Frühstück in Deutschland, Stadtbummel in Österreich, Museumsbesuch in Liechtenstein und schließlich ein deftiges Abendessen in der Schweiz? Nichts leichter als das! Drei Länder und ein Fürstentum schmiegen sich in der Region rund um den Bodensee eng aneinander und bieten so vor der eindrucksvollen Kulisse des Alpenpanoramas ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher aus aller Welt. Vor allem im Sommer lockt die schier unendliche Weite des Bodensees Wassersportler und Sonnenanbeter. Wie aber sieht’s hier wohl im Winter aus? Lohnt sich auch in der kalten Jahreszeit ein Besuch?
Ich habe mir die Region rund um den Bodensee mal im Dezember angeschaut und bin mit dem Duft von Plätzchen und Zimt in der Nase und meinen 5 Reisetipps für die winterliche Bodenseeregion zurückgekehrt.
Dreiländereck am Bodensee – Friedrichshafen: Die Stadt der Zeppeline
Noch kann ich seine riesigen Dimensionen nur erahnen. Als ich meine erste Station, die kleine Stadt Friedrichshafen erreiche, verhüllt der Bodensee sich schüchtern in einem dicken Nebelschleier. Wir haben ja noch ein paar Tage, um uns besser kennenzulernen, denke ich mir und beziehe erst einmal meine gemütliche Unterkunft.
Das familiengeführte Boutique Hotel Kricheldorff ist für die nächsten Tage meine Basisstation, mein kleiner Hafen zwischen all den Ländern und Erlebnissen. Frau Kricheldorff begrüßt mich persönlich und in ihren Erzählungen schwingt eine tiefe Verbundenheit zu der historischen Stadtvilla, in der sie aufgewachsen ist und deren vier Schlafzimmer sie jetzt für ihre Gäste zur Verfügung stellt.
Altes mischt sich hier mit Neuem, original Gründerzeit-Mobiliar steht nostalgisch in den modern renovierten Räumen und in meinem hellen Dachzimmer fühle mich direkt wohl. Allerdings bleibt nicht viel Zeit, es mir hier gemütlich zu machen, denn ich will die Stadt erkunden.
Friedrichshafen mag nicht die schönste unter den Bodenseeperlen sein, beeindruckt aber durch sein Barockes Schloss und die lange Uferpromenade, die es sich im Sommer wie im Winter wunderbar entlang flanieren lässt. Bekannt ist Friedrichshafen aber vor allem dank eines ehemaligen Bewohners. Graf Ferdinand Adolf Heinrich August von Zeppelin hat hier im Jahr 1900 mit dem ersten Testflug seines Starrluftschiffes die Gesellschaft in Aufruhr versetzt. „Man muss nur wollen und daran glauben, dann wird es gelingen“ war sein Motto und dank diesem Leitspruch sonnt sich Friedrichshafen als „Stadt der Zeppeline“ noch heute im Pioniergeist des Grafen.
Tatsächlich fliegen die länglichen Luftschiffe auch hundert Jahre später noch nahezu lautlos über die Bodenseeregion. Zwei Stück stehen aktuell im riesigen Hangar bei der Deutschen Zeppelin-Reederei und werden über den Winter gewartet. Allein die Größe der Halle lässt mich schon staunen, als ich bei einer Besichtigung durch die Werft geführt werde. Und dann erst die Luftschiffe! Der Zeppelin NT ist 75 Meter lang und mit einem Volumen von 8.425 Kubikmetern wahrlich ein Riese.
Führung durch die Deutsche Zeppelin-Reederei
Bei der Führung erfahre ich Interessantes über Material und Konstruktion, kann selbst die Leichtigkeit der Tragstruktur und die Widerstandsfähigkeit der mehrfach beschichteten Hülle erfühlen und sogar die Passagierkabine besichtigen. Zwölf Menschen passen in die kleine Gondel am Bauch des Zeppelin NT, die großflächig verglast ist, um den Passagieren den bestmöglichen Ausblick zu bieten. Von März bis Mitte November kann man bei gutem Wetter aus dreizehn verschiedenen Touren mit einer Flugdauer zwischen 30 Minuten und zwei Stunden wählen und so die Bodenseeregion entspannt von oben betrachten. Ganz billig ist dieses einzigartige Erlebnis allerdings nicht, den günstigsten Flug bekommt man für 255 Euro. Aber Weihnachten steht ja vor der Tür und noch ist mein Wunschzettel nicht abgeschickt …
Zeppelin Museum in Friedrichshafen
Wer noch mehr über Graf von Zeppelin und seine bahnbrechende Erfindung erfahren möchte, besucht das Zeppelin-Museum in Friedrichshafens Zentrum, das auf 4.000 m² die weltweit größte Sammlung der Luftschifffahrt zeigt. Besonderes Highlight: Teile des Zeppelins LZ 129 „Hindenburg“, der durch seinen katastrophalen Absturz 1937 traurige Berühmtheit erlangte, wurden hier originalgetreu nachgebaut und begehbar gemacht.
Mein Tipp: Dank meiner Bodensee Erlebniskarte Winter ist der Eintritt ins Zeppelin-Museum kostenlos. Die Karte kann man für 39 Euro kaufen und hat damit bei 60 verschieden Ausflugszielen, wie zum Beispiel Museen, Schwimmbädern und Bergbahnen an drei frei wählbaren Tagen freien Eintritt.



Dornier Museum in Friedrichshafen
Und noch ein weiteres spannendes Museum in Friedrichshafen beschäftigt sich mit der Luftfahrt. Das Dornier Museum ist dem Luftfahrtpionier Claude Dornier gewidmet, der anfänglich als Mitarbeiter bei Zeppelin, später als Geschäftsführer der Dornier-Werke die Flugzeug-Industrie mit seiner Ganzmetallbauweise nachhaltig beeinflusst hat.
Neben eindrucksvollen Zeitzeugnissen, technischen Zeichnungen und amüsanten Anekdoten gibt es einen museumseigenen Hangar mit Originalflugzeugen, einem Hubschrauber und originalgetreuen Nachbauten wie zum Beispiel dem legendären Flugboot „Dornier Wal N25“. Nicht nur Technikbegeisterte können sich im Dornier Museum auf die Spuren von hundert Jahren Luft- und Raumfahrtgeschichte begeben und – wie auch ich – viel Neues lernen!



Dreiländereck am Bodensee – Auf der Suche nach dem Glück in Maestrani’s Chocolarium
Mein nächstes Abenteuer führt mich auf die südliche Seite des Bodensees, in die Schweiz, genauer gesagt, ins kleine Örtchen Flawil, von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe. Dabei ist Flawil die Heimat einer wirklich ganz zuckersüßen Besonderheit! Hier befindet sich Maestrani’s Chocolarium, eine einzigartige Erlebniswelt, die großen und kleinen Besuchern Einblick in die Produktion der Maestrani Schokoladen bietet.
Schokolade macht glücklich, das weiß man hier schon seit 1852 und will jetzt in dem interaktiven Museum herausfinden, wie denn das Glück überhaupt in die Schokolade kommt. Eine der wichtigsten Zutaten ist wohl das Lächeln der Besucher, denn gleich zu Beginn der Tour, kann ich dafür auch mein Lächeln in Form eines Fotos spenden. Spielerisch werde ich dann von einem bunten Raum zum nächsten geführt und lerne durch ausgefallene Installationen und Mitmach-Stationen alle Produktionsschritte vom Ursprung der Kakaobohne bis hin zum fertigen Schokoriegel kennen.
Ein wenig fühle ich mich erinnert an Charlies fantastische Schokoladenfabrik, sogar Naschen ist bei Maestrani ausdrücklich erwünscht! Das schmeckt, macht glücklich und ist auch noch 100 % Fair Trade! Wer will, kann für einen kleinen Aufpreis am Ende der Tour selbst Konfiseur spielen und seine eigene Schokoladentafel verzieren, was Spaß macht und für ein ganz besonders schönes Mitbringsel sorgt.






Dreiländereck am Bodensee – Glitzernde Lichter auf der Lindauer Hafenweihnacht
In allen drei Ländern am Bodensee werden die Städte zur Weihnachtszeit festlich geschmückt und verzaubern mit ihren märchenhaften Weihnachtsmärkten die Besucher. Jedes Land hat dabei seine eigenen winterlichen Köstlichkeiten. Im Baden-Württembergischen Friedrichshafen gibt es traditionell Dünnele (eine Mischung aus Pizza und Flammkuchen), im Österreichischen Bregenz heiße Maroni und auf dem Weihnachtsmarkt im Schweizerischen St. Gallen schnabuliert man klassisches Käseraclette.
Der schönste Weihnachtsmarkt aber – da sind sich alle einig, die ich frage – befindet sich im deutschen Teil der Bodenseeregion, in Bayern, auf der kleinen Insel Lindau: die Lindauer Hafenweihnacht.
Schon von weitem können wir aus dem Auto das Funkeln der Insel sehen, die wie ein kleines Lindenblatt auf dem See schwimmt. Nur 2.800 Menschen wohnen auf der Insel, in schmalen Fachwerkhäusern zwischen mittelalterlichen Gässchen. Vor der beeindruckenden Kulisse der Hafeneinfahrt, des Leuchtturmes und des Mangturmes breitet sich dann der romantische Weihnachtsmarkt aus, auf dem es an allen Ecken und Enden glitzert. An liebevoll geschmückten Marktständen wechseln Christbaumschmuck, Holzspielzeug, Schmuckkreationen, Woll- und Fellprodukte und natürlich Kulinarisches ihre Besitzer. Es duftet nach frischen Plätzchen, gebrannten Mandeln und natürlich nach zimtigem Glühwein. Ein Prosit auf die weihnachtliche Bodenseeregion!
Dreiländereck am Bodensee – 300 Jahre Liechtenstein
Der nächste Morgen begrüßt mich mit Sonnenschein und endlich lässt sich auch das grandiose Alpenpanorama über dem glitzernden Bodensee erblicken. Wer hier am See lebt, vermisst das Meer bestimmt nicht! Gerade heute führt mich mein Tagesprogramm aber weit weg vom Wasser, in ein Land, so klein, dass es sich lieber Fürstentum nennt.
Liechtenstein, der mit genau 38.201 Einwohnern sechstkleinste Staat der Welt, hat eine jahrhundertelange Geschichte und zeichnet sich durch seine einzigartige Monarchieform aus. Eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage sichert den Bürgern hier ein ausgeprägtes Mitspracherecht. In der Hauptstadt Vaduz lässt sich im Liechtensteinischen Landesmuseum auf rund 2.000 m² Ausstellungsfläche mehr über Geschichte und Kultur des beschaulichen Fürstentum lernen und Sonderausstellungen von internationalem Rang besichtigen.
Nur wenige Meter neben dem Landesmuseum befindet sich ein eindrucksvoller schwarzer Raum, der durch eine Zweifachschleuse gesichert ist: die Schatzkammer des Landes Liechtenstein. Hier bestaune ich Prunkwaffen, wertvolle Briefmarken, die glänzende Fürstenhaube, filigrane Fabergé-Eier und sogar Mondgesteine von den Fahrten der Apollo 11 und 17.
Die Liechtensteiner sind zu Recht sehr stolz auf ihre Souveränität und das soll am 23. Januar 2019 zum 300. Geburtstag groß und gebührend gefeiert werden. Die Vorbereitungen dafür laufen schon auf Hochtouren und Besucher sind herzlich willkommen!
Dreiländereck am Bodensee – Unterwegs mit Lama Gipsy
Ich stärke mich bei „Käsknöpfle mit Apfelmus“ in einer typischen „Beiz“, dem Gasthof Au in Vaduz. Die Kombination aus Käse und Apfel ist erstmal gewöhnungsbedürftig, dann aber sehr lecker und sättigt so sehr, dass ich mich auf einen Verdauungsspaziergang freue. Und der wird etwas ganz Besonderes, denn ich habe diesmal tierische Begleitung.
Gipsy heißt das wuschelige Lama, das mich auf meinem Spaziergang begleitet. Gipsys rechtes Ohr ist ziemlich kurz geraten, vermutlich ein Unfall beim Scheren in Gipsys Jugend, erklärt mir Marc Schädler vom Lama- & Alpakahof Triesenberg, wo unsere kleine Wanderung startet. Der Hof beherbergt 25 Tiere, die großen schlanken Lamas und etwas kleinere und – wie ich finde – auch noch knuffigere Alpakas.
Eigentlich stammen die sogenannten Neuweltkameliden aus den südamerikanischen Anden, Marc Schädler macht auf dem familiengeführten Bauernhof eine Begegnung auch in Liechtenstein möglich. Das ganze Jahr hindurch kann man hier kurze Schnuppertouren, Ganztages- oder Mehrtageswanderungen buchen und in seinem Hofladen Schönes aus Alpaka-Wolle, sowie regionale Bauernprodukte erwerben.
Bei unserem kleinen Spaziergang lässt sich Gipsy dann ohne Probleme von mir führen und erweist sich so, trotz seines etwas wilden Looks, als angenehmer und äußerst flauschiger Begleiter. Nicht alle Lamas in der Gruppe sind so entspannt, vor allem die jüngeren sind ziemlich schreckhaft und haben ihren eigenen Kopf. Da heißt es ruhig bleiben und gut zureden, denn wenn ein Lama erstmal einen schönen Büschel Gras gesehen hat, hilft alles Ziehen an der Leine nur wenig. Entschleunigung mal anders! So ein Lama-Trekking ist auf jeden Fall mal ein Erlebnis der ganz anderen Art.




Dreiländereck oder eigentlich lieber Vierländereck?
Wusstet ihr, dass der Begriff Dreiländereck am Bodensee gar nicht so wirklich zutreffend ist? Eigentlich treffen inder Region um den Bodensee ja vier Länder aufeinander: Deutschland, Schweiz, Österreich und das Fürstentum Liechtenstein. Deswegen verwendet ihr am besten die Begriffe Vierländerregion, Vierländereck oder Drei Länder und ein Fürstentum. Liechtenstein ist übrigens Fürstentum und Staat zugleich.
Dreiländereck am Bodensee – Therme Konstanz
An meinem letzten Tag ist Entspannung pur angesagt. In der größten Stadt am See, in Konstanz, führt mich das regnerische Wetter in die Therme, ein bisschen Wärme und Ruhe tanken. Zum Glück ist nicht allzu viel los, so kann ich ganz entspannt im warmen Außenbecken den Blick auf den See genießen. Da lässt sich sogar die Sonne einmal kurz blicken, um Hallo zu sagen, bevor sie wieder hinter einer dunklen Wolke verschwindet.
Das Thermalbad hat zwei beheizte Außenbecken, eine große Saunalandschaft mit Wellnessbereich und wird aus reinem Mineral-Thermalwasser gespeist. Bald kommt noch ein zusätzliches Highlight dazu, denn ein kleiner aber feiner Salzraum steht kurz vor seiner Neueröffnung. Der mit Himalaya-Salzziegeln verkleidete Raum ist wohltuend bei Stress, Allergien und Atemwegsbeschwerden. Mit oder ohne Salzraum – ein Besuch in der Konstanzer Therme ist das perfekte Programm für einen verregneten Tag am Bodensee.
Weihnachtsmärkte, Museen, Wanderungen und vieles mehr. Ihr seht, die Region des Dreiländereck am Bodensee hat auch im Winter einiges zu bieten. Mir hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen und wer weiß, vielleicht legt mir Samichlaus dieses Jahr eine Zeppelinfahrt unter den Weihnachtsbaum, dann komme ich schon bald wieder.













6 Kommentare
Eine interessante und vielseitige Gegend und was du alles erlebt hast, sieht super aus. Da muss ich dem Dreiländereck wohl auch mal einen Besuch abstatten.
Liebe Grüße