Viele Menschen sind ja der Meinung, dass das Leben mit Kindern keine großen Reisen mehr zulässt. Zum Teil stimmt das auch. Sind sie sehr klein, ist der Urlaub an der Ostsee genauso aufregend und prägend für sie wie für uns eine Reise ans andere Ende der Welt.
Und so verbrachte auch ich seit der Geburt meines Sohnes die meisten Reisen mit ihm auf Bauernhöfen und in heimischen Gefilden, und nahm meinen Sohn beispielsweise nicht auf eine zweiwöchige Reise nach Südafrika mit.
Weltreise mit Kind – Wer sind wir?
Doch kurz zu meiner Person: Ich bin Nora und neben meinem Mutterdasein vor allem auch Co-Geschäftsführerin einer Berliner Agentur für PR und digitales Storytelling, die genauso wie mein Sohn im April sechs Jahre alt wird. Freiheit bedeutet mir mehr als Sicherheit und ich gebe mein Geld immer eher für Reisen statt materielle Dinge aus. Ich verstehe das Leben als Geschenk, welches man so gut wie möglich nutzen sollte.
Die Idee, allein mit ihm eine längere Reise zu machen, bevor er in die Schule muss, hatte ich deshalb schon lange. Obwohl meine letzte richtige Weltreise schon mehr als zehn Jahre her ist, zehre ich noch heute davon. Diese Erfahrung wollte ich gern auch meinem Sohn ermöglichen.
Damit ich das auch wirklich durchziehe, erzählte ich im ersten Schritt jedem von meinem Traum. Irgendwann bastelte ich mir ein Moodboard mit Orten, die ich gern mal bereisen würde. Pyramiden, Taj Mahal, Chinesische Mauer – das waren die Orte, an die es mich zog. Die Richtung war also schon einmal vorgegeben. Einzig die Umsetzung der Reiseroute war mir nicht klar. Das letzte Mal mit 24 Jahren hatte ich einfach ein Round-the-World Ticket gebucht und alles andere auf dem halbjährigen Trip einfach täglich auf mich zukommen lassen.
Weltreise mit Kind – Planung und Budget
Ich wusste, neben genauer Planung der Reise, würde diesmal auch das Budget mit meinem Sohn größer ausfallen. Die billigsten und manchmal wirklich ekligen Unterkünfte, 10-Stunden-Fahrten mit dem Nachtbus und ein angestrebtes Budget von gerademal 10 Euro pro Tag waren mit meinem Sohn nicht drin. Abgesehen davon, dass auch ich inzwischen komfortabler ohne Rucksack und Risiko reisen wollte.
Ich wusste außerdem, ich würde den Hauptteil unseres Gepäcks tragen müssen. Aarons kleiner Reisetrolley war nur für sein Spielzeug gedacht. Ich suchte also nach einer Möglichkeit des komfortablen Reisens, bei dem ich trotzdem die Welt sehen würde. Und so kam ich auf die Idee, eine Kreuzfahrt zu machen, eigentlich der Horror jedes Nicht-Rentners. Die einzige offensichtlich kinderfreundliche und nicht so steife sowie für mich bezahlbare Flotte war die der AIDA. Deren längste „Weltenbummler“-Reiseroute war 52 Tage lang und führte vom Mittelmeer durch den Suezkanal durchs rote Meer nach Indien und dann Asien. Genau die Länder, die ich auch gern sehen wollte. Ich sprach also alles mit Miriam, meiner Geschäftspartnerin bei Mashup Communications, und dem Kindesvater nochmals genau ab und drückte dann mit großem Herzklopfen auf „Buchen“.
Weltreise mit Kind – Auf los geht’s los
Im April stand die Reiseplanung fest, Ende Oktober sollte es losgehen – meine Weltreise mit Kind. Bis dahin musste ich noch genug Geld sparen für meine Weltreise mit Kind, Visa für Indien beantragen, notwendige Impfungen durchführen lassen, Flüge und Unterkünfte für Spanien und Thailand reservieren, wo ich noch vor und nach der Kreuzfahrt Zeit verbringen wollte, und die Übergabe in der Agentur vorbereiten …
Die Tage bis zur Abreise schrumpften immer schneller und meine Angst stieg parallel zu meiner Vorfreude. Und dann war es plötzlich soweit: Der große Koffer war auf 19,9 Kilo gepackt, mein Sohn und ich hatten jeweils noch ein Handgepäck und wir saßen im Auto Richtung Flughafen. Mit jedem Reiseschritt wurden meine Angst und meine Zweifel weniger, das Richtige zu tun, mir diese Verantwortung aufzuerlegen: Als ich endlich im Flugzeug saß, als ich in meiner ersten Airbnb-Ankunft ankam, als ich drei Tage später aufs Schiff ging. Und als dieses dann mit lautem Tamtam in Palma ablegte und ich aufs offene Meer schaute, wusste ich, jetzt gibt es kein Zurück mehr und dieses Gefühl war einfach nur fantastisch. Sie beginnt – meine Weltreise mit Kind!
6 Dinge, die auf meiner Weltreise mit Kind gelernt habe:
- Man muss immer Abwechslung bieten: Egal ob Fernsehtürme, Riesenräder oder Tiere in jeglicher Form, jeder Ausflug muss abwechslungsreich sein, möglichst einen Action-Faktor oder ein Highlight beinhalten, auf welches sich das Kind freuen kann.
- Man muss die Kinder selbst erforschen lassen: Museen, Tempelanlagen, Ruinen, Vulkane, alles spannend, wenn Kinder selbst alles angucken und fotografieren dürfen, anstatt stundenlang rumzustehen und einem Reiseführer zuzuhören.
- Man muss die Essensgewohnheiten akzeptieren: So toll man als Europäer das Essen in Indien oder Asien auch findet, Kinder sind im Zweifel immer mit dem ihnen bekannten glücklich. Natürlich sollte man alles probieren lassen, aber nicht beleidigt sein, wenn das Kind Nudeln mit Tomatensauce den kulinarischen Erlebnissen vorzieht.
- Man muss auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen: So schön eine einsame unentdeckte Insel für den Individualreisenden auch sein mag, ein Kind wird sich nach spätestens zwei Tagen nur langweilen. Deshalb muss es für sie schon etwas touristischer sein, so dass sie auch mal ins Aquarium, in einen Schmetterlingspark oder Indoor-Spielplatz gehen können. Außerdem ist eine medizinische Versorgung in der Nähe gerade bei Kindern immer ratsam.
- Man braucht auch mal Abstand zu seinem Kind: 24/7 mit meinem wissbegierigem, immer Unterhaltung fordernden Kind, macht jede Erholung im Urlaub zunichte. So gern ich auch mit meinem Sohn spiele, irgendwann ist auch bei mir der Erschöpfungsgrad erreicht. Deshalb sind Kinderclubs wie auf der AIDA ein Segen für Eltern. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Zeit für Sport, Lesen oder einfach nur aufs Meer schauen.
- Kinder haben schneller Heimweh: Ich hätte noch ewig weg bleiben können, zweieinhalb Monate waren eigentlich viel zu kurz. Mein Sohn bekam schon nach zwei Wochen Heimweh und vermisste Papa, seine Familie und seine Freunde. Telefonate mit seinem Vater, regelmäßige Nachrichten aus der Heimat und neue Freundschaften auf dem Schiff ließen das Heimweh aber nach und nach weniger werden. Nur nach Weihnachten wollte mein Sohn verständlicherweise wirklich nach Hause. Die Sehnsucht nach den Geschenken war dann einfach zu groß.
Fazit aus der Weltreise mit Kind:
Als ich dann nach 70 Tagen in 12 Ländern auf dem Weg zurück im Flugzeug saß, war ich einfach nur stolz auf mich, diese einmalige Erfahrung mit meinem Sohn wirklich durchgezogen zu haben. Er wird sich später nicht mehr an alles erinnern, aber die verschiedenen Länder und Kulturen und vor allem diese lange Zeit so weit weg zu sein, haben ihn definitiv geprägt fürs weitere Leben. Und er hat durch das Reisen auch wieder gelernt, die Dinge zu Hause wirklich zu schätzen. Mir hat es wiederum gezeigt, wie gern ich einfach in fremden Regionen unterwegs bin. Letztendlich habe ich die Pyramiden, den Taj Mahal und die Chinese Mauer gar nicht gesehen. Das mache ich dann einfach beim nächsten Mal. Aber ich habe dennoch neue Länder kennengelernt, bereits bekannte neu erfahren und manche Länder durch Kinderaugen gesehen. Oder wisst ihr, welche Farben die Taxis in anderen Orten haben und wie die Verkehrsschilder dort aussehen? Ich jetzt schon.
Nora Feist / Geschäftsführerin von Mashup Communications / Mompreneur
Nora hat sich getraut und hat eine Weltreise mit Kind gemacht
Vielen Dank für diesen wunderbaren, Mut machenden Artikel: Meine Weltreise mit Kind – 70 Tage, 12 Länder, 6 Erkenntnisse
Text und Bilder: Nora Feist
1 Kommentar
Klasse, dass du das gemacht hast, Nora. Ich bin selbst 24 und gerade zum ersten Mal alleine auf Rucksacktour durch Südostasien. Deine Story zeigt mir, dass es erst der Anfang ist, wenn die Lust zu Reisen einmal entfacht ist, gibt es immer eine Möglichkeit :) DANKE und liebe Grüße aus Chiang Mai