Gleich mal vorab: Mein Artikel richtet sich an natur- und tierliebe Menschen. Personen, die sich Gedanken zum Thema Wal- und Delfinschutz machen und erst recht an diejenigen, die das bisher noch nicht getan haben. Ihr hört zum ersten Mal von sanftem und respektvollen Whale Watching? Dann kann ich euch von einer ganz tollen Kooperation zum Schutz von Walen und Delfinen vor der Kanareninsel La Gomera erzählen. 300 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt und mitten im Atlantischen Ozean dürft ihr in die Welt der Meeressäuger abtauchen und könnt danach euren Freunden und Familien davon erzählen.
Vor ein paar Monaten wurde mir wieder bewusst, wie wichtig die Aufklärung zum Thema Wal- und Delfinschutz immer noch ist. Eine Bekannte hatte bei Facebook ein Foto von der Delfinshow aus ihrem Kanaren Urlaub gepostet. Für sie ein schöner und glücklicher Tag, für den Delfin wohl eher weniger! Delfinshows sind Tierquälerei! Eingesperrt auf engstem Raum, ohne das für Delfine so wichtige natürliche und soziale Umfeld, und (deswegen) nicht selten sogar mit Antidepressiva behandelt, quälen sich viele der hochsensiblen und intelligenten Tiere jeden Tag.
Jemand der sein Leben diesem Thema verschrieben hat ist Fabian Ritter. Fabian ist 49 Jahre alt und lebt in Berlin. Der Meeresbiologe arbeitet für die weltweit führende gemeinnützige Organisation zum Schutz von Walen und Delfinen „WDC“ (Whale and Dolphin Conservation) und ist Gründer von MEER e.V.. Zwei Organisationen mit denen ich drei Tage zum Schutz der Wale und Delfine vor La Gomera verbringe.
Ganze 23 verschiedene Wal- und Delfinarten wurden seit 1995 vor der Insel La Gomera gesichtet und bis zu 3.400 Meter können Wale hier abtauchen. Dank des Kanarenstroms (einem Abzweig des Golfstroms) und die dadurch perfekten Wassertemperaturen für Wale und Delfine vor La Gomera ist dieses Gebiet besonders wichtig für die hochsensiblen Säugetiere.
Aber in diesem Paradies für Wale und Delfine fahren allein von der Nachbarinsel Teneriffa pro Jahr, rund 15.000 Mal Boote zum Whale Watching auf den Atlantik hinaus. Hetzen den Tieren dabei oft hinterher und das mit mehreren Booten gleichzeitig. Dass das Auswirkungen auf die Meeresbewohner und die Umwelt hat, kann man zwar noch nicht beweisen, sich aber denken. Das Ziel von MEER e.V. und WDC ist es unter anderem, alternative und sanfte Wege der Walbeobachtung anzubieten und so den Naturschutz mit den menschlichen Aktivitäten besser in Einklang zu bringen.
MEER e.V. arbeitet mit seinem Team unter der Leitung von Fabian genau an dieser Problematik. Der Verein lebt auf Gomera seit vielen Jahren vor, wie nachhaltiger Walbeobachtungstourismus aussieht. Der Verein hat sogar ein Konzept für die Kanaren geschrieben, welches die Tiere schützt, aber gleichzeitig die Wal- und Delfinbeobachtung nicht komplett verbietet. Wer mehr zu diesem Konzept erfahren möchte, kann sich gerne über MEER e.v. direkt an Fabian Ritter wenden.
Gemeinsam mit dem Verein MEER e.V. bietet Oceano Gomera vor La Gomera sanftes und nachhaltiges Whale Watching an.
Wale und Delfine vor La Gomera: Was bedeutet „Sanfte Wal- und Delfinbeobachtung“ überhaupt?
Bin ich gerade willkommen oder nicht? Sanfte Wal- und Delfinbeobachtung bedeutet aufmerksam zu sein und sich den Gegebenheiten und den Bedürfnissen der Delfine und Wale vor La Gomera anzupassen. Sind die Delfine gerade auf Futtersuche, dann lenkt ein Boot ab und die Futtersuche ist unter Umständen beendet und der Fisch weg. Es bedeutet auch Abstand halten, den Walen und Delfinen nicht hinterher zu hetzen und sich an die Regulationen der Regierung zu halten. Darin ist geregelt, wie viele Boote zum Whale Watching hinausfahren und wie nah sie dabei an die Tiere heran dürfen, wie man sich den Tieren am besten nähert, usw.!
Wale und Delfine vor La Gomera: Woran erkenne ich nachhaltige Whale Watching Anbieter?
Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn manche Anbieter sind zwar lizensiert, halten sich aber trotzdem nicht an die Vorgaben. Auf La Gomera kann ich euch den Anbieter Oceano Gomera empfehlen und für den Rest der Welt könnt ihr euch auf der Homepage von WDC unter diesem Link einen ausführlichen Ratgeber mit allen Tipps und Infos finden.
Wale und Delfine vor La Gomera – Der große Tag auf dem Meer
Wir starten um 09:30 Uhr mit unserem typischen kanarischen Fischerboot im ruhigen Hafen von Vueltas im Valle Gran Rey und hoffen auf Grindwale und Fleckendelfine. Im Frühjahr ist die beste Zeit für Beobachtungen auf der Kanareninsel. Durch die jahrelange Aufzeichnung der Sichtungsdaten können die Tierschützer genau sagen, wann welche Art vor La Gomera vorkommt.
Es dauert nicht lange und wir erspähen in der Ferne die ersten Delfine nebst einem Vogelschwarm auf dem Wasser, welcher auf Futtersuche ist. Die Fleckendelfine, denen wir an diesem Tag sogar zweimal begegnen, kommen hin und wieder nah an die Küste ran. Schulen, so werden Delfingruppen richtig benannt, von über Tausend Tieren wurden vor La Gomera schon gesichtet. Sie sind Weltmeister im Bugwellenreiten und haben, wer hätte es geahnt, Flecken! Die „hyperaktiven“ Delfine kommen an diesem Tag direkt auf uns zu geschwommen. Mit dabei sogar eine Delfinmutter mit ihrem Jungen.
Wir dürfen heute Teil der Forschung bzw. der Datenerhebung sein. Jede Ausfahrt mit Oceano Gomera wird seit 1995 zur Sammlung von Daten genutzt. Die Art der gesichteten Tiere notiert, das Verhalten bewertet und die Größe der Gruppe geschätzt. So sind mittlerweile Daten von über 11.000 Sichtungen in der Datenbank des MEER e.V. zusammen gekommen.
Mit der Größe der Delfinschule verhält es sich übrigens wie mit einem Eisberg. Der Größte Teil – in diesem Fall 2/3 der Gruppe – befindet sich zumeist unter Wasser, der niedliche Rest befindet sich jeweils an der Oberfläche. Wie wunderschön das aussah, könnt ihr in diesem Video von WDC sehen:
Fabian erzählt uns von Fleckendelfinen, die mit ihren Nasen Meeresschildkröten zum Spaß in die Luft schubsen und von den Großen Tümmlern (einer weiteren Delfinart vor La Gomera), die bis zu 55 Jahre alt werden können. Die Großen Tümmler haben ein größeres Gehirn als wir Menschen und die Jungtiere bleiben über Jahre an der Seite ihrer Mutter, lernen von ihnen und entwickeln eine ganz eigene Persönlichkeit. Sie bilden Freundschaften und suchen sich ihre besten Freunde passend zu ihrem eigenen Charakter aus. Sie schaffen Arbeitsteilung innerhalb der Delfinschule und jeder Tümmler vor La Gomera kennt jeden anderen. Ob unter Wasser oder an Land, auf La Gomera kennt man sich.
Doch nicht nur Fleckendelfine und Große Tümmler könnt ihr im Frühjahr vor La Gomera begegnen, sondern auch Grindwalen, den bis zu 16 Meter langen Seiwalen, Rauzahndelfinen und Gewöhnlichen Delfinen.
Zwei Großwale können wir auf unserer Tour in der Ferne ausmachen. Die Art bleibt ungeklärt, aber sie atmen und prusten genüsslich ihren Blas meterhoch in die Luft.
So etwas wundervolles habe ich noch nie live gesehen!
Besonders fasziniert haben mich die Geschichten über die Grindwale. Sie tauchen während der Jagd bis zu 1000 Meter tief und sind neben den Orcas die am engsten und in echten Familienverbänden lebenden Wale. Die Uroma hat in der Familienaufstellung der Grindwale als wichtige Erfahrungsträgerin das Sagen. Stirbt mit ihr sozusagen der „Leitwolf“, führt das oft zur Orientierungslosigkeit der Gruppe und kann leider auch ein Grund dafür, warum Grindwale immer wieder in großer Zahl stranden und verenden.
Die großen und kräftigen Meeresbewohner mit dem kugeligen Kopf, sprechen je nach Region ihren eigenen Dialekt, nutzen unterschiedliche Jagdtechniken und schaffen dadurch ihre ganz eigene Kultur. Am liebsten ernähren sie sich von Kalmaren und geschlafen wird im Schwebezustand an der Wasseroberfläche oder knapp darunter. Faszinierend oder?
Leider begegnen wir an diesem Tag keinen Grindwalen mehr, aber ich freue mich über die Begegnung mit der Delfinschule, die ich in aller Ruhe minutenlang vom Bug des Bootes aus beobachten konnte. Sie sind ab- und wieder aufgetaucht, meterhoch gesprungen und in der Bugwelle und neben uns hergeschwommen. Ein faszinierendes und einmaliges Erlebnis. Die verpassten Grindwale sind also nur einer von vielen schönen Gründen, um wieder nach La Gomera zu reisen.
Wenn ihr Interesse an der Arbeit von WDC, MEER e.V. und Oceano Gomera habt, dann kann ich euch folgende Internetseiten ans Herz legen:
Auflistung wichtiger Internetadressen zum Thema Walschutz:
Wer im wahrsten Sinne des Wortes noch tiefer in die Welt der Meeresbewohner eintauchen möchte, habe ich einen ganz tollen Tipp. Fabian Ritter bietet jedes Jahr 15-tägige Praktikumskurse auf La Gomera an. In dieser Zeit könnt ihr Fabian bei den Feldstudien unterstützen und hautnah Wale und Delfine beobachten. Mehr Infos findet ihr auf der Homepage von MEER e.V. und einen Leitfaden zur Einstimmung gibt es auch schon in Buchform.
Die Whale Watching Tour mit Oceano Gomera kostet pro Person 40 Euro und dauert drei bis vier Stunden. Maximal 9 Personen dürfen daran pro Ausfahrt teilnehmen. Weitere Informationen zum Schutz der Wale und Delfine vor La Gomera könnt ihr übrigens vor Ort in der Dauerausstellung des MEER e.V. unterhalb des Büros von Oceano Gomera in der Nähe des Hafens finden. Hier wird auch noch mal auf die Themen Schnellfähren, Lärm unter Wasser und Plastik im Meer eingegangen. Weitere Bedrohungen mit denen die Wale und Delfine vor La Gomera und darüber hinaus fertig werden müssen.
Ich hoffe euch hat der kleine Einblick in den Atlantischen Ozean gefallen und am Ende wünsche ich mir nur eines, dass ihr mit ganz vielen anderen Menschen über diese intelligenten und hochsensiblen Meeresbewohner sprecht. Informiert euch VOR eurer nächsten Reise, welche Anbieter ihr für sanfte Whale Watching Touren nutzen solltet und welche nicht. Genügend Information dafür habt ihr jetzt.
Reisetipps zur Insel La Gomera findet ihr in unserem Artikel:
7 Urlaubstipps für die magische Kanareninsel La Gomera
Vielen Dank für die Unterstützung dieser Reise an das Spanische Fremdenverkehrsamt München, WDC (Whale and Dolphin Conservation) und www.lagomera.travel.
MerkenMerken
3 comments