Christine, was sehen wir auf deinem Foto des Tages?
Die verschneiten Berge von Osttirol und dieses Foto passt heute so gut zu der Geschichte, die ich euch erzählen möchte.
Was hast du heute gelernt?
Es ist nie, wirklich nie zu spät für irgendetwas. Ich saß heute im Zug von Berlin Richtung München und ich gebe zu, ich bin ein sehr indiskreter Mensch, der überall seine Löffelchen hinstreckt und fremde Gespräche von Sitznachbarn belauscht. Neben mir saß ein älteres Paar, ein Mann und eine Frau. Ob sie eine Ehepaar sind, weiß ich nicht. Ich habe gehört, dass sie zu ihm gesagt hat: „Als ich dich gestern Abend um elf Uhr angerufen habe, da hast du doch schon geschlafen.“ Ich glaube also nicht, dass sie ein Ehepaar sind, sonst würden sie ja zusammen wohnen und sich nicht abends anrufen. Sie ist eine total flotte Dame, ich schätze um die 70 Jahre alt, die Angry Birds auf ihrem Smartphone spielt. Vor ihr auf dem Tisch liegt eine durchsichtige Plastiktüte mit Mandarinen und eine mit in Butterpapier gewickelte Brote. Die Tüte mit den Broten ist noch mit einer blauen Tuppaverschluss zugemacht. Warum ich das erzähle? Weil ich das so süß finde. Da sitzt die Generation Butterbrotpapier und Tuppaverschluss. Als der Herr, ich schätze ihn ein bisschen älter, als die Dame, in das Bordrestaurant gelaufen ist, um sich einen Kaffee zu holen, hat sich die Dame mit der Schaffnerin unterhalten. Sie sind auf den Weg in die Berge. Er, der Herr, hat noch nie die Berge mit Schnee gesehen. „Wir müssen ihm dann erst einmal feste, warme Schuhe kaufen, wenn wir ankommen.“, lacht die Dame und steckt sich ein Stück Mandarine in den Mund. Ich finde diesen Moment so schön, wie sich die beiden von Berlin aus auf den Weg in die Berge machen, damit er einmal die Berge mit Schnee sieht. Am liebsten würde ich mitgehen und dabei sein wollen, denn ich denke mir, das wird ein ganz besonderer Moment in dem ich mich einerseits für den Mann freue und es toll finde, dass er sich in dem Alter nicht verkriecht, sondern Wünsche erfüllt und mir fällt auf, dass ich ein richtiger Glückspilz bin, weil ich schon so viel von der Welt sehen durfte. Doch einer der schönsten Dinge, sind wirklich die verschneiten Berge!
Welche drei Sachen haben dich heute glücklich gemacht?
Die Zugfahrt, die war heute so schön. Ich habe das Pärchen natürlich die ganze Zeit ein bisschen beobachtet. Aus der Tasche der Dame streckte noch ein Langhaardackel seinen Kopf. Ich muss sagen, irgendwie sind die beiden in den sechs Stunden ein bisschen meine Vorbilder geworden. An ihr mochte ich wie fix sie mit ihrem Smartphone umgehen konnte und wie lieb sie alles organisiert hat, die Fahrt, die Brote, die ganze Reise und an ihm fand ich toll, dass er einfach sechs Stunden im Zug saß und aus dem Fenster geschaut hat, eine Gabe, die ich so was von beneide. Ich schaffe es nicht mal einen Spielfilm anzuschauen ohne irgendwas nebenbei zu machen. Er saß einfach da, die Hände über seinen Bauch verschränkt und schaute die verschneite Winterwelt an. Der zweite Punkt: Ich hatte heute zum ersten Mal meinen selbstgestrickten Islandpullover an. Könnt ihr euch das vorstellen, ich habe so eine tolle Freundin, die mir einen Pullover strickt!
Das wäre das Letzte, was ich für irgendjemanden machen würde, einen Pullover stricken. Erstens weil ich es nicht kann, hat wieder was mit dem still sitzen zu tun, und zweitens, weil ich stricken total blöd finde. Vielleicht ist es genau das, was eine gute Freundschaft ausmacht, dass man sich ergänzt. Das meine ich jetzt nicht nur auf den Pullover und das Stricken bezogen, sondern allgemein. Ich habe heute den schönsten Pullover auf der ganzen Welt an! Der dritte Punkt, der mich sehr glücklich gemacht hat, als ich in den Kopfbahnhof in München eingefahren bin und dort abgeholt worden bin. Es macht mir meistens nichts aus, wenn ich alleine unterwegs bin, aber abgeholt werden, wenn man angekommen ist, das ist so schön!
Frage an den Leser: Wann habt ihr zum ersten mal verschneite Berge gesehen? Und wo?
12 Kommentare
Hach!
:)
Sehr rührend geschrieben. Ich habe mich für den Manan mit gefreut und finde es schön, wie einfühlsam du Erlebnisse aufnimmst und sie teilst :)
P.s.: Leider habe ich keine solche Freundin, die mir etwas strickt :(
Danke, ach das Leben schreibt auch die schönsten Geschichten. Ich möchte einfach nur dasitzen und beobachten :)
Seit einem halben Jahr bin nun in Neuseeland und vor zwei Wochen hatte ich zum ersten Mal das Glück die Berge der Südinsel mit ihren schneebedeckten Gipfeln zu betrachten. Der Mount Cook war ein atemberaubender Anblick und obwohl es hier nun Sommer ist und lediglich die Spitzen mit Schnee bedeckt waren, war es einer der beeindruckensten Orte auf meiner Reise durch Neuseeland! :)
Ja, ich weiß wovon du sprichst!!!! :) Es ist arschgeil!!!!
Sehr süß :-) da kommt man ein bisschen ins träumen, ich sitze im “warmen” Dublin, wo doch endlich der Winter Deutschland erreicht hat und verpasse es :(
Die letzten verschneiten Berge sah ich letztes Jahr im Februar in Österreich. Da war ich eine Woch in Sölden skifahren. Noch mal muss ich dort aber nicht hin ^^
Lustih, ich merke, dass meine Leser gerade auch überall auf der Welt unterwegs sind. Was machst du denn in Dublin?
Was schreibst Du schön!
Wann habt ihr zum ersten mal verschneite Berge gesehen => Lange Lange her in Österreich wo ich jetzt Wohne ;)
Lg, Leo
Ich bin auch gerade in Österreich!!! Ich liebe es!!!
Lang lang ist’s her;-) mein erster Winterurlaub war im Alter von 2 in Obergurgl in Tirol. Das letzte Mal, vor 3 Tagen als ich Schneeschieben musste- zugegeben es war kein Berg mit Schnee sondern ein Schneeberg :-p
Wie immer Toll geschrieben, mach weiter so:-)
Gruß Lena
Haha. Da fällt mir ein, dass ich glaube ich noch nie in meinem Leben Schnee geschoben habe ;)