Es kommt die Zeit, in der wir merken, dass die Zeit uns entrinnt
wie feiner Sand durch die Finger
Ich, ich bin gut in To Do Listen schreiben und sie abarbeiten
Bin ein Musterbeispiel, wenn es darum geht, es anderen Recht zu machen.
Bin am strengsten zu mir selbst
und folge allen Gesetzen, am liebsten den ungeschriebenen ohne Sinn und Ziel
Ich steh auf und mache,
geh ins Bad und denke.
Zieh mich an und plane.
Bin auf dem Weg und lache,
muss so viel erledigen, was ich nie schaffe.
Und bleib selbst auf der Strecke.
Treib mich an bis zur Erschöpfung.
Ich würde gern so viel mehr machen,
habe jedoch mein Limit erreicht,
mehr geht einfach nicht.
Denn ich sehe kein Licht.
Und was nun? Mal daran denken, wie es früher war?
Früher, als es Zeit im Überfluss gab.
Hab einen ganzen Sommer am Steg verbracht.
Die Füße im Wasser, die Augen hellwach.
Das Herz so leicht, wie ein Heliumballon,
der langsam in den Himmel stieg ohne Richtung ohne Ziel.
Wir schwammen in einem Ozean voller Zeit.
Ohne Verpflichtungen, ohne Deadlines, ohne Leistungsdruck.
Der Horizont schien so endlos weit.
Wir ließen uns treiben und genossen es von Herzen.
Wunderbar sorglos, ohne verstehen zu wollen
was Zeit und Raum bedeutet.
Und wie wir sie planen können und optimal nutzen,
mit Apps, die uns sagen was wir tun müssen.
Und dabei haben wir vergessen auf unser Herz zu hören.
Unsere Welt ist so groß geworden,
unser Blick so eng.
Wir wollen alles wissen und wissen doch so viel,
doch je mehr wir wissen, desto mehr vergessen wir auch.
Von den Sachen, die wir lieben,
die uns früher mal antrieben.
Spielerei und Leichtigkeit, Zeit zum Vertrödeln,
der Mut zum Wagen und die Zeit für uns.
Wir müssen aufhören so streng zu uns zu sein
Das Leben ist zu kurz und die Zeit zu knapp.
Wir müssen sie nutzen für uns jeden Tag,
sie genießen und leben mit jedem Augenschlag.
Innehalten, nichts tun und aufmerksam wahrnehmen
was man riecht, hört, sieht und sich zurück lehnen
tief einatmen und den Moment genießen,
lass es doch einfach mal fließen
Das Leben, die Zeit, das gute Gefühl
einfach mal hier zu sein und nichts zu tun,
vielleicht ein bisschen nachdenken über Wünsche und Träume
Sich mal wieder fragen, was einen glücklich macht.
Gedankenzeit nur für dich,
in der du darüber nachdenken, was du mit dir anfangen willst
in diesem Leben und dieser Welt, mir der Zeit die dir bleibt.
Dem Bösewicht, der uns die Zeit für uns selber verbietet,
einfach mal kräftig in den Arsch treten,
weil er uns einredet so viele andere Sachen seien wichtig
dabei sind sie eigentlich so sinnlos und nichtig.
Jeder hat gleich viel Zeit, doch man kann sie nur einmal verwenden.
Frag dich nicht immer, wie die anderen das fänden.
Jetzt ist die Zeit, in der du merken solltest, dass die Zeit dir entrinnt.
wie feiner Sand durch die Finger
genieß sie und fühl dich frei
sie geht ganz von alleine, viel zu schnell, vorbei.
14 comments
Toller Text. Diese Ermahnung habe ich mal wieder gebraucht.
Danke!
Haha, ich ermahne euch gerne ;)
Hey Christine,
wir haben uns mal – ich glaube bei Thekla – kennengelernt.
Ich gucke ab und zu mal auf deine Seite! Toll, was du machst!
Habe gerade heute dieses Gefühl von ich-muss-alles-machen-jetzt-aber-wofür-eigentlich und dann -schwupps- lese ich, wie du was ganz ähnliches beschreibst auf deiner Seite.
Scheint ein bißchen der Winter und das noch nicht ganz neu erwachte Jahr zu sein.
Gruß, Roman
Ja die Silvester-Vorsätze sitzen noch im Nacken ;)
Das ist so schön und so wahr!
Das hast du sehr schön geschrieben.
Danke
Schön gesagt und auch ein Trost, dass man mit solchen Gedanken gar nicht so alleine ist wie man glaubt! Ich war am Wochenende in einem Hotel in Bad Aussee, dort wo einst berühmte Literaten ihre Bücher geschrieben haben. Und da war ein Spruch, der passt haargenau: “Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, es ist zuviel Zeit, die wir nicht nutzen” ;-)
Ja, passt echt perfekt!
Finde ich gut den Text. Es gibt so Phasen im Leben, wo ich oft so denke wie du im ersten Teil beschrieben hast. Dann ermahne ich mich wie du im unteren Teil und das Leben ist wieder ein bisschen besser.
Hallo Christine,
ein wundervoller Text, der so viel Wahres spricht. Bin froh, dass ich es oft schaffe, Pausen zu machen und zu genießen. Noch vor wenigen Jahren habe ich mich hetzen lassen, doch das kommt inzwischen nur noch selten vor. Wünsche dir, dass du auch Phasen einbauen kannst, in denen du zur Ruhe kommst, so wie auf Juist.
Viele liebe Grüße, Silke
Hey,
super schöner Text und du hast vollkommen recht!! Regt zum nachdenken an :-)
Liebe Grüße,
Franka
Dankeschön :)