Was ist eigentlich dieses Glück??? Letzte Woche habe ich eine Überdosis mediales Glück abbekommen. Die ARD hatte ihre Themenwoche Glück, das neue Magazin flow hat sich mit Unzufriedenheit und Glück beschäftigt und natürlich widmete sich auch die Neon dem Thema Glück. Gibt es überhaupt eine Neon-Ausgabe, die sich nicht mit dem Thema Glück befasst? Den vierseitigen Artikel fasse ich euch kurz und bündig in einen Satz zusammen. Glück ist Übungssache und man muss es immer wieder von neuem prüfen.
Zu viel Konfrontation mit einem Thema führt dazu, dass ich mir unbedingt meine eigene Meinung bilden muss. Also, Frau Neder, was ist Glück für sie? Ich bin dazu erst einmal in die Vergangenheit gesprungen. So sah es vor 5 Jahren aus: Ich war ein vom Perfektionismus geplagter Mensch, voller Selbstzweifel und dem Bedürfnis, es allen Recht zu machen. Genau diese drei Eigenschaften haben mich unglücklich gemacht. Der Perfektionismus trieb mich in die Unzufriedenheit, die Selbstzweifel lähmten mich und die anderen Menschen wurden meine Stimmungsindikatoren, weil ich nur glücklich war, wenn sie glücklich waren. Um das zu ändern, musste ich mich einer harten Selbstreflexion unterziehen, in der ich mir den Ist-Zustand vor Augen hielt. Wer bin ich? Was macht mich glücklich? Was macht mich unglücklich? Was mich wirklich glücklich macht, wusste ich damals noch nicht. Ich dachte, es wäre die Anerkennung meiner Leistungen, mit denen ich aber wegen meines Perfektionismus selber nie zufrieden war. Es war ein Hamsterrad und ich habe so viele Kilometer darin zurück gelegt, dass ich es bestimmt schon einmal um die Welt geschafft hätte. Die Selbstreflexion hat mich dazu gebracht, mich mit all dem Scheiß auseinander zu setzten. Ich habe sie zu meinem Diplomthema gemacht – Perfektionismus. Falls es euch näher interessiert, hier mein Magazin und das Video zur Modenschau. Nach dem Diplom hing ich noch vier Wochen auf einer einsamen Insel in Thailand ab und danach habe ich mich bereit gefühlt. Ich hatte die Gabe erlangt, auf mein Gefühle zu hören.
Ich glaube, Glück ist eine Einstellung. Die Einstellung, wie man mit Unglück, Trauer, Verlust und Niederlagen umgeht. Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass alles einen Sinn hat. Manchmal erkennt man den Sinn nie, manchmal erst Jahre später. Ein kleines Beispiel: Ich wollte eigentlich immer Schauspielerin werden. Natürlich war ich in der Theatergruppe in der Schule und natürlich wollte ich auch diese blöde Hauptrolle. Ich bekam sie nicht und war so bockig und beleidigt, dass ich alles hingeschmissen habe. An dem Abend der Vorführung bin ich natürlich nicht hingegangen. Ich habe alles boykottiert, was mit dieser Theatergruppe zu tun hatte. Stattdessen bin ich an diesem Abend auf einer Party, auf der ich meinen Freund kennengelernt habe. Hätte ich diese Rolle bekommen, wäre ich nie auf diese Party gegangen, dann hätte ich auch nicht …
Mit Niederlagen kann ich mittlerweile ganz gut umgehen. Ich verlasse nicht mehr eine Woche das Haus nicht. Ich nehme mir nur noch 24 Stunden Zeit, in denen ich meinen Gefühlen freien Lauf und mich ziemlich hängen lasse. Doch wenn ich dann wieder aufstehe, bin ich doppelt so stark und denke mir: Ich zeig es euch, ihr Wichser.
Natürlich ist es manchmal immer noch schwer mit diesen ganzen negativen Sachen umzugehen, die das Glück verdrängen und drohen, es im Keim zu ersticken. Ich bekomme beispielsweise zehn nette Kommentare unter einen Post und einen negativen. Den nehme ich mir dann natürlich zu Herzen. Neulich schrieb Robert:
„Ich glaube, Sie müssen sich neu erfinden. Die Spanner, die hofften, dass mal irgendwas interessantes von Ihnen käme, sind weitergezogen und die die andere, die Kids, zu Tode gelangweilt. Es ist hochgradig uninteressant jemandem dabei zuzusehen, der um die Welt jettet und langweilige Sonnenuntergänge fotografiert. Vielleicht machen Sie den ein oder anderen neidisch – aber mehr könne sie nicht bewirken. Es ist zu gewöhnlich. Was sie machen, machen Millionen von Touristen weltweit auch.“
Ich hatte einen kurzen Anfall von Selbstzweifeln doch dann hörte ich auf meine innere Stimme und merkte, dass sich eigentlich alles gut anfühlt. Ich habe mehr Leser denn je, bekomme fast jeden Tag nette Mails, dass mein Reise inspirieren, motivieren und andere bereichern. Warum also alles umkrempeln, nur weil es einer Person nicht passt? Ich habe ganz viele neue Ideen, vielleicht erfinde ich mich ja in einer neu, aber gerade bin ich absolut glücklich mit der Situation und warum soll ich mir von Robert einreden lassen, dass es falsch ist, was ich tu?
Aber was ist nun für mich Glück? Ich muss schließlich mal zum Punkt kommen. Glück ist für mich, in unglücklichen Situation zu begreifen, wie glücklich ich mich eigentlich schätzen darf. Wenn ich mich wegen irgendeinem Schwachsinn aufrege oder ärgere, weil irgendwas nicht klappt, dann stelle ich mich vor den Spiegel und schaue mir selbst tief in die Augen. Dann sage ich ganz klar und deutlich: „Christine, du bist saudumm. Hör auf mit dem Scheiß. Du hast eine wunderbare Familie und Freunde, bist gesund, alle anderen sind gesund, du liebst deinen Job und so viele Freiheiten wie du hat keiner. Halt’s Maul und höre auf zu Jammern.“ Und diese Situation, wie ich vor dem Spiegel stehe und mit mir selbst schimpfe, ist so komisch. Ich muss lachen, wenn ich daran denke, dass mich dabei jemand beobachten könnte. Das Glück ist doch immer da. Ist doch alles da. Ist doch alles gut. Mal nehme ich es mehr, mal weniger wahr. Es gibt Momente, da spüre ich es ganz deutlich, da überkommt es mich und ich muss breit grinsen. Das letzte Mal hatte ich so einen Moment im Hotel Aqua Dome, in der Therme. Als ich aus der Sauna kam und nach draußen auf den Balkon ging, war es schon dunkel. Ich hörte das Geräusch von Schuhen auf Schnee. Ich liebe dieses Geräusch. Ich schloss die Augen, streckte mein Gesicht Richtung Himmel und spürte die kleinen Flocken auf meiner Stirn, den Wangen, wie sie sich in meinen Wimpern verfangen haben und auf meinen Lippen schmolzen. Ja, verdammt, so fühlt sich Glück an.
Ihr seht, im Adventskalender dreht sich heute alles um das Thema Glück! Deswegen gibt es von mir eine der glücklichsten Zeiten meines Lebens als Buch: „90 Nächte, 90 Betten“ versteckt sich heute hinter dem Türchen.
Was ihr dafür tun müsst? Heute möchte ich, dass ihr mir HIER, auf Lilies Diary Facebook schreibt, was euch heute glücklich gemacht hat. Dann fordert eure Freunde auf, auch ihre glücklichen Momente zu teilen und eure zu LIKEN, denn wer bis 06.12.2013 um 22 Uhr die meisten Likes hat, bekommt das Buch „90 Nächte, 90 Betten“.
4 Kommentare
Danke für diesen super Beitrag! Ich bin glaub ich gerade an so einem Punkt, wie du damals. Du machst mir Hoffnung, dass ich das irgendwie ändern kann. Ich muss nur noch herausfinden, wie das geht ;-)
Das wird auf jeden Fall schon!
Du hast es auf den Punkt getroffen. :-)
Das mit dem Glück ist einfach eine Einstellungssache. Ähm… keine einfache natürlich!
Manchmal will man all das Schöne in seinem Leben nicht sehen, obwohl da bestimmt irgendwas da ist. Stattdessen stürzt & beschränkt man sich auf das weniger Schöne. Bekloppt eigentlich.
Ja, und es ist manchmal so schwer das Schöne zu sehen. Also man muss sich dazu zwingen …