Alleine zu verreisen – das ist etwas, dass so manch einem nicht ganz geheuer ist. Bis vor einigen Jahren ging es mir ebenso, doch dann wurde ich Schritt für Schritt mutiger und schlussendlich zur passionierten Solo-Reisenden. Hier findet ihr fünf Gründe, die dafür sprechen, dass auch ihr demnächst mal alleine die Welt erkunden solltet:
1. Alleine reisen – Du erfüllst dir einen Traum – ohne Kompromisse
Egal mit wem wir reisen, sei es der Partner, die beste Freundin, die Eltern, eine Reisegruppe – nie planen wir allein und komplett nur für uns. Entweder gibt uns eine andere Person vor, wann es wohin geht und was dort gemacht wird, oder man muss sich zumindest abstimmen und diverse Kompromisse eingehen. Klar gehört das zum Leben dazu und ist generell auch nichts Schlechtes, doch haben wir nicht alle unsere Wünsche und Träume, die wir schon seit einer halben Ewigkeit mit uns herumtragen, aber nie so richtig verwirklichen konnten? Und ich behaupte mal, dass jeder Mensch mit einer Leidenschaft für das Reisen, auch eine, zumindest vage, Vorstellung von einer perfekten Reise hat. Und damit diese (fast) genauso wird, wie wir sie uns erträumen, muss das Ziel stimmen, die Reisezeit, die Art der Unterkunft, die Unternehmungen müssen passen sowie die Quantität dieser. Da ist es schwer bis unmöglich, Reisepartner mit exakt den gleichen Vorstellungen zu finden, mit denen wir uns zudem ja auch noch gut bis sehr gut verstehen sollten. Warum nicht also einfach allein hinaus in die weite Welt ziehen? Ein bisschen Mut gehört anfangs sicherlich dazu – doch letztendlich wird dieser reichlich belohnt. Versprochen!
2. Alleine reisen – Alleine bist Du offen(er) für Neues
Sobald du alleine an einen neuen Ort kommst, reagierst du ganz anders auf die ungewohnte Umgebung und die fremden Menschen. Du hast keine andere Person an deiner Seite, um dich auszutauschen, dich zu besprechen, dich abzustimmen. Das kann natürlich zunächst ungewohnt und sicherlich auch etwas beängstigend sein. ABER: Eine solche Situation ist auch eine einmalige Gelegenheit, dich ganz anders als bisher auf Land, Kultur und Menschen einzulassen. Du wirst schneller mit Einheimischen ins Gespräch kommen und mit anderen Reisenden aus aller Herren Länder sowieso. Als ich zum Bespiel in Bangkok war, habe ich mich dort in einem Hostel einquatiert – im Lub D Silom, welches ich übrigens wärmstens weiterempfehlen kann. Ich habe mich in ein Einzelzimmer eingebucht, um zumindest ein bisschen Privatsphäre zu bewahren. Doch sobald ich mich in die Lobby oder auf die Terrasse gesetzt habe, fing ich an mit anderen Travellern zu reden. Teilweise sprachen sie mich an, oft aber habe ich auch selbst das Gespräch initiiert. Das hätte ich wahrscheinlich nicht getan wäre ich dort mit einer Gruppe Freundinnen gewesen. Aus reiner Bequemlichkeit und weil ich ja nicht allein gewesen wäre.
3. Alleine reisen – Du schärfst deine Wahrnehmung
Und genauso wird es mit deiner Wahrnehmung sein. Die einzelnen Städte, Orte, Plätze oder Landschaften, die du besuchst, werden ganz anders auf dich wirken als in Gegenwart einer Begleitung. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass ich viel bewusster auf meine Umgebung achte, wenn ich alleine bin, wenn ich nicht spreche, sondern einfach nur schaue, rieche und höre und dabei meinen Gedanken freien Lauf lasse. So erging es mir beispielsweise mit den Städten London und Berlin. Beide hatte ich mehrmals in Begleitung von anderen besucht. Damals guckte ich mir primär die typischen Sehenswürdigkeiten an, weil meine jeweiligen Begleitungen das gerne wollten. Ich ließ mich fremdsteuern und war im Endeffekt wenig begeistert von den Städten. Viele Jahre später reiste ich noch einmal alleine sowohl in Englands als auch in Deutschlands Hauptstadt, wohnte in den Stadtteilen, die mich wirklich interessierten (Camden in London und Prenzlauer Berg in Berlin), lief ziel- und planlos durch die Straßen, saß in Cafés, schaute, fotografierte und sog alles in mich auf, ganz ohne Sightseeing-Stress – exakt so wie es mir zu hundert Prozent gefiel. Und so wurde es mit London und Berlin doch noch Liebe. Love on third or fourth sight, but finally true love!
Alleine unterwegs am Alexanderplatz
4. Alleine reisen – Alleine lernst Du dich besser kennen und stellst dich deinen Ängsten
Selten habe ich so viel über mich selbst, über meine Stärken und Schwächen, meine Träume und meine Ängste gelernt wie auf Solo-Reisen. Wenn du alleine unterwegs bist, setzt du dich wohl oder übel sehr viel mit dir selbst und deiner Persönlichkeit auseinander. In manchen Momenten kann das ganz schön anstrengend und ermüdend sein. Denn nicht immer gibt es eine Möglichkeit vor unangenehmen Gedanken und Gefühlen unmittelbar zu flüchten. Oft ist niemand in der Nähe, um über das zu sprechen, was in unserem Kopf vor sich geht – vor allem nicht in der Muttersprache. Insgesamt war das für mich aber immer wieder eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung. Es ist toll zu merken, dass unangenehme Gedanken irgendwann wieder verschwinden, zu erleben, was man alles allein meistern kann, und dass (fast) jedes Problem irgendwie zu lösen ist. Klar, manchmal „with a little help from your (new) friends“ – aber es funktioniert. So habe ich beispielsweise auf Bali einen Krankenhausbesuch gemeistert und der Polizei einen Besuch abgestattet, weil mir meine Tasche geklaut wurde. In solchen Momenten wünscht man sich natürlich seine Lieben von zu Hause herbei, doch im Nachhinein kann man unendlich stolz sein, eine solche Situation als Alleinreisende am anderen Ende der Welt gemeistert zu haben. Und falls das Heimweh zwischendurch doch mal zu schlimm werden sollte, dann gibt es ja noch immer E-Mails und Skype. Keep in touch!
5. Alleine reisen – And if you did it once you can do it again…
Einmal Alleinreisende, immer wieder Alleinreisende – dieses Motto gilt sicherlich nicht für jeden, doch auf mich trifft es zu. Für mich war es eine Art Befreiungsschlag mit meinen Solo-Reisen zu beginnen. Ich tat es Schritt für Schritt und fing klein an. Denn bekanntlich fällt ja kein Meister vom Himmel. So machte ich zunächst nur Städtetrips in europäische Großstädte, quartierte mich dann auch mal ganz mutig für eine Woche in ein Hotel im Ausland ein, zum Beispiel auf Ibiza, und flog ein anderes Mal für einen Monat nach Toronto, wo ich, quasi als soziale Stütze, einen Englischkurs buchte. So richtig abenteuerlustig wurde ich dann erst zu Beginn dieses Jahres, als ich für zwei Monate alleine nach Asien reiste. Dubai, Thailand, Malaysia und Indonesien – die ganze Reise war ein Traum und eine der besten Erfahrungen in meinem Leben. Und es war überhaupt kein Problem, dass ich ohne Begleitung unterwegs war, denn wenn ich Menschen um mich haben wollte, fand ich diese ohne Schwierigkeiten. Und, was fast noch wichtiger war: wenn ich Zeit für mich brauchte, konnte ich mir diese nehmen – ganz ohne schlechtes Gewissen. Seit dieser Reise weiß ich, dass ich (fast) überall auf mich selbst gestellt zurecht kommen werde. Somit bin ich nun komplett im Solotravel-Planmodus. Für das nächste Jahr steht schon jede Menge auf der Agenda – doch dazu bald mehr!
Blick auf die wunderschöne Landschaft Ibizas – ein Glücksmoment beim alleine reisen
Und jetzt, ihr Lieben: Holt die verstaubten Reiseführer aus dem Regal, recherchiert, plant, bucht, zieht alleine hinaus in die Welt und macht euch nicht von anderen abhängig. Es wird eure Reise und die kann euch keiner nehmen!
Alleine reisen gibt mir ein Gefühl von Freiheit – auch nach der Rückkehr
Foto von Sabrina Hoffmann
Text & Fotos: Katharina Perlbach
6 Kommentare
Hey Katharina,
gute Zusammenfassung. Motivierend geschrieben! Das Thema habe ich letztes Jahr auch schon mal verwurstet:
Auf und davon, kann man jetzt nur noch sagen! ;)
Gruß Hendrik
Man kann die Leute einfach nicht genug dazu motivieren. Schön, dass dir der Artikel gefällt…
Toller Post,
Hach vielleicht traue ich mich ja auch irgendwann mal alleine los…
Das Problem…..ich bin schon 55…. und im Leben noch nie allein verreist…
Jetzt hat sich mein Leben gravierend verändert und ich überlege….
In Hostels oder ähnlichem sind sicher nur junge Leute…
Welche Art der Unterkunft würdest Du für eine allein reisende Frau ü 50 empfehlen?
Liebe Grüße,
Gaby
Wir wäre es mit einem privaten Zimmer bei einem airbnb Host?
Hmmm…. ich gucke mal……. Danke für Deine Antwort!!
Ich habe HEUTE !!! den Flug für 4 Tage Rom mutterseelenalleine gebucht!!! :-)
1x Rom zum Üben bitte ;-)
Hallo Gaby :)
Mich würde es mal interessieren wie Dein Städtetripp in Rom war?
Ich werde im Mai auch alleine eine Woche verreisen, es wird wohl Ibiza.
Ich bin nicht auf der Suche nach irgendwelchen Abenteuern, ich möchte einfach mal raus aus dem Alltag.
Ich habe wahnsinnige Flugangst, und hoffe das ich es schaffe ?
Liebe Grüße auch Gabi ?