Ich bin auf dem Weg zum Schnorcheln in Brasilien. Über endlos scheinende Straßen fahren wir ins Nirgendwo. Die grenzenlose Weite macht mir deutlich, welch mächtige Rolle die Natur in dieser Region Brasiliens spielt. Nördlich von Cuiaba, im Bundesstaat Mato Grosso, steuern wir das entlegene, von der Zivilisation scheinbar vergessene Bom Jardim an. Das Örtchen mit dem klangvollen Namen ist weit entfernt vom Massentourismus und hat seinen Besuchern doch so viel zu bieten. Mit großen Augen starre ich unentwegt aus dem Autofenster und kann es kaum erwarten, die Gegend zu entdecken.
Schnorcheln in Brasilien – Weite Savanne und tiefblaue Gewässer
Nachdem wir zahlreiche Farmen auf unserer Fahrt hinter uns gelassen haben, die mich an Kulissen von Wildwest-Filmen erinnern, erreichen wir unsere Unterkunft – die Pousada Reino Encantado. Von hier aus werden wir das Umland von Bom Jardim erkunden und in die einzigartige Natur eintauchen. Denn hier, im zentralen Südamerika, begeben wir uns jetzt auf einen Schnorchelausflug in die wohl klarsten und saubersten Gewässer, die ich je gesehen hab. Ich kann es kaum glauben, Schnorcheln in Brasilien. Aber eins nach dem anderen.
In unserer Lodge angekommen wechseln wir unser Outfit, schlüpfen in Tauchschuhe und Floating-Westen und laufen zum 5 Minuten entfernten Rio Salobra. Das Wasser ist so kristallklar, dass es nur wenige Zentimeter tief zu sein scheint. Die riesigen Fische, die aufgeregt unter uns herum schwimmen, verraten jedoch, dass der Fluss viel tiefer sein muss. Der blaue Himmel spiegelt sich im seichten Gewässer und die vom Sandboden aufsteigenden Blasen verleihen der Szenerie etwas Unwirkliches. Aus tausenden Quellen steigen unzählige kleine Bläschen auf, die den Eindruck vermitteln, das Wasser würde kochen, tatsächlich liefert es aber die von mir erhoffte Abkühlung.
Schnorcheln in Brasilien – Naturschutz als oberste Priorität
Unser Guide Toni erklärt uns, was wir tun dürfen und was nicht, um möglichst keinen Schaden auf der uns umgebenden Natur zu hinterlassen. Schmuck muss abgenommen werden, Sonnencreme und Mückenspray entfernt und der Boden sowie Tiere und eigentlich auch alles andere dürfen nicht berührt werden. Im Prinzip ist alles, was wir hier tun werden, uns mit den Westen ins Wasser zu legen und treiben zu lassen. Alle Taschen und Wertsachen lassen wir einfach am Ufer zurück. Ich bin jetzt schon begeistert. So viel Nachsicht, Respekt und Wohlwollen zu begegnen, verschlägt mir fast den Atem. Trotzdem hole ich tief Luft und begebe mich unter Wasser zum Schnorheln in Brasilien. Plötzlich ändert sich alles. Die Farben, die Temperatur, das Licht, meine Atmung – ich scheine in eine Traumwelt abgetaucht zu sein. Ich lasse mich treiben und schaue mich neugierig um. Die Fische scheinen mich ebenfalls neugierig zu betrachten und dieser Fluss scheint der perfekte Ort für solche Begegnungen, denn Mensch und Tier leben hier im Einklang. An der Schönheit und dem Reichtum der Natur ist zu erkennen, dass penibel darauf geachtet wird, dass der Tourismus die Umwelt nicht verunreinigt. Hier geht es eindeutig um gegenseitige Bereicherung und nicht um einseitige Ausbeutung.
Foto: Beto Lima
Der Fluss schlängelt sich durch den dicht bewachsenen Wald und ich schlängle mich durch die Unterwasserwelt. Und wie so oft, wenn uns etwas wunderschönes widerfährt, verfliegt die Zeit zu schnell und ich muss in meine Welt zurück. Aber auch an Land befinde ich mich momentan eher in einem Bilderbuch als in der Realität. Satte grüne Wiesen reichen bis zum Horizont, an dem direkt der kobaltblaue Himmel anschließt. Strahlend weiße Wolken wie aus Zuckerwatte scheinen zum Greifen nah und ich habe das Gefühl, ich bin im Paradies angekommen. Das Mittagessen ist ebenso ein Traum und ich esse, ja verschlinge, Berge von Gemüse in Variationen, wie ich sie noch nicht kannte. Mein Favorit: Blumenkohl mit Maracuja garniert! So lecker, dass ich mich nach mehreren Portionen trotzdem noch in der Lage fühle, ein Dessert zu essen. Und das tue ich auch. Jetzt könnte ich eine Siesta gebrauchen, aber heute, wo ich sie so nötig habe, fällt sie aus. Schade ist das allerdings nicht, denn wir gehen eine zweite Runde schnorcheln.
Foto: Beto Lima
Schnorcheln in Brasilien – Die blaue Lagune
Der Lago Azul hält, was er verspricht, denn das Blau dieses Sees trotzt einfach jeder Beschreibung. Die Lagune ist so blau, dass jegliches Gleichnis einfach nur lächerlich wäre im Vergleich zu seiner wahren Schönheit und Blauheit. Ich fühle mich geehrt, diesen Flecken Erde sehen und an diesem magischen Ort der Natur ganz nah sein zu dürfen. Ich steige erneut ins kühle Nass. Die Fische sind groß, zutraulich und neugierig. Ich bin es auch. Ich schaue mich um und entdecke erneut eine fantastische Unterwasserwelt mit Pflanzen und Höhlen. Fisch in Brasilien müsste man sein. Obwohl. Lieber nicht, so viel Fisch wie hier gegessen wird.
Schnorcheln in Brasilien – Was gibt es hier sonst noch?
Nachdem ich heute mehr Zeit mit dem Kopf unter Wasser als an der Luft verbracht hab, wird es nun Zeit den Blick noch etwas in den Himmel zu richten, bevor die Sonne untergeht. Ich habe mich bisher nie sonderlich für Vögel interessiert, aber hier in Brasilien ist die Vogelwelt so unglaublich beeindruckend, dass ich mich ihrer Faszination überhaupt nicht entziehen kann. Der perfekte Ort, um zahlreiche bunte Federn zu entdecken ist der Lagoa das Araras zum Sonnenuntergang. Die aus dem See herauswachsenden Bäume bieten unzähligen Gelbbrust-Aras, Sittichen, Hyazinth-Aras und andere Papageienarten ein Nachtlager, in das sie jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit zurückkehren. Mindestens zu zweit fliegen die bunten Tiere unter lautem Getöse in die zauberhafte Szenerie. Ihr Gesang ist so schön wie ohrenbetäubend. Die Sonne geht unter, mein Herz geht auf. Dieses Naturschauspiel sucht wahrlich seines gleichen. Als die Sonne hinter den Palmen verschwunden ist, hat die Stunde der Mücken geschlagen und wir begeben uns zurück zur Lodge.
Schnorcheln in Brasilien – Viele Eindrücke und ein gutes Gefühl
Ich bin froh, dass Internet und Telefon hier nicht funktionieren. So gönne ich mir die Ruhe, den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Ein sehr ereignisreicher Tag, an dem ich mich der Natur so nah gefühlt hab wie nur sehr selten zuvor. Und das an einem Ort, an dem Nachhaltigkeit gelebt wird. Dankbarer und glücklicher könnte ich nicht sein.
Papageien in der Lagoa das Araras
Danke an Embratur für die Einladung und an Beto Lima für die tollen Bilder.
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