Ein Stück grüne Wiese, mitten in Berlin, zwischen Friedrichstraße und Hakeschen Markt. Ich schau auf die grüne Kuppel des Doms.
Ich liebe diese Stelle, das idyllische im Gras liegen und in den Himmel starren während man das leichte Plätschern der Spree hört, auf der gerade ein Schiff vorbei fährt. Im Hintergrund rattert es laut – eine S-Bahn zieht vorbei. Ich liege auf einer Ruheoase mitten im Lärm. Ich liege auf meiner Decke und schlafe ein. Das Geräusch des immer wieder vorbeischippernden Captain Morgan wiegt mich in den Schlaf. Ich fange an zu träumen. Meine Glieder zucken, ich spüre wie meine Augenlider flimmern und eine Sabberrinne meine Backe entlang läuft – ein Phänomen, das nur zur Mittagszeit auftritt.
Irgendwann während ein Regional-Express entlangfährt und sich die warme Feuchte über mein ganzes Gesicht ausgebreitet hat, wache ich wieder auf. Ich wische mir den Speichel mit dem Handrücken ab und schmiere in an mein Hosenbein. Noch ein paar Minuten schaue ich mit geschlossenen Augen in die Sonne bevor ich anfange kräftig zu blinzeln um mit dem Augenaufschlag Feuchtigkeit für meine Kontaktlinsen zu erzeugen.
Orte sind wandelbar.
Anders als Düfte. Sie erinnern einen immer an das Gleiche. An den letzten Urlaub, die letzte Liebe, den Duft in Muttis Küche.
Orte können wieder schön werden.
Ich lag hier vor einem Jahr. Auf der gleichen Wiese. Mit geröteten Wangen, verquollenen Augen, Schmerzen im Brustkorb und verringerter Lebenslust. Ich kann mich noch erinnern, wie mir die Sonne auf der Haut wehtat.
Nun liege ich hier so entspannt und ausgeglichen, innerlich zufrieden und ruhig, das ich sogar sabbere beim Schlafen.
Ein gutes Zeichen.
Die einzige Rötung im Gesicht kommt vom Tageslicht, dass mir einen kleinen Sonnenbrand auf die Wangen zaubert.
Ich liebe es, wenn sich Orte wandeln und die Sonne nicht mehr weh tut. Es ist wie ein zweiter Frühling.
4 Kommentare
solch wandelnde Orte sind wunderbar.
Hehe… hättest du mal Bescheid gesagt. Dann wär ich mal kurz von meiner Arbeit rübergeschneit und hätte Hallo gesagt ;-).
Es lebe die Ortskenntnis! Es heißt dich hoffentlich Hackescher Markt.
Ein wunderschöner Text, Christine!