Sammlung Gunter Sachs. Playboy, Bobfahrer und Brigitte Bardot. Das sind wohl die ersten drei Wörter, die einen in den Kopf kommen, wenn man an Gunter Sachs denkt. Was die wenigsten wissen, dass er nur 10 km von meiner Heimat, Schweinfurt, in Mainberg geboren wurde. Schweinfurt kennen die meisten nur von der Autobahnausfahrt oder haben schon einmal vom Industriestandort Schweinfurt in Verbindung mit SKF, Kugelfischer oder Sachs gehört.
Seit dem 15.11. zeigt die Kunsthalle in Schweinfurt die Sammlung Gunter Sachs vom im Mai 2011 verstorbenen Multitalent. Ein wirklich guter Grund das ehemalige Schwimmbad, das zur Kunsthalle umgebaut wurde, zu besuchen. Werke von Andy Warhol und René Magritte, die sonst nie ihren Weg nach Schweinfurt gefunden hätten, hängen nun für über vier Monate an den weißen Wänden des Ernst Sachs Bads. Diese Sammlung Gunter Sachs ist ein Meilenstein für die Schweinfurter Kunstgeschichte. Die Eröffnung war das gesellschaftliche Highlight des Jahres, ein Großereignis, bei dem sogar Rolf Sachs, der ältere Sohn von Gunter Sachs, und die Witwe Mirja Sachs anwesend waren. Doch können die Schweinfurter diese Kunstwerke auch schätzen?
In diesem Jahr wäre Gunter Sachs 81 Jahre alt geworden, wenn er nicht Suizid begangen hätte. Er hatte Alzheimer. „Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten.“, stand in seinem Abschiedsbrief. Bei seinem Tod hinterließ er 1200 eine Sammlung mit insgesamt 1200 Kunstwerken. 165 davon zeigt die Ausstellung in Schweinfurt und diese werden vom dortigen Personal gehütet wie ihr eigener Augapfel. Wehe man kommt ihnen zu nahe. Ich wollte über die Ausstellung schreiben – ich wollte nicht nur, sondern ich habe auch, wie ihr gerade lesen könnt – doch hat man es mir nicht ganz leicht gemacht. Das Betreten der Ausstellung mit einem Kuli, ja einem Kuli, war strengstens verboten. Also musste ich alles in mein Handy tippen.
Die Sammlung ist ein wunderbarer Querschnitt durch Gunter Sachs persönlichen Geschmack. Es beginnt mit Kurt Schwitters, geht über den Surrealismus mit der Pittua Metafisica weiter zum Nouveau Realisme und endet mit den Siebdruck von Andy Warhol. Sachs organisierte damals in Hamburg die erste umfangreiche Andy Warhol-Ausstellung in seiner Hamburger Galerie. Allerdings begeisterte die Kunst die Hamburger damals noch nicht. Am Ende der Ausstellung war kein Bild verkauft. Gunter Sachs wollte diese peinliche Situation vertuschen, klebte rote Punkte auf die Werke und kaufte sie selbst. Damals wusste noch keiner, dass sich der Wert von einigen Werken vertausendfachen würde.
In der Sammlung Gunter Sachs sieht man nicht nur Meisterwerke aus unterschiedlichen Kunststilen, sondern bekommt durch sie das Leben von Gunter Sachs näher gebracht. Eine besonders schöne Anekdote, die der Bürgermeister bei der Eröffnung erzählt hat: „Als der junge Millionenerbe die Bardot kennengelernt hatte, musste er am nächsten Tag zu einem Termin nach Schweinfurt. Das erschient ihm so unromantisch, dass er vorgab nach Athen reisen zu müssen.“ Also wenn ich demnächst nach „Athen“ reise, wisst ihr Bescheid.
Meinen persönlichen Höhepunkt in der Sammlung Gunter Sachs hatte ich, als ich vor einem echten Yves Klein Bild stand. Monochrome Bläue. Es war das erste Mal, dass ich eines seiner Werke im Original vor mir hatte. Das tiefe Blau hätte mich mit seiner Schönheit fast zu Tränen gerührt. Ich hätte in dieses Bild hineinfallen können. Ja, es hat etwas in mir erzeugt, ein Gefühl. Ich denke es gibt diejenigen, die Kunst nur anschauen und diejenigen, die sie verstehen wollen und berührt. Auf meinen persönlichen Höhepunkt folgte der tiefe Abgrund mit der Antwort auf die Frage, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe. Können die Schweinfurter die Sammlung Gunter Sachs schätzen? Nein!
„Baula, schau ma hi. Des hät I a mach könn. A weng blau und ferddig.“
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1 Kommentar
Hallo Christine
vielen Dank für Ihren schönen Beitrag, den ich erst jetzt entdeckt habe.
Haben Sie denn wenigstens einen Katalog zur Ausstellung? Wenn nicht, würde ich Ihnen gerne einen solchen kostenlos schicken. Erbitte hiermit Adresse und Ihnen ein gesundes neues Jahr!
Andrea Brandl, Kuratorin der Ausstellung, Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt