Freitagabend in einer Hotelbar. Ich sitze am Tresen, trinke einen Cosmopolitan und beobachte das Treiben. Neben mir sind noch ein paar weitere Hotelgäste in der Bar. Vorwiegend Frauen um die 40 Jahre, die zu Musik aus den 90er Jahren und aktuellen Schlagern tanzen, welche ein DJ aus der Gegend auflegt. Nicht unbedingt meine Musik, aber schon okay. Jetzt haben die anderen Gäste sogar mehr als nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt oder einen Bademantel an. Schon komisch, wenn man sich den ganzen Tag nackt begegnet ist und sich jetzt in Freizeitkleidung gegenüber sitzt. Jedoch scheinen die meisten Pärchen, die ich tagsüber noch in der Sauna gesehen habe, schon zu schlafen. Es ist ja schließlich schon nach 22 Uhr und ich bin an der Bar eines Wellnesshotels. “Atemlos durch die Nacht” von Helene Fischer dröhnt aus den Lautsprechern, während ich immer noch an meinem ersten Cocktail nippe und darüber nachdenke, was ich tagsüber alles gemacht habe: Dabei denke ich vor allem an eine Sache, die mich besonders glücklich gemacht hat. Komischerweise habe ich festgestellt, dass ich schon sehr lange nicht mehr im Wald spazieren war. Ich habe vergessen, wie es im Wald riecht – nämlich richtig gut -, wie sich das Gezwitscher der Vögel anhört und wie still es im Wald ist. Keine Autogeräusche, keine Abgase, absolut menschenleer und kein Handy Empfang. So was muss man erst einmal finden. Einen Ort ohne Handy Empfang. Schon lange war meine Umgebung nicht mehr so ruhig um mich herum. Das Beste dabei war: Für einen kurzen Moment konnte ich alles vergessen, was mich momentan beschäftigt, stresst und nachdenklich macht. Kennt ihr das? Oder wart ihr auch schon lange nicht mehr im Wald und habt all die Dinge vergessen, die euch beschäftigen und vielleicht sogar Angst machen?
Außerdem habe ich heute eine tolle Geschichte von einer Mitarbeiterin des Hotels erzählt bekommen, die ich genauso schön fand wie meinen Spaziergang im Wald: Nämlich die Geschichte von John – einem Bad Kötzinger Bürger und Stammgast des Spirit & Spa Birkenhofs, nach dem die hauseigene Bar, in der ich gerade mittlerweile schon meinen zweiten Cocktail – dieses Mal Gin Tonic – bestellt habe, benannt wurde. John ist im Jahr 1957 nach Chicago ausgewandert und besuchte den Birkenhof während seines Heimaturlaubs jährlich, bis er schließlich Anfang der 90er Jahre komplett in seine Heimat zurückkehrte. Seit seiner Heimkehr kommt John täglich – mittlerweile 85 Jahre alt – in den Birkenhof zum Frühstück und Abendessen. Wenn man Glück hat, sitzt John nach dem Abendessen an seinem Stammplatz in der Bar und erzählt aus einer vergangenen Zeit, wie mir der Barkeeper erzählte. Heute ist er leider nicht da und sein Platz leer. Doch die Fotos an den Wänden erinnern an Johns Zeit. Vermutlich ging er als junger Mann genauso gerne in Bars wie ich. Als Musiker hatte er schon immer den Traum eine eigene Bar zu eröffnen, wie er mir beim Frühstück verraten hat, wo ich ihn treffen durfte. Ihm gefiel die Bar “Blue Fox” in Mexiko am besten, die der Bar im Birkenhof – wer hätte das erwartet – sehr ähnlich sieht. Ich verstehe John sehr gut, wieso er all die Jahre in den Birkenhof zurückgekommen ist. Und ich verstehe noch besser, dass es ein Traum ist eine “eigene” Bar zu haben. Das hätte ich nämlich auch gerne. Oder wenigstens eine, die meinen Vornamen trägt. Und vielleicht auch eine Dachterrasse mit Pool. Träumen darf man ja, denke ich, während die Kellnerin mir auf die Schulter tippt, die Rechnung abkassiert und mir eine “Gute Nacht” wünscht. Da ich mittlerweile der letzte Gast in der Bar bin, verspricht mir wenigstens Helene: Und morgen früh, küss ich dich wach…
Doch bevor ich es vergesse: Die Dachterrasse im Birkenhof ausgiebig auskosten. Nach einem Saunagang muss man unbedingt in den Abendstunden, wenn die Sonne untergeht, im Pool ein paar Bahnen schwimmen. Der Blick auf das Panorama des Bayerischen Waldes bei Sonnenuntergang bleibt unvergesslich. Versprochen!
Der Dachpool: Das Schmuckstück des Hauses.
Anreise: Problemlos mit dem Zug bis zur Bahnhaltestelle “Grafenwiesen”. Von dort wird man, wenn man Glück hat vom Hoteldirektor persönlich abgeholt. So etwas erlebt man selten. Vielen Dank für die Unterstützung und den angenehmen Aufenthalt!