CHRISTINE, WAS SEHEN WIR AUF DEINEM FOTO DES TAGE
Es gibt einen Wunsch, den glaube ich jeder Berliner insgeheim in sich trägt. Er wünscht sich, dass er an einem warmen Sonnentag im Sommer in den Wald fährt und dort irgendwie durch Zauberhand einen einsamen, idyllischen See findet an dem er sich entspannen und die Seele baumeln lassen kann. Jeder See, den ich in Berlin kenne, ist ab 25 Grad Außentemperatur brechend voll und alles andere, als erholsam. Diese schönen, versteckten Waldseen habe ich bisher immer für eine Legende gehalten. Aber es gibt sie. Ich habe einen entdeckt, im Vogtland.
Ich gebe zu, der Name ist jetzt nicht sehr einladend, aber der Sauteich in der Nähe der Talsperre ist ein wahr gewordener Traum. Mitten im Wald, an der einen Seite von großen Tannen gesäumt und an der anderen Seite mit Wiese, liegt ganz still und heimlich ein glasklarer See. Mitten im Wald! Und keiner war da. Am liebsten hätte ich ihn eingepackt und mitgenommen. So gehe ich wenigstens mit der Erkenntnis nach Hause, dass es diese wunderschönen Wasserquellen gibt. Nur vielleicht nicht in Berlin-Brandenburg…
WAS HAST DU HEUTE GELERNT ?
Wer hätte gedacht, dass das Vogtland das Zentrum des deutschen Orchesterinstrumentenbaus ist? Ich nicht. Hier sitzen 126 Handwerksbetriebe die Meisterinstrumente herstellen. Wie lange das dauert, wie das aussieht und wie viel so ein gutes Stück kostet, das lerne ich alles in der Erlebniswelt Musikinstrumentenbau. Hier kommen die echten Meister in eine Schauwerkstatt und plaudern aus dem Nähkästchen.
Ich fand es super interessant. Einen bis drei Monate braucht der Meister um eine Geige herzustellen, die um die 10.000 Euro kostet. 100% Handarbeit. Was ich auch gelernt habe – eine Gitarre ist nicht vegan. Sie wird mit Knochenleim zusammengeklebt, der sich unter Dampf immer wieder löst, so dass jede Geige repariert werden kann. Und manchmal sind die Saiten aus Schafsdarm.
Das ist schon faszinierend, wie viel Arbeit so ein Stück macht.
Die Erlebniswelt Musikinstrumentenbau
WELCHE DREI SACHEN HABEN DICH HEUTE GLÜCKLICH GEMACHT?
Ich bin im Vogtland unterwegs und habe mich eigentlich schon bei der Anreise in diesen Fleck Erde verliebt. Von der Autobahn runter fuhr ich eine Stunde durch kleine Dörfer, an verwunschenen Wäldern und zauberhaften Seen vorbei. Zehn Minuten vor dem Hotel musste ich dann doch für ein Foto anhalten. Da bin ich schrecklich. Ich kann kaum in Ruhe durch eine neue Gegend fahren, ohne nicht am liebsten alle 10 Minuten bremsen zu wollen um ein grandioses Bild zu machen. Vor mir lag 50 Meter entfernt ein Märchensee an dem eine Bank stand und die untergehende Sonne das Wasser glitzern ließ. Top Fotomotiv, also bin ich mit Boris im Schlepptau durch den Wald marschiert und da ist es passiert. Zack, ich geschrien wie am Spieß, das Gleichgewicht verloren, gerade noch die Kamera vor dem Fall gerettet und kniehoch im Schlamm. Merke – wenn man durch einen Wald mit Bächen auf einen See zugeht, dann kann es durchaus sein, dass es sich um ein Sumpfgebiet handelt. Und merke – immer zwei Paar Schuhe und Hosen einpacken.
Und was mich jetzt an dieser Geschichte glücklich macht? Dass ich trotzdem immer wieder über meine Blödheit lachen kann.
Am Tag drauf ist mir übrigens meine Hose am Arsch gerissen.
Merke: Immer zwei paar Schuhe und drei paar Hosen einpacken.
Es war so ein toller Tag. Ich war einfach glücklich. Es war so schön mit Boris die Natur und die Region zu entdecken und so komisch es auch klingt, ich und Boris, wir sind uns vom charakterlichen schon ähnlich. Mit was für einem Elan und einer Neugier er immer durch die Gegend läuft, kommt mir bekannt vor. Ich bin so glücklich, dass ich ihn habe.
Leider muss ich an solchen Tagen feststellen, dass ich eigentlich gar nicht mehr nach Hause will, um mich an den Laptop zu setzen. Hunderte von Mails prasseln da auf mich ein und meine Laune und Erholung ist binnen 30 Sekunden im Keller. Wie kann ich das ändern? Bin ich nicht organisiert genug? Plane ich falsch? Warum kommen so viele Mails? Wie kann ich sie beantworten und trotzdem gut gelaunt und erholt sein?
Heute wieder ein erstes Mal erlebt. Bin zum ersten Mal über einer Skisprungschanze gestanden. In der Vogtland Arena können Besucher mit einer Art Coaster nach oben fahren und dort mit einem Fahrstuhl in eine Kapsel. Von der hat man einen grandiosen Blick über das Vogtland. Ich bin so gespannt, was es morgen zu entdecken gibt.
3 Kommentare
Hallo Christine,
sehr schöner Beitrag von dir! Da möchte ich auch mal hin. Die Fotos sind wunderschön. Übrigens spiele ich Geige – wusste aber auch nicht, dass das Vogtland das Zentrum des deutschen Orchesterinstrumentenbaus ist :) Aber gut zu wissen :)
Beste Grüße,
Wilhelmine
Kannst du ja mal besuchen :)
Hallo Christine,
ich fand grad voll schön das zu lesen, weil mein zu Hause im Vogtland ist.
Und es ist wirklich erstaunlich wieviele „abgelegene“ tolle Orte es im Vogtland gibt.
Leider war ich noch nicht am Sauteich, aber ich
werde auf alle Fälle mal einen Abstecher dorthin machen.
Meine Mama meint immer: Eigentlich brauchen wir gar nicht weit weg in den
Urlaub zu fahren, wir können genauso gut hier Urlaub machen..
Hat mich echt gefreut das zu lesen :-)
Liebe Grüße