Utila ist eine kleine Insel der karibischen Küste von Honduras. Mit ihrem türkisblauen Wasser, der Korallenvielfalt des Belize Barrier Reef und den vielen Tauchschulen lockt die paradiesische Insel viele Backpacker an, die hier herkommen, um Tauchen zu lernen. Genau deswegen hat es auch mich nach Utila verschlagen.
Auf meiner Reise durch Zentralamerika habe ich schon Panama, Costa Rica und Nicaragua bereist und von vielen Backpackern die begeisterten Geschichten über ihre Tauchgänge auf Utila gehört. Mir wurden Videos von Mantarochen, Delfinen und Walhaien gezeigt und mir wurde ganz schnell klar – dort muss ich hin. Ich hatte mir vorher keine großen Gedanken über das Tauchen gemacht und habe auch nie daran gedacht, dass ich vielleicht irgendwann mal einen Tauchschein mache. Aber da Utila einer der günstigen Orte auf der Welt ist, um Tauchen zu lernen, kam Eins zum Anderen.
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Tauchen auf Utila – Ankunft am Hafen
Unsere Ankunft auf Utila ist wie ein Sprung in ein Becken voller Haie. Am Hafen stehen viele Tauchlehrer, um die neuen Ankömmlinge in ihre jeweilige Tauchschule zu locken. Ich mag sowas gar nicht und gehe erstmal schnurstracks an allen Werbenden vorbei. Es regnet in Strömen und so flüchten wir uns unter das nächstgelegene Vordach, wo uns eine Frau einen Regenschirm anbietet. Wir nehmen dankend an und erfahren, dass auch sie Besitzerin einer Tauchschule ist – dem Parrots Dive Center.
Beim Abendessen in der Gemeinschaftsküche treffen wir erste andere Urlauber, die uns von ihren spannenden Tauchgängen und dem Leben auf Utila berichten. Hier dreht sich scheinbar viel um Partys und Alkohol, der auf der Insel super günstig sein soll. Viele leben hier wohl nach dem „Tauchen-Saufen-Tauchen-Saufen“-Rhythmus.
Tauchen auf Utila – die erste Stunde
Wir melden uns für den Open Water-Kurs an, der am nächsten Tag um 16 Uhr mit unserer ersten Unterrichtsstunde beginnt. Die erste Einheit ist das Vorstellen der Tauchgeräte. Wir legen uns die Backpacks mit den Lufttanks an, probieren die Atemregler aus und und und … Zwei Tage geht das so, dass vormittags Unterricht ist. Das heißt wir schauen Lernvideos, gehen Fragebögen durch, schreiben Tests und probieren die Geräte im Trockenen aus. Bis wir am dritten Tag unsere erste richtige Tauchstunde haben.
Die erste Stunde findet klassischerweise in einem Pool statt. Aber da wir perfekt ruhiges Wasser quasi vor der Haustür haben, geht’s für uns direkt ins anderthalb Meter tiefe Meer. Die ersten fünf Minuten unter Wasser sind der Horror und ich muss mich zusammenreißen, um nicht wieder aufzutauchen. Die Luft aus den Tanks ist total klar und fühlt sich im Bauch sehr ungewohnt an und ich muss aufpassen, dass ich nicht anfange panisch zu hecheln. Alle Übungen – wie zum Beispiel die Taucherbrille abnehmen oder vom Atemgerät des Tauchbuddys Gebrauch zu machen – finden im Sitzen statt. Deswegen wird es trotz karibischer Hitze schnell kalt. Sitzen ist aber leichter gesagt als getan, denn mit der Austarierung habe ich noch einige Probleme. Zum Glück sind zwei andere Divemaster in training mit, um unseren Lehrer Franklyn, den Divemaster, zu unterstützen und uns unten festzuhalten. Übrigens dreht sich beim Tauchen alles darum, ein Zweiergespann zu sein – nichts läuft ohne den Buddy. Überlegt euch gut, mit wem ihr euren Tauchkurs macht!
Eine wahnsinnige Herausforderung unter Wasser ist außerdem die Kommunikation. Ich gebe zu, ich rede sehr gerne und viel. Da kann es schon mal echt anstrengend werden so eine Stunde unter Wasser die Klappe zu halten und nur per Zeichensprache mit Tauchlehrer und Buddy zu kommunizieren.
Die Übungen im flachen Wasser waren für mich wirklich unangenehm. Eine Minute unter Wasser ohne Taucherbrille dazusitzen ist schon irgendwie beängstigend.
Tauchen auf Utila – 2 ½ Meter Tiefe
Der zweite Tauchgang steht an und heute – Trommelwirbel – geht es zweieinhalb Meter tief. Heute fällt mir das ganze Geübe nicht mehr allzu schwer. Taucherbrille ab, Warten, Taucherbrille wieder drauf – man kennt das inzwischen … ;-) Heute steht allerdings auch eine Einheit zur Tarierung an. Wir lernen mit unserem BCD, das sind die Schläuche an der Tauchjacke, die zum Aufblasen und Luftablassen dienen, und unserem Atem die Auf- und Ab-Bewegungen unter Wasser zu steuern. Wir sind nur fünf Taucher in der Gruppe, aber da immer nur Einer zur Zeit die Übung unter den Augen des Tauchlehrers vollführt, wird es ganz schön kalt beim Warten …
Außerdem haben zwei Schüler am Vorabend getrunken und sind so verkatert, dass sie mehr Sauerstoff verbrauchen als wir anderen. Sie müssen während der Stunde zurückschwimmen, um sich neue Flasche zu holen. Überlegt euch das mit dem Saufen zweimal, Freunde!
Als wir wieder warm und im Trockenen sind, zeigt uns Franklyn noch Videos von seinen Tauchgängen mit Delfinen, Walhaien und Schildkröten. So beeindruckend! Ich kann die nächsten Tauchgänge kaum erwarten!!
Tauchen auf Utila – Open Water Advanced
Zwölf Meter geht unser erster richtige Tauchgang in die weite Schönheit namens Ozean und ich bin sofort verliebt. Ja, wir hatten einen schwierigen Start das Tauchen und ich. Aber Tauchen ist wie Fliegen. Und ich liebe das Freiheitsgefühl, was beides mit sich bringt. Ich kann nicht sagen, was besser ist – das Gefühl zu Schweben und dass ich mich nur durch meinen Atem und das BCD tarieren kann oder die wunderschöne und fremdartige Welt, die sich mir unter Wasser eröffnet …
Kaum sind unsere Köpfe nach den zwei Tauchgängen, die der Open Water-Kurs mit sich bringt, wieder über Wasser ist eines klar – wir verlängern und hängen den Open Water Advanced auch noch dran.
Der Open Water Advanced (OWA) ist das Sahnehäubchen für Tauchanfänger, denn hier lernen wir richtig lustige Dinge, gehen auf einen Nachttauchgang und tauchen zu einem alten Schiffswrack.
Tauchen auf Utila – Deepdive
Unser erster Deepdive in dreißig Meter Tiefe führt uns zu einem alten Schiffswrack, das vor der Küste Utilas liegt. Es sieht genauso gespenstig aus, wie man es sich vorstellt. In der Kapitäns Kajüte verstecken sich bunte Fische und unten am Boden des Hecks hat sich eine lange Muräne einquartiert, die uns beim Vorbeitauchen wütend anschaut. Dieser Tauchgang ist eines der tollsten Erlebnisse in meinem Leben so far.
Tauchen auf Utila – Skilltraining
Zum OWA gehört auch ein Skilltraining, das ungefähr so lustig ist wie sich das Wort schon anhört. Um ein fortgeschrittener Taucher zu werden, müssen wir auf achtzehn Meter Tiefe durch Reifen schwimmen, uns Pfeile zuwerfen und fangen und Wettrennen unter Wasser machen. Das alles ohne Worte und mit stummen Lachanfällen.
Instagram / monijomendiba999
Tauchen auf Utila – Abschied nehmen
Auch der Nightdive ist ein absolut spannender Meilenstein meiner Taucherkarriere. Mit extra Unterwasser-Taschenlampen gleiten wir durchs Wasser, leuchten Seegras an und lassen Plankton glitzern. Es ist wirklich ein atemberaubendes Erlebnis – nicht im wörtlichen Sinne, versteht sich.
Aber die absolute Krönung sind die beiden letzten Tauchgänge, die wir noch dazu gebucht haben. Es ist als ob uns der Ozean ein Abschiedsgeschenk gemacht hat. Klar, wir sind hierher gekommen wegen all der Videos von Walhaien, Delfinen und Riesenschildkröten, von denen wir bisher keine gesehen haben … Wir sind uns noch nicht so richtig sicher, ob wir das gut oder nicht so gut finden, denn zumindest ein Walhai birgt ja auch ein gewisses Gefahrenpotenzial.
Auf unserem letzten Tauchgang dann nach wenigen Minuten das Abschiedsgeschenk Nummer eins: eine absolut zutrauliche Riesenschildkröte. Sie schwimmt uns schon von weitem entgegen und macht mit ihren kleinen Armflossen winkende Bewegungen. Wir sind alle wortlos begeistert und schauen uns unter unseren Taucherbrillen nur mit leuchtenden Augen vielsagend an. Schnell bilden wir einen Kreis mit der Schildkröte und ahmen ihre Bewegungen nach – ein Moment, den ich nie vergessen werde.
Flickr / Ross Garner
Wir schwimmen weiter zu einem kleineren Schiffswrack. Ich schaue immer wieder zurück zu der Schildkröte, die wir hinter uns gelassen haben bis mich mein Buddy mit fuchtelnden Armen auf etwas hinter mir aufmerksam macht. Ich drehe mich um und erschrecke mich riesig, denn neben mir schwimmt ein riesig großer Gefleckter Adlerrochen. Dieses Tier gleitet so majestätisch neben mir her, dass ich glatt vergesse zu atmen. Er schlägt mit seinen befleckten Flügeln genauso wie ein Vogel.
In mir breitet sich ein wohliges Gefühl aus. Ich habe ein exotisches Tier gesehen! Yes!!! Ich schaue umher und entdecke direkt das nächste. In circa dreißig Meter Entfernung schwimmt ein Hai am Boden. Ich drehe mich zu meiner Tauchgruppe um und mach das Zeichen für Hai: die offene Hand mit der Handkante an die Stirn. Niemand außer mein Buddy sieht den Hai und wir schauen uns nur erschrocken an. Aber der Hai sieht auch uns, hat scheinbar so gar keinen Bock und schwimmt in die weite Ferne des Ozeans …
Ich kann nur jedem empfehlen, Tauchen auf Utila oder sonst irgendwo zu lernen. Es gibt kaum etwas, an das ich so gerne zurückdenke, wie an diese besonderen Momente unter Wasser. Auch kann ich das Parrots Dive Center uneingeschränkt empfehlen. Die Atmosphäre ist super familiär und es ist eines der wenigen einheimischen Divecenter auf Utila.
Flickr / Rory MacLeod
5 Kommentare
Wie schön :) da bekommt man richtig Lust zu tauchen, auch wenn ich ehrlich gesagt etwas Angst davor habe, da ich etwas Probleme mit meinen Ohren habe
Oh ja, das hatte meine Tauchbegleitung am Anfang auch wegen dem Druckausgleich. Aber das wird über die Zeit, glaube ich, immer besser. :)
Hallo Pia, wie lange muss man den für den open water bzw. jeden weiteren kurs einplanen und was für kosten kommen auf einen zu? Danke ;)
Hello
i would like to see the whale sharks
when is the best time to dive in Utila with the whalesharks?
thanks for answering
sylvie
Hi Sylvie,
I think it’s best to ask the local diving schools on Utila – they know for sure!
Kind regards
Pia (Lilies Diary team)