Das Wahrzeichen von Zermatt ist bei gutem Wetter bereits im Dorfkern zu sehen: Das Matterhorn, das mit seinen 4.478 Metern majestätisch empor ragt. Am 14. Juli 1865 schaffte der Engländer Edward Whympe als erster den Aufstieg. Später hat der Berg der Toblerone-Schokolade ihre Form gegeben. Aber das Matterhorn kann eine Diva sein und verschwindet immer wieder zwischen Wolken und Nebel. Obwohl ich nun schon das vierte Mal in Zermatt war, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, einen solch mächtigen 4000er Berg zu besteigen. Die beste Ausrede ist natürlich, dass sich selbst erfahrene Bergsteiger erst im Sommer auf den Weg machen, und ich habe meinen Urlaub in Zermatt bislang immer zum Ende der offiziellen Wintersaison im April besucht. Warum der kleine Ort nicht nur für Wintersportfans 365 Tage im Jahr ein Erlebnis ist, sondern auch für Musikliebhaber und Gourmetfreunde, das verrate ich Euch in meinen 7 Tipps für einen Urlaub in Zermatt.
1. Urlaub in Zermatt – inmitten der 4000er
Achtung, Superlative! Mit der höchsten im Freien gebauten Zahnradbahn dauert es eine gute halbe Stunde, um sich ganz klein zu fühlen. Der Gornergrat, der mit 3089 Metern kein kleiner Berg ist, wird von 29 4000ern umragt, die in der Schweiz und Italien stehen. Die Sicht auf das Matterhorn hier oben ist unschlagbar. Am liebsten setze ich mich auf die Holzbank, von der aus das Monte-Rosa-Massiv mit dem höchsten aller Schweizer Berge zu sehen ist, der Dufourspitze (4634 m). Wenn nach und nach die meisten anderen Touristen jeden Berg fotografiert haben, keine Selfiesticks mehr die Sicht versperren, dann stehe ich auf, laufe die Aussichtsplattform ein paar Mal entlang und staune jedes Mal wieder aufs Neue, wie abgefahren die Natur aussehen kann.
2. Urlaub in Zermatt – eine Nacht im Igludorf
Auf dem Weg ins Tal steige ich bei der Haltestelle Riffelberg aus, wo ich die Anderen treffe, die ebenfalls mal eine Nacht umringt von Schnee und Eis schlafen wollen. Auf 2727 Metern liegt das höchste Iglu-Dorf der Alpen. Die untergehende Sonne leuchtet auf dem Weg dorthin das Matterhorn an, in der Bar wartet selbstgemachter Glühwein, der nach Zimt duftet, im dahinter gelegenen Restaurant sitzen wir auf fellbdeckten Schneebänken und essen Käsefondue. Rundherum stehen Eis- und Schneeskulpturen, die Künstler aus aller Welt jede Saison neu gestalten. Eine Eiskleopatra schaut uns beim Tunken des Brots zu. Nach einer Schneeschuhwanderung ist es endgültig kalt genug, um in einen der zwei Whirlpools zu steigen, über uns der funkelnde Sternenhimmel. Danach noch ein Absacker in der „Kota“-Holzhütte, in der das Feuer lodert und dann ab in den Schlafsack. Schöner kann ein Tag in einem Urlaub in Zermatt nicht zu Ende gehen.
Im Standard-Iglu schlafe ich heute alleine, obwohl Platz für bis zu fünf weitere Gäste wäre. Die anderen haben luxuriösere Iglus gebucht und ein Pärchen hat sich sogar ein eigenes sogenanntes „Love-Nest“ gebaut. Dafür haben die beiden Verliebten fünf Stunden unter Anleitung Schneeblöcke ausgesägt und dann fachgerecht zu einem kleinen Iglu zusammen gebaut. Die Nacht ist kurz, ich friere trotz bestem Schlafsack. Aber das ist vergessen, als ich auf dem Weg zur Katzenwäsche das Bergpanorama in ganz neuen Farben sehe.
3. Urlaub in Zermatt – Alleine im Schnee
Damit mir nach der Nacht im Iglu wieder warm wird, entscheide ich mich vom Riffelberg aus hoch zum Rothenboden zu laufen und erst später mit der Gornergratbahn ins Tal zurück zu fahren. Sicherheitshalber frage ich noch mal nach, ob die Strecke für eine Schneeschuhwanderung taugt und laufe dann bei strahlendem Sonnenschein los, entlang der Kinderpiste, vorbei an der kleinen Kapelle und dann von einer pinkfarbenen Stange zur nächsten. Für die drei Kilometer bergauf brauche ich rund eine Stunde. Um mich herum glitzert der Schnee, vor mir verschwinden das Kleine Matterhorn und der Breithorn langsam unter Wolken. Ab und an sehe ich in der Ferne auf den Pisten ein paar Skifahrer, ansonsten bin ich alleine und muss über mich selbst lachen, als ich ein Selbstgespräch beginne. Aber irgendwem muss ich einfach mitteilen, wie außergewöhnlich schön es hier ist!
4. Urlaub in Zermatt – Entspannung im Bibel-Stil
Wandern macht müde und Muskelkater. Zeit für die ungewöhnlichste Spa-Landschaft von Zermatt. Das Backstage-Hotel hat die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel als Wellness-Oase nachgebaut und fordert alle Sinne heraus. Nach dem Dampfbad lege ich mich in Tausende von Glasperlen, die Infrarot-Wärme ausstrahlen, während auf dem Bildschirm über mir Himmelszenen ablaufen und der Wind rauscht. Ich schwitze in der Bio-Sauna, sinniere in einer Feuchtigkeitsoase mit Pflanzen und schnuppere angenehme Düfte, bevor ich mich erst in den Freiluft-Jaccuzi und dann ins Floating-Becken lege. Bekanntlich ist der siebte Tag der Genesis-Geschichte der Tag der Ruhe. Ich liege auf einem Wasserbett, blicke auf ein Gemälde von Michelangelo und wäre nicht ein anderer Gast hereingekommen, hätte ich wohl mehr als nur ein kleines Nickerchen zu den Klängen von Vivaldi gemacht.
5. Urlaub in Zermatt – Kulinarische Genüsse
Die Restaurants in Zermatt sind qualitativ und preislich oberste Liga. Nahezu alles schmeckt köstlich, hat aber seinen Preis. Nur als Veganer steht man selten vor der Qual der Wahl. Einige Gastwirte wissen gar nicht, was genau darunter zu verstehen ist, servieren sie doch sonst eher deftige Gerichte wie Käsespätzle und zahlreiche Fleischgerichte. Zwei Adressen für einen Urlaub in Zermatt, die spannende, innovative Küche auch für Vegetarier und Veganer bieten, habe ich aber gefunden: Der Holländer Gee und seine Frau Amanda aus England haben auf der Poststraße mitten im Ort „Gee´s Bar & Brasserie“ eröffnet. Ihr Team serviert u.a. hausgemachte orientalische Kleinigkeiten, sogenannte „Mezze“. Als ich eine gemischte Platte ordere, staune ich nicht schlecht, als die auf einer Etagere gereicht werden, die ich sonst nur von englischen Tee-Sessions kenne. Statt britischer Cookies sind auf der obersten Etage drei hausgemachte Hummus-Portionen drapiert. Dort dippe ich das warme Fladenbrot hinein und genieße kurz darauf Aubergine mit Aprikosenchutney oder auch Fallafelbällchen mit Tzsatziki. Von einem Platz an der Bar kann ich die Liveband sehen und singe schon bald wie die meisten Gäste ungehemmt mit. Bei Gee stehen an 365 Abenden wechselnde Musiker und Bands auf der Bühne. Nicht selten jammen auch prominente Musiker mit.
Das Restaurant „Snowboat“, das passenderweise am Fluß liegt, sieht aus wie der Innenraum einer Yacht. In einer Ecke schwimmen sogar Fische im Aquarium. Die Getränkekarte bietet neben exzellenten Weinen die besten Cocktails im Dorf und ein süffiges Weißbier mit Zermatt-Logo auf dem Etikett. Passend zum Ambiente stehen hier Fischspezialitäten wie Thunfisch-Tataki im Sesam-Mantel auf schwarzem Venusreis auf der Karte, der knackige grüne Salat ist mit Nüssen, Croutons und Sprossen aufgepeppt und dabei so reichhaltig, dass er als Hauptgericht für den kleinen Hunger durchgeht. Auch der vegetarische Burger mit frischen Bratkartoffeln muss beim nächsten Urlaub in Zermatt wieder sein!
6. Urlaub in Zermatt – Après-Ski in besser
Darf ich ehrlich sein? Ich verzichte oft auf Après-Ski, weil ich die Musik zu schlecht finde. Schlager und Ballermann-Hits passen für mich einfach nicht in die sonst so aparten Bergwelten.
Das dachte sich auch ein DJ aus Zermatt und fragte das Ehepaar Zumtaugwald, ob er auf der Terrasse ihrer „Adler-Hitta“ nicht mal auflegen könne. Das kam so gut an, dass seitdem jeden Tag gechillte Musik läuft. Erst mal nur gedämpft, beim Mittagessen soll nichts vom spektakulären Blick auf das Matterhorn ablenken. Wir genießen Kartoffelsuppe, grüne Pasta mit Lachsstücken in Wodkasauce und überbackene Auberginenpfanne. An den Nachbartisch wird die Spezialität des Hauses gebracht: Mistkratzerli, so heißen die kleinen, gegrillten Hähnchen vom Holzfeuer. Später entspannen wir mit einem Drink von der Bar in den Liegen. Die Atmosphäre erinnert an Ibiza, nur dass die Gäste hier statt Flipflops, Bikini und Badehose in Snowboard-Klamotten stecken. Je später der Tag, desto lauter und druckvoller schallt die Musik aus den Boxen, dann ist echtes Clubbing angesagt. Bei den großen monatlichen Partys, die ab Juli starten, kommen hier auf 2200 Metern mehrere Hundert Tanzwillige zusammen, die entweder nochmal den Berg hochkraxeln und dann die letzte Bahn nehmen oder sich auf dem Wanderweg ins Tal begeben.
7. Urlaub in Zermatt – 365 Tage Livemusik
Eigentlich fast nicht zu glauben, aber wahr: In Zermatt spielt an jedem Tag im Jahr eine Liveband. Neben „Gee´s Bar & Brasserie“ jammen auch im „Pink“ gerne bekannte Stars mit den dort engagierten Bands. Die Qualität der Musiker ist hoch, das Repertoire breitgefächert. Zudem kann mit mehren Festivals gepunktet werden. Beim Zermatt Music Festival & Academy spielen jedes Jahr im September Hochkaräter wie das Scharoun Ensemble Berlin, das sich aus einem grossen Teil der Berliner Philharmoniker zusammensetzt. Fans von Pop- und Rockmusik sollten das Zermatt Unplugged Festival besuchen.
Internationale Superstars wie Juanes, Skunk Anansie, James Morrison, Angus & Julias Stone, Chris Cornell oder auch Max Herre, Clueso und Philipp Poisel sind hier schon aufgetreten und haben ihre Songs in Akustikversionen umgemodelt. Neben dem großen Zirkuszelt im Dorf empfehle ich besonders die kostenlose Jazz-Session auf der Gandegg-Hütte. Dort treten bei gutem Wetter Musiker des legendären Ronnie Scott´s Jazz Club aus London Open Air auf. Perfekter Sound vor atemberaubender Bergkulisse! Außerdem gibt´s jedes Jahr die Sunnega-Sessions. Nach Sonnenuntergang spielen Stars wie Marianne Faithfull vor nur Hundert Fans in einer kleinen Skihütte auf rund 2700 Meter Höhe. Alle fahren gemeinsam mit der Bahn hoch und wieder zurück. Selten bewegen sich die Promis so entspannt und ungestört zwischen ihren Fans wie hier. Kein Wunder, dass Robbie Williams noch heute von seinem Urlaub in Zermatt schwärmt!
Traumhafter Ausblick aufs Matterhorn und die umliegenden Berge.
Dekorative Steinhaufen in Zermatt. :-)
Ein Ausblick von dem man nicht genug bekommen kann.
Winter Wonderland im Urlaub in Zermatt.
Freudensprünge!
Viele Urlauber genießen hier die Sonne und die wunderschöne Aussicht.
DIE GASTAUTORIN:
Hallo, ich bin Christiane, neu hier bei Lilies Diary und freue mich riesig, Euch ab jetzt mit auf Reisen zu nehmen. Ich wohne, seit ich das Abitur gemacht habe, immer an zwei Orten. Einer davon ist meine Heimatstadt Baden-Baden. Klein, fein, grün und im Süden von Deutschland. Manche sagen abschätzig „Grüne Hölle“ zu ihr, ich empfinde es als großen Luxus, sehr viel in der Natur sein zu können und dazu innerhalb von zwanzig Minuten im Elsass oder im Winter auf verschiedenen Skihängen. Während des Studiums hab ich in einer WG in Freiburg gewohnt, danach elf Jahre Köln und mittlerweile habe ich eine Wohnung in Berlin. Meinen Koffer räume ich nie auf den Speicher, er steht meistens halb gepackt rum, weil wieder irgendeine Fahrt oder Reise ansteht. Die geht an den Wochenende auch oft nach Stuttgart, Karlsruhe oder Mainz. Ich lege als DJ auf, wer auf Gitarrenmusik zwischen Indie, Alternative, Punk, Folk und Metal steht, kann ja gerne mal auf einer Lautstark-Party vorbeikommen!
Gründe für zwei Wohnungen und den Koffer gibt es einige: Ich arbeite beim Radio, viele Jahre für den SWR (meine Sendung heißt DASDING Lautstark) und den WDR (da hatte ich den 1LIVE PLAN B), auch mal eine Zeitlang für den NDR und wenn ich nicht moderiere, bin ich regelmäßig mit dem Mikrofon unterwegs und interviewe Musiker, Bands oder auch mal Schauspieler. Von Metallica über Britney Spears bis hin zu den White Stripes, Coldplay, Marilyn Manson, Herbert Grönemeyer und den Foo Fighters waren viele Hundert dabei.
Weil die Reisen oft auch mal ins Ausland gehen, und ich dann immer mehr von dem Ort sehen möchte als einen Interview-Raum, habe ich mir die Städte angesehen und für Zeitungen drüber geschrieben. Und weil ich immer sehr viel Hunger habe, sind so auch Artikel über Restaurants entstanden. Irgendwann haben eine gute Freundin und ich dann zwei Restaurantführer über Baden-Baden geschrieben und so kam eins zum anderen.
Kurz zusammen gefasst besteht mein Alltag aus Musik hören und drüber sprechen und schreiben, Konzerte besuchen, Bücher lesen und die rezensieren, gesund Essen & Trinken (ich mache jedem Morgen mit großer Liebe grüne Smoothies und pflücke dafür gerne Wildkräuter im Garten oder im Wald), Sport (Tennis, Inlinen, Fitness) und eben Reisen.
Genauso gerne wie ich Neues erkunde, bin ich aber neben Baden-Baden auch einem anderen Fleckchen Erde treu: Bis auf zwei Sommer war ich jedes Jahr auf der Nordseeinsel Juist. Das habe ich dann aber natürlich mit zwei mal Silvester auf der Insel ausgeglichen – einmal Juist, immer Juist.
Bin sehr gespannt, welche Orte ich Euch in den nächsten Wochen und Monaten vorstellen werde!
1 Kommentar
Liebe Christiane, danke für den netten Artikel. Da waren einige ansprechende Tipps dabei! In zwei Wochen bin ich in Zermatt und dann folgt der Reality Check! 😉 Hast Du zufällig Tipps fuer DaySpas in Zermatt?
Danke und LG, Barbara