Wer an Irland denkt, hat oft noch das Bild von grünen Hügeln, Schafen und Whiskey trinkenden, älteren Männern im Kopf. „Mehr gibt es da ja nicht.“ Das habe ich anfangs auch gedacht. Aber hey. Hört ihr mir zu? Ich muss euch etwas verraten über Irlands Westen und ich möchte, dass ihr es der ganzen Welt erzählt: Irlands Westküste ist so viel mehr als das!!!
Für mich ging es letztes Jahr an die Westküste in Irland. Genauer gesagt in die Countys Kerry und Cork. Die Routen und „Drives“ sind wir mit dem Mietwagen gefahren, was eine kleine Herausforderung war bei diesen kleinen, süßen aber verdammt engen Sträßchen und dann auch noch mit Linksverkehr, aber spätestens nach einem Tag hatten wir uns daran gewöhnt. Wenn ihr lieber mit dem Rucksack das Land erleben möchtet, könnt ihr aber dieselben Routen auch Laufen. Hier und da gibt es dann sogar extra Wanderwege direkt über die herrlich grünen, wilden Hügel.
Irlands Westerküste – der Wild Atlantic Way
Warum sich Irlands Western so wunderbar für einen Roadtrip eignet? Die Antwort darauf besteht aus nur drei Wörtern: Wild Atlantic Way.
Der Wild Atlantic Way (irisch Slí an Atlantaigh Fhiáin) erstreckt sich auf einer Länge von über 2500 km entlang der Westküste Irlands. Die berühmte Küstenstraße beginnt in Irlands Norden (im County Donegal) und endet im Süden Irlands in Kinsale. Seit 2014 gibt es den Wild Atlantic Way und er gilt als eine der längsten zusammenhängenden Küstenstraßen der Welt. Es warten euch spektakuläre Ausblick, wunderbare Landschaften und viel Fahr- oder Wanderspaß.
Tipps für Irlands Westküste: 1. Kenmare – das Juwel des Ring of Kerry!
Eine knappe halbe Stunde von Flughafen Kerry entfernt liegt die kleine Stadt Kenmare. Bunte Häuser, lebendige Pubs, mittendrin eine süße Kirche und an jeder Ecke gibt es freies WLAN und jede Menge nette und aufgeschlossene Menschen. Kenmare wird auch „The Jewel in the Ring of Kerry“ genannt, da es für viele der Ausgangsort für eine Tour über einen der berühmtesten Wanderwege Irlands ist: dem 179 Kilometer langen Ring of Kerry.
Die Westküste hat mehrere Halbinseln, welche wiederum über richtige Panoramaküstenstraßen verfügen. Der Ring of Kerry wird häufig auch von Reisegruppen bevorzugt, denn hier hat man nicht nur wunderbare Aussichten, sondern auch jede Menge alte Gemäuer, Steinreihen und Forts auf dem Weg.
Mein Tipp: Haltet unbedingt am „Ladies View“. Das müsst ihr erleben! Von hier aus könnt ihr über die Seen des Killarney National Parks schauen.
Tipps für Irlands Westküste: 2. Glengarriff – Robben am Strand und musikalische Vielfalt
Von allen Orten, die ich an Irlands Westküste gesehen habe, hat mich dieser kleine Ort am meisten überrascht. Von Kenmare aus machten wir einen Schlenker auf die nächste Halbinsel, die Beara Halbinsel. Zuerst ganz unscheinbar und erst sichtbar wenn man mittendrin ist, liegt Glengarriff inmitten von grünen Hügeln. Eigentlich besteht es aus einer einzigen Kreuzung, auf deren Hauptstraße sich alles abspielt. Doch das kleine Dorf hat es faustdick hinter den Ohren. Die drei oder vier Pubs wechseln sich brav jeden Abend mit ihren Veranstaltungen ab und so musizieren hier im Sommer Alt und Jung zusammen unter dem freien Sternenhimmel. Jeder darf mitmachen und auch ein Lied spielen, wenn er will und alle singen mit.
Wer denkt, das ist schon alles, der hat sich geirrt. Wenn ihr ein Stückchen weiter in die Wälder geht, in Richtung Wasser, dann könnt ihr manchmal sogar wilde Robben sehen, die sich auf den warmen Steinen sonnen, während nur ein paar Meter daneben Kind um Kind vom Steg aus ins kühle Nass springt.
Herrlich idyllisch!
Tipps für Irlands Westküste: 3. Killarney – Natur pur trifft auf touristisches Nachtleben
Zurück über den Pass, vorbei an Kenmare und ein Stückchen ins Land hinein. Da kommt meine Lieblingsstadt: Killarney. Hier gibt es ein altes, heroisches Herrenhaus, dessen Familie sich vor vielen Jahrhunderten in den Ruin getrieben hat, um die Umgebung für Queen Victoria schick zu machen, die zu Besuch kommen wollte. Damals ging der Besitz wieder an das Land zurück und nun ist es ein Nationalpark. Erinnert ihr euch an den „Ladies View“ in der Nähe von Kenmare? Diese drei Seen gehören hier her. Wer Lust auf einen Bootsausflug hat, kann diesen zum Beispiel auf dem Lough Leane zur Innisfallen Island machen.
Wenn ihr durch die „Gap of Dunloe“ lauft, also durch die Lücke zwischen zwei Bergketten, dann kommt ihr an genau diesem Seen raus. Hier habe ich die schönste Bootstour meines Lebens gehabt, mit witzigen Geschichten von Homer Simpson Island (einer kleinen Insel auf den Seen, die aussieht, wie ein liegender Homer) und interessanten historischen Fakten. Abends geht es dann nicht ganz so ruhig zu, wie in den bisherigen Orten. Killarney ist schon etwas touristischer und dementsprechend groß ist auch das Angebot. Hier findet ihr nicht nur kleine, nette Pubs, sondern auch Nachtclubs, Shisha- und Cocktailbars.
Beeindruckende Natur an Irlands Westküste
Tipps für Irlands Westküste: 4. Eyeries – eine bunte Ruheoase
Zugegeben, wenn ihr den Ring of Kerry an der Küste entlang in Richtung Norden fahrt (oder wandert), dann kommt ihr an einigen tollen, kleinen Orten vorbei. Aber ein kleiner Zwischenstopp in Eyeries muss sein. So viele bunte Häuschen mit Blick auf den Atlantik habt ihr noch nirgends gesehen. Aktivitäten gibt es zwar ab abends auch, aber sonst ist nicht viel los. Dafür wartet ein kleines Café an der Hauptstraße nur darauf, dass ihr eure Tee- und Scones-Pause dort macht.
Die nette, ältere Dame, die den Laden betreibt, hat sich lange zu uns gesetzt und Geschichten von den Zeiten erzählt, in denen Irland alles andere als ein Reiseziel war. In Eyeries heißt es: kurz durchatmen, Pause machen und die Ruhe genießen. Wenn ihr wollt, könnt ihr aber von hier aus auch zu Fuß zum Strand runter laufen. Wären da nicht die vollen Wäscheleinen in den Gärten, könnte man fast denken, dass dort gar keiner wohnt. Fun fact: In Irland heißt Strand auch Strand.
Tipps für Irlands Westküste: 5. Dingle – die Heimat von „Fungie, dem Delphin“ und außergewöhnlichen Pubs
Eine Halbinsel weiter im Norden, aber noch immer im County Kerry, gibt es wieder eine wunderschöne Straße entlang der Küste. Der „Slea Head Drive“ solltet ihr unbedingt einmal abfahren oder -laufen. Dazu kommt ihr ganz einfach in der kleinen (ihr seht schon, wirklich groß ist hier kein Ort) Hafenstaft Dingle unter.
Hier hat vor über dreißig Jahren der Delphin „Fungie“ hergefunden und hat die Bucht ganz einfach zu seinem Zuhause gemacht. Und das tatsächlich ganz freiwillig. Für ein bisschen Geld könnt ihr euch von einem der Boote rausfahren lassen und Fungie beim Frühsport zusehen. Besonders mit Kindern ein Highlight!
Mein Tipp: Es gibt zwar die Geld-zurück-Garantie, falls ihr den Delphin nicht sehen solltet, aber ich versichere euch: Ihr könnt ihn immer sehen! Wer sich die 10 – 15 € sparen will, läuft einfach am Strand entlang in Richtung Meer. Hier könnt ihr Fungie manchmal von Nahem, manchmal von Weitem zuschauen.
In Dingle gibt es die leckerste und frischeste Seafood Chowder (eine Art Meeresfrüchte-Sahne-Eintopf), frittierte Schokoriegel und abends genießt man dann die Musik im „modernsten, traditionellen Pub“ dem Courthouse Pub oder im berühmten Dick Mack’s. Von außen sieht er aus wie ein kleiner Tante Emma Laden, von innen auch. Nur halt gemütlich und mit einer Theke und vielen Sitzmöglichkeiten.
Mein Tipp: Sucht auf dem Slea Head Drive nach dem „Dunquin Pier“. Die kleine Steinstraße, die runter zum Pier führt, sieht umgeben von türkisblauem Wasser und grünen Hügeln einfach zu schön aus, um sie auszulassen.
Weitere Tipps für Irlands Westküste:
- Glengariff: Wer auf der Suche nach einem schönen Ort für eine Nacht ist, der ist in Glengariff genau richtig. Hier könnt ihr tagsüber wunderbar einen Ausflug zu einer der umliegenden Garteninseln machen. Auf Garnish Island gibt es einen wunderbar italienisch anmutenden Park mit Seerosenteich und einige Möglichkeiten zum Einkehren. Wenn ihr wieder zurück in Glengariff seid, könnt ihr den Abend in einem der vielen Pubs mit Live Musik ausklingen lassen.
- Cliffs of Moher: Sie sind kein Geheimtipp, aber zu den Reisetipps für Irlands Westküste gehören Irlands vielleicht berühmteste Klippen auf jeden Fall. Die Cliffs of Moher sind eigentlich ein Must See bei so einer Reise. Es lohnt sich vor Ort bis zum Hag’s Head zu wandern, denn dorthin verirren sich nicht allzu viele Touristen und man kann den traumhaften Ausblick fast allein genießen. Übernachten könnt ihr nach oder vor der Besichtigung im Fischerort Doolin.
- Galway: Gute Musik, fantastisches Essen und gälische Kultur. In Galway wartet die volle Dröhnung Irland auf euch und ganz ehrlich – das macht so Spaß! Neben vielen tollen Restaurants, Bars und Pubs gibt es einige tipps: die Crane Bar in der Sea Road, der Pub „The Quays“, der sich in einer Kirche befindet und der Käseladen Sheridans Cheesemongers. Auch wenn Galway nicht so groß wie Irland ist, ein bisschen Großstadtspirit versprüht das Örtchen irgendwie schon! Außerdem lohnenswert von Galway aus: ein Ausflug zu den Aran Inseln.
- Rock of Cashel: Wer vielleicht noch nach Dublin möchte und sich durchs Landesinnere schlagen wird, dem können wir einen kurzen Besuch des Rock of Cashel (bei der Stadt Cashel) noch empfehlen. Der Berg wird als Monument irischer Geschichte bezeichnet und galt schon vor Jahrhunderten als Sitz von Geistern und Feen. Der Ausblick vom Rock of Cashel, der zwischenzeitlich auch als Clansitz fungierte, ist einfach atemberaubend!
Insgesamt war ich zehn Tage an der Westküste Irlands unterwegs. Dies sind nur ein paar Ziele, die wir im Westen angesteuert haben. Eine Reise nach Irland würde ich einfach jedem empfehlen. Das Land hat mich mit der Freundlichkeit, den wunderschönen Ausblicken und der Natur einfach gefangen genommen. Ich war vorher immer nur auf Städtetrips und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es auf dieser Welt noch so einen friedlichen Ort gibt. Mein Herz schlägt für die grüne Insel und ich freue mich wie wahnsinnig auf meine nächste Reise. Diesmal werden wir aber nicht nur den Western erkunden!
Selbstbestimmt und flexibel: mein Roadtrip Nordspanien – Frankreich
„Maribel schreibt auf ihrem Blog „Maribel Skywalker“ über die Reisen, die sie macht, die Musik, die sie begleitet und ihr Lebens als Nichtstudentin in der schönen Hansestadt Hamburg.“
4 Kommentare
Ein kleiner Hinweis zu Tipp 4: Eyeries befindet sich nicht auf der Iveragh-Halbinsel am Ring of Kerry, dafür „eine tiefer“ auf der Beara-Halbinsel.
Danke für die Tipps.
Und:Irland liegt immer noch am Atlantik und nicht wie bei 4. beschrieben am Pazifik.
Fungi, der Delfin lebt seit 30 Jahren dort weil die Einheimischen dafür sorgen, dass er in der Gegend genug Nahrung findet. Das bedeutet, dass dort in der Umgebung die Robben getötet werden, damit der Delfin als Attraktion in Dingle bleibt. Ein absolutes No go! Ich rate jedem von dieser Tour ab! Ich liebe Irland und fliege regelmäßig hin, aber das geht gar nicht. Ansonsten finde ich deinen Beitrag sehr schön.
Ich sags euch, dieser Linksverkehr in Kombination mit den schmalen Straßen und Mäuerchen… Der hat mich bereits zwei mal in den Wahnsinn getrieben und dabei war ich nur Beifahrerin! Das ist dann aber auch wirklich der einzige Nachteil eines Roadtrips auf dem wunderschönen Wild Atlantic Way und wird gern auch ein weiteres drittes mal in Kauf genommen :)