Liebes Facebook,
heute an deinem Geburtstag möchte ich dir gerne einen Brief schreiben. Ich weiß gar nicht ob du bei deinen 1,23 Milliarden Fans Zeit hast diesen Brief zu lesen, aber ich möchte ein paar Worte an dich richten. Ich weiß noch ganz genau, wie ich mich vor sieben Jahren angemeldet habe. Es war in London, im Stadtteil Chelsea im Atelier einer Designerin, bei der ich gerade ein Praktikum gemacht habe. Damals wollte ich mit meinen Kollegen in Kontakt bleiben und die Londoner waren dem ganzen Social Media-Kram schon etwas voraus und hatten alle Facebook. Ein Jahr später kam es dann auch bei meinen Freunden an und ich weiß noch ganz genau, dass man einen virtuellen Schwanzvergleich mit seinen Freunden gemacht hat. Gewonnen hat derjenige, der die meisten „Freunde“ hatte. Jetzt ist es ja eher cool Klasse, statt Masse zu haben. Ich habe schon schnell gemerkt, dass ich voll auf dich stehe und nach meinem persönlichen Profil am 06. Mai 2010 meine Lilies Diary Facebook Fanpage angelegt. Damals wusste ich noch nicht, dass ich den Namen nun mein Leben lang tragen werde, also meinen Blognamen – Lilies Diary. Wenn man einmal über 100 Fans hat, dann kann man da nichts ändern, außer man kennt Heiko von Facebook…
Ich fand schnell daran gefallen mich jeden Tag dir mitzuteilen. Meine Gedanken, Fotos und Lebensumstände. Natürlich gab es wie in jeder guten Beziehung gute und schlechte Zeiten mit dir. Die schlechten Zeiten waren wirklich schlecht. Momente in denen du mich für 24 Stunden gesperrt hast, weil ich nicht nach deiner Nase getanzt habe. Du bist schon manchmal echt fies zu mir gewesen. Vor allem, wenn du wolltest, dass ich meinen 3000 Fans Namen zuordne, um mich einloggen zu dürfen. Man, habe ich da geschwitzt…
Auch ziemlich schrecklich, wenn man jeden Schritt der neuen Beziehung eines Exfreundes live und in Farbe auf der Timeline mitbekommen hat. Da hätte ich dich am liebsten gegen die Wand gehauen, doch der schlimmste Moment – wenn man sieht, dass ER in einer Beziehung mit IHR, der Neuen ist. Puh, ich bekomme immer noch ein bisschen Gänsehaut, wenn ich daran zurück denke. Ich habe es auch nicht geschafft diese Menschen zu blockieren. Ich wollte meine tägliche Dosis Qual und Elend. Ja, gib es mir Facebook, einmal mit der Peitsche mitten durchs Herz. Zum Glück kann ich jetzt darüber lachen und denke lieber an die schönen Zeiten mit dir.
Ich hatte meinen ersten Dirty Talk auf deiner Seite, habe Leute so verärgert, dass sie mich gelöscht haben, aber auch so viele, nette Menschen getroffen. Internetgestalten, deren Posts man monatelang verfolgt hat, bis man sie endlich in Farbe und echt gesehen hat. Das waren immer tolle Momente.
Dank dir bin ich immer noch mit alten Freunden in Kontakt und es kommen so viel neue dazu. Ich nehme ja jeden an. Meine Timeline ist wie eine Sozialstudie. Hier habe ich einen Bruchteil der kleinen Masse, die ich beobachte und auch versuche zu bespaßen. Es ist jeden Tag eine neue Herausforderung heraus zu finden, was die anderen toll finden. Auf jeden Fall nimmt der Katzen-Hype stark ab… Ich lerne gerne Menschen über Facebook kennen, mach mir ein Bild, zähle 1 und 1 zusammen und bin dann doch immer wieder fassungslos, wenn ich mich manchmal zu Tode geirrt habe.
Meine persönliche Facebook-Errungenschaft in den letzten Monaten war Michael Buchinger. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Auf jeden Fall hat er passend formuliert, wie das perfekte Facebook Profil aussieht, wenn ihr “cool” sein wollt. Herrlich dieser Typ.
Ja, ja Facebook und seine Profile. Mich würde ja wirklich mal interessieren, wie viel Zeit die Nutzer in die Auswahl ihrer Profilfotos stecken und wie viele Photoshop-Klicks es bis zum Endprodukt sind. Ich habe kaum jemanden getroffen, der in echt besser aussah, als auf Facebook. Ach, by the way, was soll denn diese Anstups-Funktion, kannst du mir das mal erklären? Und du solltest einführen, dass wenn man eine neue Person anschreiben möchte mindestens drei Sätze schreiben muss und da nicht nur ein dämliches „Hi“ stehen darf.
Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich während meines Projektes „90 Nächte, 90 Betten“ bei Stefan Raab war und plötzlich über Nacht 1000 neue Fans hatte, oder nach der „Auf und davon“ Folge letztes Jahr. Allmächt. Es ist wirklich schön durch dich so viele Menschen erreichen zu können. Ja, das waren schöne Zeiten. Waren…
Ich möchte dir heute an deinen Geburtstag keine Szene machen, aber gerade läuft es so la la mit uns. Ich komm mir ein bisschen vor als wärst du meine Social-Nutte, der ich Geld geben muss, um richtig Spaß zu haben und auch ein paar Leute zu erreichen. Vielleicht ändert sich das ja bald wieder. Du und dieser EdgeRank, ihr passt irgendwie nicht zusammen. Du solltest dir nochmal überlegen, ob der Typ was für dich ist.
Also, mach es gut, feiere schön und bis bald oder gleich
In Hassliebe Christine