Es ist wohl de facto so, dass mich meine Reisen meist in Richtung Süden ziehen – Sommer, Sonne, Sonnenschein und so. Wie gut, dass es da ein paar wunderbare Menschen in meinem Leben gibt, die mich und meinen Backpack ab und an dazu bewegen, uns doch hinauf gen Norden zu begeben. Tja, und so bin ich vergangenen Sommer auf der kleinen, wunderbaren holländischen Insel Terschelling mit ihren knapp 5.000 Einwohnern gelandet. Habt ihr noch nie gehört? Keine Sorge, ich vorher auch nicht. Aber wenn ich nach meinem Besuch dort eines sagen kann, ist es, dass ich wiederkomme. Und das so bald wie möglich – denn: I’m in love!
Kennt ihr das? Manchmal findet man diese magischen Orte – man fühlt sich rundum wohl, will am liebsten gar nicht mehr weg und hat das Gefühl hier vollkommen angekommen, irgendwie geerdet zu sein. Terschelling ist für mich so ein Ort. Schon allein die Anfahrt auf die Insel, die knapp 15 Kilometer vor der niederländischen Nordseeküste liegt, ist grandios. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber immer, wenn ich mit dem Boot in Richtung einer Insel schippere, ist das für mich etwas ganz Besonderes. Ganz so als würde man Seemeile für Seemeile die Hektik, das Wirrwarr, den Alltag immer mehr hinter sich lassen; und dann irgendwann komplett vergessen. Job, Termine, Stress – war da was? Hach, ich könnte stundenlang den Wellen zugucken, die an den Bug der Fähre klatschen, meine Augen über den Horizont streifen lassen und die süßen Roben beobachten, die entspannt auf den Sandbänken chillen.
Anreise per Fähre auf die Insel Terschelling
Jetzt aber mal zu den Fakten: Es gibt zwar nur einen Weg – den über die Nordsee – um vom Festland aus auf Terschelling zu gelangen, dafür aber zwei unterschiedliche Möglichkeiten. Da wäre zum einen der „Veerdienst“ MS Friesland, der Tag für Tag ab Harlingen unzählige Passagiere, Fahrräder und sogar Autos zur Insel und wieder zurück aufs Festland bringt. Die Überfahrt dauert etwa 120 Minuten. Zum anderen gibt es den „Sneldienst“. Dieser braucht für die gleiche Distanz nur ca. 45 Minuten, jedoch werden hier nur Personen transportiert und natürlich ist das „schnellere“ Vergnügen auch etwas teurer. Die Tickets könnt ihr entweder direkt vor eurer Abfahrt am Serviceschalter buchen oder auch einfach und bequem online.
Angekommen. Auf Terschelling ist irgendwie alles etwas anders. Alles läuft hier langsamer, entschleunigter, bedachter. Bevor ich jetzt also wie üblicherweise ins Hostel hetze, meinen Backpack auf das Bett werfe, mir meine Kamera kralle und mich ins Entdeckungsabenteuer stürze, gönne ich mir erst einmal eine Pause. Ganz nach meinem Geschmack natürlich mit leckeren Fish & Chips und einer Tasse Kaffee. Dabei lasse ich mir die frische Meeresbrise um die Nase wehen, beobachte, spüre, genieße – und versuche heldenhaft meine frittierten Köstlichkeiten vor den gierigen Möwen zu verteidigen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Aber es sei ihnen nicht verwehrt, Fish & Chips sind schließlich eine sehr feine Angelegenheit. Wohl auch für Seevögel …
Insel Terschelling: Spaziergang über die Inselidylle
Nun aber auf zu meiner Unterkunft. Genächtigt wird im Stayokay Hostel in West-Terschelling, das nur einen kleinen Fußmarsch vom Hafen der Insel (ca. 15 Minuten Fußweg) entfernt liegt. Also, am Strand entlang auf den Weg gemacht, dort Rucksack ablegt und dann gemächlich zurück nach West-Terschelling. Natürlich am Strand entlang. In West-Terschelling wird dann ausgiebig gebummelt, geschlendert und entdeckt. Süße Cafés, charmante Geschäfte und Restaurants mit maritimem Flair reihen sich im alten Stadtzentrum Backsteinhaus für Backsteinhaus aneinander. Gar nicht so einfach, sich da zu entscheiden. Umso besser, wenn man einen Tipp an die Hand bekommt. Also: Ab ins Grand Cafe Zeezicht. Ein herrliches Plätzchen ganz nach meinem Geschmack, das mit ganz viel Liebe geführt wird. Das sieht, spürt und schmeckt man.
Insel Terschelling: Ausflugstipp – Aussichtsplattform Seinpaalduin in den Dünen
Ebenfalls ganz nach meinem Geschmack: eine Runde durch die Dünen, die sich westlich von West-Terschelling aufreihen, spazieren. Bis zu 30 Meter hoch sind hier die einzelnen Sandgebilde – und einfach atemberaubend schön. Nice to visit: der Aussichtspunkt Seinpaalduin auf der südlichsten Düne. Von dort und insbesondere von dem etwas erhöht gelegenen Plateau wartet eine grandiose Aussicht auf West-Terschelling auf euch – inklusive Blick auf das Wattenmeer und den Leuchtturm Brandaris. Letzterer ist im Übrigen ganze 55 Meter hoch und stammt aus dem Jahr 1594. Damit ist er der älteste Leuchtturm der Niederlande.
Insel Terschelling: Mit dem Rad über die Insel
Natürlich gibt es auch auf Terschelling noch jede Menge anderes, dass von mir entdeckt werden will – und das geht natürlich am besten … Trommelwirbel … mit dem Fahrrad. Wir sind ja schließlich auch in Holland! Wie könnte es anders sein, finden sich an jeder Ecke Fahrradverleihe; beinahe jedes Dorf auf Terschelling hat einen oder meist eher mehrere, die übrigens „Rijwielverhuur“ auf niederländisch heißen. In diesen Verleihen steht für jeden der passende fahrbare Untersatz parat – vom Mountainbike über Tandem-Bikes bis hin zum Hollandrad-Cruiser. Wer es gerne gemächlicher angehen lässt, holt sich ein E-Bike. Und auch für all diejenigen, die nicht so viel Lust auf Fahrradfahren haben, gibt es zwei Möglichkeiten: zum einen den Bus. Der Busverkehr auf Terschelling ist nämlich ausgesprochen gut organisiert. Eine Buslinie verbindet den Hafen von West-Terschelling und das Örtchen Oosterend mit diversen Stopps miteinander. Tickets gibt’s im Bus. Zum anderen kann die Insel hoch zu Ross entdecket werden. Für mich, die auf Pferdehaare leider eher mit Dauerniesanfällen und geschwollenen Glupsch-Augen reagiert, leider keine Option. Aber vielleicht für euch? Mehr Infos auf der Seite von Huifkarbedrijf.
Also, Drahtesel auserkoren und los geht’s: Schließlich warten insgesamt 70 Kilometer Fahrradwege darauf, abgeradelt zu werden. Und ich kann es wohl nicht anders sagen: Es lohnt sich definitiv, ordentlich in die Pedale zu treten, denn entlang der Wege warten vielfältigste und ziemlich beeindruckende Landschaften. Heide, Wälder, Wiesen, Sümpfe, Dünen, Seen sowie Acker- und Weideflächen, an denen Kühe und Pferde genüsslich das saftige Gras mampfen. Idylle pur. Hach, kann ich bitte für immer hierbleiben?
Insel Terschelling: Natur pur im Naturschutzgebiet Boschplaat
Sehr zu empfehlen ist auch ein Abstecher in das Naturschutzgebiet „Boschplaat“ im östlichen Teil von Terschelling. In dem 4.400 Hektar großen Gebiet macht Mutter Natur nämlich genau das, was sie will – und haut einen förmlich vom Hocker. Dort findet ihr jedoch nicht nur eine beeindruckende Naturkulisse, sondern auch tausende Vögel, die hier jährlich ihre Nester bebrüten – darunter Möwen, Kormorane, Austerfischer, Löffler und verschiedenste Schwalbensorten. Bis zu 80 Arten sollen es sein. Um den Tierchen auch die nötige Ruhe zu gewähren, sind große Teile der Boschplaat deshalb von 15. März bis 15. August für den Besucherverkehr gesperrt. Jedoch gibt es ganzjährig Touren. Auch bei Nacht: Dark Sky Terschelling
Mich als Badenixe, Ocean-Lover und Surferin zieht es natürlich vor allem an den Strand. Und der ist hier auf Terschelling einfach unbeschreiblich schön. Und vor allem unbeschreiblich lang. Gut 30 Kilometer könnte ich an ihm entlang spazieren und hier ein bisschen im Sand abhängen und einen Cappuccino schlürfen, dort glitzernde Muscheln sammeln und mich auch ins Frische Nordsee-Nass wagen. No more words needed, oder?
Terschelling und seine putzigen Backsteinhäuschen – wollen wir einziehen?
Idylle pur: Ich könnte stundenlang über die Dünen der Insel spazieren.
Immer den Bojen nach!
Die treibens bunt – die Bojen am Hafen von West-Terschelling.
Voll der Durchblick!
Einatmen, ausatmen – und einfach genießen. Terschelling ist einfach magisch.
Absolute Strandliebe. Kann ich für immer hier bleiben?
Traumstrand!
Ab aufs Radl – auf Terschelling das Fortbewegungsmittel schlechthin.
What a view: Grandiose Aussicht über West-Terschelling mit seinem Leuchtturm und das niederländische Wattenmeer.
Strandspaziergang gefällig?
Die Gastautorin:
Hi, ich bin die Julia. Texterin, Wahl-Würzburgerin und von ganzem Herzen Weltenbummlerin. Ganz ehrlich: Keine Ahnung, wann ich mich mit dem Reisefieber infiziert habe – aber ich schleppe das nun schon seit einigen Jahren mit mir rum. Kaum bin ich von einem Trip zu Hause angekommen, muss ich wieder los. Ein echter Teufelskreis. Nachdem ich die letzten drei Jahre brav gearbeitet habe, wird es nun höchste Zeit für ein neues, großes Abenteuer – das bedeutet: bye bye Würzburg, hello Welt. Sprich: Ich hänge meinen Texterjob an den Nagel, packe meinen Backpack und mache die große, weite Welt unsicher. Naja, erstmal nur Spanien. Aber who knows … Denn: Da draußen warten viele Abenteuer!
4 Kommentare
Was mich interessieren würde, wie ist es mit der Sprache wenn man nur deutsch kann. Kommt man trotzdem durch?
Das ist eine gute Frage.
Klaro :-) Viele Holländer sprechen auch Deutsch. Das ist gar kein Ding… Viel Spaß auf Terschelling!
Genau das ist Terschelling!!!!
Wir sind auch schon seit ca. 40 Jahren von dieser Insel infiziert. Jedes Jahr müssen wir mindestens ein mal die wunderschöne Insel genießen – egal zu welcher Jahreszeit.
Deutsch wird überall verstanden.