Wenn ich mich trenne, dann möchte ich trinken. Diese ganzen Mädchen, die sich auf die Couch setzen, weinen und vielleicht auch noch einen Becher Ben & Jerry’s Cookie Dough futtern während sie Sex and the City oder vielleicht noch Dirty Dancing gucken, die können mich mal. Ich will raus, trinken, rauchen und in einem schäbigen Club enden, der mich dazu bringt am nächsten Morgen nichts mehr zu wissen und mich einzig und allein an die neuen Nummern in meinem Handy zu orientieren. Das möchte ich und mehr nicht.
Es gibt dann ja immer die Leute, die wollen, dass die ganze Welt über ihre Trennung bescheid weiß. Die ändern dann zunächst ihren Status in „Single“ und fügen dann noch „Interessiert an XY“ hinzu. Wobei XY dann beliebig verändert werden kann. Wenn sie das getan haben, dann wird ordentlich gepostet: entweder es kommen direkte Ansagen gegen den oder die Ex oder es wird indirektes Zeug gepostet, das dann meist in die Richtung unheimlich trauriges Lied oder ganz aggressives Lied geht. Diese Menschen möchte ich gern einmal kennenlernen und sie fragen, was da eigentlich in ihrem Kopf vorgeht. Das ist allerdings eine andere Geschichte.
Ich wollte eigentlich über eine ganz andere Form der Trennung reden, die mir heute über den Weg gelaufen ist. Nein, es ist immer noch nicht Snapchat, obwohl ich das ja wirklich mal ausprobieren möchte. Es sind sogenannte „Divorce Hotels“ – ja, richtig, Scheidungshotels. Der Leitfaden dieser Hotels nennt sich „Scheidung auf positivem Wege“. Aha. Jetzt frage ich mich, was an einer Scheidung positiv sein soll. Im schlimmsten Fall hat man schon zwei Kinder, einen Hund, ein Haus und jetzt ganz frisch ein Papier, das schwarz auf weiß zeigt, dass man jetzt geschieden ist und der eine den einen Teil und der andere den anderen Teil der eigens zusammengebauten Ikea-Möbel bekommt. Da soll ich lachen? Vielleicht auch noch aufstehen und meinem Ex zum neu erstandenen Auto gratulieren, während ich das Bonanzarad abbekommen habe? Nö, keine Lust. Gehe ich aber auf die Seite vom Divorce Hotel, dann werde ich schon irgendwie in den Bann gezogen und da möchte ich noch kurz erwähnen, dass ich noch nicht einmal ansatzweise in einer Ehe bin. Die erste Wahl, die ich auf der Seite treffen kann ist, ob ich mich in einem Büro oder lieber in einem Hotel trennen bzw. scheiden lassen möchte. Hotel, ganz klar und da kommt auch schon der nächste Schocker: die Mediators, so heißen die Scheidungspäpste von morgen, sitzen nicht nur in Holland und Belgien, sie sitzen auch in Miami. Na, super. Da fliege ich also ein Wochenende nach Miami, um mit frisch eingetüteten Scheidungspapieren und sogar noch braun gebrannt nach Hause zu kommen. Klingt gar nicht mal so schlecht. Aber jetzt mal ehrlich, wer macht das denn? Wieso sollte man denn tatsächlich etwas schönes aus der Scheidung machen? Jim Halfens, der Ideengeber des Divorce Hotels, glaubt allerdings fest daran. Er meint, dass die Scheidung der Start in das neue Leben sein soll. Kann sein, aber dafür muss ich doch nicht nach Miami fliegen und da auch noch mit meinem Ex abhängen, finde ich. Halfens hat da aber schon ein ganz angenehmes Programm zusammengestellt. Wer also Lust hat ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen, der kann sich an nur einem Wochenende von Halfens und Team scheiden lassen. Da bekommt All Inclusive eine ganz andere Bedeutung: Einzelzimmer, Psychologen, Broker, Anwälte, alles hat er eingepackt und alle sind bereit, die Scheidungspapiere auf eine Neues auszurollen. A propos ausrollen. Auch wenn ich diese Idee momentan belächel, bin ich mir sicher, dass wenn ich mal groß bin und geschieden, was sicher passieren wird (ja, ich bin ein Optimist), dann werde ich mit ganz großer Freude meinen Teppich in die Richtung des Mannes ausrollen, der dieses Hotel erfunden hat – Jim Halfens, der Scheidungs-Guru. Herr Halfens, ich hätte da auch noch eine Idee. Es gibt da diese Single-Reisen, die ich so abgrundtief hasse, vielleicht koppeln sie diese ja an ihr Scheidungshotel?
Es gibt übrigens auch noch eine weibliche Hälfte zu Jim Halfens, denn wo Nachfrage ist, muss auch Angebot her. Wir können ja mittlerweile aus allem Geld machen und jetzt eben auch aus Scheidungen. So zum Beispiel auch Scheidungsyoga. Ich kann mir das schon richtig vorstellen wie sich gewisse Yoga Positionen in Möchtegern-wir-sind-alle-so-glücklich-aber-eigentlich-heulen-wir Posen verwandeln: da wird so ein „Happy Baby“ schonmal zur „Happy Scheidung“ oder „Sonnengruß“ zum „Scheidungsgruß“. Dann frage ich mich nur was sich die Frauen und Männer auf der Scheidungs-Yogamatte dann beim „Downward Facing Dog“ denken, während der „Warrior“ für mich auf einmal unheimlich klar wird. Steckte vielleicht schon immer ein bisschen Scheidung im Yoga? Früher dachte ich ja auch immer, dass sei eine ganz große Orgie, eine Art Swingerclub, wo alle gemeinsam tantrieren, bis mir American Pie die Augen geöffnet hat und mich eines Besseren belehrte.
Ok, Scheidungsyoga und Scheidungshotel hin oder her – wie zur Hölle kommen Leute auf so eine Idee und warum machen Leute bei so etwas mit? Kann mir das jemand erklären?
Wo sind denn die guten alten Zeiten des Betrinkens hin, in denen man alles auf natürliche Bierart und –weise vergessen hat? Da wo der Schnaps das Om ersetzte und das Scheidungshotel die einfache Kneipe an der Ecke war? Ich freue mich jetzt schon drauf bei meiner nächsten Trennung ganz alleine am Tresen zu hängen, während meine Freundin mir freudestrahlend erzählt, dass sie gerade vom Divorce Hotel auf den Bahamas oder so kommt und jetzt mit einem Ukulele-Spieler aus der Karibik zusammen ist.
Verrückte neue Welt.
2 Kommentare
Ich glaube wenn man verheiratet ist, und Kinder rumrennen, tut scheiden weh. Und wenn dann noch wegen Geld gestritten wird, finde ich die Einschaltung eines Mediators der auf Familienstreitigkeiten spezialisiert ist, nicht verkehrt. Das Scheidungshotel hat halt was von einer Psychoklinik/Entzugsklinik. Immerhin ist man auf neutralem Boden weg vom Alltag versorgt. Dafür bezahlt dann der ein oder andere.
Also das ist vielleicht ein bisschen over the top, aber dämlich oder vollkommen verrückt find ich das jetzt nicht. Denn egal ob man sich verständnisvoll und freundlich trennt (kann ja schnell umschlagen), tottraurig ist oder seinen (ex)partner am liebsten mit einer axt ermorden würde: vorallem wenn kinder im spiel sind, sollte man doch alles tun, um das vernünftig zu regeln und die zukunft so positiv wie möglich gestalten. Und wenn einem wenn einem ein mediator und / oder ein gereltes organisiertes umfeld dabei hilft, so what?
Ich persönlich kann es mir jetzt auch nicht unbedingt vorstellen, aber einen versuch ist es doch ggf wert. Verwerflich find ich das nicht..