Es fing eigentlich alles ganz harmlos an. Letztes Jahr im April habe ich einen Trip mit einer Gruppe nach Portugal gemacht. Das Motto war – sich die schönste Küste nördlich von Lissabon anzuschauen und mit dabei zu sein, wenn Surf-Fotograf Alex Laurel von Marlon Lipke, dem erfolgreichsten deutschen Wellenreiter, Fotos macht.
Egal ob Skater oder Surfer, ich könnte ihnen stundenlang zuschauen. Aber mich selbst auf das Brett stellen – nein Danke. Meine vierwöchige Skater-Karriere endete mit einem Sturz auf der Halfpipe und einer Narbe am Ellenbogen, die ich heute noch habe. Männer sind ja stolz auf ihre Narben und deren Geschichten. Ich kann gerne darauf verzichten. Auch am Surfen hatte ich nie Interesse. Viel zu früh haben mich meine Eltern den „Weißen Hai“ anschauen lassen und seitdem bin ich traumatisiert, was tiefes, dunkles Wasser betrifft. Aber zuschauen, das mache ich gerne. Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen Trip nach Portugal. Es ist nämlich etwas passiert, was ich jedes Mal befürchte und immer hoffe, dass es nicht eintritt – ein Anruf, dass es jemanden in der Familie nicht gut geht. Ich werde diesen Moment wohl nie vergessen. Ich saß auf einer Klippe an der Küste Portugals, mein Handy klingelte, ich ging ran und mein Papa erzählte mir, dass meine Mama wieder einen Schlaganfall hatte. Er beruhigte mich, dass alles nicht schlimm sei, sie rechtzeitig ins Krankenhaus kam und alles gut ist. In solchen Momenten möchte man nichts lieber, als einfach zu Hause sein, auch wenn man an der schönsten Klippe der Welt sitzt. Ich saß noch sehr lange da, bis ich nicht mehr weinen musste und auch mein Gesicht wieder normal aussah. Von dem Telefonat erzählte ich niemanden. Ich kannte ja auch alle anderen erst seit acht Stunden.
Die Nacht war scheiße. Am nächsten Tag hatten wir frei und konnten machen, was wir wollten. Ich habe kurz überlegt einfach alleine durch die Gegend zu laufen und meine Ruhe zu haben. Dann schlug Marlon vor, dass wir ein paar Stunden surfen und er uns eine Surfstunde geben könnte. Warum nicht? Es wäre mir an diesem Tag auch mal wirklich egal gewesen, wenn mich ein Hai gefressen hätte oder mein Kopf an einem Felsen zerschmettert wäre. Ich quetschte mich in einen Neoprenanzug, klemmte mir das Board unter den Arm und los ging es. Kurze Trockenübungen am Strand und dann rein ich die Welle. Ich gebe zu, besser hätte es nicht anfangen können. Marlon schwamm hinter dem Brett, gab mir zur richtigen Zeit den richtigen Schubs und schon nach der dritten Welle stand ich. Nicht lange, aber ich stand. Und ich wollte mehr. Noch eine Welle, noch eine Welle, noch eine Welle… Warten, Hochdrücken, Stehen, Balance und wieder rein ins Wasser.
Nach drei Stunden musste ich aus dem Wasser raus. Ich spürte meine Füße nicht mehr, die bluteten überall, weil ich mit dem tauben Galoschen gegen tausend Steine im Wasser gelaufen bin. Ich kam aus dem Wasser und war glückselig. Drei Stunden habe ich alles vergessen. Drei Stunden habe ich über nichts nachgedacht. Es gab nur mich, das Brett und die nächste Welle. Und ein bisschen stolz war ich auch, als Marlon sagte, ich hätte das Zeug zum Surgergirl – Ehrgeiz und schnelles Aufnahmevermögen. Ihm habe ich also zu verdanken, dass ich in Australien weitere Stunden genommen habe und für diesen Sommer einen Surfurlaub in Portugal plane.
Herzensprojekt Surfguide
Mit Marlon bin ich immer noch auf Instagram und Facebook befreundet und er wünscht sich, dass sich noch mehr für das Surfen begeistern und genau den Strand und die Welle finden, die perfekt für sie sind. Seit schon fast 20 Jahren ist er am Reisen, um die besten Wellen zu surfen und neue Länder zu besuchen und das wollte er so gut wie möglich mit seiner Plattform Surfguide.com umsetzen, so dass jeder seinen perfekten Surfurlaub planen kann, egal ob man Anfänger oder Pro ist.
Auf Surfguide.com findet ihr Surfspots auf der ganzen Welt und auch organisierte Trips, wie beispielsweise den „Picstars Maldives Boat Trip”. Surfen in den Malediven?
Geht nicht, gibt’s nicht! :) Oder eine Kombireise aus Surfen und Yoga im Dfrost Surfcamp am Meer in Taghazoute, Marokko mit Blick auf den Anchors Point.
Für mich wird es hoffentlich im Sommer entweder nach Lagos oder Ericeira gehen.
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