Die letzten zwei Wochen ist Gesa mit einem Camper unterwegs gewesen: durch Dänemark und Schweden. Der Camper wurde schnell zum Eigenheim, sodass Gesa irgendwie nicht mehr ganz klar war, warum sie überhaupt nach Hause fahren sollte. Hört selbst, wenn sie von ihrem Hymercar schwärmt.
Seit Neuestem kann ich mir annähernd vorstellen, wie es sich für eine Mutter anfühlen muss, ihr Kind das ersten Mal im Feriencamp abzugeben. Nicht zu wissen, was es jetzt erleben wird und wie es ihm geht. Es in die Hände von Leuten zu geben, die es eh nicht so lieb haben wie man selbst. Und natürlich dieses Gefühl, es zurücklassen zu müssen. Ich war mit einem Camper unterwegs – und musste ihn jetzt wieder abgeben!
Die Rede ist von (m)einem Hymercar, mit dem ich die letzten 10 Tage durch Schweden und Dänemark unterwegs war…meinem Hymercar, wenn es nach mir ginge. Ich habe dieses Camping-Fahrzeug so sehr wertzuschätzen gelernt, dass ich vom Fleck weg bereit wäre, all mein Erspartes dafür hinzulegen, wenn ich denn so viel davon hätte. Stattdessen war es leider nur gemietet, sodass ich es jetzt wieder beim Hersteller zurückgeben musste. Emotionaler Abschied inklusive.
Seitdem sehe ich überall nur noch Camper. Camper! Es ist, als würde die ganze Welt nur noch aus Campern bestehen. Ihr kennt das. Das sind diese Phänomene, wenn die Schwester auf einmal schwanger wird, und man nur noch Schwangere sieht. Oder die Freundin einen braunen Labrador bekommt, und auf einmal nur noch braune Labradore auf der Straße rumhecheln. So geht es mir also mit Campern. Sehe ich einen VW Bus, denke ich mir automatisch: „Zu klein, da kann man ja gar nicht drin stehen!“, und schaue, ob sich das Dach ausfahren lässt. Sehe ich den Maler mit seinem Kastenwagen, erkenne ich das Potenzial in diesem tollen Fiat oder Renault, den man zum Eigenheim ausbauen könnte. Und sehe ich einen Hymer, dann bleibt mein Herz für eine Nano-Sekunde stehen und ich denke: „Huch, ist der für mich da?!“. Neulich stand ich an der Ampel neben einem Hymer-fahrenden Opi. Aus Sehnsucht habe ich ihn angestarrt, als hätte ich ein Opi-Komplex. Dabei wollte ich nur mal reinschauen, und gucken, ob er sich auch so toll eingerichtet hat, wie wir. Vogel-zeigend ist er dann davon gebraust.
10 Tage mit einem Camper unterwegs zu sein, ist ein bisschen, als hätte man Familienzuwachs bekommen. Man sagt nicht Fahrzeug, oder Auto zu ihm, sondern nennt ihn liebevoll beim Namen. In unserem Fall war das Hymer (=„Hümer“). So nennt sich der Caravan- und Reisemobil-Hersteller, der mein neues Eigenheim eingerichtet hatte: Dazu nehmen sie in diesem Fall einen Fiat Ducato von kompakter aber geräumiger Größe und basteln da ein Camping-Raumwunder „Modell Sydney“ rein, mit dem andere dann die Welt entdecken.
Ich komme aus keiner Camperfamilie, sodass ich ja keine Ahnung davon hatte, wie noch viel toller es ist, mit einem Camper unterwegs zu sein, als es manche Bilder vermuten lassen. Tatsächlich war ich vor meiner ersten Reise mit dem Camper sogar so verwirrt, dass ich ein Zelt mitnehmen wollte: Falls Einem mal nicht nach „im Camper schlafen ist“. Oder falls das Auto droht umzufallen, wenn man oben schlafen will. Ein Zelt! Ich bitte euch. Wo war mein Kopf?
Mit einem Camper fühlt man sich frei. Nein, man ist frei! Denn mit einem Camper unterwegs zu sein, bedeutet maximale Spontanität. Warum? Du kannst jederzeit anhalten. Ok, das kann man auch mit jedem Auto. Aber nicht in jedem Auto kann man mal eben ein komfortables Nickerchen halten. Oder während langer Fahrten mal nach hinten schleichen, sich ein Brot schmieren und am Kühlschrank bedienen. Wer mit seinem Camper spontan einen Badesee entdeckt, kann sich schnell und unverkrampft im hinteren Abteil umziehen und sogar den Popo gegen die Scheibe drücken: durch diese abgedunkelten Scheiben sieht man nichts! Wer morgens vom Sonnenuntergang verschont bleiben möchte, dunkelt den Wagen einfach ab und glaubt sogar bei Mittagssonne es sei Mitternacht. Und wer mit diesem Auto in Schweden Wildcampen geht, lässt einfach die drei „Fenster“ auf und genießt die tolle Sicht ins Freie: Unser Camper machte alles mit – und dabei sogar eine gute Figur.
Klassiker: Vollbremsung – rausspringen – zurück rennen – Foto – zum Auto sprinten.
Wieder zurück in deutschen Gefilden war die erste Frage meiner Mutter dieser Klassiker hier: „Na, da freut ihr euch jetzt erst mal auf euer eigenes Bett, was?“ Pah! Von wegen! Im Camper schläft es sich so gut, dass wir mit unserem Roadtrip in Deutschland gleich weitergemacht haben und eine Nacht an den See gefahren sind, anstatt nach Hause zu fahren. Aber wieso sollte man auch? Jetzt mal ehrlich, wenn man mit einem Camper unterwegs ist, dann gibt es für mich eigentlich keinen Grund mehr, nach Hause zu fahren! Nichts wartet dort auf mich. Alles, was ich brauche – und noch viel zu viel – habe ich dabei. Denn in so einem Hymer ist jede Menge Stauraum! Sogar mein Longboard, ein zusätzliches Skateboard, ein Verstärker und 3 Paletten Dosenbier ließen sich problemlos verstecken. Er ist einfach ein Raumwunder! Und mit 2 Kochplatten ist es völlig egal, wenn man mal tagelang keinen Imbiss findet.
Verzeiht meine Schwärmerei, aber irgendwie wird man stolz wie Oskar auf dieses Auto, wenn auf einmal VW-Fahrer, Familienväter und Motorradbräute neidisch um dein Auto umherschleichen, oder sogar einen Blick hinein werfen wollen. Da gibt man gerne mal eine Rundführung, mitten auf dem Campingplatz.
Wie ich hier so in meinen vier Wänden hinter dem Fenster sitze und an meinen Hymer blicke, für den ich sogar, trotz seiner stattlichen Größe, direkt unter meinem Fenster einen Parkplatz gefunden habe, werde ich auf einmal nachdenklich. Für einen Mikromoment kann ich zum ersten Mal diejenigen Leute verstehen, die sagen, sie wollen draußen leben! Und für einen erstaunlich langen Moment denke ich darüber nach, wie es wäre, keine Wohnung zu haben, und nur im Hymer zu leben. Ich liebe ihn!
Hier noch ein paar Impressionen von unserem Roadtrip, Route und Storys dazu findet ihr hier:
Dinner-time im Camper. Zauberstab is auch dabei.
Schaut er nicht süß drein? Da kommt man gerne heim.
Vielen Dank an Hymercar für die Unterstützung.
12 Kommentare
das möchte ich auch irgendwann mal machen, ein Traum
Ich will auch sofort los!!!
Ahh das macht echt Bock auf mehr bzw den Traum mal wahr werden zu lassen :)
jaaa unbedingt machen! =) eine reise fürs leben!
nicht träumen, machen! klappt nur, wenn du es wirklich willst!
coole Bilder! so stell ich mir das vor. muss ich auch unbedingt mal machen!
Solche Reisen sind immer was tolles aber wenn man einige Zeit weg war, freut man sich auch immer wieder auf zu Hause. So kann man dem einen oder anderen Lagerkoller zu Hause gut Abhilfe verschaffen.
Hallo Gesa,
Habe deinen Beitrag gelesen und weiß genau wie du dich fühlst!
ich habe mir diesen Traum erfüllt und mir mein eigenes Wohnmobil zugelegt.
Wie du schon angesprochen hast sind die Dinger ja nicht ganz günstig. Darum habe ich mir “einen Opa” wie wir sagen zugelegt und ihn selbst restauriert. Neuer Lack, neues Badezimmer und vieles mehr. Es war viel Arbeit, aber ich liebe Ihn und er ist mein ganzer Stolz. Bei uns hat er den Namen “wohni”.
ich habe auf meinen Blog ein Paar vorher-nachher Bilder. Würde mich freuen wenn du mal reinschaust ;-) und vielleicht möchtest du dir ja gerne mal wieder einen Camper leihen oder gemeinsam ne Tour starten ;-)
http://abenteuer-outdoor.blogspot.de/p/wohnmobil.html
Viele liebe Grüße
Sabrina
Ich glaube Gesa wäre sofort dabei ;)
Diese Gefühl von Freiheit ist einfach unbeschreiblich, wenn man den Urlaub so genießen kann. Einfach losfahren und anhalten, wo man denkt, es könnte einem gefallen. Aber auch Glückwunsch an den Fotografen, die Bilder sind wunderschön.