Es kommen täglich ungefähr 150 Mails in mein Postfach geflattert. Viele Newsletter, Nachrichten von Lesern, Statusmitteilungen von Facebook und auch ab und zu Interviewanfragen. Ganz besonders habe ich mich gefreut, als eine Mail von Spiegel Online kam, ob ich bei der Serie “Fragen an Reiseblogger” mitmachen möchte. Klar, sofort habe ich mich an den Laptop gesetzt, die schönsten Fotos rausgesucht und mit Herzblut die Fragen beantwortet. Nachdem ich alles weggeschickt habe, kam erst einmal lange Zeit nichts und dann, nach 4 Monaten “Wir haben entschieden, die Reiseblogger-Serie nicht mehr fortzusetzen, da viele Antworten sich relativ stark wiederholen und damit der Mehrwert nicht so groß ist.” Schade. Der Probst-Fragebogen an Blogger vom Zeitmagazin geht auch schon in die 100. Runde und ist immer wieder interessant. Na ja, vier Stunden umsonst geschrieben und gesucht, oder? Nein! Nicht umsonst, denn ich werde euch einfach die Fragen und Antworten präsentieren. Ich denke und hoffe, dass ihr noch einen Mehrwert daraus ziehen könnt. Voilá die Spiegel Online Reise-Blogger Fragen auf Lilies Diary:
Die verrückteste Reise Ihres Lebens?
Meine Reise nach Japan zum Penis Festival! Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich seit meinem Buch „40 Festivals in 40 Wochen“ eine unbändige Leidenschaft für Festivals habe. Je skurriler, desto besser. Schon allein die Reise nach Japan an sich ist verrückt. Love-Hotels, Katzen-Cafés, in denen man gegen Geld Katzen streicheln und Tee trinken kann und Themenrestaurants im Alcatraz oder Alice im Wunderland-Look. Aber zwischen tausenden von Japanern stehen, die an Penis-Lutschern lecken und eine zwei Meter hohe, pinke Phallus-Statue anbeten, ist nicht zu übertreffen.Was wie ein obszöne Veranstaltung von Perversen klingt und Touristen, die zufällig vorbei kommen die Kinnlade offen stehen lässt, ist eine uralte, japanische Tradition, die ihren Ursprung im 17. Jahrhundert hat – ein Fruchtbarkeitsfest. Für 2014 steht das Vagina-Festival auf meiner Festival-Wunschliste. Wo? Natürlich in Japan.
Ich habe einen Penis aus einem Rettich geschnitzt. Muss man im Leben mal gemacht haben.
Wo fühlen Sie sich am wohlsten: Gebirge, Meer, Großstadt oder Wüste?
Ich kann mich überall wohlfühlen. Ich denke wohlfühlen hat gar nichts mit der Umgebung zu tun, sondern der innere Ausgeglichenheit. Es ist jedoch interessant, was die unterschiedlichsten geographischen Umfelder mit einem machen. In der Hitze vom Death Valley, einer der heißesten Punkte in Nordamerika mit bis zu 57 Grad, habe ich mich so lebendig und gleichzeitig sterblich gefühlt. Ich hätte hier keine 40 Minuten ohne Wasser überlebt. Am Meer neige ich immer dazu sehr nachdenklich zu werden. Meine Gedanken können durch die ständige Bewegung des Wassers einfach nicht ruhen. Neulich saß ich drei Tage an der afrikanischen Westküste und habe mir überlegt, dass die Wellen eigentlich richtig schön das Leben und uns Menschen widerspiegeln – immer wieder versuchen wir uns aufzubäumen, einmal werden wir groß und reißen alle mit, ein anderes Mal zerschmettern wir an Steinen im Meer und erreichen die Bucht nie. In der Großstadt Berlin lebe ich einfach und lass mich treiben.
Aber egal wo ich bin, am Meer in der Großstadt oder Wüste, es kommt immer wieder der Wunsch auf, dass ich irgendwann in den Bergen leben möchte. Es gibt für mich kein schöneres Gefühl als auf dem Gipfel zu sitzen und über die Landschaft zu schauen. Ich mag auch das Tal, für viele beklemmend, für mich ein Nest, in das ich mich kuscheln kann, ein Ruhepool, der mich ausbremst. Seit über 20 Jahren, habe ich egal wo ich bin immer wieder den Wunsch in die Berge zu ziehen. Doch im Moment bin ich noch zu unruhig dafür. Aber irgendwann, irgendwann habe ich meine Hütte mit Gästezimmern und dann werde ich die Welt nicht mehr besuchen, sondern die Welt bei mir willkommen heißen.
Bitte schreiben Sie für uns exklusiv einen Kurz-Blog über Ihre letzte Reise – und zwar in einem Satz:
„Christine, du hättest einfach stehen bleiben, dem Tier tief in die Augen schauen und dann langsam rückwärts davonlaufen sollen“, belehrte mich Mario, unser Guide, während ich immer noch keuchend nach meiner sportlichen Höchstleistung vor im stehe, mir das Herz bis zum Hals schlägt und ich mir überlege, wie wohl die BILD-Überschrift gelautet hätte, wenn ich diese Attacke nicht heil überstanden hätte: „Opfer von Amok-Affen in Afrika gefunden: oder “Blogger-Blondine beißt Pavian tot.“
Den ausführlichen Bericht gibt es im Post “Afrika Safari: Im Affentempo durch die Wildnis”
Ohne welchen Gegenstand würden Sie niemals reisen?
Ich denke Kamera und iPhone muss ich hier nicht erwähnen. Die zwei Sachen sind meine adoptierten Körperteile. Ansonsten immer mit dabei: meine Flip Flops. Ich habe eine tiefe Abneigung gegen fremde Duschen. Wenn ich daran denke sie barfuß betreten zu müssen, bekomme ich schon Fußpilz. Falls jemand den Fachbegriff für diese krankhafte Phobie hat, kann er ihn mir gerne schreiben. Auch für mögliche Therapiemethoden stelle ich mich gerne als Versuchskaninchen zur Verfügung.
Ihr bester/ Lieblings-Blog-Eintrag bislang? Warum dieser?
Da kommen wir wieder auf das Thema Berge zurück. Meine Blogposts sind nicht einfach irgendwelche Erfahrungsberichte mit ein paar Infos. Ich versuche die Leser mitzunehmen, sie auf meine Schulter zu setzten und teilhaben zu lassen durch Geschichten, Fotos und Videos. Ich möchte keine Fakten liefern, sondern Sehnsucht wecken und neugierig machen. Oft schreibe ich meine Posts in Form von Briefen. Am liebsten Liebesbriefe an Freunde oder die Familie. Der Post, in dem an meisten Herzblut drin steckt heißt: „Die anderen, wie ich, die lieben dich.“ Es ist ein Liebesbrief an die Berge. Und ja, ich liebe sie wirklich so sehr.
Ein völlig unterschätztes Reiseziel ist:
KaZantip. Die meisten werden diese „Republik“ nicht kennen oder nur aus zweifelhaften Berichterstattungen davon gehört haben, in welche sie als Sauf- und Sexstaat abstempelt wird, in der fettleibige Europäer sich an schönen Russinnen ranschmeißen. Doch KaZantip ist ganz anders und viel mehr, doch um das zu begreifen, muss man hinfahren. Die winzige utopische Republik KaZantip, kleiner als der Vatikan, befindet sich auf der Halbinsel Krim, am Schwarzen Meer. Sie hat ihre eigene Verfassung, einen Präsidenten und eine lustige Regierung, die alles daran setzt, die wichtigste Sachen im Leben zu verwirklichen: 24 Stunden Glücklich-Sein. Es ist eine fünf Wochen lange Riesenparty. Wer Mitfeiern möchte, braucht ein Visum oder einem gelben Koffer mit verchromten Metallecken. Natürlich war ich da und durfte auch Präsident Nikita treffen und Außenminister Oleg aus Düsseldorf. Man frag sich, wie jemand dazu kommt, solch eine „Republik“ zu erschaffen, in der man sich vorkommt, wie in einer anderen Welt. Die Antwort vom Präsidenten: „Es ist schwer, die Welt zu ändern, aber es ist leicht, sich eine eigene kleine Welt zu schaffen.“
Was war Ihre schlimmste Reisepanne?
Schlimm peinlich: Als ich in einer Villa in L.A. (die Villa dürfen sie sich noch bildlich vorstellen, den Rest bitte NICHT) das Klo übergelaufen ist und meine Exkremente auf dem elfenbeinfarbene Marmorboden durch die Wohnung schwammen. Ich hätte am liebsten den Kopf in die Schüssel gesteckt und mich vor Scharm ertränkt.
Hat das Bloggen die Art verändert, wie Sie reisen?
Ja. Früher, vor allem mit den Eltern war Reisen = Urlaub = Rumgammel. Jetzt schaffe ich es nur schwer einen ganzen Tag am Strand zu liegen, weil ich gemerkt habe, wie viel es zu entdecken gibt, wenn man mit offenen Augen durch die Gegend streift. Genau diese Momente, in denen tausend neue Eindrücke auf mich einprasseln sind für mich entspannender als ein Tag am Strand. Außerdem wird mir immer wichtiger Einheimische in einem fremden Land kennen zu lernen.
Was jedoch gleich geblieben ist, dieses besondere Gefühl, wenn man unterwegs ist zum Flughafen. Christian Kracht hat diesen Moment so schön in seinem Buch „Faserland“ beschrieben. Besser kann ich es gar nicht beschreiben, deswegen möchte ich es kurz zitieren: „ Das ist so eine Art Übergang von einem Leben ins andere oder eine Mutprobe. Irgend etwas ändert sich im Leben, alles wird für einen kurzen Moment erhabener. Na ja, das denke ich jedenfalls immer, wenn ich fliege, daß es bei mir so wird, meine ich.“ Bei mir auch.
Wie oft sind Sie im Jahr unterwegs, wie finanzieren Sie Ihre Reisen?
Die Frage wie ich das finanziere und wie ich Geld verdiene, bekomme ich oft gestellt und habe dazu auch einen ausführlichen Post verfasst: „Geld verdienen mit Bloggen? Wie Christine N. ihr Klopapier bezahlt.“ Das ganze ist von Reise zu Reise unterschiedlich. Wenn ich für Dreharbeiten unterwegs bin, wie beispielsweise neulich für eine Folge „Auf und Davon“ für die mich ein Kamerateam zum UFO-Festival nach McMinneville begleitet hat, übernimmt die Produktionsfirma die Kosten. Wenn ich den Auftrag bekomme einen Imagefilm über eine Destination oder ein Hotel zu drehen, zahlt der Auftraggeber die Reise. Habe ich den Auftrag für eine Reportage, dann greifen die Tourismusämter meistens unter die Arme. Reisen hat für mich also meistens auch mit Arbeit und Geld verdienen zu tun. Aber es ist eine wunderschöne Arbeit und ich brauche das Geld, um mir damit meine privaten Reisen zu finanzieren. Ich bin einfach hoffnungslos reisesüchtig. Meistens bin ich zweimal im Jahr privat unterwegs und ansonsten zwei bis drei Wochen im Monat beruflich.
Der größte Luxus, den Sie sich unterwegs gönnen?
Ich neige immer dazu schrecklich sentimental zu werden, wenn eine Reise zu Ende geht. Ich bin ganz schlecht im Abschied nehmen. Also gehe ich am letzten Tag in den Supermarkt und kaufe Lebensmittel. Traditionelle Sachen, wie Kernöl aus Graz oder Bananketchup von St. Lucia aber auch Dosen und Flaschen von denen ich keine Ahnung habe, was eigentlich drin ist. Wenn ich zu Hause bin, öffne ich dann peu à peu meine Mitbringsel und freue mich einen Ast ab, was ich für komische Sachen gekauft habe. Aus Japan hatte ich neulich eine Miniaturtoilette aus Plastik, aus der Brause aus der Schüssel kam.
Und jetzt noch meine schönsten Reisefotos
Kempinski Hotel in Wien
Ich und der Selbstauslöser
Berge in Colorado….
Meine Reise nach Äthiopien.
Die Westküste von Afrika
Frühstück auf den Seychellen
3 Kommentare
Abgefahren coole Fotos, ey..! =)
Hi Christine,
dein Blog zu lesen stillt mein Fernweh. Du hast es schön beschrieben, das du uns mitnimmst, über deine Schulter zu sehen.
Lg Eric
Herzlichen Dank