Sie sitzt unaufällig und still auf dem Vierersitz am Fenster. Ihr linker Fuß ist auf der Erhöhung abgestellt, so dass ihr eines Knie etwas höher steht, auf dem sie das Buch ablegen kann. Sie ist unauffällig. Sie ist still. Sie ist angenehm. In einer Rundrückenhaltung ist sie in ihr Buch vertieft. Sie hat ein Doppelkinn. Die einzige Regung, die sie an die Außenwelt trägt, ist ihre Gesichtsmimik. Eine runzelnde Stirn, ein zucken im Mundwinkel, die Erhebung einer Augenbraue. Sie kratzt sich am Kopf. Ich muss zugeben, es macht mir Spaß sie zu beobachten. Normalerweise bin ich nur an den Gesprächen anderer Menschen interessiert aber diese nonverbale Kommunikation finde ich auch sehr faszinierend. Ich schaue ihr zu, wie sie in eine andere Welt eintaucht. Wie sie am Leben der Romanheldin mit allen Nerven ihres Gesichtes teilnimmt.
Der Lautsprecher ertönt, ihr Kopf geht hoch, sie ist wieder im Hier und Jetzt und wird panisch. Suchend blick sie aus dem Fenster, greift schnell nach ihrer Tasche, die neben ihren Füßen auf dem Boden steht, drückt sich mit dem Buch in der Hand durch die Menge und murmelt ein „Tschuldigung“ vor sich hin. Sie drängt Richtung Ausgang, tritt auf den einen oder anderen Fuß ihrer Mitmenschen und rammt die Buchecke in fremde Unterarme. Das Letzte was ich von ihr sehe, ist die Hand mit dem Buch, in dem sie ihre letzte Seite mit dem Daumen markiert hat. Sie zieht die Hand durch die Menschenmasse und ist weg.
10 comments
Wird das Buch auch noch über iTunes (iBooks) verfügbar sein?
Deine Zuggeschichten sind so nichtssagend, wie überflüssig. Ich denke jeder hat schon ähnliches 1000mal erlebt, so bleibt Langeweile nicht aus und langsam wandern deine Leser (wie ich) ab. Dass du denkst, dass dies ein „Projekt“ ist, lässt mich an dir zweifeln. Groß angekündigt und leider versemmelt. Ich dachte eigentlich du wolltest ein Tagebuch deines alltäglichen Wahnsinns präsentieren, stattdessen gibt es Allerweltskost aus der Konserve. Schade, mehr Christine wäre schöner.
@Anonym 1: Leider nicht…
@Anonym 2: Was ist den Mehr Christine? Ich bin immer offen für neues und meine Leser sind mir wichtig aber diese ständigen Anonymen Beiträge ohne das man man mit jemanden reden kann nerven mich…
ich finde den text sehr schön,hab gänsehaut bekommen beim lesen.
Also ich mag die Bahngeschichten…kleine Bebachtungen aus dem Alltag, und immer wieder völlig anders…gefällt mir z.B. besser als der Bericht vom Paddelwochenende, weil mehr Inhalt drin is…du teilst uns deine Gedanken mit und erzählst eine kleine Alltagsgeschichte, ich mag das…ich hätte allerdings nach der Ankündigung der Aktion gern (schneller) mehr davon gehabt.
Man kann es leider nie allen recht machen…:(
Auch ein anonymer Beitrag, aber eines immer noch gewogenen Lesers ;-): Wie das so häufig ist, waren die Erwartungen nach deinem vorherigen Projekt mit den Bettgeschichten sehr hoch, die Fallhöhe somit genauso. Der Charme dessen, was du in 90 Tage, 90 Betten lag meines Erachtens darin, dass es hinter die Türen geführt hat und nun willst du etwas erzählen, das jeder jeden Tag erleben kann. Nicht nur in Berlin. Wäre es nicht noch reizvoller die Geschichten, die du in der Bahn miterlebst, weiterzuspinnen… zu einer Kurzgeschichte jeweils oder so… wäre dann am Ende ja ein neues Buch ;-) Fänd ich gut und da bin ich sicherlich nicht allein unter deinen "Fans"
Ich würde gerne alles für euch machen und schreiben wenn ihr mir die Zeit dafür per Mail schickt? Es tut mir leid aber ich bin auch ein Mensch, der nun seine Miete zahlen muss, auf die Arbeit geht und ein soziales Leben hat. Ich gebe mein bestes aber ich habe keine 2 Stunden am Tag Zeit um Kurzgeschichten zu schreiben :( Aber ich hatte eine neue Idee. Warum kein Gemeinschaftsprojekt? Einen Roman schreiben, an dem jeder Leser hier mitmachen kann?
Find’s ein bisschen schade, dass das Buch nicht als iBook via iTunes verfügbar ist… dann hätte ich’s vielleicht auch mal geladen :/
Liegt leider nicht in meiner Macht…