißen lassen. Aber es scheint ihm geschmeckt zu haben. Ich kann euch empfehlen, ganz weit nach hinten zu gehen und eine einsame Ecke zu suchen. Dann müsst ihr euch nur noch entspannt zurücklehnen und genießen.
Es ist wunderschön! Die roten Felsen, die grünen Reisfelder und eine unglaubliche Aussicht!
Eine besondere Begegnung war die mit einem Sadhus. Im Hinduismus sind das Männer, die ein Aussteigerleben führen, obwohl sie Frau und Kinder haben. Sie verschreiben sich einem asketischen Leben, um schneller zu Erleuchtung zu kommen.
5. Reisetipps für Hampi – der Hindi auf der Stirn
Wer in Indien unterwegs ist, wird immer und immer wieder den roten Punkt auf der Stirn von Menschen sehen, der Hindi oder auch Tilaka genannt wird. Diesen bekommt man, auch als Europäer, nach einer hinduistischen Zeremonie und er ist eine Art Segnung. Hier ein kleiner Einführungskurs, damit ihr euch nicht so bescheuert anstellt wie ich. Denn um einen Hindi zu bekommen, müsst ihr einer kleinen Zeremonie folgen, die ich überhaupt nicht verstanden habe und in jedes erdenkliche Fettnäpfchen getreten bin.
- Geld spenden:
Das kann ich euch versichern, es wird meistens erst einmal nach einer Spende gefragt, bevor irgendetwas passiert. - Wasser schlucken:
Ich bekomme eine kleine Kelle Wasser gereicht und dachte irgendwie, dass ich mir damit mein Gesicht waschen soll. Völlig falsch gedacht, das Wasser war zum Trinken gedacht. Verdammt. - Zucker essen:
Das habe ich hinbekommen! Während ich jedoch noch kaue, zeigt er auf ein orangenes Schälchen und irgendwie dachte ich, ich muss den Zucker da reinspucken. Aber nein… - Farbe auftragen:
Das orange Schälchen war das Farbschälchen und ich sollte mit dem Finger reinlangen, um mir einen Punkt auf die Stirn zu malen. Meine Güte war das peinlich … Ich hoffe, dank meiner Beschreibung wird euch das nicht passieren.
6. Reisetipps für Hampi – Restaurants in Hampi
Ich kann euch drei Restaurants empfehlen. In Hampi Bazaar gibt es das Restaurant Chill Out mit besonderen “Lassis” und sonst alles was das Herz begehrt auf der Speisekarte. Das Mango Tree ist auch super gemütlich, hat köstliches Thali und es ist kein Problem seinen Backpack hier abzustellen, wenn man tagsüber auf den Nachtbus warten muss. Mein Lieblingsrestaurant Laughing Buddha mit der schönsten Aussicht direkt auf den Tempel und gutem WiFi liegt im ruhigeren Viertel Virupapur Gaddi. Ich hätte hier Stunden sitzen können und ich glaube ich saß hier auch Stunden.
7. Reisetipps für Hampi Yoga
Eins kann ich euch versprechen – langweilig wird euch in Hampi nicht. Es gibt so viel zu entdecken und auch zu lernen. Ihr könnt Einführungskurse in Ayuverda buchen oder einen Makramee Workshop. Außerdem ist Hampi ein Paradies zum Bouldern. Ich wollte unbedingt eine Yogastunde machen, bin dem Schild am K.C Guesthaus gefolgt und in einer Halle im Hinterhaus gelandet, die mit bunten Teppichen ausgelegt war. Die Stunde war wirklich toll. Der Yogalehrer aus Nordindien hat ganz viel über die einzelnen Positonen erzählt und für was sie gut sind. Es war keine stumpfe Abfolge von Übungen, sondern ein tieferer Schnupperkurs in die eigentliche Bedeutung und diese Stunde hat mich dazu angespornt, zu Hause jeden Morgen 20 Minuten Yoga zu machen.
Reisetipps für Hampi – Übernachtungstipps:
Es gibt wirklich zahlreiche Unterkünfte für Hampi. Die erste Entscheidung, die ihr treffen müsst: Wollt ihr ins ruhigere Virupapur Gaddi oder in Hampi Bazaar bleiben? Wir haben uns für Virupapur Gaddi entschieden und auch dafür, ein bisschen mehr Geld auszugeben. Wir haben schon von der Ferne kleine Hütten am Rande des Reisfelds gesehen, die zum Golden Beach Resort gehören. Die Nacht kostet hier 2000 Rupie, die Besitzer sind nicht gerade das blühende Leben an Freundlichkeit, das Badezimmer ist sehr gewöhnungsbedürftig und wir haben einmal Besuch von einer Kakerlake bekommen … ABER die Aussicht, wenn man aus dem Zimmer kommt, ist einfach bombastisch. Satte Reisfelder, Palmen und die rostroten Gesteinshaufen. Wem das “Resort” zu teuer ist, der sollte aber mindestens einmal zum Essen herkommen. Die Aussicht aus dem ersten Stock über die Reisfelder ist so schön und ihr seid umgeben von den ganzen Vöge, die in und um das Reisfeld herum sitzen.
Weitere Reisetipps für Hampi
- Bootsüberfahrt:
Ich habe ja schon von den zwei Vierteln erzählt, die vom Fluss getrennt sind. Die Überfahrt kann man mit dem Motorboot machen oder mit einer Art Korb und Paddel. Gerade als wir da waren, sind auch viele zu Fuß über den Fluss gegangen, weil nur ganz wenig Wasser da war. Uns wurde gesagt, dass bis 17:30 Uhr das Boot fährt und danach das Korbpaddelboot am Ufer steht, mit dem man selber rüber kommt. Nur weil dir in Indien etwas gesagt wurde, heißt es nicht, dass es stimmt. Wir waren an dem Tag mit dem Tuk Tuk unterwegs, haben den Sonnenuntergang am Tempel gesehen, waren in Hampi Bazaar noch etwas essen und plötzlich war es 22 Uhr und stockfinster. Den Bootsablegeplatz haben wir nur mit Mühe und Not dank der iPhone Taschenlampen gefunden, doch da war niemand mehr und auch kein Boot. Was für ein Mist. Mir ist das Herz wirklich in die Hose gerutscht. Die einzige Möglichkeit war, die Stelle zu finden, an der man den Fluss überqueren kann. Nur wie bitte bei stockfinstere Nacht. In der Ferne habe ich ein Pärchen gehört und angefangen zuzuschreien: Hellooo??? Do you hear me??? Can you help us??? Die zwei haben uns über den Weg gelotst und uns dabei geholfen, über die Steine zu springen. Sie waren die Helden des Tages und die Moral von der Geschichte: Versucht das letzte Boot zu nehmen und traut nicht immer dem, was euch gesagt wird!
Ich hoffe, ihr werden in Hampi genauso eine tolle Zeit haben, wie ich. Es war definitiv meine Perle in Indien.
Fotos meiner Reisetipps für Hampi:
Sonnenaufgang auf dem Berg
Tempel-Tour
Reisfelder
#
Monkey Tempel
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Explosion der Gefühle: Das erste Mal Urlaub in Indien!
Ich habe während der Reise Videomaterial für die neue Jack Wolfskin-Kampagne #GOBACKPACK gedreht. Das Ergebnis könnt ihr euch HIER anschauen. Im Zeitraum vom 1. März bis zum 31. Juli 2017 könnt ihr bei der Aktion von “pay with your Story” teilnehmen. Kauft ein Produkt, zeigt Flagge und dreht ein Reisevideo. Wenn ihr euch dann bis zum 31. Oktober 2017 unter www.go-backpack.com registriert und das Video einreicht könnt ihr den Kaufpreis des im Aktionszeitraum gekauften Produktes bis zu maximal 200 € zurück bekommen. Alle Infos in der Profilbox.
6 Kommentare
Toller Bericht, danke dafür. Der Punkt auf der Stirn heißt aber Bindi, nicht Hindi. Hindi ist eine Sprache :)
:D Mist verschrieben!
wow richtig cool was du so aus Hampi berichtest, werde sicherlich den ein oder anderen Ort aus deinem Post demnächst besuchen. Vielen Dank dafür!
Hi Christine, warst du auch auf dem Mantanga Hill? :)