Es ist mehr, als nur eine Diplomarbeit. Es ist mehr, als das Entwerfen und Zusammennähen irgendwelcher Stoffe und mehr, als das Runtertippen von Texten.
Es ist eine lange Reise gewesen. Eine Reise zu mir selbst. Es hat mit einem Langstreckenflug ins Nirgendwo angefangen. Ich wusste nicht, wo ich bin. Wer ich bin. Wohin ich will. Was auf mich zukommen wird. Ich stand eine zeitlang bewegungslos neben mir und hatte das Gefühl, mich auf der Reise verloren zu haben; erschlagen, durch die ganzen neuen Eindrücke und Erfahrungen.
Doch dann habe ich es geschafft und habe angefangen, die Welt aus eigenem Willen zu erkunden. Schritt für Schritt habe ich viele neue Seiten an mir entdeckt, neue Erfahrungen gemacht, gelernt, Ängste über Bord zu werfen und die innere Stimme anzunehmen. Es waren nicht immer die einfachsten Wege, die ich gegangen bin. Aber das wichtige war, dass ich überhaupt losgelaufen bin.
Was mir auf der Reise zu mir selbst unglaublich geholfen hat, war die Rückenansicht. Die Dinge nicht immer so anzunehmen wie sie uns auf den ersten, oft täuschenden Frontalblick erscheinen, sondern uns Zeit zu nehmen für sie. Sie zu wenden und zu drehen. Sie von allen Seiten zu betrachten und zu hinterfragen.
Denn oft verbirgt sich hinter einer unspektakulären Fassade eine wunderschöne Rückansicht, die entdeckt werden will.
Heute mal keine Wohnungsbilder vom Gastgeber sondern ihre Fotoaufnahmen für mein Diplom.
Fragt ihr euch öfters was vor genau einem Jahr war? Manchmal erscheint es einen wie gestern, ein anderes mal wie vor zehn Jahren. Damals Richtiges fühlt sich jetzt so falsch an. Man wird erwachsener, man versucht zu verstehen, man verzeiht aber man hört nie auf sich zu fragen. Aber sich zu fragen ist gar nicht so schlecht, man will ja nur verstehen und verstehen führt einen wieder ein Stück zu sich heran. Nur stellt man die meisten Fragen nie. Oder bekommt keine Antwort. Ich glaube je älter man wird desto mehr merkt man wie alles einen prägt. Erfolge, Niederlagen, Trauer und Schmerz und vor allem Menschen. Jeder Einzelne den man kennen gelernt hat. Jeder Einzelne, den ich in den letzten 83 Tagen kennen gelernt habe. Vor einem Jahr habe ich mit meinem Diplomarbeit angefangen. Ich bin gestolpert und gefallen, habe mich verirrt und geirrt. Bin rumgeirrt wie ein blindes Huhn und jetzt bin ich da wo ich bin und es ist gut. Manchmal führt einen der Irrweg über den Umweg zur Zielgerade. Man darf nur nicht vergessen, dass man für sein Leben selber verantwortlich ist. Und das man nicht alles verstehen kann…
2 comments
Vielen Dank für deinen sehr offenen Einblick in deine Reise liebe Christine. Diese Reise erinnert mich sehr an mein komplettes letztes Jahr und mein Leben. Ich wünsche Dir für alles kommende nur das Beste! Tom
Ein Freund, welcher angefangen hat Psychologie zu studieren ist neulich zu dem Entschluss gekommen, dass Anstrengung immer gut ist. Denn er war am überlegen, warum er eigentlich so viel macht, und wenig Ruhe hat und ob es anders nicht vielleicht besser wäre.
In diesem Post hast du schön beschrieben, was aus Anstrengung werden kann.