Christine, was sehen wir auf deinem Foto des Tages?
So sieht es aus, wenn man seine Namibia-Reise gleich mit einem absoluten Highlight beginnt. Erst vor 24 Stunden angekommen und schon stehe ich vor der größten Düne der Welt. Sonne, Wind und Wasser haben hier eine Landschaft geformt, die einen sprachlos staunen lässt. Mich zumindest.
Um 6:15 Uhr ging es los, um pünktlich zum Sonnenaufgang, wenn die Tore aufmachen, in den Namib-Naukluf Park zu fahren. Hier kommt man erst an der Emildüne und der Düne 45 vorbei, bis man endlich, nach ca. einer Stunde Fahrt das Dead Vlei erreicht. Fahrt dort hin, es lohnt sich.
Erst geht es den Big Daddy hoch, der angeblich größten Düne der Welt. Ich bin noch nie auf einer Düne gelaufen und war einfach hin und weg, auf der Spitze eines Sandberges zu flanieren und links und rechts den weichen Abgrund zu sehen.
Je höher ich kam, desto mehr habe ich auch vom Dead Vleich gesehen, ein „weißer See“ mit 500 bis 900 Jahre alten, vertrockneten Kameldornbäumen. So irre. So fotogen. So unvergesslich schön.
Um 11 Uhr war dann auch echt Schicht im Schacht. Es wird knochenheiß und ich sehnte mich nur nach Schatten.
Was hast du heute gelernt?
Meine Güte, das war ein Schock, als wir bei der Autovermietung ankamen. Ich wusste, dass in Namibia Linksverkehr ist. Ich wusste auch, dass wir einen Geländewagen haben. Ich wusste aber nicht, dass ein riesiger 4×4 Schlitten da auf uns wartet und der mit einer Gangschaltung bedient werden muss. Linksverkehr und Gangschaltung, dass habe ich noch nie gemacht, aber gelernt. In weniger als 20 Minuten. Ansonsten lief alles so, wie erwartet – ziemlich katastrophal, wenn Neder und Norman verreisen, dann ist das Chaos schon vorprogrammiert. Irgendein seltsames Karma liegt über uns. Die Reise begann wie vor zwei Jahren, wir standen auf dem Rollfeld und konnten 2 Stunden nicht losfahren. Wir wissen ja beide, dass wir eventuell ein kleines bisschen verplant sind, deswegen haben wir uns bei der Autovermietung extra ein Navigationssystem ausgeliehen. Drei Stunden und drei Viehgitter später standen wir im Nirgendwo vor einem vierten, diesmal verschlossenen Viehgitter. Ich war beim ersten schon stutzig. Aber hey, wir sind in Namibia und da kann es ja sein, dass man Viehgitter öffnen und schließen muss, um ans Ziel zu kommen. Statt geplanten 5 Stunden haben wir 7 gebraucht und gleich die erste Regel gebrochen die dir jeder sagt . Fahre nie in der Nacht Auto. Wir haben es geschafft, alles ist gut gegangen und ich bin gespannt, welche Katastrophe als nächstes auf uns wartet. Es bleibt spannend.
Welche drei Sachen haben dich heute glücklich gemacht?
Ich bin ein sehr positiver Mensch. Ich finde auch an schrecklichen Situationen immer was gutes. Klar war ich total panisch nachts noch Auto fahren zu müssen, aber der Sonnenuntergang, den uns das Nirgendwo beschert hat, der hat alles wieder gut gemacht. Ich kann euch aber sagen, ich hatte noch nie so doll das Gefühl im Nirgendwo zu sein und es war ziemlich geil. Ich sag nur, wir sind 4 Stunden gefahren und uns ist KEIN Auto entgegengekommen. Aber wir wurden mit einer traumhaft schönen Lodge belohnt, die Sossusvlei Lodge, die wir erst so richtig am nächsten Morgen begutachten konnten.
Ich liebe es ein bisschen den Einblick in das echte Leben zu haben. Wir haben in einem kleinen Dorf namens Schlips halt gemacht um in einem „Supermarkt“, ein Raum mit drei Regalen, irgendetwas zu essen zu kaufen. Ich saß noch 10 Minuten im Auto und habe alles beobachtet, doch ich wäre gerne länger geblieben. Vielleicht eine Woche? Mich würde es interessieren, wie die Leute in Schlips leben. Auf dem ersten Blick denkt man, es ist die pure Armut. Vielleicht ist es das auch. Wenigstens gibt es dort ein „Krankenhaus“ alias Wellblechhütte. Vor allem interessiert mich auch, wie glücklich die Menschen sind, denn auf all den Reisen, die ich bis jetzt gemacht habe, musste ich immer wieder feststellen, dass die Menschen, die mir auf den ersten Blick so „arm“ erschienen ganz reich an Zufriedenheit und Glück waren. Ich habe die Nabinier sowieso schon in mein Herz geschlossen. Sie sind so locker und offen und ehrlich. Ich liebe das. Da sitzt man im Restaurant und wird nicht steif und förmlich bedient, sondern da kommen Menschen und tauschen ihre Gedanken mit dir aus. Zum Beispiel kamen zwei Männer auf Norman zu und haben ihn bewundert, dafür, dass er so durchtrainiert ist und die Bedienung im Café hat uns ganz locker und flockig gesagt, dass wir nicht so wirr auf sie einreden sollen, dass macht sie ganz verrückt. Ich liebe es, wenn Menschen einfach sagen, was sie denken.
Ja und dieser Ausflug zum Sossusvlei war einfach der Wahnsinn. Ich bin drei Stunden rumgesprungen und habe fotografiert und gestaunt und der schönste Moment war, als ich barfuß die Düne runtergelaufen bin und im Sand versunken bin. Wenn ich beschreiben müsste, wie sich Leichtigkeit anfühlt, dann würde ich sagen – wie barfuß eine Düne runterlaufen.
Vielen Dank an Namibia Tourism Board für die Unterstützung und an Condor für den Flug.
Weitere Artikel über Namibia gibt es bei i-ref.
2 Kommentare
Ich frage mich oft auch auf Reisen, wie die Menschen wirklich leben und versuche, das mit Couchsurfing oder Airbnb möglichst irgendwie mitzubekommen :)
Die Fotos von den Dünen sind wundervoll! Unbedingt, unbedingt möchte ich da auch mal hin!! :)
Ich glaube in der Wüste ist das schwer nachzuvollziehen