Das Fusion Festival. Ein ganzes Buch könnte man über das Festival und seine Besucher schreiben. Doch fehlen einem die Worte, wenn man beschreiben soll, wie es ist. Man findet keinen Anfang und auch kein Ende. Es ist ein bisschen Magie. Es ist einer der wenigen Dinge, die man einfach nicht beschreiben kann, sondern erleben muss. Vom 26.-29.06. ist es wieder soweit. Ich möchte heute einen Ausschnitt aus meinem Buch “40 Festivals in 40 Wochen” über das Fusion Festival posten.
“Draußen ist es schon hell. Ich öffne den Reißverschluss meines immer noch erstaunlicherweise stehenden Aldi-Zeltes, welches den Sturm der letzten Nacht überlebt hat, setzte einen Fuß nach draußen und statt taufeuchtes Gras trete ich auf irgendetwas Wabbeliges, das mir die Balance nimmt und mich aus dem Zelt fallen, statt steigen lässt. Das wabbelige Etwas entpuppt sich als schwarze Glattleder Umhängetasche, die ihre besten Zeiten auch schon hinter sich hat. Das Schwarz vermischt sich mit sehr viel braunen Schlamm und Resten eines Kaugummis. Alle Nachbarn schlafen noch, es ist keine Menschenseele weit und breit zu sehen. Wie schön und friedlich so ein Morgen sein kann. Es handelt sich bei meinem Fundstück um eine herrenlose Tasche. Ich bin das erste Mal auf einem „Flughafengelände“ indem eine Tasche einfach noch so rumliegen kann, ohne dass gleich alles evakuiert wird. Ich nehme die Tasche und öffne den Reißverschluss um einen Blick in das Innenleben zu werfen. Das ist alles ganz schön aufregend für den frühen Morgen. Ich glaube genauso spannend wie fremde Wohnungen sind auch fremde Taschen. Als erstes kommt mir ein schwarz-silbernes altes Nokia-Handy entgegen. Solche Handys, die man vor fünf Jahren benutze, sie aber schön zu Hause in einem Schuhkarton aufhebt, um sie für spezielle Gelegenheit mit einer Prepaid-Karte zu versehen, die wichtigsten Nummern einspeichert und mit auf Festivals oder Konzerte zu nehmen. Daneben liegt eine aufklappbare Haarbürste mit Innenspiegel, ein Nivea Döschen mit Handcreme und ein cognacfarbener Geldbeutel. Ich öffne den Reißverschluss um vielleicht einen Hinweis zu bekommen, wem diese damenlose Tasche gehört. Nicht weil ich neugierig bin. Niemals! In dem Geldbeutel liegt ein Mäppchen mit einigen Karten darin. Ein Führerschein, eine DB-Bahncard, ein Azubi-Ausweis und eine Bankkarte. Wir haben es hier mit der Tasche von Jane J. aus Homberg zu tun. Geboren 1990, Auszubildende für irgendwas. Ich tippe auf Friseuse wegen dem asymmetrischen Haarschnitt auf ihrem Persopassbild und den Piercings im Gesicht. Im Geldbeuten liegen auch noch zwei kleine, rosafarbene Organza-Säckchen, in denen man sonst in der Drogerie ein stinkendes Parfum in der Miniaturausgabe zum Testen bekommt. In dem einen Säckchen ist schön ordentlich das Kleingeld gesammelt. In dem anderen Säckchen liegt ein durchsichtiges Tütchen mit einem schneeweißem Pulver darin und eine runde Pille daneben. Dazwischen viele Geldscheine. Zwei 50 Euro Scheine, zwei Zwanzig Euro Scheine und zwei Zehner schön fest zusammen gerollt. Jane J. zieht sich also gerne ein weißes Pulver durch die Nase und schmeißt sich Pillen ein. Vielleicht vertickt sie das Zeug auch nur, so viel Kohle wie sie bei sich hat. Ich nehme die Digitalkamera, die auch noch in der Tasche zum Vorschein kommt und drücke den ON Knopf um direkt im Menü zu landen. Die letzten zehn Bilder sind im halbdunklen aufgenommen. Typische Partybilder. Man streckt das Bier in die Höhe, macht den Mund möglichst weit auf und sieht dabei scheiße aus. Danach sieht man Jane J. in einem adretten schwarzen Kostüm und gestärkter weißer Bluse neben einem mannsgroßem Herz mit der Aufschrift „25. Jubiläum“ stehen. Neben ihr auf dem Bild strahlen weitere Personen und wenn mich nicht alles täuscht, sieht man hier Jane J. schön brav, ohne Bier und Pulver bei der Silberhochzeit ihre Eltern. Süß sieht sie aus. Ich drehe das Rädchen der Kamera auf den Aufnahmemodus, mach ein Foto ihrer gerollten Scheine, dem Pulver und der Pille und räume alles zurück in die Tasche. Liebe Jane J., falls du das jemals liest, ich weiß alles und habe dir dieses schöne Erinnerungsfoto gemacht. Falls du dich fragst wie deine Tasche verschwunden ist, gibt dir das Bild die Antwort.”
Auszug aus dem Buch “40 Festivals in 40 Wochen”. Wollt ihr mehr, dann klickt HIER!
23 Kommentare
dieses jahr war mein 9tes aber trotzdem wieder wie das erste mal…
*gänsehaut*
Gänsehaut trifft es gut!
Sieht toll aus, aber ich würde mich trotzdem ein bisschen über mehr Text und Bilder freuen. Es ist das Festival deiner Tour das mich am meisten intressiert hat.
Dann kauf das Buch! ;)
find ich gut ! find ich gut !
Franzi, das hat einen Grund über die Fusion soll eigentlich medien- und pressemäßig gar nichts berichtet werden, das passt nicht in die Philosophie des Ferienkommunismus. Darüber bloggen ist eigentlich auch schon irgendwie grenzwertig. Wenn du wissen willst wie es dort ist musst du halt selbst hinfahren..
Tja, dann bleibe ich halt weiterhin dem Fusion ferne…
Mag eh keinen Kommunismus…
Anlässlich deines Interviews im Deutschlandfunk:
Hinweis auf der HP des Veranstalters:
Presseakkreditierung
Weiterhin gilt “the art of understatement” was bedeutet, dass es, soweit wir das steuern können, keinerlei Propaganda – außer unserer Webseite und eurem Mund-zu-Mund-Papperlapapp – geben wird. Medienberichterstattungen, jeglicher Art (lokale Presse ausgenommen), entstehen grundsätzlich ohne unser Einvernehmen.
Auch das Veröffentlichen von Fotos in Publikationen geschieht ohne unser Einvernehmen bzw. entgegen unserem geäußerten Willen. Die große Mehrheit aller Medienfritzen hat das in den vergangenen Jahren dankenswerterweise auch respektiert.
Wir wünschen uns das auch für die Zukunft.
Warum ist es so schwer dieser Bitte nachzukommen?
Richtig!! Dein Festivalbändchen brauchst du auch nicht bei RTL in die Kamera halten!!! waaaaaruum?????!!!!!
Weil Freiheit für mich auch bedeutet auf die Fusion zu gehen und bei RTL vor der Kamera stehen zu dürfen
einerseits: die fusion kennt eh jeder, das macht den kohl auch nicht mehr fett.
andererseits: trotzdem behindert alles für aufmerksamkeit und traffic zu tun was möglich ist. Würde ist ein großes Wort, nicht wahr, aber irgendwie würdelos wie systematisch du Geld verdienst mit Dingen die aus einem relativ unkaptialistischen Moment heraus entstanden sind. Couchsurfing, Fusion, Druffies die mit dir Reden… Voyeurismus für den kleinen man, die Medien hast du gut verstanden. Top, mach weiter so! Aber bitte lass es über Freiheit zu reden… ich meine klar hast du das recht dich zu prostituieren aber is eben auch ein wenig würdelos.
Ich habe extra über das Festival nichts geschrieben, da ich respektiere, dass sie das nicht wollen. Aber über die Begegnungen, die ich auf jeden Festival hatte, habe ich mir die Freiheit genommen zu schreiben. Und weißt du, ich schreibe eigentlich um Sachen zu “verarbeiten”. An diesem Artikel habe kein Geld verdient. Die Bücher waren auch mehr Spaß, als ein Einkommen. Den Zusammenhang unkapitalistisch und Druffy verstehe ich auch nicht und jeden, der mir was erzählt, weiß, das sich darüber schreibe. Als Schreiberling ist man eben jemand der beobachtet und schildert.
Was für ein beschissener Text, inhaltlich, wie auch sprachlich!
und was genau versuchst du mit diesem artikel zu verarbeiten?
das erwachen nach einer langen festivalnacht, das sich _exakt_ so auf jedem x-beliebigen festival hätte zutragen können?
ich für meinen teil lese da nur, dass du dich tierisch über die besitzerin dieser tasche lustig machst (“muss wohl friseuse (!) sein, sie trägt einen asymmetrischen haarschnitt, haha” – fehlt ja nur noch, dass du ihr unterstellst, dass sie ossi ist). sie muss außerdem dealen (“oho, sie hat 160,- in der tasche, das ist aber viel, sie muss teil eines international agierenden drogenkartells sein, uiii”) und oder mindestens ein drogenproblem mittelschweren grades haben (eine (!) tüte mit “kristallinem pulver” und eine (!) pille). wahnsinn.
mich hätte eher interessiert, ob du die tasche zum fundbüro gebracht hast und/oder die besitzerin der tasche anderswie ausfindig machen konntest. da wäre wenigstens noch massig spielraum für “begegnungen mit menschen” auf der fusion gewesen.
dieser lahme, schlecht geschriebene text, der vollkommen nichtssagend ist und sich in übelster weise über das mädchen lustig macht, gehört zum schlimmsten was ich je über die fusion gelesen habe.
Echt nicht so cool von dir, die Besitzerin der Tasche hier öffentlich zur Schau zu stellen, dich über sie lustig zu machen, ohne sie zu kennen, und die ganze Welt über den Inhalt ihrer Tasche aufzuklären. Ich hoffe sehr, dass du die Tasche damals zum Fundbüro gebracht hast, oder dich möglicherweise sogar mit der Person unterhalten hast, um deine Vorurteile einem Realitätscheck zu unterziehen. Du schreibst des öfteren, dass du die Fusion für das beste Festival der Welt hältst. Schade, dass du anscheinend trotzdem nicht ganz verstanden hast, worum es bei der Fusion geht und dass du den “Spirit” mit der hier offenbarten Einstellung ganz schön kaputt machst. Aber ich weiß auch, dass die Fusion eben auch Menschen eine Möglichkeit geben soll, zu wachsen und sich zu entwickeln, um irgendwann zu verstehen, was respektvolles Miteinander bedeutet… In diesem Sinne hoffe ich, dass du irgendwann ein Teil davon sein kannst und andere Menschen respektierst, und nicht diskriminierst.
Irgendwie nicht so cool was du da schreibst, warum machst du dich über andere lustig? Gerade dieses Festival lebt doch von Toleranz & Andersartigkeit
Völlig normell, erstmal die Sachen anderer Leute zu durchsuchen (inklusive Durchsuchung der digitalen Geräte) und darüber einen Blogbeitrag zu schreiben. Ich musste wirklich bei jedem Satz zusammenzucken. Übel. Und der letzte Satz ist völlig unlogisch. Wieso soll das Bild, dass du von ihrem Tascheninhalt gemacht hast, Aufschluss darüber geben, wie die Tasche verloren gegangen ist :D Sowas wird doch nicht ernsthaft in einem Buch veröffentlich?