Eifel, Eifel? Wo war das nochmal? Für die wenigen, die gerade ratlos die Stirn runzeln, die Eifel beginnt im Süden Nordrhein-Westfalens und rollt sich in Rheinland-Pfalz zu einer welligen Hügellandschaft mit Vulkanhügeln und Basaltkuppen aus.
Wer die Eifel noch nicht für ihre landschaftliche Schönheit kennt, (keine Sorge, diese Wissenslücke schließen wir heute,) der hat sicher schon ihre Perlen geschmeckt: In den Eifler Bergen gluckert Quellwasser wie Apollinaris oder Gerolsteiner. Auch sonst kümmert sich diese beschauliche Landschaft um unsere trockenen Kehlen. Hier wird das goldgelbe Bitburger gebraut, eines der meist getrunkenen Biere Deutschlands. An Ahr und Mosel sonnen sich die köstlichsten Trauben. Außerdem war hier, genau genommen in Trier, Karl Marx zu Hause, richtig, das ist der mit dem Bart und dem Kommunismus. Nicht zuletzt treffen sich in der Eifel die Bleifußathleten zum Rundendrehen am Nürburgring. Ich hoffe damit ist eurer Orientierung auf die Sprünge geholfen.
Abgesehen von der Rennstrecke ist die Eifel eine Landschaft voller Kraft und Stille. Wer hierhin fährt, dem begegnet hinter jeder Kurve eine neue Burg, märchenhaft entrückte Kloster und Naturwunder, die einen innehalten lassen. Der Zauber der überwältigenden Wandersteige nimmt auch mich vom ersten Tag an gefangen. Den Großteil des Wochenendes verbringe ich deshalb an Flussläufen, bücke mich zu jeder Blume hinab, schnuppere den Frühling, wandere durch rauschende Wälder mit moosbedecktem Unterholz, tiriliere mit Buchfink, Dompfaff und Wasseramsel.
Die Eifel macht es ihren Besuchern leicht, die Seele baumeln zu lassen. Das haben auch die Einheimischen bemerkt und setzen in Ihrer Region, dem GesundLand Vulkaneifel, folgerichtig auf Gesundheits- und Naturtourismus.
Die wunderschöne Abteikirche des Benediktinerklosters Maria Laach erfreut das Auge und die wunderbare Kirschblüte die Nase.
Sonnengruß im Kessel
Schon Goethe wusste: Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. Das Gehen erleuchtet den Augenblick, schärft die Sinne. Seit meinem Ausflug in die Eifel ist mir bewusst: es geht noch eine Stufe höher.
Yoga im Freien ist wie Brausepulver im Mund. Alles wirkt zehnmal intensiver. Wir machen uns die Dauner Maare zur Yogamatte und laufen durch diese weichen Landschaften voll grüner Harmonie. Meine Sinne saugen alles auf: Sanfte Hänge, Ahornblüten, die noch schüchternen Erdbeerpflänzchen, das Gezwitscher von Amseln und Blaumeisen, der satte Duft des feuchten Grases, flanierende Schnecken, die unseren Weg kreuzen.
Ein Maar ist ein kleiner, meist kreisrunder Kratersee vulkanischen Ursprungs. Er ist das Kind einer heftigen Wasserdampfexplosion, als heißes Magma und Grundwasser zusammengetroffen sind.
Im Nieselregen wandern wir um das Schalkenmehrener Maar und entschleunigen wie Kraniche im Landeflug. Die leichten Yoga- und Entspannungsübungen katapultieren uns ins Hier und Jetzt, die vulkanisch geprägte Landschaft ist hier längst als Lehrmeisterin anerkannt. Die Yogalehrerin und ausgebildete Landschaftsmentorin Deepti Statnik leitet uns mit ruhiger Stimme an. Ihre positive Energie ist mehr als eine Wohltat. Ich atme so tief wie selten, vergesse alle Gedanken an Morgen, tanke auf und ein in das lindgrüne Gelände. Am Ende bin ich so entspannt wie Buddha. Falls das esomäßig abgefahren klingt, probiert es selber.
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Yoga ist nicht Euer Ding? Vielleicht überzeugen Euch die gesundheitlichen Aspekte des Wanderns. Denn die sind enorm. Das gemächliche Gehen verscheucht den Stress, mobilisiert die körpereigenen Killerzellen und vermindert das Krebsrisiko. Es unterstützt Stoffwechselprozesse, vermindert das Gewicht und gegebenenfalls den Insulinbedarf des Körpers. Weil die grüne Natur unsere Sinne entspannt, sinken Puls und Blutdruck. Das Blut zirkuliert besser, Nervenzellen verknüpfen sich neu, das Atemvolumen dehnt sich aus. Knochen, Knorpel, Bandscheiben, Sehnen, Bänder und Muskeln werden durch die sanfte Bewegung gestärkt. Noch nicht überzeugt? Nehmt das! Wandern hellt die Stimmung auf, lässt uns besser konzentrieren und macht kreativ.
Es könnte passieren, dass Ihr wilde Geschichten erfindet, wie diese hier, die natürlich auf einer wahren Begebenheit beruht.
Am Grund des Weinfelder Maars
Die Maarlandschaft hüllt uns in ihre magische Kraft. Etliche Sagen ranken sich um all ihre geheimnisvollen Orte. Der Legende nach soll an der Stelle des Weinfelder Maars – einen Steinwurf vom Beginn unserer Yoga-Wanderung in Schalkenmehren – einst ein Schloss gestanden haben. Dort wohnte ein mildtätiger Graf mit seiner hartherzigen Gemahlin und ihrem einzigen Kind. Die gefühllose Gräfin wies Hilfesuchende stets aufs Gemeinste ab. Ihre mit Geiz gepaarte Boshaftigkeit sollte sich bitter rächen.
Eines Tages kehrte der Graf von der Jagd nach Hause zurück und fand nur einen See an der Stelle vor, an der einst sein Schloss in die Höhe ragte. Es war mit allen Bewohnern im Erdboden versunken und hinterließ einen See, das Weinfelder oder Totenmaar. Wie durch ein Wunder erschien eine Wiege an der Oberfläche, in der des Grafen Kind ans Ufer trieb – wohlbehalten. Der Graf baute später aus Dankbarkeit für die Errettung seines Kindes eine Kapelle, welche über das überspülte Schloss wacht. Übrigens: Es bringt Glück die Glocken der weißen Kapelle am Weinfelder Maar zu läuten.
Mountainbiken wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht!“ sagen
Ich bin unheilbar radsüchtig. Den lieben langen Tag rase ich durch die Stadt. Schmale Reifen fetzen auf Asphalt, sind aber für die Pfade über Eifler Feld und Wald denkbar ungeeignet. Um sicher durchs Gelände zu pesen, habe ich vorab ein Fahrtechniktraining gemacht.
Unser Trainer Jens zeigt uns Grund- und Aktivposition, Berganfahren auf Waldboden, Balanceakte bergauf, bergab und richtiges Bremsen. Anhalten auf Schotter nur mithilfe der Vorderradbremse: Die Angst über den Lenker zu fliegen, hatte mich immer von diesem Kamikazeakt abgehalten. Auf einmal ist selbst das kein Hindernis mehr. Der Trail & Ride-Kurs von MTB Xpert ist so konzipiert, dass auf einer leichten Tour die Grundlagen des Mountainbike-Fahrens vermittelt werden. Zum Glück kommt dabei der Landschaftsgenuss nicht zu kurz.
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Wir starten entspannt im ebenen Gelände, üben mit Blick auf die Täler, rollen durch märchenhafte Buchenwälder, Rehe springen durchs Unterholz. Nach einer letzten Pause auf einer Waldlichtung steuern wir die Burgruine Ulmen an um den dortigen Wall hinabzufahren. Die Kulisse ist traumhaft. Die alten Gemäuer hallen noch immer vom metallischen Klappern der Ritterrüstungen und von den deftigen Gelagen verwegener Kreuzfahrer, die mit kostbaren Schätzen heimkehrten.
Die Fahrtechnik sitzt. Nun zur Kür. Wir brettern über die pfannenbreiten Wurzeln hoch über dem Ulmener Maar. Der Pfad ist angsteinflößend schmal. Rechterhand greifen gespenstische Baumwurzeln nach uns, links geht es 20 bis 30 Meter steil in die Tiefe. Die Erde stobt auf, als Jens den Hang hinunter saust. Ich versuche Schritt zu halten. Hinter der Haarnadelkurve hat er mich abgehängt. Mist, solche Kurven zu fahren habe ich noch nicht gelernt. Da hilft auch kein Lenker, der doppelt so breit ist wie meine Schultern. Ich steige ab und wirbele das Rad herum. Peinlich!
Auf der letzten Abfahrt hat das Regenwasser breite Furchen in den weichen Boden gefräst. Ich versuche mir einen Weg hindurch zu bahnen, bin aber zu übermutig. Schwups, rutscht das Vorderrad weg und ich hinterher die flache Böschung hinunter. Alles gut, ich sitze im Modder und lache mich kaputt. Wenigstens sehe ich jetzt so aus, als sei ich Mountainbikerin!
Übrigens, falls Euch die Vorstellung von einem Training mit testosteron-benebelten Möchtegern-Sportlern (wie mir) abtörnt, einen Kurs von Frauen für Frauen gibt es auch.
Schwitzen und Schweben – Vulkaneifel-Therme Bad Bertrich
Mein Alltag ist meistens ziemlich cool. Aber es soll ja auch Menschen geben, die ihren gern mal vergessen wollen. Diese Menschen tauchen gern ab weil es ihnen gut tut. Und weil es so gut tut, sich Gutes zu tun, empfehle ich Euch einen Nachmittag in der Vulkaneifel-Therme.
Ich ziehe ein paar ruhige Bahnen durch das Glaubersalzbecken, tauche ab und genieße die Ruhe des samtweichen Wassers. Mit einer Temperatur von 32 Grad Celsius sprudelt das Bad Bertricher Heilwasser aus über 2.000 Metern Tiefe ans Tageslicht, vollgesogen mit Mineralstoffen. Dieses Geschenk des Vulkanismus, der vor 50000 Jahren der Region seinen Stempel aufdrückte, wussten schon die Römer zu schätzen. An diesem Freitagabend lassen sich zwar keine jungen Römer, aber ein paar ältere Eifler im Quellwasser treiben. Wir aalen uns ganz entspannt im warmen Wasser des Außenbeckens, im Rücken die Felswände des Üßbachtals.
Um keine Schwimmhäute zu bekommen, verlasse ich das Wasser und tauche ein in eine zweite Galaxie aus Dampf und Wärme. Im Lavalicht, umgeben von Schiefer oder auch in der Vulkansauna verbringe ich lange Viertelstunden und entschlacke danach noch im Dampfbad. Zur Erfrischung schmökere ich zwischen den Saunagängen in der „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ des Krimiautoren und Eifelliebhabers Jacques Berndorf. Diese oft super gut geschriebene Reihe aus dem Piper-Verlag empfehle ich stets guten Gewissens als Reisebegleiter!
Wer noch immer nicht genug hat kann aus dem umfangreichen Wellness-Programm der Vulkantherme schöpfen: Traubenkernölmassage? Hot Stone? Meine Wahl fiel auf warmen Schlamm: Die erste Fangobehandlung meines Lebens. Dafür musste vulkanische Glut aus dem Kaiserstuhl bei Freiburg lange abkühlen. Ganze 16 Millionen Jahre ist das dort vorkommende Vulkangestein alt. Die im Vulkanitpulver enthaltenen Mineralien fördern die Durchblutung und senken die Muskel- und Hautspannung. Mmmmhhhhhmmmm! Nach 20 Minuten eingepackt in eine 3 Zentimeter dicke Schlammschicht schlüpfe ich wie ein Schmetterling aus dem Kokon, fühle mich wohlig warm und geschmeidig wie frischer Honig.
Vielen Dank an das nette Team von GesundLand Vulkaneifel und das Landgasthaus Krebs für den tollen Aufenthalt!