Die SANCCOB (Southern African Foundation for the Conservation of Coastal Birds), wie das Rehabilitationszentrum abgekürzt wird, ist überlebenswichtig für die Flora und Fauna in Südafrika. Hauptsächlich aber für die afrikanischen Pinguine und Seevögel in der Region. Die Population der Pinguine hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts von 1,5 Millionen auf grob geschätzt 55.000 Brillenpinguine im südlichen Afrika verringert. Die gefährdeten Brillenpinguine stehen inzwischen auf der Liste der bedrohten Tierarten.
Seit 1968 wurden rund 94.000 Pinguine und andere Seevögel durch SANCCOB gerettet. Überlegt euch mal, es würde diese Rehabilitationszentren in Südafrika nicht geben! Die Gefahren für die süßen Frackträger sind vielfältig:
- Die Ölverschmutzung der Meere durch Schiffe und Öltanker
- Plastikfallen im Meer
- Das Einsammeln von Pinguin Exkrementen zum Düngen. Dieser Dung fehlt den liebenswerten Tieren wiederum zum Nestbau
- Überfischung und die dadurch fehlende Nahrung für die Pinguine
- Das Absammeln von Pinguin Eiern zum Verzehr und zum Schluss: Stress!
Einen Pinguin von Öl zu befreien ist nicht einfach, es dauert etwa eine Stunde und es werden vier Personen dafür benötigt. Die Pinguine lassen sich nicht freiwillig mit Zahnbürste und Co. abschrubben. Jeder Vogel in SANCCOB hat eine eigene Krankenakte und wird von Kopf bis Watschelfuß gründlichst untersucht, bevor er wieder ausgesetzt wird. Die bis zu 70 cm großen und drei Kilogramm schweren Brillenpinguine können an die 20 Jahre alt werden und verlieren durch das Öl im Gefieder ihre Wasserdichtigkeit und die Isolation, was wiederum für den Pinguin den sicheren Tod bedeutet. Die Pinguine im SANCCOB werden, um die vorhandene Wasserdichtigkeit zu prüfen, dreimal am Tag 20 Minuten zum Schwimmen in ein rundes Schwimmbecken gesetzt. Wird die Haut rot, hat er seine Isolation verloren, bleibt die Haut weiß hatte er großes Glück und kann zurück ins offene Meer.
Brillenpinguine sind die einzigen Pinguine, die heute noch auf dem afrikanischen Kontinent leben.
Viele der Brillenpinguine werden in der Algoa Bay wieder ausgesetzt, über 100 Kilometer von St. Francis Bay entfernt. Die bei Pinguinen und Delfinen beliebte Insel St. Croix liegt mitten im Indischen Ozean vor Port Elizabeth und ist das Zuhause und Brutkolonie für fast 22.000 gefährdete afrikanische Brillenpinguine. Die Algoa Bay ist dadurch einer der insgesamt sechs Hope Spots in Südafrika.
Das Zuhause der Brillenpinguine: Die Inseln der Algoa Bay vor Port Elizabeth.
Könnt ihr die Pinguine im Meer entdecken?
Die Lage und die Artenvielfalt ist so wichtig für das ökologische Gleichgewicht der Weltmeere, so dass dieses Gebiet seit 2014 einen noch höheren Stellenwert als die anderen 24 Meeresschutzgebiete in Südafrika hat. Die Hope Spots sollen zudem den Menschen stärker in den Umweltschutz einbinden und eine Fürsorge tragende Gemeinde schaffen. Eine ganz neue Idee in Sachen Tierschutz. Besucher können diese besonderen Gebiete auf geführten Touren unter Anleitung eines Rangers besuchen, aber natürlich mit genügend Abstand und in Maßen.
85 % der Pinguine, die im SANCCOB Hilfe bekommen, werden nach der Behandlung wieder ausgewildert. Die restlichen Pinguine, welche nicht mehr in der freien Natur überleben können, momentan sind es 35, verbringen ihre Rente mit anderen einäugigen und stark verwuschelten Kumpels in einem eingezäunten Außengehege. Einer der 35 „nicht wasserdichten“ Pinguine im Gehege freut sich so sehr über unseren Besuch, dass er sich kopfüber vom Beckenrand ins kühle Nass stürzt. Er paddelt durch das kleine Wasserbecken und kommt mit stolzer Brust am anderen Ende wieder rausgesprungen. „Die kurze Dusche wird er überleben.“, sagt die Pinguinpflegerin, aber es war ein sehr mutiger Sprung. Den Humor hat der kleine Pinguin trotz der vielen Strapazen in seinem Leben scheinbar nicht verloren und auch ohne Wasserdichtigkeit kann er hier im SANCCOB noch die eine oder andere Dusche seines Lebens genießen.
Wer jetzt mehr über die Arbeit der Organisation erfahren möchte, kann dies auf der Homepage von SANCCOB tun und auch auf dem Instagram Account von SANCCOB passiert inzwischen auch einiges. Wer helfen möchte: Die Pinguine verdrücken 100 Kilo Fisch am Tag und das ist nur einer der wenigen Kostenpunkte der Pinguinhilfe. SANCCOB ist eine Non-Profit-Organisation und muss pro Jahr durch Fundraising 14.000 Rand (= circa 1.000 Euro) zusammen bekommen. Momentan werden sogar dringend Sponsoren für die Renovierung das Seabird Krankenhaus in Kapstadt gesucht. Es gibt zudem eine 24 Stunden Hotline, falls ihr zum Beispiel einen kranken Pinguin in der Region findet.
Wie herzzerreißend eine Freilassung der wieder gesunden Brillenpinguine aussehen kann, seht ihr in diesem Video:
Und nicht für Pinguine ist die Algoa Bay eine Art Zuhause geworden, sogar Delfine suchen hier Schutz, gehen vor den Inseln auf die Jagd und tummeln sich hier während der Paarungszeit.
Mehr Infos zur Algoa Bay findet ihr auf der Facebookseite Algoa Bay Hope Spot.
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