Christine: Hallo, eigentlich wollten wir ja heute über das Thema Geld reden, aber irgendwie muss ich schon den ganzen Tag über Verantwortung nachdenken…
Michael: Gerne auch über Verantwortung.
Christine: Boris wird gleich geholt und ich bekomme schon feuchte Augen wenn ich daran denke.Ich habe mich total in Ihn verliebt. Weißt du, den Pflegerhund, der ein zu Hause sucht und den ich ein paar Tage hier hatte. Aber so ein Hund, dass ist so viel Verantwortung. Deswegen will ich darüber schreiben, weil es mich gerade total beschäftigt. Die ersten Tage an denen er da war hatte ich Angst vor Verantwortung. Ich hatte Angst mich zu verlieben, ich hatte Angst ihn behalten zu wollen und ein Stück meiner Freiheit zu verlieren.
Michael: Ich gebe Dir da vollkommen Recht. Ich habe dieses Wochenende auch öfter darüber nachgedacht, dass ich endlich wieder einen Hund haben möchte. In meiner Familie gab es eigentlich immer einen Hund oder sogar mehrere. Aber das ist schon wirklich sehr viel Verantwortung, die man mit einem Hund hat.
Christine: Ja aber die Vernunft sagt mir, dass ich nicht den Lebensstil führe, um einen Hund zu haben. Aber das Wochenende mit ihm, dass war so schön. Ich bin gerne um Acht aufgestanden und mit Ihm raus und ich habe so viel gelacht, wie schon lange nicht mehr.
Und jetzt überlege ich mir, macht Verantwortung übernehmen und ein Stück der Freiheit abzugeben vielleicht glücklich?
Michael: Kannst Du es Dir nicht vorstellen dafür einen Kompromiss mit deinem Lebensstil zu finden? Also ich habe auch darüber nachgedacht. Aber letztendlich wäre die Lösung dann immer gewesen den Hund für ein paar Tage entweder meiner Freundin, meinen Eltern oder irgendjemand von meinen Geschwistern zu geben. Die würden sich wohl bedanken…
Christine: Ja, aber dann die Angst mal nicht jemanden zu finden. Und ich glaube ich werde dabei nicht sehr unterstützt. Mein Freund mag Ihn auch, möchte sein Leben aber nicht nach Ihm richten und meine Eltern haben schon einen Hund.
Michael: Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn man sich für einen Hund entscheidet und Ihn dann ständig weiterreicht. Aber die Vorstellung sich an etwas für so eine lange Zeit zu binden finde ich eigentlich toll. Hunde sind schließlich treue Begleiter. Das stimmt wirklich. Das ist keine blöde Floskel.
Christine: Doch, ich will, aber ich habe Angst. Angst vor Verantwortung anderen gegenüber.
Michael: Darf ich fragen, woher die Angst vor Verantwortung kommt?
Christine: Ich weiß es nicht. Frage ich mich auch… Man, warum studierst du nicht Psychologie.
Michael: Ich denke nicht, dass Psychologie das richtige Studienfach für mich gewesen wäre. Aber ich versuche es trotzdem zu erklären: Vielleicht, weil es heutzutage – zumindest wird das immer behauptet – schon so schwer geworden ist für sich alleine zu sorgen. Man kann ja froh sein, dass man seine Miete gezahlt bekommt. Sich um seine Freunde kümmert. Seine Familie nicht vernachlässigt und dann auch noch seine Beziehung pflegt. Und achja: Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten, damit man mal erfolgreich ist im Leben. Oder?
Christine: Ja, wenn ich Boris habe, könnte ich weniger arbeiten. Hört sich im ersten Moment schrecklich an, weil ich gerne viel arbeite, aber es trotzdem manchmal ein bisschen übertreibe. Auch wenn ich es gerne mache. Ich schaffe es nicht von alleine weniger zu machen. Ich brauche dazu schon eine „höhere Macht“. Es gibt schon so viele Sachen, um die man sich kümmern muss, das jede zusätzliche Verantwortung erst einmal ein Schock ist. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und jede Einschränkung macht mir Angst.
Michael: Ich vermute, dass prinzipiell alle Menschen Freiheit lieben. Ich kann das ehrlich gesagt nicht mehr hören, dass alle jungen Menschen sich ihre Freiheit auf die Fahnen schreiben. Ich akzeptiere das natürlich. Aber ich verstehe nicht, wieso manche Leute behaupten, dass sie ihre Freiheit aufgeben, wenn sie zum Beispiel eine Beziehung eingehen. Vielleicht täusche ich mich aber auch gewaltig.
Christine: Ne, das verstehe ich auch überhaupt nicht. Das nervt mich ehrlich gesagt auch ein bisschen. Und jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich merke, dass die Angst vielleicht unbegründet ist. Ich führe seit 9 Jahren eine Beziehung. Das ist wunderbar und da fühle ich mich keineswegs eingeschränkt oder habe irgendwelche komischen Ängste vor Verantwortung. Aber warum hast du noch keinen Hund, wenn du gerne einen hättest?
Michael: Weil ich noch nicht durchgerechnet habe, wie viel Kosten mich etwa ein Hund im Monat kostet und ob ich das als Student bezahlen kann. Zudem wohne ich in einer WG und ich weiß nicht, ob meine 5 Mitbewohner das gut finden würden. Ich glaube nämlich nicht.
Christine: Stimmt.
Michael: Die Wohnung wäre an sich groß genug. Mein näheres Umfeld würde sich auch freuen. Und ich könnte mit dem Hund joggen gehen. Das habe ich mir schon so ausgemalt.
Christine: Ich laufe gerade jeden Tag zwei Stunden mit Boris durch die Gegend. Immer zum Büro und nach Hause. Ich finde es toll. Aber da habe ich Angst, dass ich es auch nur am Anfang toll finde und es dann irgendwann alles zu viel für mich wird. Aber das sind solche Sachen, auf die ich nie eine Antwort bekomme, die wahrscheinlich nie eintreten, aber ich mache mich mal Gedanken darüber. Habe ja sonst nichts zu tun…
Könntest du dir vorstellen jetzt schon Kinder zu haben?
Michael: Also nein: Ich bin vor etwa einem Jahr Onkel geworden. Das reicht mir momentan.
Christine: Haha hast du nicht gerade noch geschrieben du findest es toll dich lange zu binden? Wo hört denn dann die Freude auf?
Michael: Ich glaube, dass ich noch nicht in der Lage bin für ein Kind zu sorgen.
Außerdem gehören bekanntlich zu einem Kind zwei Personen. Das kann ich ja nicht alleine entscheiden.
Christine: Natürlich kann man das nicht alleine entscheiden, aber ich habe ja auch gefragt ob DU dir das vorstellen könntest. Ach und ich bin mal gespannt wann der Tag kommt an dem du sagst: Ich bin in der Lage für ein Kind. Denkt man nicht immer man ist nicht in der Lage? Also wenigstens ich.
Michael: Ach warte mal ab. Du wirst es auf jeden Fall früh genug erfahren.
Übrigens habe ich mal mit ein paar Freunden über einen eigenen Hund gesprochen. Alle sind der Meinung, dass das nur ein Klotz am Bein ist und man dafür doch keine Zeit hat.
Christine: Mhhh… :(
Michael: Ja, ich weiß. Aber Du bist ja auch schon ein wenig älter und keine Studentin mehr. Oder entschuldige: Nicht älter, sondern in einer anderen Situation als ich.
Christine: Jaja, da sind wir wieder beim Thema Geld. Also ich bin in der Situation in der ich Geld verdiene und für den Hund sorgen kann. Ich glaube man übernimmt eher Verantwortung, wenn man Geld hat oder sich finanziell sicher fühlt. Das habe ich mir schon oft bei jungen Prominenten gedacht, die Kinder bekommen. Ich denke ein Betrag auf dem Konto nimmt die Angst vor der Verantwortung, weil man sich Hilfe kaufen kann. Was meinst du?
Michael: Ich glaube auf jeden Fall, dass das Leben mit mehr Geld leichter ist. Wieso hört man sonst so oft, dass erst die finanzielle Situation stimmen muss, dass man heiraten und Kinder haben kann? Aber vielleicht sollte man einfach mehr Mut haben.
Christine: Mhhh. Jetzt haben wir so viel geredet und ich weiß immer noch keine Lösung. Ich denke, ich schließe einfach die Augen und höre auf mein Herz,
Michael: Das ist oft die richtige Lösung. Ich nehme Boris auch gerne mal ein Wochenende. Versprochen.
6 Kommentare
Ich kann die Angst vor der Verantwortung gut nachvollziehen. Sei es nun, was den eigenen Hund angeht, in der Partnerschaft, bei der Berufswahl usw. Ich selbst habe mich vor zwei Jahren für einen eigenen Hund entschieden. Manchmal bereue ich es. Aber an 98% aller Tage würde ich mich immer wieder so entscheiden! :-)
Wann bereust du es denn?
Ich bereue es manchmal, wenn ich gestresst von der Arbeit nach Hause komme und dann noch mit dem Hund raus gehen MUSS. An allen anderen Tagen habe ich kein Problem damit, aber mein Gehirn sendet bei Pflichtprogramm scheinbar standardmäßig negative Gedanken. Oder wenn ich nicht spontan in den Urlaub weg kann.
Aber die Zeit, in der ich die Entscheidung bereue, ist minimal im Gegensatz zu der Zeit, wo ich so froh bin, mich für den kleinen Kerl entschieden zu haben. Deswegen habe ich mir auch spontan letzten Sommer noch ein Mini-Shetty angeschafft. So ein kleines Miniatur-Pferd, wo man nichtmal drauf reiten kann. Hat außer mir auch keiner verstanden. Die besten Entscheidungen sind eben immer auch ein bisschen unvernünftig :-)
So arg viel Verantwortung ist das gar nicht, so lange man sich nicht total verrückt macht. Und es gibt Dogwalker, Hundesitter, Hundepensionen… viele Möglichkeiten, wenn man mal Hilfe braucht. Es verändert das Leben schon, aber letztendlich bringt es soooo viel Glück und Freude mit sich, dass ich mich wundere warum nicht jeder einen Hund hat ;-)
Ich habe seit ich ca 13 war einen eigenen Hund und JA ich musste immer allein für ihn sorgen. Als ich ca 15 war kam sogar ein zweiter Hund dazu. Seit ich 18 war,wohne ich nicht mehr bei Mutti und habe beide Hunde mitgenommen! Der erste Hund,mein geliebter Dalmatiner ist dann als er fast 12 Jahre war über die Regenbogenbrücke gegangen. Das war vor vier Jahren und ich vermisse ihn noch immer schrecklich. Der zweite Hund wohnt in wenigen Tagen 12 Jahre alt und hat seit fast vier Jahren einen neuen Spielgefährten,also habe ich wieder zwei Hunde und seit fast 5 Jahren auch noch einen zuckersüßen Kater. Natürlich muss man dann bei machen Dingen vielleicht mal zurückstecken,aber ich habe meine Entscheidung nie bereut!Ich hatte aber auch irgendwie nie Angst vor dieser Verantwortung. Allerdings muss ich dazu sagen,dass ich eine wunderbare Familie und die besten Freunde habe,die gerne auch mal auf die Tiere aufpassen,wenn wir in den Urlaub wollen. Wobei das nur für Urlaub im Ausland zählt und auch nur wenn es mit dem Flieger dort hin geht. Ansonsten versuchen wir sie immer mitzunehmen. Achso ich bin nun in wenigen Tagen 27 Jahre und nein ich bin kein Schwerverdiener! Aber man sollte immer ein wenig auf der hohen Kante haben,denn neben den Futterkosten,Steuern usw,kann der Tierarzt doch mal teuer werden. Manchmal muss man einfach auf sein Herz hören,aber wenn man dann ja sagt,dann muss man sich auch sicher sein! :)
Ja, aber mein Beruf ist das Reisen :(