Das Reich der Mitte sieht ziemlich grau aus als wir am Flughafen in Shanghai landen. Grau und regnerisch. Dann hat auch noch unser Transfer Verspätung, so dass wir einige Stunden am Flughafen totschlagen müssen. Die Stimmung als wir im Hotel ankommen ist dementsprechend erst einmal auf dem Tiefpunkt. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass China mich für den schlechten Start mehr als entschädigen wird. Grüne Teeplantagen, romantische kleine Städtchen, magische Tempel und die gigantische Skyline Shanghais. Das riesige, mysteriöse Land verzaubert mit alten Schätzen und modernen Wundern, mit 5.000 Jahren Kultur und Superlativen der Neuzeit. Wir haben die Städte Suzhou, Hangzhou und Shanghai besucht und euch unsere sieben Highlights aus China mitgebracht!
China Reisetipps: Shanghai modern
Was für ein Anblick! Ich stehe am „Bund“ – der Uferpromenade in Shanghai und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wohin nur zuerst schauen? Auf der einen Seite des Flusses Huang Pu reiht sich ein kolonialer Prunk-Bau neben den nächsten, von der anderen Seite leuchtet mir Shanghais verrückte Skyline entgegen. Millionen und Abermillionen LED-Lichter, die sich als buntes Lichtermeer im Fluss widerspiegeln und mir entgegen funkeln. Der Shanghai Tower, der Oriental Pearl Tower, das Shanghai World Financial Center, der Jin Mao Tower und viele mehr. Einer größer als der andere stehen sie dort repräsentativ in Pudong, dem modernen Stadtteil Shanghais.
Cocktails with a view
Besucht die Bar Rouge am Bund für den besten Ausblick auf die Skyline. Hierher finden sich allabendlich vor allem Shanghais Expats und Touristen zusammen, um ausgelassen zu feiern. Die Cocktails sind nicht gerade billig, aber der fantastische Blick auf die strahlenden Skyscraper und eine wirklich gute Feierstimmung machen den Preis wieder wett. Kommt vor 9 Uhr für freien Eintritt, danach zahlt ihr 14 Euro.
Bootsfahrt über den Huang Pu
Aber nicht nur nachts ist diese Ecke Shanghais einen Besuch wert. Bei einem Spaziergang am Bund oder einer entspannten Bootsfahrt über den Huang Pu kann man auch tagsüber die Architektur und den Gegensatz der beiden Uferseiten genauer betrachten. Schiffe der Huangpu River Tours fahren mehrmals täglich an der Zhongshan East 2nd Road 291 los. Kostenpunkt 120 Renbimbi, umgerechnet etwa 15 Euro.
Der zweithöchste Turm der Welt
Wer dann noch nicht genug hat von Shanghais gigantischer Skyline, sollte sich das ganze auch noch von oben anschauen: Mehrere Wolkenkratzer haben eine Aussichtsplattform für Besucher, die eindrucksvollste findet ihr jedoch im Shanghai Tower. Mit 632 Metern ist der einzigartig geschwungene Turm Chinas größtes Gebäude und nach dem Burj Khalifa in Dubai sogar das zweithöchste weltweit. Ein Ultra-Highspeed Aufzug bringt euch in 55 sehr geschmeidigen Sekunden bis zum Stockwerk 118, das sich 546 Meter über dem Erdboden befindet. Hier habt ihr einen traumhaften Rundum-Blick auf die Stadt, bei dem sogar die benachbarten Wolkenkratzer auf einmal ganz klein erscheinen. Wir hatten Glück mit dem Wetter und konnten bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel den wirklich fantastischen Blick auf Shanghai genießen. Bald soll sogar das 126. Stockwerk für Besucher geöffnet werden, was den Chinesen den Rekord der weltweit höchsten Besucherplattform einbringen wird.
China Reisetipps: Shanghai traditionell
Shanghais Wolkenkratzer mögen noch so modern und beeindruckend sein, das Herz der Stadt ist und bleibt aber die Altstadt, mit ihren kleinen Gassen, traditionellen Holzhäusern, Imbissbuden, Pagoden und dem Yu-Yuan-Garten. Der berühmte Garten ist 400 Jahre alt und wurde von einem Regierungsbeamten der Ming Dynastie als Altersresidenz für seine Eltern errichtet. Auf 20.000 Quadratmetern findet ihr hier kunstfertig verzierte Pavillons, Teiche und einzigartige Gesteinsformationen. Trotz der vielen Touristen, die jeden Tag in den Garten einfallen, findet man noch die ein oder andere ruhige Ecke, die zum Innehalten einlädt.
Sind euch dann vom vielen Laufen die Beine schwer und der Magen leer, könnt ihr im Nanxiang Steamed Bun Restaurant auf der Jiefang Street 129 einkehren. Hier gibt es superleckere Dumplings, wahlweise mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen, die traditionell in Bambuskörben serviert werden. Der Laden ist immer gut besucht, was in China meiner Erfahrung nach leider gleichzusetzen ist mit „sehr laut“.
Wer es etwas ruhiger möchte, kann sich im Yu Shanghai Tea House (4F No.69 Jiuxiaochang Road) ausruhen. Neben einem weiteren tollen Ausblick, über die Dächer der Altstadt bis hin zu den Metallgiganten Pudongs, könnt ihr euch hier bei einer Teezeremonie durch die Vielfalt chinesischer Teesorten probieren und für die Lieben zu Hause vielleicht endlich mal ein sinnvolles, weil wirklich leckeres Souvenir erwerben.
Noch mehr authentisches China lässt sich im Stadtteil Laoximen auf dem Vogel- und Blumenmarkt erleben. Aber Achtung, der Besuch hier ist wirklich nichts für sanfte Gemüter. Direkt am Eingang eröffnet sich uns ein besonders trauriger Anblick. In winzige, stinkende Käfige gepfercht warten kleine verwahrloste Kätzchen auf neue Besitzer, wenige Meter weiter nagt ein Eichhörnchen verzweifelt an den Gitterstäben seines viel zu kleinen Käfigs und ich bin mir sicher, dass 100 Fische auf ein Aquarium auch nichts mit Tierschutz zu tun haben.
Gleichzeitig könnt ihr hier Shanghai fernab vom Massentourismus erleben, euch durch die engen Gassen des Marktes drücken, wo Verkäufer lautstark über den besten Preis verhandeln und über die Heuschrecken staunen, deren Gesang dem Käufer Glück bringen soll. Als besonderen Zeitvertreib kann man auch auf einen Grillen-Kampf wetten, was bei den Chinesen so beliebt ist, dass es sogar den Beruf des professionellen Heuschrecken-Trainers gibt.
China Reisetipps: Kulturstadt Hangzhou
Etwa zwei Stunden südwestlich von Shanghai liegt Hangzhou, die Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhejiang. Bekannt als eine der wichtigsten historischen Kulturstädte Chinas, gibt es auch hier einiges zu sehen. Der Lingyin Tempel aus dem Jahr 326 gilt als einer der bekanntesten buddhistischen Tempel des ganzen Landes. Bereits der Weg dorthin ist imposant, uralte in Stein gemeißelte Buddha-Statuen begleiten uns auf dem kleinen Anstieg zum Tempelgelände, wo kunstfertig verzierte Klosterhallen mit noch geschmückteren Darstellungen buddhistischer Gottheiten auf uns warten. Highlight und der ganze Stolz des Tempels ist der goldene Shakyamuni-Buddha. Er ist inklusive Sockel fast 20 Meter hoch und somit der größte hölzerne Buddha Chinas.
Das Juwel der Stadt Hangzhou aber ist der ausgedehnte Westsee, der knapp sechs Quadratkilometern umfasst, an drei Seiten von Hügeln umschlossen ist und mit seiner vierten Seite an die Innenstadt angrenzt. „Wie in der Schweiz“ behauptet unser Tour Guide. Wahrscheinlich könnte ich den Wahrheitsgehalt dieser Aussage besser beurteilen, wenn nicht ein dicke Nebelwand unsere Sicht bis auf wenige Meter reduzieren würde. Nichtsdestotrotz können wir dann bei einer gemütlichen Bootsfahrt über den See noch kleine Inseln mit hübschen Brücken, traditionellen Pavillons, Teehäusern und Pagoden bewundern. Im Juli und August bietet der Westsee sicherlich nochmal einen ganz anderen und besonderen Anblick, wenn in Ufernähe der Lotus blüht und den See in ein Meer aus weiß und rosa verwandelt. Zumindest wenn dann keine Nebelwand die Sicht trübt.
Abends wird die Promenade für Flanierer und vor allem für die vielen Sportenthusiasten, Läufer, Thai-Chi-Praktizierer und Paar-Tänzer mit LEDs illuminiert. Ein ganz besonderes Erlebnis ist die Lichtershow „Enduring Memories of Hangzhou“, die täglich aufs Neue ihre Besucher verzaubert. Der See selbst ist dabei Bühne für die zahlreichen Schauspieler, Musiker und Tänzer. Euch erwartet ein optisches Spektakel mit aufwendig inszenierter Bühnen- und Lichtershow, untermalt mit einer musikalischen Bandbreite, die traditionell chinesische Folk-Songs, mit Schwanensee und Beethoven’s Ode zur Freude verbindet. Trotz der vielleicht etwas gewagten Kombination ein Muss für jeden Hangzhou-Besucher! Tickets gibt’s ab 55 Dollar hier www.gotohangzhou.com.
China Reisetipps: Der Feuchtland-Park Xixi
Ihr habt genug von Beton und Großstadt? Wenige Kilometer westlich von Hangzhou gibt es eine ausgezeichnete Möglichkeit einfach mal Durchzuatmen. Das 60 Quadratkilometer große Naherholungsgebiet mit dem Schönen Namen Xixi, lädt die Besucher dazu ein, die heimische Pflanzenwelt zu erkunden oder einfach zu entspannen. Der Park an sich ist nicht wahnsinnig spektakulär, aber sehr ruhig und nicht überfüllt wie die meisten Gärten in China. Außerdem ist er wunderbar grün, was nach dem Grau der Städte eine Wohltat fürs Auge und sicherlich auch die Atemwege ist. Man kann bei einer Bootsfahrt den Fischern beim Angeln zusehen, sich Gemüse fürs Mittagessen selbst pflücken und in einem kleinen Museum einen Einblick in das historische Landleben Chinas bekommen. Der gerade gefangene Fisch kommt dann im ansässigen Restaurant direkt auf den Tisch.
Chinas Küche sagt man, gehört zu einer der besten der Welt. Geschmacksache würde ich sagen. Fest steht aber: Alles was serviert wird ist superfrisch, dank vielen Gemüse- und Fischgerichten sehr gesund und wahnsinnig vielfältig. Neben den Klassikern wie Nudelsuppe, Schwein süß-sauer und knuspriger Ente kommen aber auch einige Kuriositäten auf den drehbaren Glastisch: Seerosenkerne, Lotuswurzel, Quallensalat, Wasserkastanie, Hühnerfüße, Schnecken oder Mandarin-Fisch in Eichhörnchen-Form sind nur einige der ausgefalleneren Gerichte, die wir probieren durften. Der ganze Tisch teilt sich die Bestellung, die immer größer ist als der Hunger, weswegen leider auch entsprechend viel im Mülleimer landet, aber leere Teller gelten bei den Chinesen als unhöflich. Bei einem anschließenden Spaziergang durch den Park lässt sich aber zumindest das, was im Bauch gelandet ist, ganz einfach wieder verdauen.
China Reisetipps: Seidenproduktion in Suzhou
Wie wird eigentlich Seide hergestellt? Das lässt sich in Suzhou aus erster Hand erfahren. Die Stadt gilt als „Seidenparadies“, hier wie auch in Hangzhou wird seit Jahrhunderten schon der Großteil der chinesischen Seidenwaren produziert und von hier in die ganze Welt geschickt. In der Seidenfabrik Suzhou No.1 Sichang Limited Company können Touristen jeden Schritt der Produktionskette nachvollziehen. Hier wächst der Maulbeerbaum, mit dessen Blättern die kleinen Seidenraupen gemästet werden, bis sie sich schließlich in einen aus bis zu 3 km (ja KILOMETER!) des wertvollen Garns erbauten Kokon einpuppen, der von Maschinen wieder aufgerollt und zu luxuriösen Seidenwaren verarbeitet wird. Für die Larve geht die Geschichte dabei leider nicht gut aus, sie wird sich nie zu einem pelzigen Seidenspinner entpuppen können.
Das haben die Chinesen geschickt eingefädelt: Den Produktionsräumen schließt sich direkt eine große Verkaufsfläche an, wo vom Bettbezug über Kissen bis hin zu Nachtwäsche alles zum Fabrikpreis verkauft wird. Aber nicht nur die Seidenproduktion könnt ihr hier besichtigen, auch für kunstfertige Seidenstickereien ist Suzhou weltweit bekannt. Besucht wenn möglich das Suzhou Embroidery Research Institute in der Jingde Road 272! Was die Frauen hier in geduldigster Kleinarbeit leisten ist wirklich beeindruckend. Zur Fertigstellung eines der aufwendigen Seidenbilder, das meist Motive aus dem Tierreich oder aus der chinesischen Mythologie abbildet und am Ende fast wie gemalt aussieht, benötigt eine Arbeiterin manchmal sogar mehrere Jahre. Die Werke werden hohem Staatsbesuch als Geschenke gereicht oder für mehrere Tausend, bis hin zu Millionen Dollar an wohlhabende Sammler verkauft.
China Reisetipps: Der Garten des Bescheidenen Beamten
Man könnte sich in China wohl jeden Tag einen anderen Garten besuchen, einer schöner als der andere. Der Garten des bescheidenen Beamten in Suzhou zählt sicherlich zu den schönsten. Er diente als privater Rückzugsort für den Regierungsbeamten Wang Xiancheng, der 1510 der Politik absagte, um fortan nur noch in seinem Garten zu arbeiten. Und er hat ein kleines Wunder geschaffen. Die riesige Anlage ist dank der duftenden Pflanzen, plätschernden Teichen, zierlichen Brücken und ruhigen Pfade auch heute noch zeitlos schön. Es gibt jede Menge zu entdecken, ausgefallene Felsformationen, einen Bonsai-Garten, versteckte Pagoden oder man genießt einfach die Ruhe und schaut den Kois dabei zu, wie sie gemächlich ihre Runden drehen.
In den zahlreichen Pavillons kann man einen schönen Eindruck von dem alles andere als bescheidenen Lebensstil des Ruheständlers bekommen. Kommt früh, nachmittags ist der Garten von Touristen komplett überlaufen. Und haltet unbedingt Ausschau nach einem Baum mit kleinen gelben Blüten! Der Osmanthus-Baum hat einen wunderbar süßlichen Duft und wird zur Herstellung von Parfüm, Marmelade oder auch Weißwein verwendet. Mit dem Osmanthus-Duft in der Nase und dem Finger auf dem Kameraauslöser kann man hier ein paar wundervolle Stunden verbringen.
China Reisetipps: Wasserstadt Zhouzhuang
Rote Lampions, geschmückte Holzhütten, malerische Brücken über kleine Kanäle. Das Wasserstädtchen Zhouzhuang ist ein wahr gewordenes China-Klischee. Schön neu herausgeputzt präsentiert sich hier das alte China dem staunenden Touristen und versucht ihm gleichzeitig an jeder Ecke ein anderes Souvenir anzudrehen. Trotzdem ist ein Ausflug hierher wirklich nur zu empfehlen!
Die Wasserstadt ist über 900 Jahre alt und die romantischen kleinen Gässchen laden zum Flanieren ein. Die Bootsfahrt in einer der zahlreichen Gondeln wird mit singender Gondoliere zum unvergesslichen Erlebnis. Nicht umsonst wird das Städtchen auch „Venedig des Ostens“ genannt.
Wer gut aufpasst kann zwischen dem restaurierten Vorzeige-Dorf auch immer wieder die Realität durchschimmern sehen, denn die Bewohner Zhouzhuangs gehen ganz unbeeindruckt vom touristischen Trubel ihrem eher umglamourösen Alltag nach. Foto-Enthusiasten finden an jeder Ecke ein neues aufregendes Motiv und die Auswahl an Restaurants ist riesig. Bucht euren Ausflug bei einem Reiseunternehmen in Suzhou, von dort aus sind es etwa 50 Minuten bis in die idyllische Wasserstadt.
Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, die verschiedensten Seiten von China kennenzulernen. Gerade der Kontrast zwischen Tradition und Moderne ist es, der das Land für mich so faszinierend macht. Natürlich gibt es noch so viel mehr zu entdecken, schließlich ist China der Fläche nach größer als die gesamte USA. Wenn das kein guter Grund ist eines Tages wieder zu kommen … Jetzt ist es aber erst einmal an euch das wunderschöne China zu entdecken!
Mehr Inspirationen findet ihr auf der Facebookseite ReiselandChina und dem Instagram Account ReiselandChina.
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Peking für Anfänger: Hier schlummert noch das alte China!
Meine Myanmar Reise – zwei Wochen ursprüngliches Reisen in Asien
7 Dinge, die ich in Südostasien für das Leben gelernt habe
Hier gibt’s noch mehr Fotos von meinen China Reisetipps:
Bootsfahrt auf dem Westsee in Hangzhou
Abenteuerlich: Ein Besuch auf Shanghais traditionellem Blumenmarkt
Damit jeder etwas abbekommt, lässt sich der runde Glastisch drehen. Guten Appetit!
Fast wie in Venedig!
Tradition trifft Moderne … Was wohl auf dem Zettel steht?
Shanghai bei Nacht
Filigrane Arbeit: Seidenstickerei
Kokons der Seidenraupe
Traditionelles Gericht mit dem schönen Namen “Mandarinfisch in Eichhörnchenform”
Ein Meer aus Lotusblättern
Hier geht’s lang!
Auch Hühnerfüße stehen in China auf der Speisekarte
Im Xixi Feuchtlandpark kann man das Gemüse fürs Mittagessen selbst ernten
Beeindruckend: die Lichtershow auf dem Westsee in Hangzhou
Alt und neu in Shanghai
Buddha aus Stein in Hangzhou
Neben dem Shanghai Tower sehen selbst die größten Wolkenkratzer wieder klein aus
Typische Straßenszene in Shanghai
1 Kommentar
Wirklich interessant und tolle Fotos!
Beste Grüße
Ulrike