Über Sardinien könnten hier und jetzt ganze Romane verfasst werden, weshalb ich mich auf eine kleine Region im Norden der Insel beschränken werde: Meine Sardinien Reisetipps betreffen die Region Gallura, von deren wunderschöner Küste aus man auf das nahe Korsika blicken kann.
Sardinien Reisetipps: im Rausch der Elemente
„Mistral-Wind, du Wolken-Jäger…“, mit diesen Worten beginnt ein Gedicht von Friedrich Nietzsche, welches ich zwar immer mochte, zu dem mir jedoch bisher immer der Bezug fehlte. Nach meiner Reise an die nördliche Küste von Sardinien, ist dieser Bezug nun hergestellt, hätte mich der zarte Mistral doch beinahe liebevoll über die Klippen geschubst.
Berühmt jedoch ist die Region Gallura vor allem für ihre weißen Strände und zahllose kleine wildromantische Buchten mit Natursteinformationen, weshalb ich mich besonders darauf gefreut hatte, in die mal türkisen, mal tiefblauen Fluten zu springen. Ich hatte jedoch abermals die Rechnung ohne den Mistral gemacht und so hieß es eher:
„Hier auf glatten Felsenwegen
Lauf ich tanzend dir entgegen,
Tanzend, wie du pfeifst und singst:
Der du ohne Schiff und Ruder
Als der Freiheit freister Bruder
Über wilde Meere springst.“
Viel zu kalt zum Schwimmen war es. Dennoch ist dieser Artikel mit traumhaften Küstenbildern unterlegt, aber bitte lest ihn mit einem leichten Seufzen im Ohr, und dem “zarten Pfeifen des Mistral” über die sardische Macchia und die Meeresoberfläche im Hintergrund.
Vom Wind in den Gräsern
Gekräuseltes Meer und saftige Felder
Sardinien Reisetipps: die Costa Smeralda in all ihrer Schönheit
Ich bin auf Sardinien, einer Jahrtausende alten Insel, habe ihre ganze Erhabenheit und Größe im Rücken und blicke verzaubert auf das La Maddalena Archipel und die korsische Küstenlinie vor mir, die bei klarer Sicht zum Greifen – oder Rüberschwimmen – nah erscheint. Die Costa Smeralda verwöhnt mich mit einer saftigen grünen Landschaft, die Büsche und Bäume der Region haben sich offensichtlich auf eine einheitliche Wuchsform geeinigt und erscheinen mir überall, nun, ich kann mir nicht helfen: brokkoli-förmig.
Zwischen all dem überdimensionierten Brokkoli immer wieder massive Felswände oder teils auch nur einzelne Felsmurmeln, die sich seinerzeit auf den Weg gemacht und auf halber Strecke ihr Ziel vergessen haben.
Und über allem, ich hoffe, ihr könnt den Mistral noch tanzen hören, weht mit dem Wind der Duft der „Macchia“ über das Land: Myrte, Rosmarin, Thymian und Fenchel überziehen zusammen mit Olivenhainen und Pinienwäldern die Insel, riesige Büsche (Brokkoli-förmig, natürlich), wie sie in Berlin niemals wachsen würden. Dazwischen ab und an ein Oleanderbusch, der mich an meinen gartentechnisch erfolgreichsten Sommer erinnert.
Kräuter- und Blumenträume auf Sardinien; Schildkröte mit Rosmarin
Sardinien Reisetipps: zur Ruhe kommen
Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass während meiner wenigen Tage auf der Insel an ein Bad im Meer nicht zu denken sein wird, freue mich stattdessen über meine, in die Brandung gehaltenen, Zehen, die Menschenleere der Insel und meinen Bademantel im Hotelzimmer nach einigen kühleren Abenden.
Also Mistral,
„Jagen wir die Himmels-Trüber,
Welten-Schwärzer, Wolken-Schieber,
Hellen wir das Himmelreich!
Brausen wir … o aller freien
Geister Geist, mit dir zu zweien
Braust mein Glück dem Sturme gleich.“
Während es im Sommer unerträglich heiß werden kann, die Vegetation karg, trocken und wüstenartig anmutet und allerorts die Waldbrandgefahr steigt, und die Winter unangenehm kühl werden können, in den gemauerten, oft ohne Heizung gebauten Häusern der Insel,
sind Frühling und Herbst König und Königin der Reisenden. Der Herbst gehört den Outdoor-Fans, den Kletterern, Wanderern und Bikern, während das Frühjahr wie gemacht zu sein scheint für eine kulinarische Reise zu Weinbergen und Käsereien und in die, teils noch verschlafenen, Dörfer und gerade erst wiedereröffneten Hotels der Insel. Auf gehts zu meinen Sardinien Reisetipps, Kategorie Kulinarik!
Sardinien Reisetipps: Käse-Tradition hautnah
Zuerst besuche ich die Käserei Peru, die seit ihrer Gründung in Familienbesitz ist. Sie liegt im kleinen Ort Badesi, in der Provinz Olbia-Tempio (wie Gallura seit 2005 offiziell genannt wird), der nur knapp 1.900 Einwohner hat und Mitte Mai noch im Dornröschenschlaf liegt.
Mehrere Generationen der Familie Peru stellen hier auf traditionelle Art täglich den berühmten Pecorino her, diesen leckeren Hartkäse aus Schafmilch mit leicht nussiger, manchmal sogar zitroniger Note. In Geschmack und Konsistenz erinnert er ein wenig an Parmesan, der allerdings aus Kuhmilch hergestellt wird. Käse hat auf Sardinien eine immense Bedeutung, wird zu jedem Essen gereicht, ganz gleich was daneben noch auf den Tisch kommt. Ihren Ursprung hat die Käseproduktion in der Hirtentradition und der hohen Milchproduktion durch die geschätzt 1.000.000 Schafe auf der Insel. Während ich der Familie bei der Arbeit zusehe, fällt auf. wie automatisch alles vonstatten geht; die Handgriffe sitzen, es wirkt beinahe wie eine Choreographie. Und was mir zuvor nicht bewusst war: Wie schnell die eigentliche Produktion geht! Binnen weniger Minuten sind alle Arbeitsschritte erledigt, der Rest ist nur noch die Reifung, die zwischen 3-12 Monaten dauern wird. Und erst heute wird mir bewusst, dass Ricotta im Grunde ein Abfallprodukt aus der Pecorino-Produktion ist, da für den Ricotta lediglich die ungebundene Molke weiterverarbeitet wird.
Die Familie Peru beim Tagesgeschäft
Jeder hat seine eigene Aufgabe
Erst Pecorino, dann Ricotta
Sardinien Reisetipps: Sardischen Wein verkosten
Da Nichts besser zu Käse passt als Wein, geht es als nächstes auf eines dieser kleinen, aber feinen Weingüter: zu “SIDDÙRA” im Herzen der Gallura. Das Weingut liegt wunderschön zu Füßen des Berges „Monti Ghjuanni” in der Nähe des kleinen, mittelalterlichen Städtchens Luogosanto und bietet einen unfassbaren Panoramablick.
Die Weinreben liegen durch die Berge vorm harten Winterwind geschützt am Hang, wo sie die perfekte Sonneneinstrahlung bekommen. Die Böden der Gallura sind granit-, sand- und lehmhaltig und sorgen dafür, dass die Weine schmecken wie ihr Land.
Granit und Lehm sind wichtige Faktoren in der Weinproduktion
Nathan Gottesdiener möchte mit seinen Weinen eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat erschaffen, einen “Tribut an die Unverdorbenheit, ihre Schlichtheit und Tradition”. Die Neugier, der Ehrgeiz und die Beharrlichkeit, von denen mir die Besitzer des Weingutes erzählen, kann ich ihren Gesichtern ablesen, den Stolz und die Freude, die sie nach Fertigstellung ihrer Weine empfinden, spätestens nach der Verkostung nachvollziehen.
Französische Eichenfässer zur Lagerung
Ziel sind begrenzte Erträge von erlesener Qualität
Sie selbst bezeichnen jeden ihrer Mitarbeiter als Künstler, die Mitarbeiter arbeiten ebenso unermüdlich wie kompromisslos und gemeinsam erschaffen sie wahrlich besondere Weine. Sie sehen den Wein als ein Geschenk der Natur und ihre Aufgabe darin, dieses Geschenk zu veredeln und zu wahrer Einzigartigkeit zu führen. Ein Wein sei immer auch Spiegelbild seines Herkunftsortes, wird mir erklärt und im Geiste denke ich mir, dass es mit den Menschen hier wohl genau so ist. Ein anderer Sinnspruch, den ich auf den Prospekten des Weingutes entdecke lautet: „Wo guter Wein wächst, wird auch gut gegessen.“ Nirgends war dieser Spruch jemals wahrer als hier, denn Wein und Käse machen mich hier die meiste Zeit sprachlos.
Ich muss dringend herausfinde, wo ich dieses schwarze “pane carasau” herbekomme!
Tapasplatte mit Pecorino und italienischem Schinken. Die Servierplatte wird übrigens aus der Rinde der Korkeiche hergestellt …
… wie auch die Korken selbst.
Wahnsinnsgedeck und Wahnsinnsweine
Sardinien Reisetipps: Glück Glück sein lassen
Nach so viel Genuss ist es Zeit, ein wenig den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen, während ich durch Kurven, Kurven und nochmals Kurven meinen Weg zurück ins Hotel finde. Jeden Tag verstehe ich ein bisschen mehr, warum sich Tamara, die mich auf meiner Reise begleitet, so sicher ist, dass sie nie aus ihrer Heimat weg möchte. Es ist schon ein ziemlich schöner Flecken Erde, den sie Zuhause nennen darf.
Typische Aussicht durch die Frontscheibe und “Isola Rossa” beim Blick aus dem Seitenfenster
Abendstimmung oder Post-Dinner-Romantik
Falls Ihr nun auch Lust auf den Norden Sardiniens bekommen habt, möchte ich euch gerne die Delphina Hotels ans Herz legen. Ich habe ein paar wunderbare Tage im Valle dell’ Erica verbracht, welches wirklich am nördlichsten Ende der Insel liegt und auf einem sehr weitläufigen Gelände von wunderschöner Natur umgeben ist. Meine Highlights waren dabei der schöne Wanderpfad entlang der Küste und die Abendstimmung auf meiner Veranda, die das Arbeiten doch um einiges versüßt hat!
Impressionen vom Wanderpfad, …
… vom Sandstrand “La Licciola” …
… und meinem Liebslingsbüro: Veranda mit Abendsonne
Ich könnte jetzt noch Stunden über die kulinarischen Erlebnisse berichten, die mir mehr als einmal ein stummes “wow” entlockt haben oder euch alle Einzelheiten zu meinem Hotel erzählen. Doch da das dem Ganzen die Seele rauben würde, höre ich auf wenn es grad am schönsten ist. Denn was ich eigentlich sagen wollte: Ich hatte ein paar wundervolle Tage auf der Insel und jeder, der Lust auf wirkliche Erholung und Entspannung hat, der gutes Essen und guten Wein zu schätzen weiß und dafür nicht bis ans Ende der Welt reisen will, ist auf Sardinien verdammt gut aufgehoben.
Weil es aber einfach so verdammt gut aussieht, gibt es hier jetzt noch eine Runde foodporn für euch!
Der schönste Abendbrot-Tisch aller Zeiten
Profanes Eis im Becher, aber oh! mein! Gott! Pistazie & Bacio. Mmmmhhhh …
Schwarze Pasta mit Ricotta-Flakes
Garnele mit Bacon + Wachteleiern in Erbspürree
Kühles Sorbet + Mousse aus Myrte
Selbst das Vorspeisenbrot scheint hier magisch
Klassische Frühlingspasta & noch mehr Dessert-Irrsinn
Und wisst ihr, was bei all dem mein persönliches Food-Highlight war? Die Illy-Espressomaschine auf meinem Hotelzimmer :)
Bis hoffentlich bald, Sardinien, bis hoffentlich bald, lieber Mistral-Wind. Zum Abschluss noch ein paar Worte des lieben Nietzsche und der Sonnenaufgang, mit dem die Insel sich von mir verabschiedet hat, auch für euch:
“Und daß ewig das Gedächtnis
Solchen Glücks, nimm sein Vermächtnis,
Nimm den Kranz hier mit hinauf!
Wirf ihn höher, ferner, weiter,
Stürm empor die Himmelsleiter,
Häng ihn – an den Sternen auf!”
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit den Delphina Hotels & Resorts entstanden.
Text und Fotos: Laura Droße
6 Kommentare
Wow, bei diesen unglaublichen Worten und den makellosen Bildern kriege ich wieder Sehnsucht nach Sardinien. Es wurde auch langsam mal Zeit in diesem tollen Blog endlich mal was über Sardinien zu lesen. Ich hoffe es war nicht der letzte Beitrag. Ciao Ciao
wow, vielen lieben Dank für deine Worte.
Ich würde auf jeden Fall auch jederzeit zurück dorthin und mehr Bilder und Worte sammeln :)
Außerdem muss ich ja unbedingt auch noch den Süden erkunden.
Es klingt als wärest Du schon ein paar Mal dort gewesen, hast Du noch Tipps für unseren nächsten Trip?
Hi, ja ich habe das Glück, dass mein Vater Sarde ist und ich einmal im Jahr unten bin. Meine Tipps: die Stadt Alghero und Bosa, die Südwestküste von Cagliari (Chia, Pula), Sant’Antioco, im Osten eine Bootstour von Cala Gonone bis nach Cala Goloritze,…ach es gibt so viel… eigentlich ist die ganze Insel toll….:-)
Danke für deine Tipps!!!
Sardinien ist wirklich eine tolle Insel, ich würde dort jederzeit noch einmal hin reisen, oder zwei oder drei Mal…Bei den schönen Fotos packt mich auf jeden Fall sofort wieder das Fernweh.
Essen kann man auch richtig gut in einer „Agriturismo“, eine Art Bauernhof, wo das Essen direkt aus dem eigenem Anbau serviert wird.
Viele Grüße
Natalie
Voll cool!! :D