Heute haben wir wiedermal eine absolute Powerfrau für euch. Nicole ist gebürtige Österreicherin, arbeitet und lebt aber mit ihrer Familie in Berlin. Dort berät sie Marken und Influencer, schreibt nebenher ihren Blog simplyharmless, in dem sie ihre Leser an ihrem nachhaltigen und fairen Lebensstil teilhaben lässt, und gründete den YouTube-Kanal homenest, der Influencer & Marken mit grünem und nachhaltigen Schwerpunkt zusammen bringt. Im Interview berichtet sie euch über ihre Reise in die USA und Kanada, die sie mit ihrem damals 5 Monate altem Sohn und ihrem Mann unternahm.
Kanada mit Baby: Wie alt war dein Sohn zum Zeitpunkt eurer Reise? Wo ging es hin?
Elias war 5 Monate alt, als wir Anfang September von Berlin nach Boston geflogen sind. Nach 3 Tagen Boston ging es nach Wevertown in State New York, wo wir für 10 Tage ein wunderschönes Haus mitten im Wald bewohnen durften. Wir hatten das Paar, dem das Haus gehört, in einem Forum kennengelernt, als wir nach Wohnungstausch recherchiert haben. Nach ein paar Skype Gesprächen hatten wir alles Organisatorische geklärt und konnten uns auf unseren Wohnungs-/Haustausch in Amerika freuen. Nach Wevertown ging es weiter in den Norden nach Montreal und von dort nach 5 Tagen direkt über Boston zurück nach Berlin.
Kanada mit Baby: Wieso hast du dieses Reiseziel gewählt?
Wir hatten vor Berlin in Montreal gelebt und wollten unbedingt einen Teil unserer Elternzeit dort verbringen. Ein klein wenig “Heimweh” nach Montreal haben wir immer noch und die Jahreszeit ist einfach die beste Zeit für Kanada. Am Ende war es aber Glück. Wir hatten in einem Forum zum Thema Wohnungstausch gepostet, dass wir eine Stadtwohnung gegen Natur und Ruhe für ein Monat tauschen wollen. Wir wussten, dass wir hier enorm offen sein müssten und hatten keine Präferenz für den Ort angegeben. Patra und Jerry waren die Ersten und eigentlich auch die Einzigen die sich gemeldet haben. Als ich gesehen habe, wie nah ihr kleines Paradies an Kanada liegt, war uns gleich klar, dass wir diesen Haustausch in den USA mit einer Tour nach Montreal und Kanada verbinden wollen.
Kanada mit Baby: Was musstest du im Vorfeld im Bezug auf deine Kinder besonders planen?
Wir hatten den Flug gebucht, als Elias noch nicht geboren war. Das heißt wir mussten nachträglich bei der Fluggesellschaft anrufen, seinen Flug dazu buchen und sein Geburtsdatum und Reisepassnummer angeben. Das heißt auch, dass wir uns ziemlich schnell um einen Reisepass kümmern mussten. Das Foto ist schrecklich geworden und hat der Fotografin viel Mühe gekostet.
Außerdem hatten wir zur Zeit der Reiseplanung noch keine Vorstellung wie es sein wird, mit einem 5 Monate alten Baby so weit zu reisen. Wir hatten einen Stop-Over in Frankfurt, den wir einplanen mussten und natürlich schlimmen Jetlag, der zu erwarten war. Wir konnten nur darauf vertrauen, dass alles gut wird. Was ich wirklich empfehlen kann, sind die Babywannen, die man bei Langstreckenflüge dazu buchen kann. Die Wannen sind zwar gratis, aber oft zahlt man für den Wunschsitzplatz. Das ist aber jeden Cent wert!
Kanada mit Baby: Was war die größte Herausforderung auf eurer Reise?
Sicher die Rückreise. Wir hatten die Reise so geplant, dass wir wenig und dafür längere Etappen haben, was sicher die richtige Entscheidung war. Für uns aber auch etwas ungewohnt, da wir uns sonst eher mehrere Orte für ein paar Nächte vornehmen. Was wir aber etwas verplant hatten, war die Rückreise. Die war etwas sportlich angesetzt. Um das meiste von der Route zu haben und auch etwas Geld zu sparen, hatten wir uns vorgenommen direkt von Montreal zum Flughafen nach Boston zu fahren. Das sind 500 km. Nicht unmöglich, aber da wir durch den Abflug nicht flexibel waren, sicher riskant.
Elias hatte die längeren Strecken bis dahin gut mitgemacht und so waren wir zwar besorgt, aber doch frohen Mutes, als wir um 5 Uhr in der Früh aufbrachen. Leider hatte der kleine Mann einfach ein wenig genug vom Autositz und so mussten wir alle Stunden stehen bleiben und längere Pausen machen. Am Ende waren wir aber trotzdem etwas zu früh am Flughafen und konnten uns sogar stärken und eine kleine Mahlzeit zu uns nehmen. Gerädert waren wir aber spätestens in Frankfurt beim Umsteigen. Nach 7 Stunden Autofahrt und einem Langstreckenflug, war die letzte Etappe in der Früh, nach fast keinem Schlaf, einfach nur mühsam.
Kanada mit Baby: Was war das schönste Erlebnis auf der Reise?
Der Mix aus Ruhe, Natur, Freunden und Erkundungen und das alles mit diesem kleinen neuen Menschen, den man noch kennen lernt. Man reist viel ruhiger, viel bedachter. Man nimmt sich mehr Zeit für sich und für sein Umfeld. Das war auch der Grund, dass wir Boston als zu laut und stressig wahrgenommen hatten und uns mehr auf kleine Wanderungen, zum Beispiel am Appalachian Trail, fokussiert haben. Toll war natürlich auch, dass wir Montreal schon gut kannten und uns hier wie zu Hause fühlen konnten. Das hat uns am Ende noch einmal geholfen, so richtig zu entspannen.
Kanada mit Baby: Inwieweit ist deine Reise planbar gewesen, wo musstet ihr spontan sein?
Wir mussten durch unseren kleinen Roadtrip viel planen. Wir haben aber am Ende auch ganz spontan unsere Zeit im Haus im Wald verkürzt und etwas mehr Zeit in Montreal angehängt. Das war eine ganz schnelle Bauchentscheidung und hat wunderbar geklappt, da wir das Haus in Wevertown flexibel zur Verfügung hatten und uns ganz schnell eine zusätzliche Wohnung über AirBnB in Montreal mieten konnten.
Kanada mit Baby: Deine 7 Tipps für das Reisen mit Kind?
- Ganz viel Zeit und Ruhe: ich finde Großstädte, sich zu viel vorzunehmen und zu wenig Zeit, immer noch die anstrengendsten Hürden beim Reisen mit Kind. Das gilt ganz besonders für Heimat- und Familienbesuche. Wichtig: Sich einfach nicht hetzen lassen.
- Immer in Kommunikation mit dem Partner bleiben und sehen, was man gerade braucht und wie es einem geht. Vor allem Reisen mit einem Säugling kann sehr emotional sein und es ist wichtig sich auszutauschen.
- Anderen Grenzen zu setzen. Wir hatten eine wundervolle, aber auch sehr einnehmende Gastgeberin in Boston und ihr Hund Dallas hatte einen Narren an Elias gefressen. Ich war völlig erschöpft von dem langen Flug, der Stadt und der neuen Situation. Aus dieser Erschöpfung heraus, habe ich mich etwas wehrlos gefühlt, als der Hund unseren Kleinen immer vollständig mit seiner Zunge “gebadet” hatte :D. Heute würde ich gleich nett, aber bestimmt einschreiten. Das ist aber nur ein kleines Beispiel und steht für mich dafür, dass man auch wenn man zu Gast ist, sagen kann was man möchte und was einem zu viel ist.
- Man muss nicht alles mitnehmen: Das meiste kann man wundervoll und kreativ ersetzen. Ich war auch begeistert, wie viel wir an Babyequipment überall vorgefunden haben. Da wir kein Reisebettchen mitnehmen wollten, hatten wir Elias in der Babywanne schlafen lassen. Da hat er am Ende besser geschlafen, als zu Hause in seinem eigenen Bettchen. Das ging aber auch nur, da er noch so klein war.
- Man sollte aber die essentiellen Dinge nicht vergessen. Die sind für mich auf jeden Fall Babytrage, ein 5.) XXL Mulltuch für alle möglichen Verwendungen (Babydecke, Wickeldecke, Handtuch…), Autositz (für den zahlt man bei der Autovermietung meistens pro Tag und ich höre immer wieder, dass nicht alle in gutem Zustand sind) und Kinderwagen (mit dem eigenen Wagen fährt es sich am besten und man legt viele Strecken zurück).
Im Sommer schwöre ich noch auf Pop-Up Zelte. Da kann man sich auch selbst zum Stillen gut verziehen. Und das Wichtigste: Ich vergesse vor lauter Packen für das Baby immer für mich selbst richtig zu packen. So stand ich in unserem Amerika Trip plötzlich nur mit einem Kurzarm und einem Langarm-Shirt da. - Reiseversicherung: Die gibt es schon ganz günstig und zahlt sich aus. Damit kann man einfach zum Arzt, wenn dem/der Kleine/n was fehlt!
- Sich selbst keine Grenzen setzen, aber seine eigenen Grenzen kennen. ;) Ich glaube, wenn es um die Reisezielwahl geht, sollte man sich nicht zu sehr einschränken lassen. Wir hatten einen wundervollen Urlaub mit einem Pärchen und ihrer 5 Monate alten Tochter in Sri Lanka. Die haben dort 3 Monate bei einer befreundeten Familie gelebt. Ich fand das ein schönes Beispiel dafür, dass wenn man entspannt ist und sich wohl fühlt, es keine Limits beim Reisen gibt.
Im gleichen Atemzug möchte ich aber auch sagen, dass dies nichts für mich wäre und ich mich schon alleine schwer mit Reisen in Asien tue. Mit Kind wäre das für mich persönlich sicher etwas zu viel. Daher, seinem Bauchgefühl vertrauen.
Hier findet ihr Nicole online: