Es gibt Dinge im Leben, die regen mich einfach unglaublich auf. Noch Tage danach merke ich, wie mein Magen bei dem Gedanken daran rebelliert, ich meine Kieferknochen fest zusammenbeiße und meine Augen zu zwei Schlitzen zusammenkneife. Genau heute ist wieder einer dieser Momente gewesen, die mich noch in einer Woche aufregen werden. Es war eigentlich ein sehr schöner Tag. Ich habe meine Eltern lange nicht gesehen, weil ich hier und da und überall bin und um ein kleines Wiedersehen zu arrangieren, haben wir uns bei meiner Durchfahrt von München nach Berlin in Bamberg getroffen.
Bamberg, nur 45 Kilometer von Schweinfurt, meiner Heimat, entfernt, aber so fremd für mich, wie irgendeine Kleinstadt in Amerika. Wir liefen einmal kurz durch die Altstadt, ich verstand dabei, warum Bamberg oft „klein Venedig“ genannt wird, fand die Mischung zwischen kleinen Shops in alten Fachwerkhäusern und den niedlichen Eckcafés toll und genau in solch ein nettes Café wollten wir uns setzen, um zu plaudern. Café Müller stand über der Eingangstür unseres auserwählten Objektes. Wir, also ich, meine Eltern, meine Schwester und der kleine Benny, unser Hund, betraten das Café und nach wenigen Sekunden habe ich schon gesehen, dass alle Tische belegt waren. Wir gingen bis nach hinten durch, ich schaute noch einmal um die Ecke doch auch da war alles mit ratschenden Weibern, Zeitungslesern und Pärchen belegt. Ein Hund unter einem der Tische hat in der Zwischenzeit Benny entdeckt und gab alle zwei Sekunden einen brummenden Kläffer von sich. Sein Frauchen hörte auf ihren Pfannkuchen zu essen und versuchte den Hund zu beruhigen, der sich jedoch nicht wirklich beruhigen lies. Wir haben entschlossen kurz an der Bar stehen zu bleiben um abzuwarten, ob die nächste Minuten ein Tisch frei wird. Der Hund unter dem Tisch bellte fröhlich weiter und da kam sie, die Bedienung à la Furie, direkt auf uns zu. Ich nahm an, dass sie uns fragen wollte, ob wir auf einen Tisch warten und schon etwas bestellen möchten oder ob sie sonst etwas für uns tun kann, doch nichts des Gleichen: „Entweder sie bringen ihren Hund unter Kontrolle oder sie gehen wieder weg.“, machte sie uns blöd an.
Wie bitte? Kamen wirklich diese absolut unhöflichen Worte aus dem Mund der Bedienung oder habe ich mich verhört. Ich glotzte sie ein paar Sekunden mit offenen Mund an, bevor ich ihr mitteilte, dass es sich nicht um unseren Hund handelt, der hier bellt sondern ein Exemplar unter dem Tisch.
„Oh na dann.“ Sie wackelte davon, ging zu dem Tisch mit der panischen Frau, die schon ganz rot angelaufen ist, weil es ihr sichtlich unangenehm war, und nickte der Bedienung, was auch immer sie ihr gesagt hat, verständnisvoll zu. Ich hatte kein Verständnis. 1. Wie kann man so unhöflich zu Gästen sein? Ok, die fränkische Art ist schon etwas derber, aber einen respektvollen Ton findet man immer 2. Wie schafft man es sich als Bedienung für solch einen Ton nicht angemessen zu entschuldigen. Und 3. Warum stellt man überhaupt solch eine Forderung. Klappe zu oder raus. Wo sind wir denn? Wäre es ein Kind gewesen, das in doppelter Lautstärke gebrüllt hätte, wäre die Bedienung nie im Leben hingegangen und hätte den Eltern gesagt, dass sie bitte dafür sorgen sollten, dass das Kind aufhört zu schreien, sonst müssten sie das Café verlassen. Bei den Kindern, die rumschreien und sich wie die Axt im Walde aufführen, muss alles stillschweigend hingenommen werden und das finde ich auch gut so. Klar, mich nervt das Geschrei im Flugzeug, der Bahn, dem Supermarkt und sonst wo auch, aber ich besitze genügend Empathie um mir die Lage der Eltern vorstellen zu können und ich kann mir gut vorstellen, wie ich die Welt damals vollgebrüllt habe. Manchmal sitzt eben ein Pups schief und ich kann mir denken, wie unangenehm es für sie sein muss und nehme es einfach hin. Genauso unangenehm war es für die Frau mit dem Hund. Hundebesitzer scheint man aber viel leichter einfach mal dumm anpflaumen zu können, als Eltern, weil den Hund, den hätte man ja besser erziehen können. Ich bin der Meinung, dass man das 8-jährige Kind, welches mit seinen Straßenschuhen auf dem Sofa im Café rumspringt auch besser erziehen hätte können. Aber nein, es ist ein Kind. Was dabei aber völlig vergessen wird, dass für manche Besitzer der Hund das Kind ist. Vielleicht haben sie ein Kind verloren, können keine mehr bekommen, konnten nie welche bekommen und haben sich deshalb für einen Hund als Familienmitglied entschieden. Ich bin für Gleichberechtigung, in allen Situationen und wenn ich Kindergeschrei toleriere, dann will ich auch das Bellen von Hunden hinnehmen müssen. Oder ich setze einfach Zeichen, ein Verbotsschild, wie im Zug: Hier keine Handys erlaubt. Kinderfreie Zone. Hunde müssen draußen bleiben. Ok, ich mache eine Ausnahme bei der Gleichberechtigung, der einzigen Frau, der ich einen fetten Scheißhaufen unter der Schuhsohle wünsche, ist diese Bedienung. Wir haben das Café verlassen. Wo man keine Hunde akzeptiert, wollen wir auch keinen Café trinken. Der Chef des Cafés sollte auf jeden Fall seine Bedienung drauf hinweisen, dass wenn sie die Gäste weiterhin so unfreundlich anbellt, selbst das Café verlassen sollte.
6 Kommentare
Sowas erlebt man leider zu oft. Genau richtig: Den Laden verlassen, vorher der Person (noch besser der Geschäftsführung) sagen, dass man genau darum den Laden verlässt und als Kunde freundlich behandelt werden möchte. Ich reg mich da auch oft auf. Leider ist gutes Personal, was sich mit dem Laden/Restaurant identifziert, oft schwer zu finden und mir tun auch manchmal die Geschäftsführer leid.
Also die freche Art der Bedienung Ihre Gäste einfach anzupflaumen geht gar nicht.
Vollkommen unabhängig davon ob das jetzt Kind, Hund, Katze oder Elephant im Porzellanladen ist.
Das wiederrum halte ich für sehr bedenklich und empfehle dringend eine Konsultation beim Psychologen.
Ich mag ja Haustiere durchaus (meine Großeltern hatten einen Wolfsspitz, meine Eltern früher einen Schäferhund, zahlreiche Bekannte und Verwandte haben entweder Katzen oder Hunde), aber auf keinen Fall gehören die auf eine Stufe mit Menschen gesetzt.
Great post!
Danke!
Da hast du wohl was missverstanden….
Was denn?