Jeder wird sie kennen: diese Situationen, in der man einfach verloren ist. Da steuern entfernt bekannte Gesichter schnurstracks auf einen zu, winken wild und begrüßen einen herzlich mit Namen und man selbst hat keinen blassen Schimmer, wer da eigentlich vor einem steht. Man hat schlichtweg den Namen vergessen! Was tut man jetzt? Und hätte man das irgendwie vermeiden können?
Mir ging es neulich erst wieder so mit einer Kommilitonin. Da fragt mich nach einer gemeinsamen gesprächigen Busfahrt der Dritte im Bunde:
„Du Gesa, wie heißt denn die, die gerade mit uns gefahren ist?“ „Äh…ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich hab´ mal wieder den Namen vergessen.“
Im Gespräch zuvor hatte ich einfach gekonnt vermieden ihren Namen zu verwenden. Das klappt solange einigermaßen gut, wie man auch die ungeteilte Aufmerksamkeit des unbekannten Gegenübers genießt. Als ich ein paar Tage später aber auf den Stufen zum Vorlesungssaal hinter ihr lief und sie rufen wollte, da wäre ein Name schon sehr hilfreich gewesen. Stattdessen musste ich mir eingestehen, dass dieser Moment gekommen war, in der man längst den Namen einer anderen Person kennen sollte, ihn aber schon lange wieder vergessen hat und es nun auch irgendwie zu spät ist danach zu fragen. Dumm gelaufen! Wie kommt man da jetzt wieder raus?
Hier einige Tipps, wie man das mit dem Namen vergessen irgendwie geschickt regeln kann:
Namen vergessen – einfach vorbeugen?
Um all diese lustigen Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen, wenden clevere Leute einfache Techniken an, um sich Namen zu merken. Da gibt es die berühmte Eselsbrücke, die manchmal etwas schwierig sein dürfte. Oder wie wollt ihr euch „Gesa Temmen“ merken? Okay, mein Ex-Chef hatte da einige Sachen auf Lager. Beispielsweise: „Hat noch jemand Temmen?“ (Das ist griechisch-deutsch und soll heißen: „Hat noch jemand Themen?“). Aber nicht jeder ist hauptberuflich Texter und hat jedes Mal Wortspiele auf Lager.
Wie wäre es also damit, den neuen Namen einfach gleich zu üben, also oft genug laut auszusprechen? „Hey Gesa! Gesa, ich habe mich gefragt, ob wir uns deswegen nicht vielleicht mal zusammensetzen sollten? Was meinst du, Gesa?“ Das scheint eine erfolgreiche Methode zu sein, kommt für mich aber nicht in Frage! Ich finde Leute schrecklich unsympathisch, die mich zu oft an ungewöhnlicher Stelle bei meinem eigenen Namen nennen. Ziemlich doof oder? Aber schließlich kann ich mir den gerade noch so selber merken und brauche mich nicht darüber belehren lassen. Ich fühle mich da regelrecht angegriffen, als würde man ein kleines Kind belehren wollen. Auffallend oft werde ich genau so von Männern angesprochen…und auffällig oft reden sich genau so Frauen in Streitgesprächen an. Etwa so: „Gesa, das war aber echt shice von dir!“ Und ich so: „Anna, ich hab da echt keinen Bock mehr drauf!“ Und sie so: „Gesa, jetzt hör mir mal zu…“ Und ich so „Anna!…“ Und so geht das weiter bis zum Sankt Nimmerleinstag. ISSO! Ich denke, mit dieser Methode werde ich also nie auf einen grünen Zweig kommen…zu tief sitzt der Schmerz.
Namen vergessen – wiesu denn bluß?
Dass ich Namen vergesse, liegt im Grunde genommen nicht daran, dass ich „so schlecht mit Namen bin“, wie einige so gerne mit einem charmanten Lächeln versuchen zu entschuldigen, sondern es liegt tatsächlich daran, dass ich mich beim Vorstellen manchmal so sehr darauf konzentriere, gleich meinen eigenen Namen an passender Stelle einzusetzen, dass ich den Namen meines Gegenüber schlichtweg überhöre. Damit geht der Sinn dieser Vorstellungsrunde völlig flöten. Na toll! Meine Methode, um diesem Dilemma zu entkommen? Ich wiederhole den Namen einmal (und keinmal mehr) laut für mich zum Vertiefen, oder frage gleich: „Wie war das?“, damit ich mich dieses Mal voll darauf konzentrieren kann. Erfolg? Medium.
Namen vergessen – es gibt immer ein erstes Mal.
Am Anfang, wie hier mit mir und einer Kommilitonin, ist das alles noch gar nicht so schlimm. In den ersten Kennenlernstunden ist der Name sowieso egal. Merkt man aber nach einigen zufälligen Treffen, dass man sich immer noch nett unterhalten kann, fragt man vielversprechend: „Sag mal, wie heißt du denn eigentlich?“ Genau an dieser Stelle habe ich den Namen dann auch wie gesagt schon wieder vergessen und beiße mir in den Arsch. Beim nächsten Treffen ist es zwar noch völlig okay mit „Du sorry, wie war dein Name noch?“ zu starten, aber dann geht´s langsam los. In der darauf folgenden Woche fragt man schon etwas erschrockener: „Du, das ist mir jetzt echt unangenehm, aber ich hab deinen Namen vergessen!“, was aber meist erleichtert mit einem „Ach gar kein Problem, ich ehrlich gesagt auch!“, erwidert wird und in ausgelassenem Gelächter endet, welches wiederum das Eis bricht. Hat man aber einmal so ausgelassen miteinander gelacht, wird es komisch! Paradox, weil gerade jetzt scheint man ja den Draht zueinander gefunden zu haben und miteinander warm zu werden…aber für solche Unverschämtheiten scheint die Beziehung dann doch noch zu fragil und wir uns zu unsicher. Schade.
Also wird geschwiegen und der Name ziemlich ignoriert. Das geht eigentlich ganz gut. Schon als Klein-Gesa im Grundschulalter fand ich Namen völlig überbewertet, ich sprach meine Freunde immer nur mit „Duuuh…“ an. Bis meine beste Freundin darauf bestand, auch einen Namen zu haben. Obwohl man sich bei A-N-N-A effektiv ja nur zwei Buchstaben merken muss, ist mir das anfangs gar nicht so leicht gefallen.
Namen vergessen – gibt´s da was von Ratiopharm?
Trotz dreimaligem Nachfragen habt ihr den Namen schon wieder vergessen und traut euch nicht mehr zu fragen? Völlig verständlich! Aber wie kommt man da jetzt wieder raus, ohne gleich die zarte Blüte der Freundschaft zu kündigen? Ich weiß es auch nicht. Ich bin daraufhin erst mal in mein mobiles Telefonbuch eingetaucht (noch viel „peinlicher“ – ja, wir haben sogar schon Nummern ausgetauscht) und habe nach Kontakten gesucht, die mir unbekannt vorkamen, was in der heutigen Zeit aber leider ja auch nichts Ungewöhnliches mehr ist. Obwohl ich sogar eine Namens-Vermutung hegte, wurde mir diese leider auch durch mein tolles Smartphone nicht bestätigt. Und nun? WhatsApp! Mit etwas Glück heißt die Person dort, wie sie wirklich heißt. Wenn das auch nicht der Fall ist, müssen Dritte vorgeschickt werden! Mit der Mission, sich vorzustellen, den Namen der Unbekannten in Return zu bekommen und dabei – Achtung – aufzupassen. Das ist aber auch irgendwie peino und kann später gegen mich verwendet werden.
Ebenso rate ich von Tipps wie „Wann hast du denn Namenstag?“ ab, weil einen das nur noch komischer aussehen lässt – wer feiert denn bitte Namenstag? Die Frage „Sag mal, wie buchstabiert man deinen Namen eigentlich?“ klingt irgendwie plausibel, kommt aber ebenso peinlich, wenn die Person ganz easy A-N-N-A oder M-A-X heißen sollte.
Als letzte Möglichkeit bleibt noch der aufwendige Tipp aus dem ominösen Internetforum, dem ich jedes Face-to-Face-Gespräch dann doch vorziehen würde: Nummer „ausversehen“ löschen und beim nächsten Mal „Wer ist da?“ fragen. Nicht.
Vielleicht also doch einfach die Blöße geben und ein letztes Mal fragen? Mit genügend Schirm, Charme und Melone könnte das jawohl sogar ganz sympathisch rüberkommen. Und danach vergisst man ihn bestimmt nicht noch einmal.
Sophie habe ich nicht noch mal nach ihrem Namen fragen müssen. Stattdessen bin ich mit sicherem Abstand hinter ihr hergelaufen und wollte zwei potenzielle Namen hinterherrufen. Da ich aber gleich mit dem ersten Namen doch irgendwie richtig lag, bin ich drum rum gekommen, wie der letzte Honk rüberzukommen.
Solltet ihr noch eine bewährte Methode zum Namen merken auf Lager haben lasst es mich wissen und sie euch schnell patentieren, ich würde mich sehr freuen. Über Patent und Tipp gleichermaßen versteht sich. Ahoi.
2 Kommentare
Hey….ach wie heißt du gleich nochmal!?!??! ;)
Ich verstehe dich nur zu gut! Mein Namensgedächtnis ist unbeschreiblich….schlecht!!! ;)
Ich strenge mich wirklich an, aber es ist so schwer sich einen Namen zu merken. Und wie du sagst, irgendwann wird es peinlich…
Ich versuche, wenn man mit jemandem mehr zu tun hat, unter Freunden oder Bekannten, einfach den anderen zu lauschen und wenn die dann denn Namen der Person nennen, einfach den Namen im nächsten Satz auch zu verwenden. So hat man ihn von jemand anderen gehört, ihn selbst gesagt und zack boom, klappt sogar meist!
Weiterhin viel Erfolg beim Namen lernen…..;)
Beste Grüße
Marcus