Liebe Wetterfee,
was ich los mit dir? Du hast irgendwie verpasst mit mir ins Auto zu steigen, es dir auf der Rückbank mit einer Tüte Chips und einer Dose Cola gemütlich zu machen und mitzufahren. In Dunedin hast du dich wirklich von deiner besten Seite gezeigt, dafür das gerade Frühling in Neuseeland ist und ich auf Aprilwetter eingestellt war. Aber dann, liebe Wetterfee, hast du mich im Stich gelassen. Als ich von Dunedin nach Queenstown gefahren bin, kamen, genau als ich den Moonlight Stable erreicht habe, dicke, fette Wolken und ein Regenschauer. Nicht sehr gut, denn die Reittour ist im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser gefallen“. Ich glaube du hast gemerkt, das ich wirklich sehr enttäuscht und traurig war und hast mir 30 Minuten später in Queenstown etwas Sonne geschenkt. Doch zu spät für den Ausritt. Das hättest du dir ein bisschen früher überlegen müssen, liebe Wetterfee.
Na ja, ich habe das beste daraus gemacht und bin mit der Gondel auf den Berg gefahren, um die Skyline von Queenstown von oben zu sehen. Das war wirklich der Hammer. Vielen Dank dafür, du hast sicher schon die tollen Bilder in meinem Post gesehen. Es denken immer alle, das der Hintergrund eine Fototapete ist. Wenn du willst, dann kannst du dieses Land mit deinen Sonnenstrahlen in ein Paradies verwandeln. Wenn du willst. Gerade bist du etwas bockig. Am nächsten Tag bin ich aufgewacht und habe durch einen Spalt zwischen den Vorhängen einen mehr oder weniger blauen Himmel mit nur wenigen Wolken und einer strahlenden Sonne gesehen. Ich hätte dich knutschen können! Wunderbar, ich war schon völlig aus dem Häuschen, weil um 8 Uhr mein Helikopterflug über die Berge zu den Milford Sounds starten sollte und dachte, dass klappt sicher, bei dem Wetter. Ich war so aufgeregt. Mein erster Helikopterflug. Doch irgendwie hast du vergessen die Wolken hinter den Bergen wegzupusten und der Helikopter konnte nicht fliegen. Danke liebe Wetterfee …
Dafür hat aber der Ausritt geklappt. Reiten in Neuseeland ist der Hammer! Ich und Mr. White sind durch das Auenland galoppiert. Aber das war definitiv das letzte gute Zeichen von dir. Am Nachmittag hast du mit deinem Regen eine ganze Geröllmasse auf die Passstraße abgeseilt, so dass ich am nächsten Tag nicht weiterfahren konnte, weil die Straße gesperrt war, und einen weiteren Tag in Queenstown festsaß. Ich habe die Zeit genutzt um dich ein bisschen auszutricksen. Ich dachte mir, wenn du mich schon nicht zu den Milford Sounds, den tollsten Fjorden Neuseelands, mit dem Helikopter fliegen lässt, dann nehme ich eben den Bus, der acht Stunden dauert. Während der Busfahrt war das Wetter noch akzeptabel, doch pünktlich zur Bootstour war es dann eine Katastrophe. Dafür habe ich meinen ersten Schnee in diesem Jahr gesehen, einen flugunfähigen Papagei und gefühlt alle 200 Moosarten, die es in Neuseeland gibt.
Kann man dich eigentlich bestechen? Was müsste ich jetzt tun, damit ich die kommende Woche nur Sonnenschein habe? Am nächsten Tag war die Straße zum Franz Josef Gletscher wieder frei und ich konnte fahren, aber nur mit dem Scheibenwischen auf höchster Stufe und im Tempo 50. Als einmal ganz kurz am Lake Wanaka die Sonne rauskam, bin ich sofort in die nächste Parkbucht gefahren, habe mir mein Stativ geschnappt und wollte ein Bild von mir mit dem See im Hintergrund machen. Dieses Bild wurde im wahrsten Sinne des Wortes „vom Winde verweht“.
Mein Kamera ist samt Stativ umgekippt und seitdem kann ich nicht mehr zoomen, nur noch manuell scharf stellen und eigentlich ist das Objektiv im Arsch. Scheiße! Richtig scheiße! Jetzt ist meine Kamera kaputt. Ich bin echt sauer! Mal ganz zu schweigen von den Steinen, Ästen, Bäumen und der Kuhherde, die du mir während der Fahrt auf die Straße gestellt hast. Wolltest du uns umbringen?
Aber das ganze Jammern bringt ja nichts. Du machst ja eh, was du willst. Dadurch, dass du den Pass mit deinem Unwetter unbefahrbar gemacht hast, habe ich auch einen Tag meiner Reise verloren, das heißt Hamner Spring, die Thermal Pools & Spas, meine Massage und die 4WD Bike Tour mit Thrillseekers Adventure sind ebenfalls ins Wasser gefallen. Jetzt bin ich hier, am Franz Josef Gletscher, sitze auf dem Balkon des wunderschönen Scenic Hotels, lausche dem heftigen prasseln des Regens und versuche mir die Berge und den Gletscher vorzustellen, der genau vor mir liegt, aber hinter dicken Wolken versteckt ist. Der Helikopterflug auf den Gletscher wird morgen auch ausfallen und wenn es ganz blöd läuft auch meine Kajaktour am Abel Tasman. Es wurde mir noch nie so bewusst wie in Neuseeland, dass einfach alles vom Wetter abhängt – unser Leben, unser Tun, ja vielleicht ist das Wetter auch unser Schicksal. Es wird schon alles einen Sinn haben, warum du das mit mir machst, liebe, böse Wetterfee. Ich versuche nicht zu schlecht über dich zu reden, was mir gerade nicht sehr gut gelingt. Aber dafür schaffe ich es, dass beste aus der Situation zu machen und lerne, Sachen zu akzeptieren und zu erkennen, dass man einfach nichts dagegen machen kann. Es ist, wie es ist. Dann gibt es eben keinen Helikopterflug über den Franz Josef Gletscher, sondern erst ein Buch vor dem Kamin in der Hotellobby und dann drei entspannende Stunden im Glacier Hot Pool mit 36,° 38° und 40° Grad warmen Becken. Da war der Regen sogar richtig schön, ja schon fast romantisch war es, deine dicken Tropfen auf meinem Geischt zu spüren und den Regen durch die Blätter auf die Wasseroberfläche tropfen zu sehen. Jetzt sitze ich noch ein bisschen auf dem Balkon und lausche deiner leisen Stimme und dann verkrieche ich mich ins Bett, mit tausenden von Schokoriegeln, und komm erst wieder unter der Bettdecke hervor, wenn du mir ein warmes, sonniges Lächeln schenkst.
Ich verlasse mich auf dich.
Liebe Grüße
Deine Christine
Keine Angst, ihr müsst euch jetzt keine Fotos von einer grauen, tristen Landschaft anschauen. Ich habe die Fotos rausgepickt, die in den wenigen Sonnenminuten entstanden sind.
Ich habe in Neuseeland meine Liebe zu Schafen entdeckt!
Pinkelpause
Lake Wanaka
Grüne Wiesen und Schafe.
Der Gletscher
Sieht aus wie gemalt
Roadtrip!
Dahinten liegt Queenstown!
Vielen Dank an New Zealand für die Unterstützung. Sie haben versucht mehrfach die Wetterfee anzurufen, aber sie war immer “out of office”.
6 Kommentare
Bis zu diesen Blog habe ich Dich voll um das schöne Wetter beneidet. Doch damit ist es nun vorbei. Immer nur die Sonnenseiten zu zeigen grenzt ja schon an Vortäuschung falscher Tatsachen. Aber mit den Blog hast Du das ja richtig gestellt :) Sehe es positiv. Fotos ohne Wolken mit nur blauen Himmel sehen langweilig aus. Geben die Wolken doch den Aufnahmen erst Tiefe und Atmosphäre.
Und vielleicht ist es ja nicht der Wettergott sondern Dein Schutzengel (der den Wettergott natürlich bestochen hat) der Dir einfach damit mal sagen will: ‘Liebe Christine, es ist Zeit mal die Füsse hochzulegen. sich zu entspannen und mal ‘nen Gang zurückzuschalten. Wir haben Urlaub hier, weisst Du was das heisst ständig auf Dich aufpassen zu müssen? Nach den Fallschirmsprung bin ich jedenfalls Urlaubsreif’ :)
:) Da hast du vielleicht Recht. Ich denke ja auch immer, dass alles einen Sinn hat. Auch schlechtes Wetter. Die Kühe auf der Straße fand ich aber schon fies ;)
Oh nein wie doof mit deiner Kamera! :( Tut mir total leid, ich hoffe das Wetter wird ab jetzt wieder gut :)
Ja, neues Objektiv hat 699 Dollar gekostet :(
Die 15 METER Regen pro Jahr müssen halt schön verteilt fallen :)
Wir mussten damals einen Tag warten, und hatten echt verdammt Glück eine Gletscherwanderung am nächsten Tag machen zu können. Abwarten und Zeit nehmen.
Ja, das nächste Mal brauche ich mehr Zeit!