Lantau: Fragwürdig blicke ich auf die graue Wolke, die sich am Himmel befindet und sich partout nicht weg bewegen will. Eine nette Mélange aus sanften Grautönen schwebt vor mir am Himmel. So hätte ich das damals in der Schule nie mit dem Tuschkasten mischen können. Und wenn, dann hätte meine Kunstlehrerin mich angeschrien, denn grau ist ja sowieso keine Farbe.
Es vergehen Minuten, in denen ich in die Luft starre und diese blöde graue Wolke tot-meditiere. „Jetzt verzieh’ dich doch endlich!“. Ich gebe ihr meinen absoluten Todesblick, den ich wirklich nicht gut beherrsche. Heute klappt das allerdings. Endlich, langsam verschwindet sie und ehe ich die Kamera in Position packen kann, winkt er mir schon zu, der Big Buddha.
Aus dem Nichts ist er aufgetaucht und auf einmal blicke ich auf den wohl größten Buddha, den ich je gesehen habe. Auf einen Buddha, der da einfach so thront, auf diesem Berg, irgendwo im Nirgendwo außerhalb von Hong Kong. Die Massen, die bis vor kurzem noch neben mir in den Himmel starrten und mit mir meditierten, hetzen jetzt zur Treppe und rennen hoch. Naja, man weiß ja nie, wann er wieder verschwindet.
Ich folge den Massen, schwitze schon bei den ersten Treppenstufen und bekomme Gänsehaut beim Anblick des immer näher kommenden Buddhas. Von hier aus habe ich einen atemberaubenden Blick über Lantau, einer der zu Hong Kong gehörenden Inseln. Aber das möchte ja bitte auch sein nach 268 Stufen. 268. Zwei-Hundert-Acht-Und-Sechzig. Bei gefühlten 50 Grad. Olé!
Auf geht’s, Tagesausflug auf Lantau
Früh am Morgen bin ich direkt von der Station Kowloon aus mit der MTR Linie Tung Chung bis zur Endhaltestelle gefahren und habe von hier aus den Bus zum Big Buddha genommen.
Der Bus rüttelt sich langsam die engen und vor allem kurvigen Straßen von Lantau entlang und führt mich an wunderschöner Natur vorbei. Die Bergkuppen verschwinden ab und zu in den vorbeiziehenden Wolken und lassen so ein ganz eigenes Flair aufkommen. Etwas mystisches hat das Ganze. Etwa so, als würde ich jetzt in eine verwunschene Welt fahren, auf meinem Tagesausflug auf Lantau.
Aber das tue ich ja auch irgendwie, denn wo sonst sitzt ein Buddha einfach so auf einem Hügel? Richtig. Nur auf Lantau. Der Buddha heißt übrigens Tian Tan sitzt nun schon seit dem Jahre 1993 auf diesem Hügel in Hong Kong und winkt trotz der vielen Jahre noch immer freudig den Touristen zu. Er ist übrigens auch der Größte seiner Art – und das auf der ganzen Welt.
Nur unweit vom Big Buddha entfernt liegt das Po Lin Kloster, in dem noch heute echte Mönche wohnen und das ich mir auf meinem Tagesauflug auf Lantau direkt mit anschaue. Ich suche vergeblich nach den Bewohnern dieses wunderschönen Gebäudes und konzentriere mich, ein wenig enttäuscht, lieber auf den Weihrauchgeruch, die betenden Gläubigen und die ganz eigene Stimmung, die dieses Haus umgibt.
Tagesausflug auf Lantau: Tai O, da wo die Zeit still steht
Mit dem Bus geht es auf meinem Tagesauslfug auf Lantau direkt in ein kleines verschlafenes Fischerörtchen, Tai O. Hier, so finde ich, steht irgendwie die Zeit still. Schon bei der Ankunft liegt mir ein würziger Fischgeruch in der Nase. Gleichzeitig beobachte ich Fischer, die auf dem Markt ihre undefinierbaren Fischteile verkaufen, während wieder andere in kleinen Nussschalen das Gewässer auf- und abschippern. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass eine solche Oase tatsächlich nur knapp eine Busstunde vom wirbelnden Hong Kong entfernt liegt.
Ob es am Fischgeruch in der Nase liegen mag, der mich so langsam ein bisschen benebelt oder einfach an der ganz anderen Atmosphäre von Tai O? Egal, hier ist es einfach wunderschön!
Mit knurrendem Magen überquere ich den doch sehr penetrant riechenden Markt und marschiere zielstrebig in ein Fischrestaurant. Meine Nase hat sich nun schon längst an den Geruch gewöhnt, jetzt ist mein Magen dran. Wer in Hong Kong in ein Fischrestaurant geht und nur auf Fisch hofft, der erlebt ein paar Überraschungen.
Zur Vorspeise gibt es Ente, der Fishermen-Basket ist mit Schweinefleisch bestückt und auch sonst geben sich hier Fleisch und Fisch ganz gerne die Hand. Schmecken tut aber dennoch alles – ausnahmslos. Der perfekte Start für den Tagesausflug auf Lantau.
Köstlichkeiten im Fischrestaurant
Tagesausflug auf Lantau: Auf, auf ins Nussschalen-Abenteuer
Weil das mit den Nussschalen mich direkt zu Tagesbeginn schon so begeisterte, schmeiß’ ich mich nun einfach selbst in eine! Der wenig gesprächige Kapitän schippert mich an Fischerhäusern auf langen Stäben vorbei und bringt mich auf das offene Meer, in der Hoffnung Delfine zu sehen. Die sollen hier übrigens pink sein, sind aber trotzdem nicht aus dem Wasser gesprungen. Egal.
Ich bin sowieso von etwas ganz anderem fasziniert: Den Hügeln, die hoch aus dem Meer ragen. Diese wirken ein wenig so wie Halong Bay in Vietnam, aber sind doch irgendwie schöner. Wie große Kolosse stehen sie da, fast die Wolken kitzelnd. Schwupps, ist die Trauer um die nicht gesehenen Delfine vergessen.
Blaues Meer vor Tai O
Tagesausflug auf Lantau: Urlaub im Gefängnis
Mein Tagesausflug auf Lantau geht weiter. Die Nussschale tuckert so vor sich hin und setzt mich an einer anderen Nasenspitze von Lantau ab. Hier wurden früher Kanonen auf ungeliebte Eindringlinge abgeschossen. Gut, dass das heute nicht mehr so ist, denn ich schmuggele mich gerade durch den grünen Aufgang bis ich vor dem Prachtgebäude stehe, dem Tai O Heritage Hotel.
Ehemals eine Polizeistation, bekommt es das Hotel irgendwie auch bei einer Außentemparatur von 35 Grad noch hin, ein kühles Flair zu vermitteln. Das liegt entweder an den Kellnern, die, stilecht, nicht eine Miene verziehen oder an der Tatsache, dass dieses Gebäude einmal als eine Art Zuflucht diente. Wer sich also nach ein bisschen Kälte sehnt, der kommt ins Tai O Heritage Hotel und bestellt sich einen eiskalten Eistee.
Tagesausflug auf Lantau: Tschüss, Lantau.
Eine Sache, die ich am Reisen liebe und die meine Reisesucht auch einfach immer größer werden lässt, ist die Tatsache, dass ich immer und überall einen, wenn auch kleinen, Einblick in den Tagesalltag von Menschen auf der ganzen Welt erhalten kann. So auch auf Lantau.
Da steht die Omi im feschen Neon-Hut und verkauft getrocknetes Eigelb auf der einen Seite der Straße. Auf der anderen Seite brutzeln Gläser von Shrimpspaste in der Sonne vor sich hin. Hinter mir klingelt ein rasanter Opi auf dem Klapprad, während neben mir Kinder mit den Fischen spielen, die lustig in der Sonne trocknen.
Fischbällchen auf dem Markt in Lantau
So stelle ich mir direkt vor, wie es wohl wäre hier zu wohnen. In einer der kleinen, fast wie Blechbüchsen aussehenden Boxen würde ich mein Lager aufschlagen. Und jeden Morgen mein Bastkörbchen raustragen, in dem sich schon getrocknete Delikatessen befänden.
Frischer Fisch in Tai O
Oder, ich schipperte früh am Morgen über die Gewässer, fischte Fisch und verkaufte diesen dann den ganzen Tag lang am Straßenrand. Dann würde ich, genauso wie die Einheimischen jetzt, alle Touristen auslachen, die die Nase vorm Fischgeruch rümpfen. Genauso wie ich es, als Tourist in Tai O, auch getan habe.
Klingt gar nicht mal so schlecht, so ein Leben in diesem kleinen, süßen Fischerdorf, oder?
Eintritt zum Big Buddha
Ein kleiner Buchstand im Nirgendwo
Der Ausblick vom Big Buddha aus
Danke an das Hong Kong Tourism Board für die Einladung in dieses wundervolle Fleckchen Erde!
2 Kommentare
Lantau ist auch meine absolute Lieblingsinsel in Hong Kong! Ich lebe jetzt seit einem halben Jahr in der Metropole und kann nur jedem empfehlen unbedingt hierher zu reisen! Ok, vielleicht nicht im Hochsommer – wir haben aktuell mit sehr heißen Temperaturen und Taifunen zu kämpfen – aber ab Ende September wird es wieder richtig schön!
Liebe Grüße aus Hong Kong,
Kaja
Hallo
wir wollen vom 23.4-26.4 noch auf Lantau wohnen.
Welcher Ort ist zu empfehlen?
Da wir vorher schon 7 Tage in HK zentral wohnen interessiert uns dann die Natur.
Silvermine ? oder eher um den Buddha herum?
Gruß
Andrea