Ich kann es nicht leugnen, auch wenn es keine fabelhafte Tugend ist. Und bevor ich es vergesse zu sagen, am Ende dieser Geschichte, die Neugierde ist an allem Schuld. Und ich liebe sie dafür, denn sie bringt Geschichten zu mir, an die ich noch Jahre denke. Winzige Sequenzen im Leben, kaum länger als 10 Minuten, die haften bleiben, die mein Leben bereichern. Eine möchte ich euch heute, liebe Leser, erzählen:
Es begann im Zug auf meiner Reise nach München. Er saß mir gegenüber mit seiner Begleitung. Wie das Leben oft so spielt, wir kamen ins Gespräch über dies und das. Unterhielten uns über die Zugfahrt, das Wetter und Berlin. Der Herr, ein Mann mit eingefallenen Schultern und einer dicken Kugel als Bauch, die er die ganze Zeit mit seinen Fingern streichelte, war nicht so gesprächig. Ich glaube er verstand sehr wenig oder sein Hörgerät funktionierte nicht recht. Er schaute meist starr gerade aus und streichelte seinen Bauch.
„Bleiben sie in München?“ fragte ich seine Begleitung, eine Dame, um die 50.
„Nein, wir fahren in die Berge.“ sie lächelt und wirft einen Blick auf den Herren. „Es ist das erste Mal, dass mein Vater die Berge sieht.“
Jetzt lächelte auch der Herr, wie ein kleines Kind, doch ich verstand nicht so recht.
„Wie, sein erstes Mal?“, fragte ich nach, „Er hat nie die Berge gesehen? Noch nie?“
„Noch nie, nicht war Walter?“
Ich war baff. Da sitzt ein circa 80-jähriger Mann mir gegenüber, der noch nie die Berge gesehen hat. Der bald zum ersten Mal diese großen massiven Riesen vor sich sehen wird, mit weißen Zuckerhauben auf den Spitzen. Und dann, wenn er oben ist, diese unglaubliche Weite über das Zuckerspitzenmeer.
„Wir haben ihn extra festes Schuhwerk gekauft.“ Sie strahlt und gibt ihrem Vater einen Stubs in die dicke Kugel.
Er nickt zufrieden und es ist eine wunderbare Stimmung im Zugabteil. Ich bin in Glückseeligkeit getaucht, weil ich gerade den lebenden Beweis vor mir sitzen habe, dass es nie, wirklich nie zu spät für ein erstes Mal ist und der ältere Herr und seine Begleitung schwimmen in einem Bad voller Vorfreude. Sie erzählen mir, dass sie mit der Gondel auf die Zugspitze fahren wollen, um sich die Welt von oben anzuschauen. Sie möchten frische Kuhmilch trinken und Tiere beobachten und die Zeit genießen. Eine Zeit, an die sie noch jahrelang zurückdenken werden. Damals, als Walter zum ersten Mal die Berge gesehen haben. Wir beenden das Gespräch. Der ältere Herr starrt wieder gerade aus, seine Begleitung aus dem Fenster und ich in meinen Laptop, um diese wunderschöne Geschichte festzuhalten.
Ja, das ist eine Beschäftigung, mit der ich meine Zeit im Zug verbringe. Ich führe Gespräche und belausche sie. Aber nicht nur das. Der Zug ist oft mein zweites Büro und für mich der beste Ort um zu schreiben, ob Blogposts oder Bücher. Was ich sonst noch so mache, verrate ich euch in meinem Video:
Und was macht ihr auf der Zugfahrt? Gerade auf längeren Reisen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie man sich sinnvoll beschäftigen kann. Ob komplizierte Origami, bunte Skizzenbücher oder Spiele: Zeigt uns eure Vorschläge für tolle Reisebeschäftigungen. Eure Ideen möchten wir gerne als Foto oder Video auf bahn.de/deinezeit veröffentlichen, um allen Lesern noch mehr Inspiration für ihre Reise zu bieten. Mit etwas Glück gewinnt ihr eine BahnCard 100 oder eine Freifahrt. Hier geht es zum Gewinnspiel!
Viel Glück und viel Spaß beim Stöbern!
Dieser Post ist in Kooperation mit Deutsche Bahn entstanden
4 Kommentare
Zugfahrten sind entspannend – auch wenn viele meckern.
Dadurch, dass ich meist auch eher lange Fahrten von mehreren Stunden vor mir hab, mach ich für mich bissl Photoshopping und Bildbearbeitung eigener Bilder, um sie kindergerecht zu machen und damit sie besser zu den Storys passen, die in des Kinderbuch für meinen zukünftigen Neffen kommen :)
Ist das in Leogang / Saalfelden?
Ich bin auf der Suche nach einer schönen Wanderdestination in den Alpen für’s nächste Wochenende und habe deine Beiträge etwas durchforstet, bin mir aber nicht ganz schlüssig!
Österreich kenne ich schon viel (meine Eltern wohnen seit ein paar Jahren in Saalfelden) und Südtirol finde ich eigentlich ganz schön, kenne mich aber gar nicht aus und weiß nicht so recht wohin. Ich habe jetzt gesehen, dass du ja schon 2x in Meran warst (bzw. gerade bist, wenn ich die Snaps richtig deute :D) und das sieht ganz hübsch aus. Aber das ist jetzt was ich so gegoogelt habe landschaftlich Österreich ziemlich ähnlich, oder?
Ich bin mir nicht sicher, wo ich hinmöchte!
Kannst du da Tipps geben, wie man am besten sein (endgültiges) Reiseziel findet (oder gibt’s da irgendwo schon einen Beitrag dazu)? Ich weiß oft, in welche Region ich ungefähr möchte (z.B. Südtirol, soll anders aussehen als Österreich, von München aus nicht so ewig zu fahren), mit der exakten Destination habe ich dann irgendwie immer voll die Probleme, weil alles irgendwie gleich aussieht aber dann doch anders.
Und am Ende habe ich dann oft das Gefühl, mich falsch entschieden zu haben :/
Ich weiß, dass du keine Wanderexpertin für die Alpen bist, aber ich hoff’ du kannst mir (allgemeine) etwas helfen!
Danke!
Südtirol! Auf die Gompm Alm! Da hast du Berge und unten in Meran auch Palmen! Superschön! Ja diese Bilder sind aus Saalfelden.
Danke! Hab vergessen zu antworten, hab’s mir aber angeschaut – ist auf meiner Liste!
Leider ist der Trip buchstäblich ins Wasser gefallen :(